Rezension: Leb wohl, mein Rosengarten – Band 1 (Manga)

Um Schriftstellerin zu werden, ist Hanako in Leb wohl, mein Rosengarten Band 1, im Jahr 1900 nach England gereist und trifft auf Lady Alice.

Aus Liebe zur Literatur und mit dem Wunsch, selbst Schriftstellerin zu werden, ist die junge Hanako von Japan nach England gereist. Dort hofft sie, den von ihr verehrten Autor Victor Franks zu treffen. Doch dieser hält seine Identität geheim und im Jahr 1900 wird von Frauen geschriebenen Romanen Skepsis entgegengebracht. Als Hanako erneut im Verlag abgewiesen wird, ist sie verzweifelt und völlig allein in einem fremden Land. Die junge Adelige Lady Alice Douglas ist jedoch Zeugin der Ereignisse im Verlag und nimmt Hanako kurzerhand als ihr Dienstmädchen auf. Dort erwartet die junge Japanerin nicht nur eine riesige Bibliothek, sondern auch das Versprechen, Alice könne ihr Victor Franks vorstellen. Allerdings soll sie ihrer neuen Herrin im Gegenzug einen erschreckenden Gefallen erweisen.

Melancholische Liebe

Leb wohl, mein Rosengarten Band 1 ist der Auftakt einer dreiteiligen Historien-Girls-Love-Drama-Reihe über verbotene Gefühle zwischen zwei Frauen im England des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Schon früh ist dem Manga anzumerken, dass Mangaka Dr.pepperco für die Geschichte viel Recherche betrieben hat, um die Situation von Frauen und gleichgeschlechtlicher Liebe im viktorianischen England möglichst realistisch darzustellen. Dabei wird nicht nur auf den Umgang mit Homosexualität als Sünde und Straftat eingegangen, sondern auch die bloße Gefahr entsprechender Gerüchte angesprochen. Gleichzeitig setzt der Manga auf eine glaubhafte Darstellung des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Das gilt sowohl für Kleidung als auch für die Umgebungen und das gesellschaftliche wie soziale Leben.

Im Mittelpunkt von Leb wohl, mein Rosengarten Band 1 steht die junge Japanerin Hanako, die mit dem Ziel, ihren Lieblingsautoren Victor Franks zu treffen, nach England gereist ist. Schließlich will sie selbst Schriftstellerin werden und erhofft sich von der Begegnung mit Franks einige hilfreiche Einflüsse. Allerdings wird ihr recht harsch zu verstehen gegeben, dass nicht nur ein Treffen mit dem Autor, sondern auch eine Frau als Schriftstellerin unvorstellbar seien. Kurz darauf nimmt sie die zweite Hauptfigur, die junge Adelige, Lady Alice, als Dienstmädchen bei sich auf. Die jungen Frauen verbindet sofort ihre gemeinsame Liebe für Bücher. Allerdings sind auch erste mögliche romantische Gefühle zwischen ihnen erkennbar. Immer wieder werden kleine Flirtereien, entsprechende Scherze oder vielsagende Blicke in die Geschichte eingebaut, ohne dass dies wirklich auf eine Liebschaft der beiden Frauen hindeuten soll.

Mangaka Dr.pepperco versteht es auf sanfte und ruhige Weise, die Beziehung der Protagonistinnen zu inszenieren. Glaubhaft wird ein enges Verhältnis und ein tiefes Vertrauen zwischen ihnen aufgebaut. Das geht gar soweit, dass Alice, Hanako mit dem Versprechen ihr Victor Franks vorzustellen, darum bittet, sie zu töten. Mit dieser Bitte beginnt der Manga sogar, bevor ein Rückblick das Kennenlernen der Frauen und ihre Zeit bis dahin thematisiert. Natürlich schwebt dieser erschreckende Gefallen fortan stets über ihnen. Das sind jedoch nicht die einzigen Schwierigkeiten, mit denen sich Alice und Hanako auseinandersetzen müssen. So ist Alice verlobt und natürlich um den Ruf ihrer Familie besorgt. Auch hier bleibt die in wunderschönen Zeichnungen dargestellte Geschichte bodenständig und glaubhaft. Sowohl die Gerüchte über Alice als auch ihr Verhältnis zu ihrem Verlobten Edward und dessen Reaktionen auf Hanako, wirken realistisch. Da fallen seltene, möglicherweise konstruierte Handlungselemente vorerst nicht auf. Letztlich ist es die gelungene Erzählweise und die gekonnte Verknüpfung der Figuren, die dazu führt, dass Leb wohl, mein Rosengarten Band 1 eine gute Überleitung zum nächsten Band schafft und dafür sorgt, dass das Interesse an der gemächlich erzählten, ruhigen Geschichte erhalten bleibt.

Fazit

Nach Night and Sea, ist Leb wohl, mein Rosengarten die zweite Girls-Love-Reihe von Crunchyroll beziehungsweise Kazé Manga. Erzählt wird die Geschichte eines japanischen Dienstmädchens und ihrer Herrin, Lady Alice, die durch ihre Liebe zur Literatur eine tiefe Freundschaft entwickeln. Dabei gelingt es Mangaka Dr.pepperco sowohl die gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten als auch den Umgang mit gleichgeschlechtlicher Liebe im England des Jahres 1900 einzufangen. Hierfür wird auch der Fall von Oscar Wilde genutzt, um auf einfache Weise zu verdeutlichen, was homosexuellen Menschen drohen kann. Sanft und ruhig erzählt, widmet sich Leb wohl, mein Rosengarten Band 1 auch dem Todeswunsch von Lady Alice, die eindeutig unter ihrer Situation und ihren unterdrückten Gefühlen sowie den gesellschaftlichen Erwartungen leidet. Genauso wird Hanakos Umgang mit Alice und ihrem offensichtlichen Schmerz aufgegriffen. Es sind gerade die beiden Protagonistinnen, die den Manga tragen und viel dazu beitragen, dass die Geschichte interessant bleibt. Fans etwas anderer Historien- oder Girls-Love-Dramen, sollten sich Leb wohl, mein Rosengarten Band 1 näher anschauen.

Kurzfazit: Ruhiger, gemächlich erzählter Historien-Girls-Love-Drama-Manga, der eine bodenständige Geschichte mit zwei gut geschriebenen Figuren und ernsten Themen erzählt.

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Leb wohl, mein Rosengarten – Band 1!

Details
Titel: Leb wohl, mein Rosengarten – Band 1
Originaltitel: Sayonara Rose Garden
Genre: Girls Love, Historie, Drama
Verlag: Crunchyroll
Mangaka: Dr.pepperco
Seiten: 178
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-2-88921-293-4
Verlagsseite: Leb wohl, mein Rosengarten – Band 1 bei Crunchyroll
Erscheinungsdatum: 03. November 2022

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