Rezension: Afro Samurai (Manga)

Um seinen Vater zu rächen, begibt sich Afro in Afro Samurai auf die gnadenlose und blutige Suche nach dessen Mörder.

Der Legende nach, erhält der Träger des Stirnbands Nr. 1 die Macht eines Gottes und kontrolliert die gesamte Welt. Nur wer im Besitz des Stirnbands Nr. 2 ist, darf die Nr. 1 herausfordern. Bei einem Kampf zwischen seinem Vater, der Nr. 1, und der Nr. 2 wird ein Junge Zeuge des Todes seines einzigen Verwandten. Voller Hass schwört er bittere Rache. Jahre später, zieht Afro mit dem Stirnband Nr. 2 um seinen Kopf aus, um den Mörder seines Vaters, die aktuelle Nr. 1, zu finden und zu töten. Doch auf seinem Weg wollen viele selbst das Stirnband Nr. 2 erringen und stellen sich Afro entgegen. Der Junge folgt jedoch gnadenlos seinem Rachefeldzug und nimmt dabei auch auf unbeteiligten keine Rücksicht.

Blutiger Rachewunsch

Ursprünglich als Dōjinshi in dem unabhängigen Magazin Nou Nou Hau veröffentlicht, erlangte Afro Samurai besonders mit der 2007 ausgestrahlten fünfteiligen Anime-Serie von Studio Gonzo große Beliebtheit. Gefolgt von dem Anime-Film Afro Samurai: Ressurrection, schuf Mangaka Takashi Okazaki schließlich eine neue Manga-Fassung der Rachegeschichte des namengebenden Samurai. Wie schon die Anime-Adaptionen und die Videospiele, weicht die Geschichte in Details vom ursprünglichen Dōjinshi ab und stellt eine alternative Version von Afro Samurai dar. Hayabusa hat die zehn Kapitel der blutigen Samurai-Geschichte in einer Gesamtausgabe neu veröffentlicht. Dabei bleibt die westliche Leserichtung des Originals genauso wie die schwarz-weiße Farbgebung mit roten Elementen erhalten.

Afro Samurai beginnt mit dem Tod von Afros Vater. Als Nr. 1 wird er von der Nr. 2 herausgefordert und besiegt. Anschließend springt der Manga einige Jahre weiter und Afro zieht mittlerweile als Nr. 2 durch das Land und sucht den Mörder seines Vaters. Früh zeigt sich, dass der mit futuristischen Elementen angereicherte Samurai-Action-Manga auf reichlich blutige Kämpfe setzt. Hier kommen auch die bereits erwähnten roten Elementen in den sonst sehr grau-lastigen detaillierten schwarz-weiß Zeichnungen zur Geltung. Mangaka Takashi Okazaki versteht es, die brachiale Gewalt der Auseinandersetzungen zu inszenieren und zu vermitteln. Gnadenlos prallen Afro und seine Widersacher aufeinander und nehmen dabei auch unbeteiligte Opfer in Kauf. Mit der Zeit wird immer deutlicher, wie rigoros Afro seine Rache verfolgt und wie rücksichtslos er dabei vorgeht. Dadurch fällt es schwer wirklich Sympathie für ihn zu empfinden. Dennoch schafft es Afro als Hauptfigur den Manga zu tragen. Schließlich ist es seine Rache, die als zentrales Element der Geschichte dient.

Gleichzeitig setzt Afro Samurai auf einige Nebencharaktere, die ebenfalls wichtige Rollen einnehmen. Seien es nun mächtige Gegner von Afro, mögliche Verbündete oder Menschen aus seiner Vergangenheit, sie alle haben spürbaren Einfluss auf die aktuelle Nr. 2 und seinen Rachefeldzug. Allerdings dauert es etwas, bis die Geschichte anzieht. Gerade im zweiten Viertel zieht sich der Manga etwas und die immer wieder auftretenden Kämpfe gegen vermeintlich mächtige Feinde können etwas ermüdend sein. Um so stärker wirkt sich die spürbare Veränderung mit dem sechsten Kapitel aus. Hier setzt Mangaka Takashi Okazaki endlich auf mehr Charakterbildung und nutzt auch die Vergangenheit von Afro stärker. Vorherige Geheimnisse werden gelüftet und es wird immer deutlicher, was Afro für seine Rache geopfert und welches Grauen er verursacht hat. Gleichzeitig bleibt Afro Samurai aber dem vorwiegend auf den Rachefeldzug konzentrierten Weg der Geschichte treu. Allerdings funktioniert diese nach den Rückblicken noch besser und schafft es mit den detailreichen Zeichnungen, der packenden Atmosphäre und der spannenden Erzählweise bis zum Ende zu fesseln. Bedauerlich ist jedoch, dass es nicht eindeutig ist und dass eine zentrale Frage unbeantwortet bleibt. Das wirkt sich zwar nur bedingt negativ aus, hinterlässt aber trotzdem ein leicht unbefriedigendes Gefühl.

Fazit

Afro Samurai war Ende der 2000er-Jahre einer der großen Anime-Hits, an dem Samuel L. Jackson als Sprecher der Hauptfigur und Executive Producer beteiligt war. Trotz des Erfolgs und der Beliebtheit der Rachegeschichte des namensgebenden Samurais, habe ich bisher weder die Anime-Umsetzungen gesehen noch den Dōjinshi oder die Manga-Neufassung gelesen. Die Manga-Gesamtausgabe hat mir nun die Gelegenheit geboten zumindest eine Variante von Afros Geschichte zu erleben. Zwar konnte mich Afro Samurai nicht gänzlich überzeugen und auch nicht vollends begeistern, dennoch hat mich der Rachefeldzug gefesselt. Gerade zu Beginn versteht es Mangaka Takashi Okazaki mit der erstklassigen Inszenierung und den stimmungsvollen Bildern eine packende Atmosphäre aufzubauen. Allerdings verliert sich diese Wirkung in etwas zu wenig Abwechslung, was auch der Hauptcharakter nicht ausreichend ausgleichen kann. Dafür bleibt Afro lange Zeit etwas zu eindimensional und unsympathisch. Glücklicherweise zieht die Geschichte in der zweiten Hälfte spürbar an und gleicht mit einem ruhigen Kapitel sowie Rückblicken auf Afros Vergangenheit, die vorherigen Schwächen aus. Dadurch baut sich nicht nur neue Spannung auf, sondern auch Afro erhält mehr Persönlichkeit. Ein wichtiger Umstand, der dafür gesorgt hat, dass ich bis zum Ende von der Geschichte gefesselt und gut unterhalten wurde. Allerdings stört es mich etwas, dass eine für mich durchaus interessante Frage unbeantwortet bleibt. Unabhängig davon sollten alle Fans von harten Rachegeschichten Afro Samurai zumindest Probe lesen. Wer bereits die Anime-Umsetzungen kennt, wird aufgrund der abweichenden Handlung trotzdem etwas Neues entdecken.

Kurzfazit: Blutiger und stimmungsvoller Samurai-Rache-Manga, der trotz kleiner Schwächen fesselnden Genre-Lesespaß mit einzigartigem Protagonisten bietet.

Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Afro Samurai!

Details
Titel: Afro Samurai
Originaltitel: Afro Samurai
Genre: Action, Drama
Verlag: Hayanusa
Mangaka: Takashi Okazaki
Seiten: 352
Preis: 24,00 €
ISBN: 978-3-551-62432-1
Verlagsseite: Afro Samurai bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 02. Juli 2024

© 2008 Takashi Okazaki, Gonzo
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