Anime-Simulcast-Wintersaison 2018 Teil 1

Pünktlich zum Start der Anime-Wintersaison, wurden auch erste Simulcasts bei Crunchyroll und Wakanim gestartet.

Im Gegensatz zu den bisherigen Erster-Blick-Artikeln bei vergangenen Anime-Saisons, wird es ab sofort keine Einzelbeiträge mehr geben. Stattdessen fasse ich meine Eindrücke zu den ersten Episoden der neu gestarteten Simulcasts der vergangenen Tage in mehreren Sammelartikeln zusammen. In diesem ersten Teil zur Anime-Simulcast-Wintersaison befasse ich mich mit A Place Further Than the Universe, Laid-Back Camp, Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles, Katana Maidens: Toji no Miko und Record of Grancrest War. Weitere Teile mit ausgewählten Serien folgen demnächst.

A Place Further Than the Universe (Sora Yorimo Tōi Basho)

Studio: Madhouse
Genre: Abenteuer, Coming of Age
Termin: 2. Januar 2018
Stream bei Crunchyroll

Die bisher eher vor sich hinlebende Mari Tamaki, erkennt in ihrem zweiten Oberschuljahr, dass sie bisher keinen ihrer Vorsätze erfüllen konnte. Kein Schuleschwänzen, keine spontanen Reisen. Jedes Mal, wenn sie versucht aus ihrem Alltag auszubrechen, schreckt sie im letzten Moment zurück. Als sie zufällig ihre Mitschülerin Shirase Kobuchizawa, die aus persönlichen Gründen alles daran setzt in die Antarktis zu reisen, kennenlernt, sieht Mari ihre Chance aus ihrem Alltagstrott zu entkommen.

Bei A Place Further Than the Universe handelt es sich um eine Abenteuer- und Coming-of-Age-Serie. Dabei mag das Setting rund um Oberschülerinnen, die versuchen in die Antarktis zu reisen, nicht vollkommen realistisch sein, stellt aber zumindest ein erfrischendes Ziel dar. Außerdem präsentiert sich A Place Further Than the Universe zum Auftakt willkommen bodenständig. Statt einer eher naiven Handlung und unlogischer Vorgaben für die Reise der Mädchen zum Südpol, bietet das Team um Regisseurin Atsuko Ishizuka und Drehbuchautor einen glaubhaften Grund und gelungene Charaktere, bei denen vorerst vermieden wird, auf erwartete Klischees zu setzen. Das ist gut so, da Mari und Shirase überaus sympathisch erscheinen und ich sie innerhalb kürzester Zeit ins Herz geschlossen habe. Dazu tragen auch die erstklassigen Animationen samt lebhafter Mimik und die schöne japanische Synchronisation, die von Crunchyroll gewohnt gut untertitelt wurde, bei. Die sanfte und fröhliche, aber nicht seichte Stimmung, wird neben dem wundervollen Soundtrack auch vom ungewöhnlichen Artstil, bei dem die hübschen Charakterdesigns hervorstechen, getragen.

Damit schafft es A Place Further Than the Universe mich bereits mit der ersten Episode zu überzeugen und meine Hoffnung in eine gelungene Serie zu wecken. Mari und Shirase sind überaus sympathisch und liebenswert und bereits nach kurzer Zeit fiebere ich mit den beiden Mädchen mit. Gelingt es den Realismus nicht zu sehr fallen zu lassen und können auch die noch kommenden Reisebegleiterinnen von Mari und Shirase überzeugen, dann hat A Place Further Than the Universe das Potenzial zu einem meiner Highlights der Winter-Saison 2018 zu werden.

Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles (Ramen Daisuki Koizumi-san)

Studio: Studio Gokumi, Axsiz
Genre: Slice of Life, Comedy
Termin: 4. Januar 2018
Stream bei Crunchyroll

Seit Koizumi neu in ihrer Klasse ist, hat weder Yu noch jemand anderes ein Wort mit ihr gewechselt. Das hübsche Mädchen erweckt den Anschein eines gewöhnlichen, stillen Mauerblümchens. Allerdings hat sie es Yu angetan, weshalb die Schülerin unbedingt Freundschaft mit Kozumi schließen möchte. Bei ihrem Versuch ihrer Klassenkameradin näher zu kommen, findet Yu heraus, dass Koizumi Ramen abgöttisch liebt. Auch riesige Schüssel leert sie geschwind und zeigt daraufhin ein strahlendes, glückliches Lächeln.

Anime-Serie rund um Essen sind nichts Neues. So wirkt das Setting der Manga-Adaption Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles weit weniger skurril, als es vielleicht möglich wäre. Erzählt wird die Geschichte rund um Koizumi und Yu in der ersten Episode in drei Kapiteln mit jeweils eigenem Titel. Dennoch wird die Handlung fließend fortgeführt. Durch den Erzählstil werden schnell mehrere Charakterzüge der beiden Protagonistinnen, sowie von Yus Freundinnen Misa und Jun, deutlich. Wirklich ausgefallen sind die vier Mädchen allerdings nicht. Lediglich Koizumis extreme Vorliebe für Ramen und ihre rituelle Art diese zu essen, sticht etwas hervor. Ansonsten sind die Charaktere vorerst typischer Standard. Leider bleibt Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles insgesamt etwas seicht. Die Konzentration liegt in der ersten Episode neben den Charakteren und Yus durchaus witzigen Aktionen sowie ihrer positiven Art, eindeutig auf den Ramen, die recht ausführlich erläutert werden. Immerhin zeigt sich durch Misas negativer Einstellung gegenüber Koizumi und Juns Abneigung gegen Ramen bereits mögliches, wenn auch eher kleines Konfliktpotenzial, das die seicht-fröhliche Grundstimmung nur minimal stören dürfte.
Durch die insgesamt guten Animationen und den Artstil bei denen neben Koizumi, die immer wieder strahlend hervorgehoben wird, besonders die Ramen zur Geltung kommen, kann sich die Serie sehen lassen. Das Intro fällt überaus unterhaltsam aus und die Synchronisation genauso wie die Untertitel funktionieren.

Noch bin ich unsicher, was ich von Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles erwarten soll. Die erste Episode hat mich zwar kurzweilig unterhalten, mehr aber auch nicht. Der seichte Humor geht Hand in Hand mit der eher lockeren Geschichte, die kaum mehr beinhaltet als Yu, die versucht Freundschaft mit Koizumi zu schließen und das Essen von Ramen. Das kann auch durch andere Charaktere sowie Yus positiv-fröhlichhe Art sicherlich noch spaßiger werden, aber vorerst bleibe ich zumindest ein wenig skeptisch, werde der Serie aber mit Sicherheit noch einige Episoden lang eine Chance geben. Sympathisch ist Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles alle Mal.

Laid-Back Camp (Yuru Camp△ )

Studio: C-Station
Genre: Slice of Life, Comedy
Termin: 4. Januar 2018
Stream bei Crunchyroll

Bei einem ihrer regelmäßigen Campingausflüge, die Rin stets alleine unternimmt, begegnet sie einem etwas seltsamen Mädchen. Nadeshiko ist ist gerade erst von Shizuoka nach Yamanshi gezogen und hat spontan beschlossen mit dem Fahrrad los zu fahren, um sich den Berg Fuji anzusehen. Erschöpft schläft sie allerdings ein und erhält nachts schließlich Hilfe von Rin, die erstmals das Gefühl kennenlernt, mit jemand anderem zu campen.

Laid-Back Camp ist ein klassischer Vertreter des Slice-of-Life-Comedy-Genres. Die Geschichte dreht sich um einige Schülerinnen, die gemeinsam campen gehen und die Natur kennenlernen. Zum Auftakt hält sich die Serie allerdings noch zurück. Werden zu Beginn der ersten Episode, noch vor dem schönen Intro, kurz die fünf Protagonistinnen gezeigt, sind es anschließend vorwiegend Rin und Nadeshiko, deren erste, zufällige Begegnung behandelt wird. Dabei bleibt Laid-Back Camp erwartungsgemäß sanft und auf angenehme Art locker-fröhlich. Zwar fallen die beiden Hauptfiguren mit der eher stillen, erwachsen wirkenden Rin und der naiven Frohnatur Nadeshiko klar ins typische Genremuster, dennoch sind beide überaus sympathisch und bereits nach kurzer Zeit ist deutlich, dass sie wesentlich schneller zusammenfinden könnten, als Rins Einzelgänger-Camping vielleicht erahnen lässt. Unterlegt ist das Geschehen mit einem fröhlichen Humor, der zu großen Teilen auf Nadeshikos etwas unbedarft-tollpatschige Art zurückzuführen ist, aber gut funktioniert und zur Serie passt. Und obwohl die Handlung – zwei Mädchen begegnen sich zufällig beim campen – in der ersten Episode anfangs nicht nach viel klingt, passiert doch einiges und durch den bereits angedeuteten Schulklub und die drei weiteren Hauptfiguren, dürfte für Abwechslung gesorgt sein. Zusätzlich zeigt sich Laid-Back Camp mit einem schönen, hintergründigen Soundtrack, guten Animationen, einem auf niedliche Charaktere, aber passenden Charakterdesign sowie wundervollen Landschaftsbildern.

Vielleicht wird Laid-Back Camp nicht der große Hit der Winter-Saison 2018, doch die erste Episode hat mich gut unterhalten und ich habe mit großem Spaß beobachtet wie Rin campen geht und schließlich auf Nadeshiko trifft. Natürlich sind die Charaktere nicht wirklich neu, dafür kann das Zusammenspiel zum Auftakt überzeugen und das Setting ist auch interessant. Der größte Pluspunkt ist jedoch die angenehme Stimmung, die sowohl von den Figuren als auch dem Humor und der Geschichte getragen wird. Große Action oder Spannung ist von Laid-Back Camp wahrscheinlich nicht zu erwarten, dafür könnte die Serie aber perfekte sanft-fröhliche Unterhaltung bieten. Genau das, was ich mir erwartet und erhofft hatte.

Katana Maidens: Toji no Miko (Toji no Miko)

Studio: Studio Gokumi
Genre: Action, Fantasy
Termin: 5. Januar 2018
Stream bei Crunchyroll

Seit der Antike beschützen, als Toji bekannte Schrein-Mädchen mit heiligen Schwertern, die Welt vor Wesen namens Aradama. Diese Kannagi-Priesterinnen bilden eine spezielle Einsatztruppe der Polizei und haben die Erlaubnis, ihre Katana in der Öffentlichkiet zu tragen. An fünf speziell darauf ausgelegten Schulen, werden die Mädchen unterrichtet. Jedes Jahr werden die beiden Besten einer jeden Akademie bestimmt, um bei einem großen Schwertkampf-Turnier anzutreten. Kanami Etou und Mai Yanase dürfen als Vertreterinnen der Minoseki-Akademie an den Landesmeisterschaften teilnehmen. Dabei begegnet Kanami dem Mädchen Hiyori Juujuu, gegen das sie unbedingt kämpfen möchte.

Rein von der Story-Beschreibung her könnte Katana Maidens: Toji no Miko sowohl ein Mädchen gegen Dämonen, als auch ein Ganbatte-Turnier-Anime sein. Zumindest die erste Episode vermischt beides, in dem zu Beginn ein gut inszenierter, kurzer Kampf gegen einen Aradama gezeigt wird, bevor sich die Geschichte auf Kanami und ihre Freundin Mai sowie Hiyori. Im Laufe der Handlung werden die drei ordentlich vorgestellt und auch weitere Figuren von anderen Schulen, sowie das Oberhaupt der wichtigen Origami Familie, Yukari, und ihre Elite-Wachen erhalten ausreichend Platz, um zumindest eine grundlegende Charakterisierung zu erhalten. Dabei nutzt Katana Maidens: Toji no Miko bekannte Muster, setzt diese aber im Rahmen des Genres ordentlich ein. So mag Kanami als talentiertes, etwas chaotisches und leichtlebiges Mädchen sicherlich nichts Neues sein, trotzdem ist sie, genauso wie ihre ruhigere und leicht unsichere Freundin Mai und die ernste, verschlossene Hiyori, sympathisch. Gemeinsam mit der durchaus interessanten Handlung rund um das Schwertkampf-Turnier, kann die erste Episode unterhalten und zum Ende sogar leicht überraschen. Zwar ist eine wichtige Wendung vorhersehbar, die darauf folgenden Ereignisse jedoch nicht vollständig. Der Animationsstil und das Charakterdesign bleiben in einem guten, aber standardmäßigen Rahmen, stechen nicht hervor, fallen aber auch in keinster Weise negativ auf.

Insgesamt hat mich die erste Episode von Katana Maiden: Toji no Miko gut unterhalten. Die angedeuteten Hauptfiguren – bei denen es sich später nicht nur um Kanami, Hiyori und Mai handelt – sind sympathisch. Die Inszenierung, das Design und die Animationen sind gut bis ansprechend. Dazu kommt eine recht interessante Geschichte, die gerade zum Ende noch Fragen offen lässt und Platz für unerwartete Entwicklungen lässt. Dazu zählt auch, in welche Richtung Katana Maidens: Toji no Miko gehen will. Rückt der Kampf gegen die Aradama in den Mittelpunkt oder konzentriert sich die Serie doch auf die zum Ende hin aufgeworfenen Konflikte. Hier besteht durchaus Potenzial für eine gelungene Action-Fantasy-Serie, der ich gerne eine Chance zur Entfaltung gebe.

Record of Grancrest War (Grancrest Senki)

Studio: A-1 Pictures
Genre: Fantasy
Termin: 5. Januar 2018
Stream bei Wakanim

Das Chaos und die aus ihm erwachsenden Dämonen bedrohen den Kontinent Atlatan. Doch statt die Macht der Crests für den Kampf gegen die Bedrohung zu nutzen, befinden sich die beiden Großreiche Factory Alliance und Fantasia Union im Krieg. Die Kraft dieser heiligen Siegel verwenden die Adeligen für ihre eigenen Machenschaften. Der durch eine Hochzeit erhoffte Frieden wird zunichte gemacht. Durch einen Pakt aneinander gebunden stellen sich die Magierin Siluca Meletes und der junge Ritter Theo, der trainiert um seine Heimat vor dem Chaos zu beschützen, gegen das System, den Krieg und die Dämonen.

Ritter, Magier, Dämonen, heilige Artefakte, sich im Krieg befindliche Großreiche. Bereits in der ersten Episode präsentiert sich Record of Grancrest War von der klassischen Fantasy-Seite. Viele bekannte Elemente werden zu einer Welt zusammengeworfen, in der die Menschheit trotz der Bedrohung durch Dämonen lieber um die Herrschaft gegeneinander kämpft. Nicht unbedingt neu, aber zum Auftakt trotzdem unterhaltsam und spannend. Direkt zum Einstieg wird der Zuschauer Zeuge einer wichtigen Tragödie, die sowohl den Krieg neu entfacht, als auch Einfluss auf das Leben von Siluca hat. Nicht nur gewinnt sie mit Irvin einen etwas zwiellichtigen, fähigen Diener, auch führen die Entwicklungen zu jenen Ereignissen, die sie schließlich mit Theo in Kontakt bringen. Dabei schafft es die Serie, auch aufgrund der ausführlichen Storyzusammenfassung auf der Wakanim-Übersichtsseite, nur bedingt zu überraschen. Lediglich das Ende von Episode eins ist anders, als ich es erwartet habe und bietet einige Möglichkeiten für die Entwicklung der Serie. Das gilt auch für die Charaktere. Diese mögen auf den ersten Blick eher dem Standard entsprechen, funktionieren aber. Im Fall von Siluca ist das etwas anders. Die Magierin fällt mit ihrer schlagfertigen und eigensinnigen Persönlichkeit auf. Dadurch ist sie nicht nur interessant, sondern weckt auch Sympathien. Theo hingegen bleibt noch etwas blass und scheint mehr wie der typische Fantasy-Anfangs-Held mit viel Kraft, die aber noch ungenutzt ist.
Verpackt ist das alles in ansprechende Animationen und ein zwar Genre-typisches Design, das aber gefällt und mit ein paar eigenen Ideen daherkommt. Besonders witzig: Silucas knappe Kleidung wird innerhalb der Serie auf amüsante Weise erklärt, was schon als kleine Spitze gegen dieses Klischee gewertet werden kann Die japanische Synchronisation klingt gut und fällt nicht mit anstrengenden oder nervigen Stimmen auf, während die deutschen Untertitel gut eingebunden sind.

Obwohl Record of Grancrest War sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen würde, spricht mich die Serie nach der ersten Episode an. Fantasy-Serien gehen bei mir sowieso fast immer und zeitweise hat Record of Grancrest War in mir Erinnerungen an gute Rollenspiele sowie liebgewonnene Anime-Genre-Vertreter geweckt. Gemeinsam mit der zum Auftakt spannenden Geschichte und Siluca als interessante Figur, verfügt die Serie über einiges an Potenzial, das vielleicht nicht zum Saison-Highlight reicht, aber gute Fantasy-Unterhaltung bieten könnte. Und was will man mehr?

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