Rezension: Fragtime (Blu-ray)

Zwei Oberschülerinnen verbringen in Fragtime einen kurzen Moment in dem die Zeit still steht gemeinsam und entdecken dabei ihre Gefühle und sich selbst.

Misuzu Moritani kann mit nur einem Gedanken die Zeit für drei Minuten anhalten. In diesem kurzen Augenblick steht alles um sie herum still. Auf diese Weise entgeht entgeht die Oberschülerin unangenehmen Situationen. Selbst vor simplen Unterhaltungen mit ihrer Klassenkameradin Yukari, die sie für den Tischtennisklub anwerben möchte, flieht die zurückhaltende und unsichere Misuzu. Eines Tages beschließt sie, während die Zeit still steht unter den Rock ihrer Klassenkameradin Haruka Murakami, für die Misuzu schon länger schwärmt, zu schauen. Zu Misuzus Überraschung reagiert Haruka darauf und auch an den folgenden Tagen ist sie die einzige, deren Zeit nicht stehen bleibt. Anfangs unsicher, werden die drei Minuten, die sie mit Haruka alleine verbringen kann, für Misuzu immer wichtiger. Haruka nutzt die Gelegenheit allerlei verrückte Dinge anzustellen, scheint aber etwas zu verbergen.

Sanfter Zeitstillstand

Fragtime von Regisseur Takuya Sato (u.a. Kase-san and Morning Glories) und Tear Studio adaptieren in dem knapp eine Stunde langen Girls-Love-Film die gleichnamige, zweiteilige Manga-Reihe von Mangaka Sato. Die Geschichte handelt von der Oberschülerin Misuzu Moritani, die jeden Tag die Zeit einmal für drei Minuten anhalten kann. Bisher hat sie dies nur genutzt, um unangenehmen Situationen zu entkommen. So etwa zu Beginn des Films einem Gespräch mit ihrer Klassenkameradin Yukari. Auf dem Schulgelände entdeckt sie kurz darauf die Schönheit Haruka Murakami, die ebenfalls in ihre Klasse geht und Misuzu schon länger fasziniert. Aus einem Reflex heraus beschließt sie, Haruka unter den Rock zu sehen, worauf diese allerdings reagiert. Damit fällt auf, dass sich Fragtime nicht lange mit einer Einführung aufhält, sondern die grundlegenden Fakten der Handlung direkt zu Beginn schafft. Entsprechend kann sich die sanfte Beziehung zwischen Misuzu und Haruka langsam entfalten und die beiden Protagonistinnen können ausführlich vorgestellt werden. Letzteres ist sogar überaus relevant, da sich Fragtime nicht ausschließlich auf die mögliche Liebe zwischen Misuzu und Haruka konzentriert.

Relativ bald fällt auf, dass Haruka nicht nur die intelligente Schönheit ist, sondern etwas zu verbergen scheint. Sie nutzt Misuzus Fähigkeit, um in den drei Minuten allerlei Unsinn anzustellen. Haruka steigt etwa im Unterricht auf ihren Tisch oder zieht sich ihre Uniform aus, während sie Misuzu zu verführen versucht. Wirklich erotisch wird Fragtime aber nie. Der Fokus liegt eindeutig auf der gefühlsbetonten, sanften Bindung der Protagonistinnen zueinander und ihrer langsamen Entwicklung. Misuzu lernt Haruka im Laufe der sechzig Minuten immer besser kennen und beginnt ihre Klassenkameradin zu verstehen. Dass es auch zu Konflikten zwischen ihnen kommt, ist nur logisch, doch auch hier bleibt Fragtime bodenständig und zeichnet ein glaubhaftes Bild von zwei Oberschülerinnen, die nicht nur versuchen ihre Gefühle zu verstehen, sondern auch sich selbst finden müssen. Dadurch vereint der Film Girls-Love-Romantik mit Coming-of-Age-Drama, ohne jemals kitschig oder überdramatisiert zu sein. Gerade diese angenehme Erzählweise zeichnet Fragtime aus und sorgt für ruhige, gefühlvolle Genre-Unterhaltung, die merklich von der gemächlichen, sanften Erzählweise profitiert.

Zum sanften Eindruck des Films tragen auch die schön gezeichneten, flüssigen Animationen bei. Der leicht matte Farbstil und die detailreichen, aber nicht überfüllten Zeichnungen haben maßgeblichen Anteil an der ruhigen, angenehmen Stimmung des Films und helfen stets, die jeweilige Situation wunderbar einzufangen. Untermalt wird das Geschehen von einem eher unterschwelligen, aber passenden Soundtrack, der ebenfalls einen hohen Anteil an der sanften Atmosphäre von Fragtime hat. Die sehr gute deutsche Synchronisation sorgt zudem dafür, dass Misuzu, Haruka und den anderen Charakteren wie Yukari glaubhaft Leben eingehaucht wird und rundet somit den hervorragenden audiovisuellen Eindruck von Fragtime ab.

Fazit

Fragtime ist ein ruhiger, sanfter Girls-Love-Coming-of-Age-Film mit übernatürlichem Einfluss. In knapp sechzig Minuten gelingt es, eine schöne Geschichte über zwei Oberschülerinnen, die ihre Gefühle füreinander entdecken und ihren Platz im Leben suchen, zu erzählen. Dabei zeichnet sich Fragtime besonders mit einer angenehmen Stimmung und der gemächlichen, aber niemals langweiligen Erzählweise aus. Getragen wird der Film von den glaubhaften, bodenständigen Hauptfiguren, die von einige wenigen, nicht weniger gelungenen Nebencharakteren wunderbar unterstützt werden. Misuzu und Haruka mögen nicht aufsehenerregende Eigenschaften haben, doch dafür sind sie wirklich menschlich und es fällt mir leicht, mit ihnen mitzufühlen. Genre-Fans sollten sich Fragtime nicht entgehen lassen. Besonders wer sanfte, ruhige Geschichten mag oder bereits Gefallen an Kase-san and Morning Glories hatte, kann bedenkenlos zugreifen.

Kurzfazit: Sanfter, ruhiger Girls-Love-Film, der von den glaubhaften Protagonistinnen getragen wird und mit eine angenehme, unterhaltsame Coming-of-Age-Romantik-Geschichte erzählt.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Fragtime!

Details
Titel: Fragtime
Originaltitel: Fragtime
Genre: Romantik, Girls Love, Coming of Age
Regie: Takuya Sato
Studio: Tear Studio Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 60 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 04. März 2021
Herstellerseite: Fragtime bei Kazé Anime

©2019 Sato(AKITASHOTEN)/Fragtime Production Committee©S(AS)/FPC / ©2021 Crunchyroll SA (German Version)