Rezension: Haus der Sonne – Band 1 (Manga)
Haus der Sonne ist der erste Manga von Taamo der in Deutschland erscheint und nach langer Zeit der erste Titel des japanischen Verlags Kodansha bei Tokyopop.
Als Kind verbrachte Mao viel Zeit bei den gegenüber lebenden Nakamuras. Für sie war das Haus der fünfköpfigen Familie stets auf zauberhafte Weise von Fröhlichkeit und Glück erfüllt. Ihre eigenen Eltern hingegen war selten zu Hause und nachdem sie sich schließlich scheiden ließen, verbrachte Mao noch mehr Zeit bei den Nakamuras. Dann aber starben die Eltern der Familie und nur noch der älteste Sohn Hiro blieb im wohlbekannten Haus wohnen, während seine beiden jüngeren Geschwister von Verwandten aufgenommen wurden. Jahre später, Mao ist mittlerweile 17 Jahre alt, heiratet ihr bis dahin schweigsamer Vater erneut und die Teenagerin bekommt neben einer neuen Mutter auch eine kleine Schwester. Mao fühlt sich in ihrem zuhause immer mehr fehl am Platz und hat keinen Ort mehr an den sie zurückkehren kann. Als Hiro ihr schließlich anbietet mit ihm zu kommen, zieht sie in das alte Haus der Nakamuras. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten erkennen beide langsam wie einsam ihr bisheriges Leben war. Als Stützte dient Mao zudem ihr heimlich im Internet veröffentlichter Handy-Roman, in dem sie ihre Gefühle verarbeiten kann. Allerdings ahnt sie nicht, dass Hiro ein großer Fan ihres Werkes ist.
Einsam, Zweisam
Haus der Sonne erzählt in einem angenehm langsamen Tempo eine etwas unkonventionelle Slice-of-Life-Geschichte. Zeichnerin und Autorin Taamo nimmt sich Zeit die Gefühlswelt der Protagonisten ausführlich auszuloten und erschafft dadurch zwei glaubhafte Charaktere, die in eine eher ungewöhnliche Situation geraten. Die zufällige WG der beiden bietet allerlei Möglichkeiten für Konflikte und Verwirrungen, doch der erste Band konzentriert sich vorerst darauf die Gegebenheiten zu schaffen und Mao und Hiro sowie die Art ihrer Beziehung vorzustellen. Zugleich widmet sich Taamo gekonnt Themen wie Verzeihen und dem Verletzten von Menschen, die man liebt.
Romantik spielt entgegen allen Erwartungen zu Beginn keine Rolle, da sich Mao und Hiro aufgrund ihrer gemeinsamen Kindheit und der langen Zeit die sie sich kennen mit anderen Augen betrachten. So sieht Hiro in Mao eher eine kleine Schwester, während sich Mao zusehends so fühlt, als wäre Hiro ihre Mutter. Schließlich kümmert er sich ähnlich liebevoll um sie und stellt Regeln für das gemeinsame Leben auf. Gleichzeitig zeigt sich die unsichere Mao als aufsässige Teenagerin, die nicht immer weiß, wie sie mit ihren Gefühlen und Hiros Verhalten umgehen soll. Allerdings freut sie sich auch offensichtlich über das Zusammenleben und versucht ihren Kindheitsfreund so gut es auf ihre unbeholfene Art geht zu unterstützen.
Die liebevoll erzählte Geschichte sorgt dafür, dass einem die Charaktere schnell ans Herz wachsen und man Verständnis sowohl für Hiros etwas zu fürsorgliche Art und Maos aufsässiges Verhalten entwickelt. Taamo gelingt es mit den schlichten, aber guten Zeichnungen besonders die Gefühle ihrer Figuren zu transportieren, wodurch traurige Momente genauso gut funktionieren wie die lustigen Situationen in die Mao und Hiro aufgrund ihrer unterschiedlichen Charakterzüge geraten. Dass Haus der Sonne auch noch in romantischere Gefilde aufbricht, lässt sich bereits erahnen, aber auch mögliche Konflikte, Probleme und Verwicklungen durch Bekanntschaften der Protagonisten, Hiros Geschwister oder auch Maos Handy-Roman zeichnen sich ab.
Fazit
Taamos Haus der Sonne zeigt sich zum Auftakt als gefühlvolle, etwas andere Slice-of-Life-Geschichte mit starker Konzentration auf die Protagonisten. Diese sind glaubwürdig und lebendig gestaltet, so dass sie mir schnell ans Herz gewachsen sind. Es ist nicht schwer ihre Einsamkeit und die Freude über das neue Zusammenleben nachzuempfinden, was neben den Zeichnungen auch den gut geschriebenen Dialogen zu verdanken ist. Dass vorerst fast gänzlich auf mögliche Romantik verzichtet wird kommt dem Manga zusätzlich zu Gute, da so die Art der Beziehung von Mao und Hiro aus einem anderen Blickwinkel betrachtet dargestellt werden kann. Dennoch ist bereits deutlich, dass tiefergehende Gefühle im Lauf der dreizehnteiligen Reihe zu erwarten sind. Durch die liebevoll erzählte Geschichte bin ich bereits neugierig wie es mit Mao und Hiro weitergeht. Genre-Fans sollten definitiv einen Blick wagen.
Kurzfazit: Liebevolle Slice-of-Life-Geschichte, die starke Konzentration auf die beiden Protagonisten und ihre Gefühlswelt legt, ohne direkt romantische Töne anzusprechen.
Details
Titel: Haus der Sonne – Band 1
Genre: Drama, Slice of Life, Romantik
Verlag: Tokyopop
Autorin/Zeichnerin: Taamo
Seiten: 192
Extra: ShoCo Card in der Erstauflage
Preis: 4,95 €
ISBN: 978-3-8420-3039-8
Verlagsseite: Haus der Sonne – Band 1 bei Tokyopop
Erscheinungsdatum: 15. September 2016
Bilder Copyright Tokyopop