Rezension: Aura – Koga Maryuin’s Last War (Blu-ray)

Am 13. November erscheint bei KSM Anime das Alltagsdrama Aura: Koga Maryuin’s Last War, das sich realistisch mit dem Anderssein in der Schule beschäftigt.

Ein Leben als ganz normaler Oberschüler. Nichts anderes wünscht sich Ichiro Sato – und sein Plan scheint aufzugehen. Die ersten Tage hat er erfolgreich hinter sich gebracht, erste Freundschaften geschlossen und ein krasser Außenseiter ist er auch nicht. Als er jedoch eines Tages nachts in die Schule schleicht, um ein vergessenes Buch zurück zu holen, trifft er auf ein seltsames Mädchen, die sich selbst als „Forscherin aus einer anderen Welt“ bezeichnet. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihr um seine bisher nie anwesende Mitschülerin Ryoko Sato, die sich für eine Zauberin hält und plötzlich in der Schule in ihrem Kostüm auftaucht, um Ichiro in ihre Suche zu integrieren. Schlagartig ändert sich sein Ruf und er bekommt Aufmerksamkeit, die er nicht möchte. Aber auch für Ryoko wird der Schulalltag mit ihrem seltsamen Verhalten nicht einfach. Bleibt nur die Frage: Ist sie wirklich eine Magierin oder trägt sie einfach nur ein Cosplay und bildet sich alles nur ein?

Anderssein

Selten hat mich ein Film bezüglich des Inhalts so überrascht wie Aura: Koga Maryuin’s Last War. Angesichts der Geschichte habe ich etwas Comedy-lastiges mit leichten Fantasy-Elementen in Richtung von Love, Chunibyo & Other Delusions! erwartet. Gemeinsamkeiten sind in dem auf einer Light Novel von Romeo Tanaka basierenden Anime-Film sicherlich vorhanden, doch Aura geht einen anderen, realistischeren und härteren Weg. Beginnt die Handlung mit einem Hauch Phantastik, ändert sich die Richtung relativ schnell und konzentriert sich auf den Schulalltag von Ryoko und Ichiro. So wird die selbsternannte Zauberin angesichts ihres Auftretens in Kostüm und mit Stab schnell zur Außenseiterin und obwohl Ichiro ahnt, was droht, kümmert er sich, auch auf Bitten des Klassenlehrers, um sie. Statt Comedy, Romantik oder Fantasy widmet sich Aura ernsteren Thematiken und ist dabei trotz kleinerer unrealistischer Ereignisse weitaus näher am wirklichen Alltag dran. So überrascht es nicht, dass Ichiro nicht nur die Aufmerksamkeit anderer Schüler mit viel Fantasy – von ihm Dream Soldiers genannt – erregt, sondern Ryoko und er auch Ziel des Unverständnisses und Hasses werden.

Mobbing ist hier das Stichwort. Dadurch wird Aura besonders im Mittelteil unerwartet ernst und baut eine bedrückende Atmosphäre auf, die bei mir ein mulmiges Gefühl verursacht und mich mit den betroffenen Figuren hat mit leiden lassen. Dem Team um Regisseur Seiji Kishi und die Autoren Makoto Uezu und Seiji Kishi gelingt es, das Thema in würdiger Härte umzusetzen, ohne dabei den lockereren und fröhlicheren Teilen des Films zu schaden. Vielmehr funktioniert die Geschichte zwischen Ichiro und Kyoko samt des festen Glaubens des Mädchens an Magie durch das Unverständnis und das daraus resultierende Mobbing sogar noch besser. Damit zeichnet sich Aura als Coming-of-Age-Film aus, der die Thematik des Achtklässler- oder Chunibyo-Syndroms aus einer realistischeren Perspektive betrachtet und es trotzdem schafft, den Zauber der persönlichen Fantasie im Angesicht einer ungerechten Welt zu erhalten. Zudem scheut der Film nicht davor zurück das normale Leben zu kritisieren, die negativen Seiten der Gesellschaft aufzuzeigen und eine positive Botschaft für das Anderssein zu vermitteln. Angesichts dessen wiegen kleinere Schwächen wie ein zu Beginn nicht ganz klarer Charakteraufbau oder mancher etwas holpriger Erzählschritt nur minimal. Den großartigen Eindruck den Aura bei mir hinterlassen hat, trübt das sowieso nicht.

Dass Aura bereits über vier Jahre alt ist, ist dem Film nicht anzumerken. Flüssige Animationen gehen Hand in Hand mit einem gelungenen Charakterdesign das sich, sowohl mit Bodenständigkeit als auch Fantasie, auszeichnet. Brillieren kann Aura bei manchen Szenerien und Hintergründen. Strahlende Effekte, die besonders beim richtigen Lichtspiel zum Tragen kommen und wunderschön gestaltete, leuchtende Augen stechen hervor und profitieren deutlich von den satten Farben und dem scharfen 1080p-Bild der Blu-ray. Dem schließen sich die schöne Musikuntermalung von Michiru Oshima und die fast durchweg gelungene deutsche Synchronisation an.

Fazit

Aura: Koga Maryuin’s Last War hat mich tatsächlich überrascht. Statt eines von locker-fröhlicher Grundstimmung dominiertem Comedy-Films mit Drama- und Romantik-Elementen, handelt es sich um ein Alltagsdrama, das sich dem schweren Thema des Mobbings annimmt. Besonders im Mittelteil hat das bei mir für ein mulmiges Gefühl gesorgt, wodurch die Geschichte eine noch größere Wirkung hat. Gleichzeitig gelingt es eine positive Botschaft für das Anderssein und Fantasie im tristen Leben zuzulassen. Zwar wird Aura übermäßig tiefgründig, schafft es dadurch aber sanft genug zu bleiben, um die Phantastik-Elemente einzuflechten und dadurch noch mehr zu faszinieren. Allen Anime-Fans, die sich vor der ernsten Herangehensweise nicht scheuen, kann ich Aura nur empfehlen.

Kurzfazit: Aura: Koga Maryuin’s Last War thematisiert glaubhaft den harten und ernsten Schulalltag im Angesicht des Andersseins.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Aura: Koga Maryuin’s Last War!

Details
Titel: Aura: Koga Maryuin’s Last War
Originaltitel: Aura: Maryuuin Kouga saigo no tatakai
Genre: Drama
Regie: Seiji Kishi
Studio: Anime International
Produktionsjahr: 2013
Laufzeit: ca. 83 Minuten
Sprachen: Deutsch (DTS-HD MA 5.1), Japanisch (DTS-HD MA 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer, Bildergalerie
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 13. November 2017
Herstellerseite: Aura: Koga Maryuin’s Last War bei KSM Anime

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