Rezension: Violet Evergarden: Der Film

Violet erhält in Violet Evergarden: Der Film einen Spezialauftrag und schöpft dank eines unerwartet auftauchenden Briefes neue Hoffnung.

Einige Jahre sind seit dem Krieg, der für viel Verwüstung und Schmerz verantwortlich war, vergangen. Die ehemalige Soldatin Violet Evergarden arbeitet mittlerweile beim Postunternehmen des ehemaligen Offiziers Claudia Hodgins als Autonome Korrespondenz-Assistentin und schreibt im Auftrag ihrer Kundschaft die unterschiedlichsten Briefe. Darunter von einem Jungen, der im Krankenhaus liegt und seiner Familie seine Gefühle mitteilen möchte. Derweil hängt Violet noch immer an ihrem einstigen Vorgensetzen, dem seit dem Krieg verschollenen Major Gilbert Bougainvillea. Während Hodgins, der Violet wie seine Tochter behandelt, und Gilberts Bruder Dietfried überzeugt sind, dass der Major tot ist, will Violet die Hoffnung nicht aufgeben und glaubt fest daran, dass er noch lebt. Ein unerwarteter Brief, könnte einen Hinweis auf Gilberts Verbleib liefern.

Emotionales Finale

Nach der Serie Violet Evergarden, der Special-Episode und dem Film Violet Evergarden und das Band der Freundschaft, schließt Violet Evergarden: Der Film die Geschichte der einstigen Kindersoldatin, die zur Autonomen Korrespondenz-Assistentin wurde, ab. Der Finalfilm beginnt einige Jahre nach dem Ende der Serie. Violet ist mittlerweile eine bekannte und gefragte Akora, die über Monate ausgebucht ist. Noch immer arbeitet sie für Hodgins und dessen Postunternehmen. Allerdings ist die Zeit nicht stehen geblieben. Das wird zum einen am, sich mitten in Leiden, im Bau befindlichen Funkturm, der an den Eifelturm erinnert, deutlich. Zum anderen unterstreicht Ericas neue Arbeit als Assistentin eines berühmten Theaterautoren, dass die Charaktere neue Erfahrungen gemacht haben und andere Wege gegangen sind. Gerade dadurch wirkt Violet Evergarden: Der Film früh überaus lebendig und schafft es, Fans schnell zu packen. Es ist faszinierend zu erleben, wie sich Violet gewandelt hat, ohne ihre grundsätzlichen Eigenschaften verloren zu haben. Ähnliches gilt im kleineren Rahmen auch für die Nebenfiguren. Besonders Hodgins hat Probleme, sich an Violets Unabhängigkeit zu gewöhnen und muss lernen loszulassen.

Allerdings konzentriert sich der Film nicht rein auf die Titelheldin. Stattdessen beginnt das große Finale mit einer Rahmenhandlung, die im Laufe der etwa zwei Stunden zwanzig, die niemals zu lang wirken, immer wieder aufgegriffen wird. Diese ist mehrere Jahrzehnte nach der Hauptgeschichte angesiedelt und folgt der jungen Daisy, die nach der Beerdigung ihrer Großmutter Briefe findet, die deren Mutter vor ihrem frühen Tod bei Violet in Auftrag gegeben hat. Hier zeigt sich auf gefühlvolle Weise, die Wirkung von Briefen und dass diese über Generationen weitergetragen werden können. So veranlassen die Nachrichten ihrer Ur-Großmutter Daisy dazu, Violets Spuren zu folgen und mehr über die Akora zu erfahren. Wundervoll erzählt, steht trotz der Rahmenhandlung vor allem Violets emotionale und wendungsreiche Geschichte im Mittelpunkt des Films. Dabei ist die Geschichte wie schon Violet Evergarden und das Band der Freundschaft grob in zwei Handlungsstränge, die jedoch eng miteinander verwoben sind, eingeteilt.

Gefühlvolle Wärme

Zu Beginn liegt der Fokus von Violet Evergarden: Der Film besonders darauf, ein Bild der sich veränderten Gesellschaft, des technologischen Fortschritts und der Bedeutung von diesem für die Arbeit der Post und Akoras zu vermitteln. Besonders das Telefon stellt eine Bedrohung für die Tätigkeit der Autonomen Korrespondenz-Assistentinnen dar und die Fertigstellung des Funkturms würde eine weitere Verbreitung der neuen Kommunikationsmöglichkeiten bedeuten. Hier zeigt der Film hervorragend, wie sich die Welt wandelt, was neue Erfindungen bedeuten können und dass trotz Veränderungen nicht alles daran negativ sein muss, selbst wenn etwas Altes verloren geht. Weitaus mehr konzentriert sich die erste Hälfte des Films aber auf Violets Interaktionen mit Gilberts Bruder Dietfried sowie ihren neuen Auftrag des im Krankenhaus liegenden Jungen Julis. Bereits seine Geschichte ist derart herzzerreißend und zugleich wärmend, dass die allgemeine Stimmung des Films perfekt zur Geltung kommt und im weiteren Verlauf noch intensiver werden kann. Zwar greift Violet Evergarden: Der Film gerade in der zweiten Hälfte, die sich verstärkt auf Violets Gefühle und Major Gilbert konzentriert, auch auf überdramatische Szenen sowie etwas kitschige Klischees zurück, doch beides stört nicht und schadet auch der emotionalen Geschichte zu keiner Zeit. Stattdessen gelingt es dem Film ausgezeichnet Gefühle zu wecken und genau an den richtigen Stellen zu Tränen zu rühren. Das Team von Kyoto Animation zeigt hier wieder, mit welcher Intensität Violets Geschichte erzählt und wie mitreißend das Schicksal der jungen Protagonistin ist.

Zu verdanken ist die Wirkung der Erzählung auch den wunderschönen Bildern. Kyoto Animation übertrifft sich bei Violet Evergarden: Der Film wieder selbst, und überzeugt mit malerischen und detailverliebten Umgebungen und Hintergründen, atmosphärischen Landschafts- und Panoramaaufnahmen sowie den faszinierenden Charaktermodellen. Farben, Bewegungen, Details sorgen dafür, dass Figuren und Welt glaubhaft und lebendig wirken. Alles greift hier ineinander, unterstreicht die emotionalen Szenen genauso wundervoll wie die ernsten oder schönen Momente. Die stimmungsvolle Orchestermusik rundet die audiovisuelle Brillanz des Films perfekt ab und versteht es, jede Szene genau richtig zu untermalen. Dank der hochwertigen deutschen Synchronisation wird jedem Charakter glaubhaft Leben eingehaucht, wodurch die mitreißende Geschichte noch besser zur Geltung kommt. Bis zum vielleicht ab einem bestimmten Punkt etwas vorhersehbaren, aber dennoch schönen Ende, entlockt Violet Evergarden: Der Film sämtliche Gefühle und versteht es wärmend, emotional, gefühlvoll, witzig, ernst, sanft und herzzerreißend zugleich zu sein. Ein wirklich herausragender Abschluss für Violets Geschichte und ein Coming-of-Age-, Drama- und Romantik-Meisterwerk, das auch in Jahren noch faszinieren wird und zu den besten Genre-Filmen aller Zeiten gehört.

Fazit

Violet Evergarden: Der Film ist ein Musterbeispiel für einen Finalfilm. Kyoto Animation schafft es nicht nur, Violets Geschichte emotional und mitreißend zu Ende zu erzählen, sondern zugleich ein Genre-Meisterwerk zu erschaffen. Handlung, Charaktere, Animationen, Zeichnungen und Musik sind einfach faszinierend und wunderschön, mitreißend und gefühlvoll, warm und sanft, herzzerreißend und bewegend. Dabei ist es hilfreich, die vorherigen Geschichte, insbesondere die Serie, zu kennen, um die volle Wirkung des Films zu erleben. Besonders die Charaktere zeigen seit der ersten Episode erkennbare Wandlungen, die in Violet Evergarden: Der Film aufgegriffen und nachvollziehbar weitergeführt werden. Die zweigeteilte Geschichte ist nahezu perfekt erzählt, setzt genau die richtigen dramaturgischen Punkte und schafft es so trotz einer Laufzeit von zwei Stunden und zwanzig Minuten, stets mitzureißen und nie langweilig zu werden. Selbst die kitschigen Klischees stören nicht, sondern fügen sich natürlich in die Handlung ein und unterstreichen lediglich das bewegende Leben von Violet. Fans der Akora sollten sich den Film auf keinen Fall entgehen lassen. Alle anderen Genre-Fans werden jedoch auch gut unterhalten, sollten sich zuvor aber vielleicht die Serie ansehen. Violet Evergarden: Der Film ist ein Genre- und Anime-Meisterwerk, das sich niemand entgehen lassen sollte.

Kurzfazit: Emotionales Finale, das mit einer gefühlvollen Geschichte, liebenswerten Charakteren, einer bewegenden Erzählweise und wunderschönen Bildern fasziniert. Ein Drama-Romantik-Meisterwerk!

Vielen Dank an Leonine Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Violet Evergarden: Der Film!

Details
Titel: Violet Evergarden: Der Film
Originaltitel: Gekijōban Violet Evergarden
Genre: Drama, Coming of Age, Romantik
Regie: Taichi Ishidate
Studio: Kyoto Animation
Produktionsjahr: 2020
Laufzeit: ca. 140 Minuten (Blu-ray), ca. 134 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Extras (alle Editionen): Booklet 1 (ca. 32 Seiten, u. a. mit Informationen und Materialien zur Story und den Charakteren), Booklet 2 (ca. 36 Seiten mit Interviews und Staff-Talks), 3 Artcards, 3 Imageboards, Original-Trailer & TV-Spots
Extras (UHD Blu-ray): zusätzlich zu den anderen Extras ein Special-Booklet (ca. 12 Seiten mit Hintergrundinformationen zur Produktion der Dolby Cinema-Version)
Erscheinungstermin: 25. März 2022
Herstellerseite: Violet Evergarden: Der Film bei Leonine Anime

© Kana Akatsuki, Kyoto Animation / Violet Evergarden Production Committee

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