Rezension: Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske (PC)

dishonored-2-coverDie Arkane Studios liefern mit Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske ein First-Person-Action-Adventure mit besonderem Art Design und hoher spielerischer Freiheit.

Mit dem 2012 veröffentlichten Dishonored: Die Maske des Zorns lieferten die Arkane Studios ein erfrischend anderes Spiel ab, das durch sein freies Gameplay und das ungewöhnliche Art Design überzeugen konnte. Der im November erschienene Nachfolger Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske schließt sowohl spielerisch als auch optisch direkt an den Erstling an. Das Stealth-Action-Adventure auf der First-Person-Perspektive setzt 15 Jahre nach dem Ende des Vorgängers an. Protagonist Corvo ist zum Berater seiner Tochter Emily, die als Kaiserin herrscht, aufgestiegen. Doch der scheinbare Friede in dem die beiden leben trügt. Bei den Feierlichkeiten zum 15. Todestag der ermordeten Mutter und Vorgänger von Emily taucht eine angebliche Tante der Kaiserin auf und beansprucht den Thron für sich. Corvo und Emily werden wegen der Kronenmeuchler-Morde, bei denen politische Gegner der Regierung auf mysteriöse Weise getötet wurden, festgenommen.

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Freie Strukturen

Bereits an dieser Stelle im Spiel steht eine wichtige Entscheidung an: Mit wem wollt ihr das Abenteuer bestehen? Ein späterer Wechsel zwischen Emily und Corvo ist nicht möglich, da nur die gewählte Spielfigur aus dem Palast entkommt und mit Hilfe von Meagan an Bord von deren Schiff Dreadful Whale fliehen kann. Obwohl die Wahl auf die Geschichte selbst keine wirkliche Auswirkung hat, wird ein Grund für einen zweiten Durchgang geboten. Emily und Corvo spielen sich zwar grundlegend ähnlich, weichen aber gerade in ihren Fähigkeiten weit genug voneinander ab, um für etwas Wiederspielwert zu sorgen. Weitaus größer wird dieser durch die Freiheiten, die euch das Spiel bietet. Auf eine Open World haben die Arkane Studios wie beim Vorgänger verzichtet. Stattdessen dient die Dreadful Whale als Basis von der aus die offen gestalteten und ausladenden Level erreicht werden.

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Doch das ist kein Nachteil für Dishonored 2. Eher im Gegenteil. Das Leveldesign ist so ausgeklügelt, dass ihr Stunden damit verbringen könnt euch umzusehen und Geheimnisse zu entdecken – selbst wenn das eigentliche Missionsziel bereits erfüllt wurde. Durch die Vertikalität wird zudem bei einer eigentlich überschaubaren Grundfläche der Eindruck von weitaus größeren Abschnitten erzeugt. Dazu kommt die Liebe mit der die Entwickler ihre Welt gestaltet haben. Die einzelnen Abschnitte wirken durch Gespräche von Wachen, Bücher und vieles andere überaus lebendig und laden jederzeit zum Erkunden ein. Und sei es nur, um zu belauschen wie über einen brutalen Mord gesprochen wird, den ihr zuvor selbst begangen habt. Auch die zahlreichen versteckten Objekte wie etwa Gemälde, die Geld für neue Fähigkeiten und Erweiterungen bringen, sorgen dafür, dass ihr noch mehr Zeit in den Leveln verbringt.

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Große Freiheit

Noch größere Freiheit geben euch die Entwickler bei eurer Vorgehensweise. Im Grunde wird euch nur das Ziel eines Abschnittes vorgegeben – wie ihr es erfüllt ist gänzlich euch überlassen. Wollt ihr lieber schleichend und heimlich vorgehen, um Tote zu vermeiden oder kämpft ihr euch vorsichtig durch das Level? Auch eine Mischung der Vorgehensweisen ist möglich. Das geht sogar so weit, dass ihr theoretisch die Möglichkeit habt auf die übersinnlichen Fähigkeiten, die ihr früh im Spiel vom Outsider erhalten könnt, verzichtet. Hierdurch wird das Spiel allerdings deutlich schwieriger und ein Teil des Spaßes kann verloren gehen, da besonders das experimentieren mit so mancher Fähigkeit für zusätzlichen Unterhaltungswert sorgt. Es ist einfach spannend sich mittels Teleportation an Wachen vorbei zu schleichen oder die Domino-Fähigkeit einzusetzen, damit mehrere Wachen das selbe Schicksal ereilt. Neue Fähigkeiten lassen sich durch gefundene Runen freischalten, während Knochenfragmente diverse Perks und Boni gewähren. Zudem kann mit Geld Ausrüstung gekauft oder aufgewertet werden, während gefundene Baupläne neue Verbesserungen ermöglichen. Neu ist die Knochenschmiedekunst, durch die ihr selbstständig Artefakte und Runen herstellen könnt.

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Wie schon im Vorgänger hat euer Vorgehen wieder Einfluss auf das Ende der Geschichte. Je mehr Gegner ihr tötet, desto düsterer und zynischer fällt dieses aus. Allerdings steht die durchaus interessante und spannende Handlung nicht im Mittelpunkt von Dishonored 2. Viel mehr dient sie als Rahmen, um ein möglichst freies Spielerlebnis zu garantieren. Trotzdem kann sie unterhalten und das Interesse am Schicksal von Emily und Corvo sowie der Aufdeckung der Verschwörung ist vorhanden. Das liegt ein wenig auch daran, dass man sich gut in die beiden Protagonisten einfühlen kann. Wirklich überragend fallen die Charaktere im Spiel jedoch nicht aus. Das stört aber angesichts der lebendigen Welt und der großen Freiheit zu keiner Zeit. Dafür macht Dishonored 2 schlichtweg zu viel Spaß.

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Brillianz mit Makel

Stach schon der Vorgänger durch ein einzigartiges Art Design hervor, steht Dishonored 2 diesem in nichts nach. Auch wenn sich Karnaca optisch von Dunwall unterscheidet ist die Handschrift der Entwickler sofort ersichtlich. Leider wird die brillante Optik durch technische Schwächen – die durch Patches zum Teil nach Release behoben wurden – getrübt. So läuft Dishonored 2 nicht immer ganz flüssig und hat mit Rucklern zu kämpfen. Im Laufe des Tests hat das allerdings niemals den Spielfluss oder -spaß getrübt. Ähnliches gilt auch für die kleineren Grafikfehler, das verzögerte Laden von Texturen oder die Probleme bei der Weitsicht. Kurios hingegen erscheinen die teils seltsamen Körperhaltungen von getöteten oder betäubten Gegnern, was auf leichte Defizite bei der Ragdoll-Physik schließen lässt. Diese Unregelmäßigkeiten bei der technischen Umsetzung sind besonders aufgrund der spielerischen Qualität von Dishonored 2 um so bedauernswerter.

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Besser umgesetzt ist das Spiel auf der Sound-Seite. Dank tollen Umgebungsgeräuschen und einem hervorragendem Soundtrack gewinnt Dishonored 2 massiv an Atmosphäre, die bereits nach kurzer Zeit packt und zu fesseln weiß. Auch die Synchronisation kann sich hören lassen. Egal ob Emily, Corvo oder andere Figuren, alle deutschen Sprecher leisten gute Arbeit, vermitteln die Dialoge durchweg glaubhaft und die Stimmen passen gut zu den jeweiligen Rollen. Bedauerlich ist allerdings, dass die technischen Schwächen sich hinsichtlich der nicht vorhandenen Lippensynchronität zeigen.

Fazit

Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske versteht es besonders durch die große spielerische Freiheit zu unterhalten. Stundenlang habe ich damit zugebracht, die Level zu erkunden, um Geheimnisse zu entdecken oder alternative Vorgehensweisen auszuprobieren. Da ich bevorzugt schleichend vorgegangen bin – was angesichts der durchaus ordentlichen Gegner-KI kein leichtes unterfangen ist – waren die Fähigkeiten stets eine große Hilfe. Lediglich zum Ende hin wird das Spiel wie schon der Vorgänger etwas zu leicht. Dank des hervorragenden Level- und Gameplay-Designs kann sich die Freiheit voll entfalten und zudem liefern die Arkane Studios einige wirklich einprägsame Spielmomente, die ihres gleichen suchen. Damit schafft es Dishonored 2 sich gegenüber anderen Genrevertretern abzusetzen. Anhänger guter Schleichspiele sollten sich den Titel auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Dishonored 2 gelingt es mit spielerischer Freiheit und einem hervorragendem Leveldesign für hohen Spielspaß zu sorgen, wodurch technische Schwächen in den Hintergrund rücken.

Vielen Dank an Bethesda Softworks für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske!

Details
Titel: Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske
Genre: First-Person-Action-Adventure
Publisher: Bethesda Softworks
Entwickler: Arkane Studios
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), Xbox One, PlayStation 4
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 11. November 2016

Bilder Copyright Bethesda Softworks