Rezension: Psycho-Pass The Movie Limited Edition (Blu-ray)

psycho-pass-the-movie-coverNach den ersten beiden Serien-Staffeln wird Psycho-Pass mit einem Film fortgesetzt, der Akane Tsunemori in ein vom Bürgerkrieg verwüstetes Land führt.

Im zukünftigen Japan wird die Gesellschaft vom Sibyl-System überwacht und kontrolliert. Jeder Bürger wird erfasst und anhand der Charaktereigenschaften und mentalen Verfassung überprüft und durch den sogenannten Psycho-Pass eingestuft. Steigt der Kriminalkoeffizient zu stark an, droht die Einstufung als latenter Verbrecher und damit die Inhaftierung in einer Rehabilitierungsanstalt oder eine direkte Liquidierung. Akane Tsunemori, die durch ihre bisherigen Erlebnisse tiefe Einblicke in das Sibyl-System und die Geheimnisse um seine Existenz erlangt hat, verrichtet noch immer ihren Dienst als Inspektorin für das Amt für Öffentliche Sicherheit. Gemeinsam mit ihrem Team gelingt es ihr einen Terroranschlag zu verhindern. Bei den Attentätern handelt es sich um illegal ins Land gekommene Rebellen aus der South East Asia Union, dem ersten Staat in den das Sibyl-System Versuchsweise exportiert und in der Inselstadt Shambala Float eingesetzt wird. Allem Anschein nach steht auch Akanes ehemaliger Untergebener, der entflohene Vollstrecker Shinya Kogami, in Kontakt mit eben jenen Rebellen, die den Präsidenten der South East Asia Union bekämpfen.

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Ein Wiedersehen

Nach dem Erfolg der beiden Serien-Staffeln sowie Ableger in Manga und Videospielform, war ein Film aus dem Psycho-Pass-Franchise logisch. Statt aber eine Neuerzählung der bekannten Geschichte zu sein oder unabhängig von der Serie zu fungieren, handelt es sich bei Psycho-Pass – The Movie um eine direkte Fortsetzung, die besonders auf die Ereignisse der ersten Staffel eingeht, aber auch deren Nachfolger berücksichtigt. Eine große Einführung in die Welt oder eine Vorstellung der Charakter bleiben aus, so dass Vorwissen definitiv hilfreich ist. Genauso wenig handelt es sich bei dem Film um einen Abschluss der Geschichte von Akane Tsunemori. Viel mehr hat Drehbuchautor Gen Urobuchi (Psycho-Pass Staffel 1, Madoka Magica) eine weitere Episode aus dem Leben der Inspektorin verfasst und liefert den Fans zugleich ein Wiedersehen mit Shinya Kogami.

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Allerdings ist die Rückkehr von Shinya Kogami nicht zwingend eine Stärke des Films, sondern wirkt mehr wie ein entgegenkommen an die Fans. Wirklich relevant für die Geschichte ist er nicht, wodurch seine Bedeutung immer weiter abnimmt. Akane Tsunemori hat sich durch ihre Erfahrungen zu einem eigenständigen, gut ausgearbeiteten Charakter entwickelt und kann ohne Probleme den Film alleine tragen. So schön es ist Kogami wiederzusehen sind seine Auftritte gerade gegen Ende des Films austauschbar und es ist nicht zwingend erforderlich, dass er die entsprechende Rolle einnimmt. Lediglich seine Funktion als Bindeglied von Akane mit den Rebellen erleichtert die Geschichte etwas. Dennoch ist das Wiedersehen mit dem ehemaligen Vollstrecker willkommen und sein Auftritt im Film löst ein paar sehenswerte Momente für Kenner der Serie aus. Guter Fan-Service eben, aber leider meist auch nicht mehr.

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Mehr Action, weniger Thriller

Psycho-Pass – The Movie ist an sich gelungen und nutzt das bekannte Science-Fiction-Noir-Setting der Vorgänger, um eine weitere spannende Geschichte in der dystopischen Zukunft zu erzählen. Besonders interessant ist es die Welt außerhalb Japans zu sehen. Die South East Asia Union ist ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Land, das deutlich macht wie hart das Leben der Menschheit ist. Gleichzeitig zeigt sich aber auch wie hoch der Preis sein kann, um eine Gesellschaft zu verändern und eine große Änderungen wie die den Psycho-Pass einzuführen. Schnell stellt sich hier die Frage, wie viel Frieden kosten darf und zu wessen Lasten eine hoffnungsvolle Gesellschaft gehen darf.

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Wie schon in den beiden Serien-Staffeln spielt dabei auch das Sibyl-System selbst eine wichtige Rolle. Doch diese Aspekte der Sozial- und Gesellschaftskritik, die noch um Bürgerkrieg und Armut erweitert werden, rücken leider nach einiger Zeit in den Hintergrund. Das vorhandene Potenzial des Films bleibt ein wenig auf der Strecke und die Geschichte konzentriert sich stärker auf den Bürgerkrieg und die Machenschaften einzelner Figuren. Dadurch sind Teile des Films vorhersehbar und auch die endgültigen Widersacher von Akane und Kogami sind schnell zu erkennen. Zudem tritt die gut inszenierte Action stärker in den Vordergrund, so dass aus Psycho-Pass – The Movie mehr ein Science-Fiction-Action-Film mit Cyber-Thriller-Elementen wird. Das mag gerade angesichts der intelligenten und spannenden Geschichten der beiden Serien-Staffeln bedauernswert sein, schadet dem Film aber nur bedingt. Der Unterhaltungswert bleibt groß und die stärkere Konzentration auf die Action funktioniert gut. Die ersehnte Fortsetzung von Psycho-Pass oder gar der Abschluss ist der Film aber nicht. Viel mehr ist es eine der interessantesten Szenen – die erst nach dem Abspann läuft – die zusätzlich zum eigentlichen Ende auf eine weitere Fortführung von Psycho-Pass hoffen lässt.

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Optisch wirkt der Mix aus gezeichneten Figuren und CGI-Hintergründen anfangs ein wenig befremdlich, doch bereits nach kurzer Zeit funktioniert das wirklich gut und die Liebe zum Detail tritt in den Vordergrund. Dabei profitieren die Charaktermodelle deutlich von den Möglichkeiten der Blu-ray, während auch die CGI-Elemente wie Panzer besser zur Geltung kommen. Die Musikuntermalung trägt zusätzlich zu Atmosphäre und Spannung bei und passt genauso wie die Soundeffekte gut. Bei der deutschen Synchronisation sind die bekannten Serien-Sprecher zu hören, wodurch die gewohnt gute Qualität gehalten wird. Lediglich manche englische Dialoge, die mit deutschen Untertiteln versehen sind, wirken etwas schwächer.

Fazit

Obwohl Psycho-Pass – The Movie nicht ganz in die Richtung geht, die ich erwartet und mir gewünscht habe, liefert der Film gute Science-Fiction-Action-Unterhaltung. Es ist jedoch bedauerlich, dass das vorhandene Potenzial und die philosophischen Ansätze nicht genutzt werden. Es wäre einfach mehr drin gewesen, wodurch der Film auch den beiden Serien-Staffeln näher wäre. Dennoch ist Psycho-Pass – The Movie eine gute Fortführung der Geschichte von Akane Tsunemori. Das Wiedersehen mit Shinya Kogami ist, so schön es ist ihn wieder zu erleben, in weiten Teilen mehr Fan-Service als wirklich für die Geschichte relevant. Immerhin zeigt sich noch deutlicher, dass Akane als Hauptfigur ausreicht und sowohl Serie als auch einen weiteren Film tragen könnte. Hoffentlich nehmen sich die Macher weiterhin der Geschichte von Inspektorin Tsunemori an und setzen Psycho-Pass möglichst bald mit einer weiteren Staffel fort. Und wann erscheinen eigentlich die Mangas in Deutschland? Fans des Franchises sollten sich den Film alleine schon wegen der Fortführung des Universums ansehen. Neulinge fangen besser mit Psycho-Pass Staffel 1 an, können aber mit ein paar Abstrichen auch den Film genießen.

Kurzfazit: Gelungene Science-Fiction-Action-Unterhaltung, die mit einer spannenden Geschichte sowie einer starken Hauptfigur unterhält, aber das Potenzial und gewohnte Psycho-Pass-Elemente nicht voll ausnutzt.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Psycho-Pass The Movie!

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Details
Titel: Psycho-Pass The Movie
Genre: Science-Fiction, Thriller
Regie: Naoyoshi Shiotani
Studio: Production I.G.
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 1113 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras: Booklet, Postkarten, Der Film auch auf DVD
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 26. August 2016
Herstellerseite: Psycho-Pass The Movie bei Kazé Anime

Bilder Copyright Production I.G. / Kazé Anime