Rezension: To the Abandoned Sacred Beasts – Band 1 (Manga)

Seit Ende März ist To the Abandoned Sacred Beasts Band 1, der Auftakt der neuen Reihe von Maybe, bei Carlsen erhältlich.

Als noch der Bürgerkrieg zwischen dem Norden und Süden herrschte, wurde eine mächtige Armee geschaffen. Der unterlegene Norden nutzt verbotene Praktiken der dunklen Magie, um einige Soldaten in mächtige Wesen zu verwandeln. Fortan als falsche Götter bekannt, brachten sie schließlich den Frieden und wurden von den Menschen verehrt. Doch mit der Zeit stieg die Furcht vor der übernatürlichen Kraft der Götter, die diese zu korrumpieren begann. Langsam verloren die, nur noch als Bestien bekannten, einstigen Helden ihre Seelen ein. Nancy Charl Bancrofts Vater war einer der falschen Götter. Nachdem dieser vom Bestienjäger getötet wurde, machte die junge Frau Jagd auf den Mörder ihres Vaters. Aber ihr Plan, ihn zu töten, geht auch nicht auf, als sie ihn endlich findet. Nancy findet heraus, dass auch der Bestienjäger Hank Teil der Armee der falschen Götter war. Welche Gründe hat er, seine alten Kameraden zu töten? Um das herauszufinden, begleitet Charl den Bestienjäger auf seiner Suche nach anderen einstigen falschen Göttern.

Ungewöhnliches Setting

In Japan startete To the Abandoned Sacred Beasts bereits 2014. Aktuell liegen im Original fünf Bände vor, wodurch sich auch der vier Monats-Rhythmus bei der Veröffentlichung durch Carlsen auf deutsch erklärt. Hinter der in einem unüblichen Western-US-Bürgerkriegs-Setting angesiedelten Geschichte, steht das Duo Maybe, bekannt durch die bei Kazé erschienene Reihe Dusk Maiden of Amnesia. Mit To the Abandoned Sacred Beasts bleiben Maybe dem Fantasy-Genre treu, gehen jedoch komplett neue Wege. Statt Geister- und Spukgeschichte, ein Abenteuer-Fantasy-Action-Western mit interessanten, starken Charakteren.

Hauptfiguren sind Nancy Charl Bancroft und der Bestienjäger Hank. Ihre erste Begegnung erscheint wenig passend für eine gemeinsame Reise und tiefe Freundschaft. Schließlich möchte sich Charl, wie die junge Frau genannt wird, für den Mord an ihrem Vater rächen. Hier geht To the Abandoned Sacred Beasts bereits interessante Wege. Der Konflikt zwischen Nord und Süd, der eindeutig vom amerikanischen Bürgerkrieg inspiriert ist, konnte nur durch die Schaffung mächtiger Wesen beendet werden. Kaum werden diese nicht mehr gebraucht, werden sie verstoßen und ihre eigene Macht sorgt dafür, dass sie ihre Seelen verlieren. Da Hank selbst der Armee der falschen Götter angehörte und Charl durch ihren Vater eine Bindung zu den Bestien, die sie jagen, hat, steckt hier einiges an Potenzial. Zudem werfen Maybe kleinere philosophische Fragen nach dem Umgang mit Kriegsveteranen und den Folgen eines hart erkämpften Friedens auf.

Charakterstark

Die Zusammenarbeit von Charl und Hank entsteht bereits nach dem ersten Kapitel. Dieses dient dazu, die beiden Protagonisten und die Welt in der sie agieren sowie die Grundlagen der Geschichte, vorzustellen. Als Auftakt für die Reihe ist das genau richtig und trifft den nötigen Ton. Nur wenige Seiten werden verwendet, um eine textliche Einführung zu liefern. Alle weiteren Informationen erhält man im Laufe der fünf Kapitel durch Ereignisse und Dialoge. Es ist nicht bekannt, wie groß die Armee der falschen Götter genau war. Auch andere Fragen bleiben offen, so dass trotz einer leichten Episodenhaftigkeit, die dennoch einer klaren Linie folgt, genügend Spannung und Interesse am weiteren Schicksal von Charl und Hank entsteht. Dazu trägt maßgeblich auch der Cliffhanger bei, der mit einem möglichen Antagonisten großes Potenzial offenbart.

Doch auch in anderen Bereichen kann To the Abandoned Sacred Beasts überzeugen. Das fängt bereits bei den charakterstarken Figuren an. Egal ob Charl, Hank oder dessen Verbindungsoffizierin beim Militär, Liza, sie alle haben eine eigene Persönlichkeit, ihre Beweggründe und verfolgen diese mit spürbarer Überzeugung. Besonders bei Charl passt das sehr gut – und das obwohl sie durch ihre schnelle Meinungsänderung bezüglich Hank etwas wankelmütig erscheint. Aber auch dies gehört zu ihrem Charakter und verdeutlicht ihre Unsicherheit und Unerfahrenheit. Dass die jeweiligen Bestien hauptsächlich durch Hanks Erinnerungen und ihre Auftritte in den Konfrontationen mit ihrem ehemaligen Kommandanten zeigen dürfen was sie ausmacht, ist zwar etwas bedauerlich, aber trotzdem lernt man sie ausreichend kennen. Ihre Beweggründe sind nachvollziehbar, wodurch sie wesentlich menschlicher wirken, als anfangs angenommen. Dadurch geht ihr Schicksal noch mehr zu Herzen.

Optisch ist bereits auf den ersten Seiten zu erkennen, dass To the Abandoned Sacred Beasts von Maybe stammt. Insbesondere das Charakterdesign und die daraus hervorstechenden Gesichter mit ihrer lebendigen, erstklassigen Mimik, wecken Erinnerungen an Dusk Maiden of Amnesia. So wirkt Charl in einigen besonders starken Momenten fast wie eine Reinkarnation von Yuko oder Kirie; im positiven Sinn. Auch die Actioneinlagen können mit ihren mächtigen Angriffen überzeugen, sind auch glücklicherweise nicht zu lang gezogen. Die Konzentration liegt eher auf den gut geschriebenen Dialogen und der Geschichte, was dem Auftaktband der Fantasy-Action-Western-Reihe definitiv zu Gute kommt.

Fazit

Da ich bereits Dusk Maiden of Amnesia mit großem Vergnügen gelesen habe, war To the Abandoned Sacred Beasts als weiteres Werk von Maybe klar gesetzt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte von Charl und Hank fängt interessant an und birgt durch die Beziehung der beiden Protagonisten, den Bestien, den noch brüchigen Frieden und den angedeuteten Antagonisten einiges an Potenzial. Dazu trägt auch das ungewöhnliche Fantasy-Western-US-Bürgerkriegs-Setting, das willkommen erfrischend wirkt, bei. Alles in allem liefern Maybe einen gelungenen Auftaktmanga ab, der lediglich durch die leichte Episodenhaftigkeit minimal schwächelt. Allerdings ist diese wiederum nachvollziehbar und passend zur Geschichte gewählt. Anhängern von etwas anderen Fantasy-Settings und spannenden Geschichten mit Potenzial, kann ich To the Abandoned Sacred Beasts Band 1 nur empfehlen.

Kurzfazit: Mit einem gelungenen Auftaktband startet To the Abandoned Sacred Beasts und trumpft mit dem ungewöhnlichen Setting, der spannenden Geschichte und den gut geschriebenen Charakteren auf. Klare Leseempfehlung!

Details
Titel: To the Abandoned Sacred Beasts – Band 1
Genre: Fantasy
Verlag: Carlsen Manga
Text/Zeichnungen: Maybe
Seiten: 192
Preis: 6,99 €
ISBN: 978-3-551-71361-2
Verlagsseite: To the Abandoned Sacred Beasts – Band 1 bei Carlsen Manga
Erscheinungsdatum: 28. März 2017

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