Rezension: Soloist in a Cage – Band 1 (Manga)

Ein Ausbruchsversuch aus einer Gefängnisstadt in Soloist in a Cage Band 1 verändert das Leben der Kinder Chloe und Rock.

Umschlossen von riesigen Mauern, hält die Gefängnisstadt Kriminelle aller Art gefangen. Über eine halbe Millionen Menschen leben dort mittlerweile. Unter ihnen auch das junge Mädchen Chloe und ihr kleiner Bruder Rock. Da die Gefängnisstadt für niemanden, aber besonders für Kinder, unsicher ist, hat Chloe noch nie die kleine Ein-Zimmer-Wohnung, in der sie mit Rock lebt, verlassen. Seit ihre Eltern vor einem halben Jahr verschwunden sind, kümmert sich das Mädchen alleine um das Baby an ihrer Seite. Nur dank der Freundlichkeit ihres Nachbarn, des ehemaligen Oberst Los Santbelk, der ihnen, ohne sie jemals gesehen zu haben, regelmäßig Essen vor die Tür stellt, könnten Chloe und Rock überleben. Als Los und seine Freunde versuchen auszubrechen, trifft Chloe eine folgenschwere Entscheidung, die ihr Leben und das ihres Bruders für immer verändert.

Riesiges Gefängnis

Sololist in a Cage Band 1 zeigt schon auf den ersten Seiten, was von der dreiteiligen Action-Drama-Reihe zu erwarten ist: eine düstere Atmosphäre, gnadenlose Kriminelle und blutige Gewalt. Doch abseits des frühen Mordes an einem unvorsichtigen Bewohner der Gefängnisstadt, konzentriert sich Mangaka Shiro Moriya zu Beginn besonders stark auf Chloe und ihren kleinen Bruder Rock. Herzergreifend wird gezeigt, wie liebenswert das Mädchen sich alleine um ein Baby kümmert, ihn wickelt, für ihn tanzt und versucht, ihm Fröhlichkeit zu bieten. Dabei vermitteln ihre Gedanken, wie hart das Leben wirklich ist und wie sehr sie in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung gefangen sind. Niemals hat Chloe die sichere Umgebung verlassen, da Kinder auf den Straßen der Gefängnisstadt nicht überleben. Das unterstreicht nochmals, wie hart und konsequent das Setting von Soloist in a Cage umgesetzt ist. Düster, dreckig und gnadenlos inszeniert Mangaka Shiro Moriya das riesige Sammelbecken von Kriminellen aller Art und schafft damit eine beklemmende Welt.

Es sind Chloe und Rock, die zumindest anfangs etwas Licht in die Dunkelheit der Gefängnisstadt bringen. Allerdings ändert sich für die Protagonisten relativ bald alles. Hierfür werden neben der Struktur des Gefängnisses inklusive Direktor und den als Yes-Men bekannten Roboter-Wärtern auch Nebenfiguren wie Oberst Los Santbelk eingeführt. Santbelk ist der Nachbar von Chloe, der den Kindern regelmäßig mit Essen aushilft und schließlich der Grund dafür ist, dass sie eine folgenschwere Entscheidung trifft. Damit nimmt Soloist in a Cage Band 1 bereits nach dem ersten der sechs Kapitel eine große Wendung, die Einfluss auf die anschließende Ausrichtung des Mangas hat. Ohne die bedrückende, bedrohliche und finstere Atmosphäre fallen zu lassen, wird die Geschichte zugleich dramatischer, emotionaler und blutiger als zuvor. Das liegt auch an einem entscheidenden Zeitsprung und Chloes neuem Lebensziel, das ihr gesamtes Handeln bestimmt. Sie ist willensstark, entschlossen und bereit alles zu tun, um ihr Ziel zu erreichen. Gleichzeitig wirkt sie manchmal naiv, verletzlich und sanft, wodurch sie eine vielschichtige, liebenswerte und starke Hauptfigur ist. Chloe schafft es, die bis zum offenen Ende hochspannende Geschichte zu tragen und wird dabei von einigen ebenfalls gut geschriebenen, wenn auch weniger tiefgründigen Nebenfiguren hervorragend unterstützt.

Ebenfalls viel zur fesselnden Wirkung von Soloist in a Cage Band 1 tragen die detailreichen Zeichnungen bei. Mangaka Shiro Moriya schafft es, die Gefängnisstadt alleine durch ihren Anblick etwas Bedrohliches und Düsteres zu verleihen. Zugleich wird die Fröhlichkeit und Liebenswürdigkeit zwischen Chloe und Rock in fast schon strahlenden Bildern dargestellt. Stark auf Figuren bezogene Szenen wechseln sich mit ausgearbeiteten Hintergründen ab und dem Manga etwas Lebendiges, Greifbares und unterstützen damit die bedrückende Atmosphäre. Dabei werden die blutigen Kampfszenen gnadenlos und konsequent inszeniert und der Geschichte eine mitreißende, aber auch erschreckende Note. Die sehr gut geschriebenen Dialoge unterstreichen die hohe Qualität des Mangas und unterstützen den packenden Lesefluss, der dafür sorgt, dass es schwerfällt, Soloist in a Cage Band vor dem Ende wieder aus der Hand zu legen.

Fazit

Soloist in a Cage Band 1 ist bereits durch das gewählte Szenario der Gefängnisstadt bedrückend und gnadenlos. Alleine der Anblick des Lebens hinter den riesigen Mauern löst Beklemmung, Furcht und den Eindruck immer währender Gefahren aus. Umso größer ist die Wirkung, die das einfache, aber nicht komplett unglückliche Leben von Chloe und ihrem Baby-Bruder Rock hat. Gerade zu Beginn wirken die Geschwister für mich wie ein strahlender Kontrast zur Finsternis ihrer Heimat. Allerdings sorgt die erste große Wendung am Ende des Kapitels für einen starken Schwenk der Handlung. Dadurch kommt noch mehr Spannung auf und Soloist in a Cage Band 1 hat mich bis zum offenen Ende nicht mehr losgelassen. Blutig inszenierte Kämpfe, konsequente Entwicklungen, schwere Entscheidungen und eine willensstarke, vielschichtige Protagonistin sorgen dafür, dass Soloist in Cage Band 1 zu den besten Action-Drama-Manga gehört, die ich je gelesen habe. Genre-Fans sollten sich den Auftakt der dreiteiligen Reihe nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Hochspannender Action-Drama-Manga, der mit düsteren Atmosphäre, packender Geschichte, blutiger Action und der vielschichtigen Protagonistin zu den besten Genre-Vertretern überhaupt gehört.

Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Soloist in a Cage – Band 1!

Details
Titel: Soloist in a Cage – Band 1
Originaltitel: Ori no Naka no Soloist
Genre: Drama, Psychodrama, Action
Verlag: Manga Cult
Mangaka: Shiro Moriya
Seiten: 248
Preis: 14,00 €
ISBN: 978-3-96433-640-8
Verlagsseite: Soloist in a Cage – Band 1 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 05. Mai 2022

© Shiro Moriya / Shueisha Inc. / Manga Cult