Rezension: Haven (Switch)

Um zusammen sein zu können, beginnen Yu und Kay im Adventure-Rollenspiel Haven ein neues Leben auf einem abgelegenen Planeten.

The Game Bakers schicken uns in Haven auf ein beschauliches Science-Fiction-Abenteuer. Um zusammensein zu können, ist das junge Paar Yu und Kay aus ihrer Heimat geflohen und hat die lange Reise zu einem verlassenen, abgelegenen Planeten angetreten. Dort möchten sie ein neues Leben zu zweit beginnen. Fernab der Vorschriften und Regeln ihrer Heimat. Allerdings sorgt ein Erdbeben dafür, dass das Nest genannte Raumschiff, das zugleich als Wohnstatt für Yu und Kay dient, beschädigt wird. Neben Nahrung und der Flut-Energie heißt es nun, auch mögliche Teile für Reparaturen zu finden. Bei der Erkundung des in schwebende Inseln aufgeilten Planeten, stoßen die beiden jedoch nicht nur auf Geheimnisse, sondern bringen auch unerwartete Entwicklungen in Gang.

Romantisches Science-Fiction-Abenteuer

Im Mittelpunkt von Haven stehen Yu und Kay, die wir gleichzeitig spielen. Zwar können wir Haven auch zu zweit erleben, viel am Gameplay ändert sich aber nicht. Die romantische Science-Fiction-Geschichte lebt von dem dynamischen, tiefgründigen Paar, das leicht und schnell ins Herz geschlossen ist. Regelmäßige Gespräche, egal ob beim Erkunden oder alltäglichen Aktionen wie Duschen, Essen oder Schlafen, verleihen Yu und Kay enorm viel Persönlichkeit und machen es leicht, sie zu verstehen und sich in ihre Situation zu versetzen. Langsam erfahren wir mehr über die beiden Hauptfiguren, ihre Vergangenheit, Beweggründe und das Leben in ihrer Heimat. Dennoch ist Haven kein zu textlastiges Adventure oder gar eine Visual Novel. Die hervorragend auf englisch vertonten Gespräche, die sehr gut in deutsche Texte übertragen werden, sind aber trotzdem eines der Herzstücke von Haven.

Das Gameplay konzentriert sich allerdings weitaus mehr auf Erkunden des in mehrere kleine Gebiete eingeteilten Planeten. Während wir in unserem Raumschiff aus der First-Person-Perspektive agieren und verschiedenen Alltagstätigkeiten nachgehen, steuern wir Yu und Kay außerhalb des Nests aus der Third-Person-Perspektive. Hier gleiten wir durch in markanten Farben gehaltene Umgebungen, sammeln Nahrung oder folgen Flut-Linien, um Energie zu sammeln, die wir wiederum benötigen, um den roten Rost, der Teile des Planeten verseucht, zu entfernen. Die Rostklumpen, die wir dabei erhalten sind wiederum eine wichtige Ressource zur Herstellung von in Kämpfen verwendbaren Gegenständen oder bei der Reparatur des Raumschiffes, sobald wir ein größeres Ersatzteil gefunden haben. Dabei entwickelt Haven einen angenehmen Spielfluss, der dem stetigen Gleiten zu verdanken ist. Elegant schweben wir über dem Boden, vollziehen schnelle Kehrtwenden oder driften. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig und bei der Steuerung leider nicht perfekt gelöst, doch nach einer Eingewöhnungszeit, spielt sich Haven relativ intuitiv.

Schnelle Kämpfe, fehlende Erklärung

Treffen wir auf Gegner, bei denen es sich meist um vom Rost verseuchte Tiere handelt, wechselt das Spiel in eine dynamische Ansicht, die an rundenbasierte Kampfsysteme erinnert. Allerdings laufen die Auseinandersetzungen in Echtzeit ab. Wir dürfen Yu und Kay unabhängig voneinander Befehle erteilen. Dafür sind die jeweiligen Möglichkeiten auf das Steuerkreuz für Kay beziehungsweise die Knöpfe für Yu gelegt. So setzten wir schnell hintereinander Rempler und Schüsse ein oder verteidigen mit dem Schild. Je nachdem wie es gerade erforderlich ist, erteilen wir auch unterschiedliche Befehle. Was auf den ersten Blick vielleicht kompliziert klingt, geht schon nach kurzer Zeit locker von der Hand und sorgt dafür, dass sich die Kämpfe überaus schnell anfühlen. Allerdings verzichtet das Spiel – wie auch in anderen Situationen – etwas zu oft auf Erklärungen. Manche Gameplay-Mechaniken müssen wir uns selbst erarbeiten oder sie sogar erst einmal herausfinden. So sammeln wir etwa Erfahrungspunkte, wie wir aber im Level aufsteigen, wird nicht direkt verraten. Lediglich eine Alltagssituation zwischen Yu und Kay deutet darauf hin. Wirklich negativ wirkt sich das aber nicht aus, da wir mit der Zeit alles lernen.

Weitaus schwerer wiegen einige technische Probleme, die das sonst spannend erzählte und von den Hauptfiguren wunderbar getragene Science-Fiction-Abenteuer plagen. Sorgen die leicht an Cel-Shading-Stile erinnernde Grafik und die elektronische Musik für eine gelungene Atmosphäre, wurden wir aufgrund mehrerer Abstürze regelmäßig aus dem Spiel herausgerissen. Besonders bei Gebietswechseln wurde Haven häufiger, aufgrund aufgetretener Fehler, beendet. Problematisch dabei ist, dass der Spielstand lediglich beim Wechseln der Inseln gespeichert wird, so dass wir öfter bereits erkundete Umgebungen erneut abschließen mussten. Ein Absturz hatte sogar einen Bug zur Folge durch den wir den roten Rost auf einer Insel nicht mehr sehen können und die Säuberung von dieser somit fast unmöglich ist. Die technischen Probleme sind besonders deshalb bedauerlich, weil Haven sonst wirklich gelungen ist und uns gerade aufgrund der interessanten Science-Fiction-Romantik-Abenteuer-Geschichte mit seinen großartigen Hauptfiguren gut unterhalten hat. Bleibt zu hoffen, dass The Game Bakers bald einen Patch veröffentlicht und die Fehler behebt.

Fazit

Haven hat mit der schönen, markanten Optik und einer spannenden Science-Fiction-Geschichte früh mein Interesse geweckt. Getragen wird das Rollenspiel vom dynamischen, tiefgründigen Hauptfiguren-Duo, das jede noch so alltägliche Aktion zu einem neuen Höhepunkt macht. Egal ob ich koche, nur etwas esse oder Yu und Kay sich über vermeintlich Belangloses unterhalten, stets bin ich mit Interesse dabei, um mehr über sie und ihre Vergangenheit zu erfahren. Dazu gesellt sich gelungenes Gameplay, das trotz kleinerer Macken, stets für Spielspaß sorgt. Um so bedauerlicher finde ich die technischen Probleme, die regelmäßig dafür sorgen, dass Haven abstürzt und ich sogar einigen Spielfortschritt verliere. Hier muss dringend ein Patch nachgeliefert werden. Besonders weil Haven ohne die Abstürze ein faszinierendes Science-Fiction-Abenteuer mit starkem Charakterfokus ist, das ich jedem interessierten Genre-Fan empfehlen kann.

Kurzfazit: Spannendes Science-Fiction-Abenteuer, dessen interessante Geschichte und Gameplay vom dynamischen, tiefgründigen Protagonisten-Duo getragen wird, aber unter regelmäßigen Abstürzen leidet.

Vielen Dank an The Game Bakers für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Haven!

Details
Titel: Haven
Genre: Rollenspiel
Publisher: The Game Bakers
Entwickler: The Game Bakers
Spieler: 1-2
Syteme: Switch (getestet), PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One,  PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 04. Februar 2021