Rezension: Rise Eterna (Switch)

Rise Eterna ist ein klassisches Strategie-Rollenspiel und orientiert sich an den Genre-Vertretern der 1990er-Jahre und 16-Bit-Zeit.

Ursprünglich sollte Rise Eterna von Makee und Forever Entertainment bereits 2019 erscheinen. Nach längerer Wartezeit ist das Strategie-Rollenspiel, das sich an der 16-Bit-Ära und großen Genre-Vertretern wie Fire Emblem oder Tactics Ogre orientiert, für Nintendo Switch erschienen. In Rise Eterna begibt sich die junge Kriegerin Lua gemeinsam mit dem ehemaligen Banditensöldner Natheal auf die Suche nach ihrem Schicksal. Dafür muss sie, in einem Jahre zuvor von einem fremden Reich eroberten Land ihre Schwestern, wieder finden. Wirklich neu fühlt sich die Handlung nicht an und besonders die Ausgangslage des feindlich besetzten Königreiches ist ein typisches Element im Genre. Das muss zwar nicht grundsätzlich negativ sein, doch leider nutzt Rise Eterna das vorhandene Potenzial der Geschichte nicht voll aus. Es entwickelt sich zwar ein gewisses Interesse am Werdegang von Lua, die genauso wie die anderen Figuren recht eindimensional ist, doch zu viele Stolpersteine sorgen dafür, dass kaum Spannung aufkommt und manche Wendung oder Entwicklung unsinnig wirkt. Ohne zu spoilern sei hier beispielsweise auf die Schlachten verwiesen, die notwendig sind, um Luas Schwestern aus ihren jeweiligen Dörfern mitnehmen zu können. Nicht nur die Bereitschaft der Figuren hier zu kämpfen und zu töten ist fraglich, sondern auch die letztlich gelieferte Erklärung ein wenig an den Haaren herbei gezogen.

Klassisch und dröge

Gerade aufgrund des eigentlich interessanten Ansatzes ist es schade, dass Rise Eterna die Möglichkeiten der Geschichte nicht nutzt. Tatsächlich entwickelt sich die Handlung sogar noch etwas, bleibt dabei aber weiterhin zu zäh und leidet weiterhin oft an nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der Charaktere. Die manchmal etwas plumpen, immerhin auf deutsch übersetzten, wenn auch nicht fehlerfreien Dialoge, helfen ebenfalls wenig. Aber nicht falsch verstehen. Rise Eterna erzählt durchaus eine ordentliche, ziemlich klassische Fantasy-Geschichte. Leider leistet sich die Handlung zu viele Fehler, um wirklich zu überzeugen. Als kleiner Rahmen für die Schlachten kann Luas und Natheals Geschichte aber dennoch dienen. Zumindest theoretisch.

Wieso nur theoretisch? Ganz einfach, weil Rise Eterna auch abseits der Geschichte, Dialoge und Charaktere lediglich durchschnittliche Strategie-Rollenspiel-Kost bietet. Sicher, das Gameplay funktioniert grundsätzlich und bleibt bekannten Genre-Standards treu. Wir bewegen unsere, je Schlacht maximal sechs Charaktere, über ein in Felder eingeteiltes Schlachtfeld. Dabei hat jede Figur einen Bewegungs- und Angriffsradius, in dem wir frei agieren können. Nacheinander rücken wir unsere Charaktere, führen Attacken aus, setzten Gegenstände ein, Heilen oder verwenden Spezialfähigkeiten. Anschließend sind unsere Gegner an der Reihe. Allerdings bleiben diese meist einfach stehen, solange sich keine unserer Figuren innerhalb ihres Angriffsradius befindet. Nur selten ergreifen unsere Widersacher von selbst die Initiative. Das kratzt etwas am Schwierigkeitsgrad, die Herausforderung zieht aber mit jeder Schlacht langsam an. Mit der Zeit müssen wir auch unsere Umgebung im Auge behalten, da Fallen für dauerhafte Verletzungen oder Statusleiden wie Vergiftung sorgen können. Wie zufällig das sein kann, zeigt sich daran, dass wir Fallen normalerweise nicht im Vorfeld bemerken, sondern, erst wenn eine unserer Figuren diese ausgelöst hat. Ärgerlich.

Soweit so bekannt, kann das Gameplay von Rise Eterna trotz einer etwas schwammigen Steuerung durchaus überzeugen. Leider bietet das Strategie-Rollenspiel auch nicht viel mehr, als den bekannten Standard. Das wäre an sich nicht so schlimm, würden die Schlachten an sich motivieren. Angesichts der oft eher langweiligen und schlauchartigen Karten sowie der stets gleichen Missionsziele, fehlt es jedoch auf Dauer an Abwechslung. Müssen wir mal nicht alle Gegner besiegen, sondern den Ausgang erreichen oder den Anführer bezwingen, sind wir aufgrund des Leveldesigns trotzdem dazu gezwungen einen Großteil der Feinde auszuschalten. Immerhin gibt es ein paar Ausnahmen, die nicht nur weitläufige Gebiete darstellen, sondern auch komplett optionale Abschnitte umfassen.

Kurzweiliges Rollenspiel-System

Auf ein klassisches Rollenspiel-System wird verzichtet. Statt Erfahrungspunkten und Levelaufstiegen erhält jeder Charakter, der an einer Schlacht teilgenommen hat, im Anschluss einen Fähigkeitspunkt. Diese dürfen in einen zweiteiligen Fertigkeitenbaum investiert werden. Wirklich taktische Möglichkeiten oder groß unterschiedliche Entwicklungsoptionen bietet das zwar nicht, trotzdem können wir unsere Gruppe ein wenig unserem Spielstil anpassen. Zusätzlich geht das über ausrüstbare Juwele, die wir während den Schlachten finden. Mit Hilfe der Edelsteine können wir die Statuswerte unserer Charaktere verbessern. Damit ersetzen die Juwelen quasi Ausrüstungsgegenstände wie Rüstungen oder Waffen. Ein durchaus kurzweiliges System, bei dem wir immer wieder längere Zeit gegrübelt haben, wie wir unsere Charaktere sinnvoll verbessern können. Leider werden Boni auf Statuswerte nicht addiert sondern lediglich als Zusatz daneben angezeigt. Es ist also erforderlich, die aktuell korrekten Attribute selbst auszurechnen. Das mag nicht wirklich störend sein, komfortabel ist es aber auch nicht.

Zusätzlich können wir außerhalb der Schlachten unsere sechsköpfige Gruppe aus bis zu vierzehn Charakteren, die sich uns im Laufe der Geschichte anschließen, zusammenstellen. Gefundene Materialien dürfen wir verwenden, um verschiedene Gegenstände wie diverse Tränke, Schlüssel oder Bomben herzustellen. Außerdem können wir das Inventar verwalten. Trotz etwas verschachtelter Menüs und einer nicht immer idealen Bedienung haben wir uns relativ schnell zurechtgefunden.

Technisch weiß Rise Eternal mit einem schicken 16-Bit-Grafikstil, der gerade dank der Farbgebung eine zur düsteren Geschichte passende Atmosphäre erzeugt zu überzeugen. Kämpfe werden dabei, wie im Genre üblich, aus der Seitenansicht mit animierten Pixelfiguren gezeigt. Ebenfalls gelungen sind die Charaktermodelle und der stimmungsvolle Soundtrack, der zwar nicht im Gedächtnis haften bleibt, das Geschehen aber stets passend untermalt. Wer sich an der viel Potenzial verschenkenden Geschichte, den teils schleppenden Schlachten und wenig komplexen Karten nicht stört, dürfte mit Rise Eterna trotzdem kurzweilige Genre-Unterhaltung geboten bekommen. Auch wir haben uns dabei erwischt, trotz ein wenig Ärger über die drögen Schlachten und die etwas unsinnige Geschichte, immer weiterzuspielen, weil wir dann doch wissen wollten, wie Rise Eterna weitergeht.

Fazit

Rise Eterna hat mich als Strategie-Rollenspiel-Fan schnell angesprochen. Klassisches Gameplay und 16-Bit-Grafik versprechen auf den ersten Blick einen angenehmen Genre-Vertreter, der sich an den 1990ern orientiert. Im Grunde ist Rise Eterna auch genau das: ein oldschooliges Strategie-Rollenspiel. Leider überzeugen weder Geschichte noch Gameplay vollkommen, sind aber auch kein direkter Reinfall. Rise Eterna leistet sich einige Patzer, lässt Potenzial liegen und bietet deshalb lediglich durchschnittliche Genre-Kost. Trotzdem war ich weitaus länger und öfter motiviert, doch noch ein wenig weiterzuspielen, weil ich wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht. Das zeigt, dass gute Ansätze vorhanden sind. Strategie-Rollenspiel-Fans finden auf der Switch zwar bessere Spiele, können unter Berücksichtigung der Schwächen aber auch Rise Eterna eine Chance geben. Die Erwartungen sollten allerdings nicht zu hoch sein. Kurzweilige, durchschnittliche Genre-Kost wird aber in jedem Fall geboten.

Kurzfazit: Durchschnittliches Strategie-Rollenspiel, das unter zahlreichen Schwächen bei Story und Gameplay leidet, aber trotzdem ordentliche Genre-Kost bietet.

Vielen Dank an Forever Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Rise Eterna!

Details
Titel: Rise Eterna
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: Forever Entertainment S.A.
Entwickler: Makee, Forever Entertainment S.A.
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 13. Mai 2021