Rezension: Porco Rosso

Ich hatte bereits vor einiger Zeit und gestern auch noch einmal via Facebook darauf hingewiesen, dass gestern Abend um 20:15 Uhr auf arte erstmals der Studio Ghibli- und Hayao Miyazaki-Film Porco Rosso in deutscher Erstaustrahlung gezeigt wurde. Wie bereits erwähnt, habe ich mir den Anime angesehen. Dabei gehörte Porco Rosso bisher zu den Werken des japanischen Regisseurs, die ich noch nicht kenne, weshalb ich mich besonders auf die Möglichkeit dies zu ändern gefreut habe. Nun habe ich den Film also gesehen und habe mir gedacht, ich schreibe direkt eine kleine Rezension darüber. Da mir dafür keine Blu-ray oder DVD vorliegt, bezieht sich meine Meinung dieses Mal natürlich ausschließlich auf den Film. Und ich kann vorab schon mal sagen: Wie erwartet gut.

Von Wasserflugzeugen, Kopfgeldjägern und Piraten

Porco Rosso erzählt dabei die Geschichte eines gleichnamigen Wasserflugzeugpiloten, der als Kopfgeldjäger in der italienischen Adria tätig ist. Genauer bekämpft er die dort tätigen Luftpiraten, die immer wieder Schiffe überfallen und beispielsweise Geld rauben, aber auch Menschen entführen. Allerdings spielt der Beruf von Porco Rosso, der einen Schweinekopf hat, nur eine kleine Rolle. Viel eher handelt die Geschichte davon wie Porco die junge Fiona kennen lernt und zugleich von seiner Rivalität mit dem amerikanischen Piloten Curtis. Das ganze ist am Ende der 1920er Jahre angesiedelt und somit in einer Zeit in der in Italien der Faschismus am Erstarken war. Diese Tatsache wird auch immer wieder thematisiert, tritt aber nie wirklich in den Vordergrund. Viel mehr ist es ein Rahmen, der immer wieder genutzt wird, um bestimmte Ereignisse einzuleiten. Dabei ignoriert der Film aber nicht was Faschismus bedeutet oder verharmlost diesen klar. Die wahre Grausamkeit der damaligen Zeit bleibt aber außen vor, was auch daran liegt, dass der Film bereits endet, bevor dies wirklich erforderlich gewesen wäre. Eine gewisse Kritik am Faschismus selbst bringt Hayao Miyazaki dann aber doch mit ein.

Gina ist eine alte Freundin von Porco.
Gina ist eine alte Freundin von Porco.

Letztlich ist Porco Rosso aber viel mehr eine Abenteuer-Geschichte rund um Piloten von Wasserflugzeugen und genau das macht den Film dann auch so unterhaltsam. Der Spannungsaufbau ist gut und die Flugaction-Szenen sind nie zu lang oder zu oft vorhanden, da sie immer wieder durch ruhigere Momente abgelöst werden. Allgemein dürfte etwa die Hälfte des Films nicht in der Luft spielen. Natürlich wird auch eine kleine Romanze mit eingebaut, allerdings ohne dass diese allzu kitschig wird. Auch hier bleibt alles eher gemächlich und fügt sich einfach nur – und das wirklich gut – in die Geschichte rund um Porco Rosso ein. Außerdem musste ich beim Anschauen des Films immer wieder schmunzeln, grinsen oder sogar lachen. Gerade die Luftpiraten sorgen für humorvolle Momente, aber auch Fio und Porco sind für den ein oder anderen Lacher gut.

Die für die meisten Ghibli-Filme übliche Prise Magie haftet natürlich auch diesem Werk von Hayao Miyazaki an. Wie schon erwähnt handelt es sich bei Porco um ein Schwein – oder er sieht zumindest so aus. Dies war allerdings nicht immer so. Wer nun aber erwartet, dass diese Verwandlung des Piloten eine zentrale Rolle im Film spielt, täuscht sich. Zwar gibt es ein paar Szenen in denen sie thematisiert wird, doch wie schon bei anderen Elementen wie dem Faschismus bleibt es eher ein Beiwerk. Es trägt zwar zum Gesamtbild des Filmes bei und dürfte auch nicht fehlen, hat aber nur bedingt etwas mit der eigentlichen Geschichte rund um Freiheit, Mut, Ehre und in gewisser Weise auch Liebe zu tun.

Qualitätssiegel Ghibli

Porcos Rivale Curtis (links).
Porcos Rivale Curtis (links).

Die Bilder kommen bei Porco Rosso wie gewohnt in bester Studio Ghibli-Qualität daher. Dabei fällt nur selten auf, dass der Film bereits von 1992 ist und somit 21 Jahre alt. Das sieht man allerdings nur äußerst selten, wenn überhaupt, da es auch heute noch Animes gibt, die mit qualitativ schlechteren Zeichnungen aufwarten. Gerade in HD dürfte auch Porco Rosso – wie eigentlich alle Ghibli-Filme – wunderschön wirken. Sobald mir die Blu-ray vorliegt werde ich hierzu mit Sicherheit etwas schreiben. Amüsant fand ich übrigens auch die Tatsache, dass bereits an den Figuren die Herkunft des Filmes zu erkennen ist. So erinnern beispielsweise einige kleine Mädchen am Anfang ausgesprochen stark an Ponyo aus dem gleichnamigen Film von 2008.

In Sachen Musik war natürlich wieder Joe Hisaishi für den Soundtrack verantwortlich und das ist jedem einzelnen Stück anzuhören. Sie sind einfach wunderschön und untermalen jede Szene perfekt und gekonnt. Ähnliches gilt auch für die Effekte, die überaus gut rüberkommen – zumindest soweit sich dies bei einer Fernsehausstrahlung sagen lässt. Zur deutschen Synchronisation sollte ich wahrscheinlich nichts schreiben, da ich weiß, dass viele Anime-Fans allgemein etwas gegen die deutsche Sprachversion haben (ich will hier niemanden angreifen oder dergleichen), doch mir persönlich hat die Vertonung des Films gut gefallen. In wie weit sie nun in englisch oder japanisch besser ist, kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht sagen. Da ich mir aber bisher alle Ghibli-Filme auf deutsch angesehen habe und immer zufrieden war, fällt mein Urteil auch hier positiv aus. Lediglich mit Porco selbst hatte ich in den ersten Minuten meine Probleme, da ich eine etwas rauere Stimme erwartet hatte, aber recht schnell hatte ich mich daran gewöhnt.

Fazit

Porco Rosso ist wie ich erwartet habe ein weiteres Meisterwerk von Hayao Miyazaki. Mit seiner Art ordnet er sich klar bei anderen Studio Ghibli-Filmen wie Das Schloss im Himmel, Kikis kleiner Lieferservice oder auch Chihiros Reise ins Zauberland ein. So ernst wie andere Filme des Regisseurs (z.B. Prinzessin Mononoke oder Das wandelnde Schloss) ist Porco Rosso aber nicht. Hier liegt der Fokus dann doch eher auf der schönen Abenteuer-Geschichte und dem eingestreuten Humor, wobei aber nicht vergessen wird eine Botschaft von Freiheit und Mut zu vermitteln.

Wertung folgt

Details
Titel: Porco Rosso
Genre: Anime, Abenteuer
Regie: Hayao Miyazaki
Sprecher: Dieter Memel, Matthias Klie, Madeleine Stolze, Marieke Oeffinger
Musik: Joe Hisaishi
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Produktionsjahr: 1992
Herkunftsland: Japan

Text Copyright 2013 Alexander Geisler
Bilder Copyright Studio Ghibli