Rezension: Usagi Drop – Vol. 1 (Blu-ray)

Nach einigen produktions- und logistikbedingten Verschiebungen, ist die sanfte Alltags-Anime-Serie Usagi Drop Volume 1 endlich da.

Daikichi ist 30, Single und erfolgreich in seinem Job. Nach dem Tod seines Opas, erfährt er auf dessen Beerdigung genauso wie die restliche Familie, dass der verstorbene 79-jährige eine kleine Tochter hatte. Da niemand die Mutter kennt und diese verschwunden ist, stellt sich die Frage: Wohin mit dem 6-jährigen Mädchen? Als sich niemand aus seiner großen Familie bereit erklärt Rin aufzunehmen und sogar bereits ein Kinderheim ins Gespräch kommt, beschließt Daikichi, sich um das Mädchen zu kümmern. Allen Unkenrufen und Zweifeln seiner Familie zum Trotz nimmt Daikichi Rin bei sich auf. Doch sein bisheriges Leben wird durch das Dasein als Alleinerziehender schnell auf den Kopf gestellt.

Plötzlich Alleinerziehender

Animoon Publishing hat es einmal mehr geschafft und nach Yosuga no Sora und insbesondere Toradora! einen weiteren Ausnahmeanime nach Deutschland geholt. Die elf Episoden umfassende Serien-Adaption der 10-bändigen Manga-Reihe von Yumita Unita ist unter der Regie von Kanta Kamei beim renommierten Studio Production I.G. entstanden und fällt schon auf den ersten Blick durch den außergewöhnlichen Artstil auf. Zwar wurde bei Usagi Drop häufig auf große Details verzichtet, dafür sind Charaktere, Umgebungen und Hintergründe überaus liebevoll gestaltet. Nicht selten erhalten die Zeichnungen eine Buntstift- oder Aquarell-Optik, was perfekt zur sanften Grundstimmung passt. Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Usagi Drop setzt auf zur Geschichte passende Niedlichkeit und weiß damit zu punkten.

Allerdings beginnt die Serie nicht direkt fröhlich. In der ersten Episode steht die Beerdigung von Daikichis Opa Souichi an. Das sorgt natürlich für eine leicht bedrückende Stimmung, die jedoch durch das allgemein trotzdem positive Agieren der Figuren ausgeglichen wird. Außerdem besteht so die Möglichkeit nicht nur die wichtigsten Charaktere, sondern auch die restliche Verwandtschaft von Daikichi zumindest grob vorzustelllen. Dadurch wird um so deutlicher, weshalb sich der 30-jährige dazu entschließt, Rin bei sich aufzunehmen und weshalb das Mädchen dem sofort zustimmt. Schon beim ersten Aufeinandertreffen der beiden entsteht der Eindruck, dass sie eine Bindung aufbauen, die im weiteren Verlauf immer enger wird. Deshalb ist es nicht unglaubwürdig, dass Daikichi und Rin in kürzester Zeit zu einer kleinen Familie zusammenwachsen und zumindest unbewusst aneinander hängen. Deutlich wird das durch einige Szenen, die besonders im Fall von Rin zeigen wie wichtig ihr Daikichi ist und wie froh sie ist, wenn er bei ihr ist. Gleichzeitig nimmt Daikichi einiges für das Mädchen auf sich, was zu einigen schönen Momenten führt. Dabei wird aber nicht ignoriert, wie das Umfeld auf die Aufnahme von Rin durch Daikichi und die damit anstehenden Veränderungen reagiert, und dass nicht jeder für so etwas Verständnis zeigt.

Niedliche Bodenständigkeit

Allgemein bleibt Usagi Drop weitgehend bodenständig. Zwar behält die Serie insgesamt eine fröhliche Grundstimmung und Rin ist vielleicht etwas zu brav und verständnisvoll für eine 6-jährige, trotzdem verliert sich die Serie auch nicht in zu viel Comedy oder Drama. Stattdessen wird eine wundervolle Alltagsgeschichte, in der die beiden Protagonisten mit der neuen Situation zurecht kommen müssen, erzählt, ohne dass ernstere Themen wie etwa die Identität von Rins Mutter oder die Frage nach dem Tod ignoriert werden. Genau diese Aspekte sind es, die Usagi Drop eine besondere Note verleihen und den herzerwärmenden Umgang durch Daikichi mit Rin verdeutlichen. Wie wichtig ihm die Kleine ist, wird auch noch einmal in der vierten Episode und dem Ende von dieser hervorgehoben und führt zu einem Ende, das die Wartezeit auf Volume 2 noch schwerer macht.

Die Handlung profitiert deutlich von den Figuren. Allen voran Rin, die nicht nur durch ihre erstklassige Mimik, sondern auch in ihrer Art einfach nur niedlich und liebenswert ist, so dass ich sie bereits nach kürzester Zeit ins Herz geschlossen habe. Doch auch Daikichi kann als bisher eher für sich lebender Junggeselle überzeugen. Ähnliches gilt auch für wichtige Nebenfiguren wie einige von Daikichis Verwandten. In der zweiten Hälfte von Volume eins werden zudem mit Rins Freund Kouki und dessen Mutter zwei Charaktere eingefügt, die für den weiteren Verlauf der Serie noch wichtig sein könnten. Dabei fällt auf wie hervorragend die deutsche Synchronisation den Figuren Leben einhaucht und wie gut die Stimmen zu den jeweiligen Charakteren passen. Besonders ist, dass die Kinder tatsächlich von Kindern gesprochen werden, was enorm zur guten Wirkung der Kleinen beiträgt. Hier sticht Rin-Sprecherin Margarete Zilm hervor, die der Protagonistin auf exzellente Weise Leben einhaucht und ihr genau den richtigen, kindlichen Ton verleiht. Einfach perfekt. Die sowieso bereits schöne Grundstimmung wird noch vom zurückhaltenden, aber stets exzellent passenden Soundtrack unterstrichen. Als i-Tüpfelchen fungieren dabei das ausgezeichnete Intro- und Outro, die beide genau den richtigen Ton treffen, um jede Episode von Usagi Drop einzuleiten beziehungsweise abzuschließen. Dass Animoon der Volume eins mit Stofftier, Schuber und Digibook wieder eine hochwertige Aufmachung mit besonderen Extras spendiert hat, ist nach Toradora! und Yosuga no Sora nicht mehr überraschend, aber noch immer ein Zeichen für die Liebe mit der die Serienveröffentlichungen umgesetzt sind.

Fazit

Usagi Drop ist eine Slice-of-Life-Anime-Perle. So einfach könnte ich mein Fazit zusammenfassen. Natürlich ist die Serie nicht fehlerfrei. Insgesamt ist die Stimmung zu positiv, Rin als 6-jährige bisher etwas zu brav und rücksichtsvoll und der Ernst der gesamten Situation wird oft nur oberflächlich behandelt. Aber das hat mich nicht gestört, da die herzerwärmende Alltagsgeschichte rund um die liebenswerte Rin und den sympathischen Daikichi schöne Unterhaltung ist und genau die richtige Mischung aus Humor und Drama findet. Dass zudem auch etwas ernstere Themen angesprochen und behandelt werden, ist genau richtig und zeigen, dass sich Daikichi in Sachen Erziehung auch mit so manchem Problem herumschlagen darf. Insbesondere Rins Mutter dürfte hier noch ein interessanter und potenziell gefährlicher Faktor werden. Allerdings mache ich mir keine Sorgen, dass Usagi Drop seinen Gute-Laune- oder Niedlichkeits-Faktor einbüßt. Mit dem Ende von Episode 4 kommt sogar etwas Spannung auf, die meinen Wunsch direkt weiterzusehen, um zu erleben, wie es Rin und Daikichi weiterhin ergeht, noch gesteigert hat. Fans von ruhigen, sanften, liebevollen und niedlichen Alltagsgeschichten sollten sich Usagi Drop nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Usagi Drop erzählt in den ersten vier Episoden eine liebenswerte Alltagsgeschichte, die auf niedliche Weise bodenständig präsentiert ist und mit wunderbaren Figuren aufwartet.

Vielen Dank an AniMoon Publishing für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Usagi Drop – Vol. 1!

Details
Titel: Usagi Drop – Vol. 1
Originaltitel: Usagi Drop (うさぎドロップ)
Genre: Slice of Life, Comedy
Regie: Kanta Kamei
Studio: Production I.G.
Produktionsjahr: 2011
Laufzeit: ca. 92 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master Audio 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 6
Extras: Plüschhase, Sammelschuber, Textless Opening & Ending
Erscheinungstermin: 12. Januar 2018
Herstellerseite: AniMoon Publishing

Bilder Copyright Production I.G. / AniMoon Publishing