Rezension: Kandria (PC)

Eine unter Amnesie leidende Androidin erkundet im Action-Platformer-Rollenspiel Kandria eine offene postapokalyptische Welt.

Laut Entwicklerstudio Shirakumo Games, soll die offene Welt von Kandria über 2,5 Millionen Quadratmeter groß sein und von Anfang an komplett frei zu erkunden sein. Damit ist schon vor Spielstart sicher, worauf das Hauptaugenmerk des Action-Platformer-Rollenspiels liegt. Angesiedelt in einer post-apokalyptischen Zukunft, schlüpfen wir in die Rolle einer unter Amnesie leidenden Androidin. Ohne Erinnerungen, finden wir eine Aufgabe darin, die überlebenden Menschen, der längst vergessenen Katastrophe, zu unterstützen. Allerdings wird uns Abneigung und Feindseligkeit entgegengebracht. Schließlich könnten Androiden mit dem Untergang der Zivilisation in Verbindung stehen. Entsprechend versuchen wir unsere Erinnerungen wiederherzustellen und mehr über die Welt, in der wir dank Ingenieurin Cathrine wieder erwacht sind, herauszufinden. Das alles wird uns in 2D-Pixelgrafik aus der Seitenansicht präsentiert.

Freie, große Welt

Wie bereits erwähnt, steht uns die riesige Open World von Anfang an komplett zur Verfügung. Es ist an uns, ob wir der Geschichte folgen, Aufgaben erfüllen oder einfach losziehen, um die Umgebung zu erkunden. Bevor es jedoch soweit ist, nimmt uns Kandria zumindest kurz an die Hand. Catherine gräbt uns in einer Höhle aus, aktiviert uns wieder und anschließend müssen wir ihr ins Lager der Noka folgen. Auf dem Weg dorthin lernen wir die wichtigsten Grundlagen des Spiels kennen. Auch die erste Mission sollten wir uns ansehen, da wir hier nicht nur mehr über die Gegebenheit der Welt und ihre Bewohner erfahren, sondern auch das eher simple Kämpfen ausführlicher erlernen. Doch auch darüber hinaus ist es immer wieder sinnvoll, der Geschichte und den Quests zu folgen. Sie verleihen Kandria einen roten Faden, der uns an immer neue Orte führt. Auf diese Weise lernen wir nicht nur die Welt und die Spielmechaniken kennen, sondern nutzen auch die gebotene Abwechslung.

Schließlich führen wir Gespräche mit unterschiedlichen Charakteren, absolvieren teils knifflige Platformer-Geschicklichkeitspassagen oder stellen uns in actionreichen, eher einfach gehaltenen Kämpfen verschiedenen Gegnern. Sogar vereinzelte, sehr simple Rätsel dürfen wir lösen. Dank lukrativer Belohnungen sind wir auch stets motiviert, Aufgaben zu erfüllen oder jeden kleinen Winkel der Welt zu erkunden, um möglichst keine Kiste und keinen Gegenstand zu übersehen. Diese sind auch deshalb wichtig, weil wir für Bruchstücke, die Währung in Kandria, bei Händlern etwa Heilgegenstände und anderes Nützliches kaufen können. Materialien hingegen können wir teilweise verwenden, um unser Schwert zu verbessern und so in Kämpfen stärker zu werden. Erfahrungspunkte gewähren uns zudem Levelaufstiege.

Motivierende Postapokalypse

Egal ob wir nun springen, rennen, dashen, kämpfen, erkunden oder reden, Kandria ist stets unterhaltsam. Zwar können ein paar Abschnitte minimal frustrieren, doch dank fairer Rücksetzpunkte, ist das nie ein wirkliches Problem. Zumal wir selbst nach etlichen misslungenen Versuchen immer wieder motiviert sind, die Geschicklichkeitspassage doch zu schaffen. Kämpfe hingegen fallen eher leicht aus und haben uns nie wirklich in Bedrängnis gebracht. Die Stärken und der Fokus von Kandria liegen letztlich auf Erkundung und Geschicklichkeit. Es ist durchaus auch erfrischend, dass wir keine neuen Fähigkeiten benötigen, um neue Orte zu erreichen, sondern von Anfang an alles können. Dadurch hängt es von uns ab, ob wir einen Abschnitt schaffen oder ob sich eine komplizierte Stelle in der Welt als Hindernis herausstellt.

Optisch ist Kandria bewusst einfach gehalten. Das schweizer Studio Shirakumo Games setzt auf einen minimalistischen Pixel-Stil, der auf den zweiten Blick jedoch gerade bei den Hintergründen einige aufwendige Details offenbart. Zudem läuft Kandria absolut flüssig und hat in unserem Test keine größeren technischen Probleme gezeigt. Lediglich einen Absturz vor Veröffentlichung des Spiels hatten wir zu verzeichnen. Ein etwas ärgerlicher Bug, bei dem wir in der Wand verschwunden sind, uns anschließend noch bewegen konnten, aber nicht mehr weiter gekommen sind, hat uns einige Stunden Fortschritt gekostet. Erneut erzeugen konnten wir diesen Fehler allerdings nicht. Da Kandria abgesehen davon keine Probleme gezeigt hat, hat sich das kaum auf den Spielspaß ausgewirkt. Untermalt wird das Action-Platformer-Rollenspiel von einem stimmungsvollen Soundtrack, der hervorragend zum Spiel passt und die Atmosphäre gekonnt unterstützt. Damit werden das spaßige Spielerlebnis und die kurzweilige Geschichte sehr gut abgerundet.

Fazit

Auf den ersten Blick wirkt Kandria wie ein typisches Metroidvania- oder Sidescroll-Rollenspiel. In einigen Punkten mag das auch zustimmen, doch das schweizer Studio Shirakumo Games geht mit dem Action-Platformer-Rollenspiel auch eigene Wege. So darf eine riesige offene Welt von Anfang an frei erkundet werden. Damit fällt der Metroidvania-Eindruck sofort komplett weg. Stattdessen setzt Kandria auf fordernde, aber faire Geschicklichkeits-Passagen, simple Kämpfe und eine kurzweilige Geschichte. Das ist wirklich unterhaltsam und hat mich schon nach kurzer Zeit gefesselt. Es macht wirklich Spaß, die offene Welt kennenzulernen, sich den Herausforderungen zu stellen, Quests zu erfüllen und neue Charaktere zu treffen. Dabei mag Kandria nicht in allen Story-Belangen innovativ sein, schafft es aber, eine ausreichend motivierende Handlung zu erzählen. Daran ändern auch die kleinen Logikprobleme, die aus der großen Freiheit entstehen, wenig. Besonders auf dem Steam Deck, auf dem Kandria problemlos läuft, habe ich viel Zeit mit dem Action-Platformer-Rollenspiel verbracht. Genre-Fans sollten Kandria unbedingt eine Chance geben.

Kurzfazit: Motivierendes Action-Platformer-Rollenspiel, das spaßiges Gameplay, eine riesige Welt und freies Erkunden mit einer kurzweiligen Geschichte in schicker Pixel-Optik verknüpft.

Vielen Dank an Shirakumo Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Kandria!