Rezension: Avatar: Frontiers of Pandora (Xbox Series X)

Nach fünfzehnjährigem Kälteschlaf schließt eine Gruppe junger Na’vi in Avatar: Frontiers of Pandora dem Widerstand gegen die Menschen an.

Bereits im März 2017 kündigten Ubisoft und Massive Entertainment ein Spiel zu James Camerons Avatar-Universum an. Ursprünglich für eine Veröffentlichung Ende 2022 zeitnah zum Kinostart des zweiten Kinofilms Avatar: The Way of Water geplant, ist Avatar: Frontiers of Pandora nach einer Verschiebung erst Anfang Dezember 2023 erschienen. In dem First-Person-Action-Adventure-Shooter schlüpfen wir in die Rolle eines von der menschlichen RDA ausgebildeten und groß gezogenen Na’vi. Während des Sturzes der Kontrolle der RDA über Pandora nur knapp dem Tod entronnen, haben wir und unsere Freunde sechzehn Jahre im Kälteschlaf verbracht und müssen uns nun in einer Welt zurechtfinden, die uns vertraut und doch fremd ist. Ein gelungener Kniff, um uns den Eindruck des Kennenlernens von Pandora sowie der Kultur der Na’vi direkt über unsere selbst erstellte Spielfigur erleben zu lassen. Beim Gameplay orientiert sich Avatar: Frontiers of Pandora deutlich an Ubisofts Far-Cry-Reihe, die seit dem dritten Teil Verwendung findet.

Unspektakuläre Geschichte, lebendige Welt

Nach einem kurzen Prolog erwachen wir in Avatar: Frontiers of Pandora aus dem Kälteschlaf und müssen fast direkt vor der RDA unter dem Kommando von Direktor Mercer, jenem Menschen, der uns für seine Zwecke benutzen wollte, fliehen. In dem linearen Abschnitt einer RDA-Basis lernen wir die wichtigsten Grundlagen kennen, bevor wir in die offene Welt von Pandora entlassen werden, uns dem Widerstand anschließen und Kontakt zu verschiedenen Na’vi-Stämmen aufbauen müssen. Die Geschichte bleibt hierbei leider hinter den Möglichkeiten zurück und verläuft eher seicht ohne allzu viele Höhepunkt. Ähnliches gilt auch für die weitgehend blassen Charaktere. Zwar ist die Handlung ausreichend, um bis zum Ende zu motivieren, es wäre dennoch weitaus mehr drin gewesen.

Allerdings ist das große Highlight von Avatar: Frontiers of Pandora sowieso die Spielwelt. Pandora bietet reichlich ausgefallene Umgebungen, verschiedene Biome und fasziniert nicht nur in den ersten Stunden, sondern auch nach langer Spielzeit immer wieder aufs Neue. Regelmäßig entdecken wir etwas oder sind einfach nur entzückt von der wunderschönen Umgebung, die sich uns eröffnet. Leuchtende Pflanzen in der Nacht gehen Hand in Hand mit der dichten Vegetation, den zahlreichen Tieren und einer Soundkulisse, die uns das Gefühl gibt, wirklich auf Pandora zu sein. Es ist unglaublich motivierend und spaßig, die offene Welt einfach nur zu erkunden und allerlei zu entdecken. Zwar geht Ubisoft dabei auch mit einigen Symbolen auf der Karte vor und wir können recht typische Open-World-Aufgaben erfüllen, diese sind jedoch gut verpackt. Zudem lässt uns Avatar: Frontiers of Pandora mehr Freiheiten beim Erkunden als etwa Far Cry. Zu verdanken ist das dem Verzicht auf zu viele Markierungen auf der Karte oder allerlei Hinweise.

Motivierender Widerstand

Das grundlegende Gameplay von Avatar: Frontiers of Pandora mischt Action-Adventure mit First-Person-Shooter. So kämpfen wir aus der Ego-Perspektive mit Bogen oder Schleuderstock, nutzen aber auch Maschinengewehre oder Schrotflinten. Aufgrund unseres Hintergrunds und der Ausbildung durch Menschen, haben wir so ein vielfältiges Waffenarsenal, das uns zahlreiche Möglichkeiten gibt. Es ist uns überlassen, ob wir schleichend und lautlos vorgehen oder brachial auf Gegner losstürmen. Allerdings sollten wir dabei bedenken, dass wir recht schnell Schaden einstecken. Die Kämpfe fühlen sich angenehm schnell und zugleich wuchtig an. Es gibt ein gelungenes Trefferfeedback und auch die Waffen hinterlassen einen guten Eindruck. Lediglich manchmal haben wir uns eine etwas eindeutigere und nicht so überladene Steuerung gewünscht. Doch nach ausreichend Eingewöhnungszeit, sind wir zurechtgekommen. Dank der Na’vi-Sicht können wir Gegner auch hinter Hindernissen erkennen und markieren. Das erinnert an das Fernglas aus Far Cry.

Zudem müssen wir neben unserer Gesundheit auf unsere Energie-Anzeige achten. Diese füllte, wenn wir in Deckung sind, unsere Lebenspunkte, abseits von Heilgegenständen, wieder auf. Allerdings sollten wir verhindern, dass unsere Energie zur Neige geht. Entsprechend müssen wir regelmäßig Nahrung zu uns nehmen. Diese hat zusätzliche Effekte, die jedoch nicht immer positiv sind. So können wir uns etwa mit schlecht zubereiteten Essen den Magen verderben, wodurch wir zeitweise einen Malus auf unsere Werte erhalten. Auch bei Schnellreisen verbrauchen wir einen Teil unserer Energie. Nach einiger Zeit erhalten wir unseren eigenen Ikari, mit dem wir durch die Lüfte fliegen und dort auch kämpfen oder wir dürfen uns auf den Rücken von Reittieren schwingen.

Von Ahnen und Verbesserungen

Ursprünglich hat unser Na’vi dem für Avatar: Frontiers of Pandora neu vorgestellten Stamm der Sarentu angehört. Nomadische Geschichtenerzähler mit einer besonderen Verbindung zu anderen Na’vi. Allerdings gelten die Sarentu als ausgestorben und unsere Freunde und wir sind die letzten Überlebenden. Entsprechend wollen wir auch mehr über unsere Vergangenheit erfahren. Das wird auch ins Gameplay eingebunden, da wir an verschiedenen Orten in der Spielwelt sogenannt Tarsyu, große Pflanzen, finden. Verbinden wir uns mit diesen, erhalten wir eine neue Ahnenfähigkeit und einige Skillpunkte. Bei den Ahnenfähigkeiten handelt es sich um grundsätzliche Talente wie einen Air-Boost, also eine Art Doppelsprung. Skill-Punkte wiederum investieren wir in fünf verschiedenen Skillbäumen und verbessern so unsere grundlegenden Fertigkeiten. So erhöhen wir etwa spezielle Schadens- und Verteidigungsarten oder die Anzahl an Heilgegenständen, die wir tragen können. Zwar bleibt Avatar: Frontiers of Pandora dabei weitgehend dem Standard treu, dennoch motiviert es immer wieder aufs Neue, wenn wir einige Skillpunkte zusammen haben.

Abseits davon bestimmt unsere Ausrüstung, wie gut wir gegen Feinde bestehen. Kleidung erhöht unsere Gesundheit und gewährt Boni auf verschiedene Attribute wie Schleichen oder Elementarwiderstand. Waffen hingegen unterscheiden sich in Schadenshöhe und -art, verfügen jedoch auch über bestimmte Effekte und besondere Schadensarten. Zusätzlich dürfen wir Kleidung und Waffen mit Mods ausstatten und so weitere Vorteile erhalten. Optional können wir unabhängig von den Werten auch ein kosmetisches Aussehen für unsere Ausrüstung festlegen, beispielsweise falls uns ein Kleidungsstück nicht gefällt.

Ansehen und Herstellen

Angesichts unserer Sarentu-Herkunft erhalten wir nach einiger Zeit die Aufgabe für den Widerstand, Kontakt zu anderen Na’vi-Stämmen herzustellen. Da die Sarentu hohes Ansehen bei den Na’vi genießen, wird darauf gesetzt, dass uns das einen Vorteil bringt. Entsprechend nimmt unser Ruf beziehungsweise die Clan-Gunst eine wichtige Rolle ein. So erhalten wir bestimmte Gegenstände wie Waffen oder Kleidung nur, wenn unser Ansehen bereits hoch genug ist. Dafür erfüllen wir verschiedene Quests und helfen den Na’vi. Hier versteht es Avatar: Frontiers of Pandora wirklich zu motivieren, da wir die Stämme nicht nur unterstützen, sondern auch die kleinen Nebengeschichten, die uns an verschiedene Orte führen, erleben wollen. Zusätzlich befreien wir bei einigen Aufgaben und Quests Pandora langsam von der RDA. So nehmen wir Basen ein und sorgen dafür, dass sich die Natur in kargen Bereichen wieder ausbreiten kann. Gerade die Stützpunkte wecken wieder Erinnerungen an die Far-Cry-Reihe.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist das sehr präsente Herstellungs-System. So sammeln wir überall auf Pandora verschiedene Materialien ein. Egal ob von Pflanzen oder erlegten Tieren, jeder Gegenstand kann nützlich sein, um beim Kochen, Nahrung oder an Werkbänken neue Kleidung oder Waffen wie Bögen zu bauen. Außerdem fertigen wir jederzeit Munition, sofern wir die notwendigen Materialien besitzen. Dabei gilt es auch zu beachten, dass jede Waffe mehrere Munitionsarten hat. So verschießen wir mit unserem Bogen etwa nicht nur einfache Pfeile, sondern können auch Sprengpfeile einsetzen. Dadurch erhalten wir noch mehr Möglichkeiten uns in der offenen Spielwelt von Pandora auszutoben.

Wunderschönes Pandora

Angesichts der Bedeutung der Spielwelt, nimmt auch die Optik eine wichtige Rolle ein. Wie bereits erwähnt, weiß Pandora durchweg zu faszinieren. Das ist vor allem der wirklich hübschen Grafik zu verdanken. Avatar: Frontiers of Pandora lässt Pandora auf der Xbox Series X regelrecht erstrahlen. Zwar gibt es kleinere grafische Macken, doch die fallen beim Spielen kaum bis gar nicht auf. Der Spielspaß wird davon nie beeinträchtigt. Zumal das Spielgeschehen im Performance-Modus durchweg flüssig läuft. Lediglich im auf die Optik fokussierten Grafik-Modus kommt es selten zu kleineren, nicht beeinträchtigenden Rucklern.

Genauso überzeugend wie die Grafik ist die erstklassige Soundkulisse. Die Musikuntermalung unterstützt die Stimmung perfekt und geht dabei in Einklang mit der ausgezeichneten Soundkulisse. Dadurch verlieren wir uns immer wieder aufs Neue in Pandora und lauschen auch einfach mal den Geräuschen um uns herum. Ebenfalls gelungen ist die deutsche Synchronisation. Zwar sind nicht alle Dialoge perfekt eingesprochen, doch diese kleinen Macken können den insgesamt positiven Eindruck nicht schmälern, so dass die Vertonung Avatar: Frontiers of Pandora gelungen abrundet und trotz Schwächen ein durchweg spaßiges und motivierendes First-Person-Action-Adventure- und -Shooter-Erlebnis geboten wird.

Fazit

Schon seit der Ankündigung eines Avatar-Spiels war ich gespannt, was Ubisoft und Massive Entertainment aus James Camerons Science-Fiction-Film herausholen. Über sechs Jahre dauerte es letztlich bis Avatar: Frontiers of Pandora erschien. Dass sich der First-Person-Action-Adventure-Shooter eindeutig an Far Cry orientiert, stört mich dabei nicht. Vielmehr passt das Gameplay hervorragend und wurde genau richtig an Pandora und die Na’vi angepasst. Zwar ist die Geschichte nicht unbedingt weltbewegend, hat mich aber ausreichend motiviert, um weiterzuspielen. Wesentlich faszinierender ist die offene Spielwelt, die mich regelrecht zum Erkunden und Verweilen einlädt. Zudem weiß das Gameplay zu unterhalten, so dass ich mich gerne in Kämpfe gestürzt oder Quest erfüllt habe. Damit bietet Avatar: Frontiers of Pandora trotz kleinerer Schwächen wirklich viel Spielspaß. Genre- und vor allem Avatar-Fans sollten dem First-Person-Action-Adventure-Shooter eine Chance geben.

Kurzfazit: Unterhaltsamer Action-Adventure-Shooter-Mix, der trotz kleinerer Schwächen mit faszinierender Spielwelt und spaßigem Gameplay motiviert.

Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Avatar: Frontiers of Pandora!

Details
Titel: Avatar: Frontiers of Pandora
Genre: Action-Adventure, Shooter
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Massive Entertainment, Ubisoft
Spieler: 1-2
Syteme: Xbox Series X/S (getestet auf Series X), PlayStation 5, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 07. Dezember 2023

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