Rezension: éclair (Manga)

In der Girls-Love-Anthologie éclair erzählen 16 Mangaka in 16 Kurzgeschichten über die Liebe zwischen Mädchen und Frauen.

Die 2016 in Japan veröffentlichte Anthologie éclair widmen sich einzig und allein dem Girls-Love-Genre. Die 16 Kurzgeschichten handeln unter anderem von ersten Liebesbanden zwischen Schülerinnen, Problemen in bestehenden Beziehungen, sich wandelnder Freundschaft oder tiefer Zuneigung sich nahestehender Personen. Dabei steht nicht immer die direkte Liebe im Mittelpunkt, sondern auch eine spirituelle oder vertraute Verbundenheit. Von zartem Zueinanderfinden über sanfte Momente einer Beziehung und sexuelle Anziehung bis hin zu eher schwesterlicher Liebe, bieten die 16 Geschichten unterschiedliche Stile des Girls-Love-Genres. Mit dabei sind bekannte Autorinnen wie Nio Nakatani (Bloom into you), Sakuya Amano (Fox Spirit Tales) oder Canno (Kiss and White Lily for My Dearest Girl), aber auch Neulinge wie Shiori Nishio, Mekimeki, Kabocha und Kagekichi Tadano.

Abwechslungsreiche Genre-Sammlung

Anthologien haben es an sich, dass die enthaltenen Kurzgeschichten nicht alle dem persönlichen Geschmack entsprechen. So ist es natürlich auch bei éclair. Allerdings dürfte für jeden Genre-Fan etwas dabei sein, da die sechzehn Mangaka eine gute und abwechslungsreiche Mischung an Girls-Love-Geschichten bieten. Von der klassischen Oberschülerinnen-finden-zusammen-Story über tiefere Gefühle für eine nahestehende Freundin bis hin zu Zuneigung mit großem Altersunterschied, enthält éclair zahlreiche Varianten der Girls-Love-Romantik. Auch in der Art unterscheiden sich die Geschichten, wie oben erwähnt, teilweise recht deutlich, obwohl sich eine gewisse Grundlinie durch den Manga zieht. Meist geht es um erste Liebesbande, das Entdecken der Gefühle füreinander oder das (erneute) Eingestehen der tiefen Verbundenheit. Dabei thematisiert éclair zumindest grob auch die Abneigung gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Vorwiegend sanft, scheuen die Mangaka nicht davor zurück, auch mal Probleme anzusprechen oder auf direkte Happy Ends zu verzichten.

Allgemein fällt auf, dass viele der Kurzgeschichten eher Episoden im Leben der Hauptfiguren sind. Haben einige eher klare Enden, bleiben andere offener. In der Nachfolge-Anthologie éclair blanche werden manche Stories auch fortgesetzt. Ein paar Geschichten klammern die klassische Liebe aus und widmen sich einer spirituellen Bindung. Selbst Sexualität ist vorhanden, bleibt aber eher oberflächlich und verzichtet auf eine zu explizite Darstellung. Das ist angesichts der restlichen, meist auf Gefühle bezogenen Geschichten auch gut so. Dass nicht jede enthaltene Story gleichermaßen überzeugen kann und sich auch die Länge teilweise deutlich unterscheidet, ist bei einer Anthologie logisch, hier zeigt sich, dass der persönliche Geschmack eine wichtige Rolle spielt.

Das gilt auch bei den Zeichnungen, die angesichts der sechzehn Mangaka unterschiedlichen Stilen entsprechen. Von genre-üblichen und romantisch angehauchten Bildern über detailverliebte Darstellung bis hin zu etwas gröberen, aber immer noch schönen Zeichnungen ist alles geboten. Nur selten fallen kleinere Mängel auf, ansonsten kann die Umsetzung der Geschichten stets überzeugen. Doch auch hier hängt viel vom persönlichen Geschmack ab und jeder Leser dürfte andere Favoriten unter den Zeichenstilen haben. Für Abwechslung ist optisch gesorgt und so erhalten die Geschichten zusätzliche Alleinstellungsmerkmale, die oft gut zu den jeweiligen Handlungen passen. Damit ist éclair eine lohnende, gelungene Girls-Love-Anthologie, die (fast) jedem Genre-Fans etwas zu bieten hat – und sei es nur die Gelegenheit neue Mangaka kennenzulernen.

Fazit

Obwohl mir Kurzgeschichten, die nur ein Kapitel umfassen, meistens nicht so gut gefallen, hat mich éclair wirklich gut unterhalten. Abwechslungsreich gehen die sechzehn Mangka mit dem Genre Girls Love um und erzählen sich teilweise stark voneinander unterscheidende und doch irgendwie ähnliche Geschichten. Dabei habe ich manche neue Mangaka kennengelernt, deren Werke mich entweder aufgrund der Erzählweise oder der Zeichnungen oder wegen beidem nun interessieren. Gerade dafür sind Anthologien und auch éclair sehr gut geeignet. Doch auch so bietet der Kurzgeschichten-Band schöne Girls-Love-Unterhaltung, bei der für jeden Genre-Fan etwas dabei sein sollte.

Kurzfazit: Abwechslungsreiche Anthologie mit sechzehn Girls-Love-Kurzgeschichten, die sich inhaltlich und zeichnerisch unterscheiden und kurzweilige Genre-Unterhaltung bieten.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von éclair!

Details
Titel: éclair
Originaltitel: Éclair: Anata ni Hibiku Yuri Anthology
Genre: Girls Love, Romantik
Verlag: altraverse
Mangaka: Nio Nakatani, Shiori Nishio, Shuninta Amano, Chihiro Harumi, Canno, Uta Isaki, Sakuya Amano, Mekimeki, Kabocha, Kagekichi Tadano, Izumi Kawanami, Kazuno Yuikawa, Taki Kitao, Hachi Ito, Fumiko Takada, Auri Hirao
Seiten: 280
Preis: 12,00 €
ISBN: 978-3-96358-237-0
Verlagsseite: éclair bei altraverse
Erscheinungsdatum: 20. Dezember 2018

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