Rezension: Higurashi – Vol. 3: Das Tatarigoroshi Kapitel (Blu-ray)

Higurashi Volume 3 beleuchtet Satokos Familiengeschichte und verknüpft Psycho-Thriller mit den bekannten Horror-Mysterie-Elementen.

Keiichis Eltern verbringen wegen der Arbeit seines Vaters einige Tage in Tokio. Alleine zu Hause erhält er beim Kochen unerwartete Hilfe von Satoko und Rika. Dabei erfährt Keiichi von Satokos verschwundenem älteren Bruder Satoshi. Neugierig, was es mit der ganzen Sache auf sich hat, erkundigt er sich bei seinen Freunden und stößt auf eine Wand des Schweigens und der Wut. Dennoch findet Keiichi ein paar Details heraus und erfährt von Satokos Onkel bei dem Satoko und Satoshi nach dem Tod ihrer Eltern untergekommen sind. Doch auch dieser hat Hinamizawa verlassen. Als er jedoch zurückkehrt, kommt Satoko einige Zeit nicht zur Schule. Schon bald muss Keiichi erfahren, dass seine Freundin von ihrem Onkel geschlagen wird. In seiner Überzeugung ihr zu helfen, steigert sich Keiichi immer tiefer in einen Wahn und beschließt, Satokos Onkel in der Nacht des Dorffestes verschwinden zu lassen.

Mörderisches Psychospiel

Neues Kapitel, neuer Storyarc. Wie schon zuvor erzählt Higurashi Volume 3 einen parallelen Handlungsbogen rund um Keiichi, Rena, Mion, Rika und Satoko und verwendet dabei nicht nur die bekannten Haupt- und Nebenfiguren, sondern auch ineinandergreifende Plotteile. Das Tatarigoroshi-Kapitel rückt in fünf Episoden Satoko, deren Vergangenheit und ihren Onkel in den Mittelpunkt des Geschehens. Statt düsteren Horror, bietet das dritte Volume beklemmende Psycho-Thriller-Atmosphäre. Dabei beginnt die Geschichte erneut locker und fröhlich. Keiichi und seine Freundinnen genießen den Schulalltag, der Protagonist beschwert sich über die Abwesenheit seiner Eltern und erhält schließlich Hilfe von Satoko und Rika. Doch lange lässt sich die Serie nicht Zeit, um dunkle Geheimnisse und rätselhafte Mysterien einzuflechten. Den Anfang macht hierbei Satoshi und dessen Verschwinden. Bereits in den ersten beiden Higurashi-Storyarcs wurde dieses Thema angerissen. Nun wird Satokos große Bruder ein wenig ausführlicher vorgestellt. Weitaus stärker liegt die Konzentration aber auf der Beziehung des Mädchens zu Satoshi.

Allgemein spielen Satokos Familienverhältnisse und was sie in ihrem Leben bisher durchmachen musste eine große Rolle. Der Tod der Eltern, die Schläge von ihrem Onkel und das Verschwinden ihres Bruders zeichnen sich immer deutlicher ab und statt dem frechen, aber liebenswerten Mädchen, entsteht ein weitaus düstereres Bild. Glücklicherweise geht die Serie dabei nie zu weit, wird zu explizit oder deutet zu heftige Ereignisse rund um Satoko an. Leichtgängig oder sanft ist das Geschehen trotzdem nicht. Higurashi nimmt die Gratwanderung sehr gut und zeichnet das Bild eines verzweifelten Mädchens, das sich nicht helfen lassen möchte. Zugleich wird die Hilfslosigkeit und damit verbundene Wut und Sorge ihres Umfelds ausgezeichnet vermittelt. Besonders Keiichis Reaktionen sind recht offensichtlich. Allerdings ist er als Neuling in Hinamizawa auch der einzige Akteur, der bisher nur wenig über die Umstände von Satoko wusste.

Hier nutzt Higurashi die bereits gelegte Darstellung der Figuren, so dass der Fokus bei Charakterdarstellung und -entwicklung schneller und deutlicher auf die aktuelle Geschichte gelegt werden kann. Auch deshalb funktioniert Keiichis relativ schnelle Wandlung vom etwas naiv wirkenden Schüler über den besorgten Freund hin zu seiner an Wahnsinn kratzenden Entschlossenheit ausgezeichnet. Im Gegensatz zu den vorherigen Storyarcs sind seine Handlungen besser nachvollziehbar. Sympathischer wird er dadurch zwar nicht und gerade in der zweiten Hälfte von Volume drei wirkt er wieder etwas überzeichnet, aber der Spannung und Atmosphäre schadet das nicht. Zugleich gelingt es Higurashi wieder zahlreiche Rätsel und Mysterien einzubauen, die sowohl den aktuellen Storyarc als auch die vorherigen betreffen. Einige mögliche Antworten sind zu erkennen, bringen aber neue Fragen mit sich. Daraus ergibt sich endgültig ein großes Geflecht aus Geheimnissen, die sich trotz alternativer Geschichten recht deutlich durch die Kapitel ziehen. Wer sich auf die komplexe Handlung einlässt und weder Horror noch Psycho-Thriller scheut, dürfte spätestens mit Volume 3 feststellen, wie viel Potenzial Higurashi hat. Lediglich das Ende des Kapitels hinterlässt einen leicht bitteren Beigeschmack und weckt die Hoffnung, dass einige offene Fragen im vierten Volume beantwortet werden.

Fazit

Nahm der Horror-Mystery-Teil bereits im zweiten Volume ab, zeichnet sich der dritte Storyarc weitaus stärker als Psycho-Thriller aus. Gänzlich auf die rätselhaften Geheimnisse Hinamizawas und mysteriöse Ereignisse wird glücklicherweise aber nicht verzichtet. Das verleiht der Serie weiterhin ihre beklemmende und packende Atmosphäre. Interessant ist, wie gut die Kapitel ineinandergreifen und doch grob gesehen unabhängig voneinander funktionieren. Allerdings ist es erforderlich sich auf die verworrene, komplexe Geschichte einzulassen und offen für unklar beantwortete Fragen und neue Rätsel zu sein. Doch genau das ist es, was mich an Higurashi so fasziniert. Statt jede Lösung, jeden Fakt vorzukauen, bleibt es in vielerlei Hinsicht mir überlassen, die Antworten zu erkennen und Verbindungen zu knüpfen. Das dritte Kapitel ist an sich spannend und konnte mich vor den Fernseher fesseln. Lediglich die Thematik dürfte nicht für jeden etwas sein, wird aber gut umgesetzt, ohne dabei zu hart zu sein oder die Mysterien Hinamizawas zu ignorieren. Angesichts des sehr unklaren Endes, hoffe ich, dass die Serie diesbezüglich noch genauere Antworten liefert. Anhängern verwobener Geschichten kann ich Higurashi erneut klar empfehlen.

Kurzfazit: Higurashi Volume 3 präsentiert sich als beklemmender, packender Psycho-Thriller mit ernstem Thema und bekannten Horror-Mysterien-Einflüssen und bringt neue Rätsel sowie einige wenige Antworten mit sich.

Vielen Dank an AniMoon Publishing für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Higurashi – Vol. 3: Das Tatarigoroshi Kapitel!

Details
Titel: Higurashi – Vol. 3: Das Tatarigoroshi Kapitel
Originaltitel: Higurashi no Naku Koro ni
Genre: Horror, Mystery, Drama
Regie: Chiaki Kon
Studio: Studio Deen
Produktionsjahr: 2006
Laufzeit: ca. 119 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Extras: 3 Soft Touch Cards, 3 Art Cards, Textless Opening & Ending, Synchronclips
Erscheinungstermin: 21. September 2018
Herstellerseite: AniMoon Publishing

© Studio Deen / AniMoon Publishing

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