Rezension: Hyouka – Vol. 1 (Blu-ray)

Hōtarō löst in Hyouka Volume 1 zusammen mit Eru, Satoshi und Mayaka eher widerwillig Rätsel rund um seine Oberschule.

Eigentlich vermeidet Hōtarō Oreki jegliche unnötige Anstrengung. Der Oberschüler lebt nach einem klaren Energiesparprinzip und erledigt nur das, was zwingend erforderlich ist. Als seine auf Reisen befindliche Schwester Tomoe ihn in einem Brief dazu auffordert dem klassische Literatur-Klub beizutreten, damit dieser nicht aus Mitgliedermangel geschlossen wird, erwartet Hōtarō einen einsamen Rückzugsort für sich. Allerdings schließt sich auch seine neugierige und energiegeladene Mitschülerin Eru Chitanda dem Klub an. Ein erstes Mysterium, das Hōtarō mit Brillianz löst, entfacht in Eru Begeisterung und immer neue Rätsel warten auf die Mitglieder des Klassik-Klubs, wie dieser auch genannt wird. Schon bald schließen sich ihnen Hōtarō Freund Satoshi und ihre Mitschülerin aus Mittelschulzeiten Mayaka an. Gemeinsam stoßen sie auf ein großes Geheimnis, das mit dem Schulfest vor fünfundvierzig Jahren und der vom Klassik-Klub verfassten Geschichtensammlung Hyouka zusammenhängt.

Rätsellösender Klub

Schon seit der Veröffentlichung im Jahr 2012 erfreut sich die vom Studio Kyoto Animation umgesetzte Mystery-Krimi-Serie Hyouka großer Beliebtheit. Nach langem Warten veröffentlicht KSM Anime die zweiundzwanzig Episoden und eine OVA-Folge, die auf der gleichnamigen Romanvorlage von Honobu Yonezawa basieren, auf deutsch. Hyouka Volume 1 folgt in den ersten sechs Episoden den neuen Mitgliedern des Klassik-Klubs, dem Hōtarō Oreki nur auf Wunsch seiner Schwester beitritt. Da er sowieso nichts anderes zu tun hat und die Strafe für eine Weigerung zu anstrengend wäre, folgt er ihrem Wunsch. Allerdings erhofft er sich dort ein ruhiges und ereignisloses Schulleben, da Hōtarō keinerlei Interesse an unnötigen Aktionen hat und alles möglichst energiesparend durchführt. Gleichzeitig wird er aber schon zu Beginn als überaus nachdenklich dargestellt. So macht sich Hōtarō viele Gedanken über das Leben an der Oberschule und wie es für andere ist. Kyoto Animation gelingt es, Hōtarō gräulichen Blickwinkel in einen schönen Kontrast zu Erus Neugier und Begeisterung zu stellen. Vor allem die erste Begegnung der beiden zeigt ausgezeichnet, welchen Einfluss seine Mitschülerin auf Hōtarō haben kann.

Erste Charakterentwicklungen zeigen sich schon in den sechs Episoden des ersten Volumes, was den Figuren nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch Tiefe verleiht. Allgemein sticht Hyouka mit sehr gut ausgearbeiteten und zugleich bodenständigen Charakteren auf. Hōtarō, Eru, Satoshi und Mayaka sind im Kern normale Jugendliche, die sich im Klassik-Klub mit allerlei Geheimnissen und Rätseln befassen. Angefangen bei der Frage wie Eru in einem abgeschlossenen Raum sein konnte, obwohl sie keinen Schlüssel dafür hatte, über die rätselhaften Ausleihpraktiken eines Buches bis hin zum zentralen Mysterium der Ereignisse rund um das Schulfest vor fünfundvierzig Jahren, bleibt Hyouka stets spannend und angenehm kurzweilig. Niemals wirkt die Handlung abgehoben oder unrealistisch und präsentiert bei den ersten Lösung nachvollziehbare Antworten. Gerade das sorgt dafür, dass Hyouka so unterhaltsam ist und sich nicht in einer zu sehr auf unlogischen Rätseln aufbauenden Geschichte verliert. Zudem erhält die Serie dadurch einen gelungenen Slice-of-Life-Anstrich, der sich hervorragend mit den Mystery-Krimi-Elementen verknüpft.

Im Einklang mit der stimmungsvollen Musik und einer sehr guten deutschen Synchronisation, die den Figuren glaubhaft Leben einhaucht, wird ein atmosphärisches Anime-Erlebnis geboten. Einen hohen Anteil daran haben natürlich die hochwertigen Animationen und Zeichnungen, die sich selbst, fast zehn Jahre nach der ursprünglich Veröffentlichung der Serie, nicht vor modernen Serien verstecken brauchen. Flüssige Bewegungen, tolle Lichteffekte, brillant ausgearbeitete, leuchtende Augen, ein wunderbares Spiel mit unterschiedlichen Stilen, um manche Szenen besonders hervorzuheben und nicht zuletzt das bodenständige und dennoch hervorstechende Charakterdesign sowie die schick gestalteten Hintergründe garantieren visuellen Hochgenuss. Hier ist deutlich zu erkennen, dass Kyoto Animation für die Serie verantwortlich war und nicht nur inhaltlich unterhaltsamen Mystery-Krimi-Slice-of-Life-Spaß bietet.

Fazit

Schon seit Jahren gehört Hyouka zu den von mir am meisten gewünschten Anime-Serien für eine Veröffentlichung auf deutsch. Besonders die Manga-Adaption von Honobu Yonezawas Roman, die bei Tokyopop erscheint, hat meine Neugier auf die Serie von Kyoto Animation entfacht. Die ersten sechs Episoden von Hyouka Volume 1 haben mich nicht enttäuscht. Es ist wirklich unterhaltsam, Hōtarō, Eru, Satoshi und Mayaka bei ihren Klubaktivitäten und dem Lösen diverser Rätsel rund um ihre Schule zu begleiten. Dass die Serie dabei so bodenständig bleibt, ist eine der größten Stärken der Geschichte, da sich diese niemals in unlogischen Ansätzen oder Auflösungen verliert. Stattdessen bleibt Hyouka Volume 1 stets glaubwürdig und präsentiert diesen Ansatz auch bei den sehr gut geschriebenen, sympathischen Hauptfiguren, die viel zum hohen Unterhaltungswert beitragen. Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und Stärken ergänzen sich hervorragend und sorgen für reichlich Abwechslung und unterschiedliche Denkansätze. Dass vor allem Hōtarō viel Aufmerksamkeit bei der Lösung von Rätseln zukommt, ist angesichts seiner Charakterisierung und der Ausrichtung der Serie nachvollziehbar und fällt keineswegs negativ auf. Die audiovisuelle Brillanz rundet Hyouka Volume 1 endgültig ab und unterstreicht den hochwertigen Anime-Spaß, den die sechs Episoden bieten. Genre-Fans sollten unbedingt zugreifen.

Kurzfazit: Hochwertige Mystery-Krimi-Slice-of-Life-Serie die mit einer bodenständigen, interessanten Geschichte, glaubwürdigen und sympathischen Charakteren sowie logischen Rätseln und Lösungen exzellente Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hyouka – Vol. 1!

Details
Titel: Hyouka – Vol. 1
Originaltitel: Hyōka
Genre: Krimi, Mystery, Romantik, Comedy
Regie: Yasuhiro Takemoto
Studio: Kyoto Animation Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 150 Minuten (Blu-ray), ca. 144 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Booklet, Artcards, Opening- & Ending-Song (textless), Bildergalerie, Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 19. Mai 2022
Herstellerseite: Hyouka – Vol. 1 bei KSM Anime
Herstellershop: Hyouka bei Anime Planet

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