Rezension: Photo Kano – Vol. 1 (Blu-ray)
Photo Kano stellt die Umsetzung eines gleichnamigen Dating-Simulations-Spiels für PSP und PS Vita dar, das ebenfalls bereits Mangas hervorgebracht hat.
Oberschüler Kazuya Maeda ist eher unscheinbar und ruhig. So verliefen auch seine Sommerferien ereignislos und langweilig. Doch das ändert sich, als er kurz vor Schulbeginn eine digitale Spiegelreflex-Kamera von seinem Vater geschenkt bekommt. Er trägt sie immer bei sich und knüpft dadurch neue Kontakte – vorwiegend zu Mädchen. Schnell wird auch der Fotografie-Klub auf ihn aufmerksam und versucht ihn als Mitglied zu gewinnen. Trotz der eher zweifelhaften, voyeuristischen Ziele, lässt sich Kazuya überzeugen, dem Klub beizutreten. Seine neu entdeckte Liebe zur Fotografie führt schnell dazu, dass sich einige seiner Mitschülerinnen als Fotomodelle anbieten. Darunter auch seine Sandkastenfreundin Haruka Niimi.
Foto-Liebe
Da es sich bei Photo Kano um die Umsetzung eines Dating-Simulations-Spiels handelt, ist kaum verwunderlich, dass die Konzentration der Serie auf den Beziehungen verschiedener Schülerinnen und dem Protagonisten Kazuya besteht. Dennoch handelt es sich um keine Harem-Serie, in der Kazuya zahlreiche Mädchen um sich versammelt. Stattdessen sieht das Konzept der 13-teiligen Serie nach einer längeren Einleitung alternative Geschichten mit den verschiedenen weiblichen Charaktere vor. Zum Auftakt der Serie liefert das als Zoom 1 bezeichnete erste Volume fünf Episoden, bei denen es sich um die erwähnte Einleitung handelt. Hier werden neben Kazuya auch die verschiedenen Mädchen sowie die Mitglieder des Fotografie-Klubs und einige weitere Figuren eingeführt.
Bei Kazuya selbst handelt es sich leider um einen eher stereotypischen Oberschüler-Protagonisten ohne großartige Charaktertiefe. Die einzige Besonderheit ist, dass er sich seiner eigenen Tristheit bewusst ist und diese durch seine neu entdeckte Leidenschaft für Fotografie endlich beseitigen kann. Damit ist Kazuya dem Genre der Game-Vorlage entsprechend ein unbeschriebenes Blatt. Für den Anime hätte das Team um Regisseur und Drehbuchautor Akitoshi Yokoyama der Hauptfigur aber gerne etwas mehr Tiefe verleihen können. Trotzdem ist Kazuya kein unsympathischer Charakter. Allerdings sind seine Handlungen nicht immer nachvollziehbar und teilweise sogar unpassend zu seiner sonstigen Persönlichkeitsdarstellung. Gerade seine Mitgliedschaft im voyeuristisch geprägten Fotografie-Klub passt nicht so ganz in das Gesamtbild Kazuyas.
Die meist etwas nervigen Voyeurismus-Fans des Klubs, versuchen möglichst viele erotische Fotos der Mädchen, der Kouga-Oberschule zu bekommen. Im Laufe der Episoden schützt Kazuya das Hauptziel des Klubs und versucht sie solchen Fotos zu bewahren, was an sich ein nobles Handeln ist. Dann aber schießt er selbst Fotos der weiblichen Charaktere in sexy Posen – und das nicht immer auf völlig freien Wunsch der Schülerinnen. Der Unterschied zum Fotografie-Klub besteht darin, dass er die Fotos nicht herumzeigt und sie nicht heimlich anfertigt. Dass diese Art Kazuyas trotzdem funktioniert, liegt an den gnädigen und eher offen eingestellten weiblichen Figuren von Photo Kano. Dabei wirken die Mädchen nicht zwingend platt oder unrealistisch, da Kazuya für sie alle scheinbar ein interessanter Junge ist. Außerdem sind die von ihm geschossenen Fotos trotz der erotischen Posen hochwertig und von ansprechendem Stil.
Foto-Modelle
Neben Kazuya nehmen natürlich die verschiedenen Mädchen wichtige Rollen in der Handlung von Photo Kano ein. Dabei erfüllen sie gewisse Stereotypen. So gibt es die alte Sandkastenfreundin, die gerne wieder mehr Kontakt möchte genauso wie die regelbesessene Schülerschaftspräsidentin, die etwas aufgedrehte Sportlerin oder die Tollpatschige mit großer Oberweite. Obwohl hier klar Klischees erfüllt werden und die Charakterzeichnung sich an den festgelegten Mustern bewegt, sind es die Mädchen, die den größten Sympathiebonus für Photo Kano mit sich bringen. Die Art wie sie auftreten und agieren macht sie zu einer positiven Ergänzung für Kazuya. Dadurch gelingt es Photo Kano trotz der eher fragwürdigen Grundprämisse, einen gewissen Unterhaltungswert zu generieren. Es ist manchmal einfach liebenswert, wie die Schülerinnen sich verhalten. Anders ist das bei den Mitgliedern des Fotografie-Klubs die gerade zu Beginn der Serie zu viel Platz einnehmen. Die gelegentliche Slapstick-Einlagen von ihnen zünden kaum und viele ihrer Handlungen sind eher fragwürdig. Zudem hätte Photo Kano auch ohne die Voyeurismus-Fans funktioniert und es wäre mehr Zeit für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Kazuya und den Mädchen geblieben. Es bleibt zu hoffen, dass gerade die männlichen Mitglieder des Klubs in den späteren Folgen etwas kürzer kommen.
Eine weitere Stärke von Photo Kano zeigt sich zum Abschluss von Volume eins in Episode fünf. Bilden die vorherigen Folgen noch die Einleitung, in der die Charaktere vorgestellt werden und gewisse Grundlagen aufgebaut werden, konzentriert sich die fünfte Folge der Serie bereits auf die Beziehung von Kazuya zu einem der Mädchen. Hierbei wird eine erste Liebesgeschichte erzählt, die allerdings noch keinen Abschluss findet und sogar mit einem Cliffhanger endet. Die Geschwindigkeit mit der sich die Beziehung entwickelt, wirkt allerdings teilweise ein wenig zu gehetzt und lässt die Befürchtung aufkommen, dass in den späteren Episoden nur wenig Zeit ist, um wirklich akkurate Geschichten zu erzählen. Immerhin rückt das schießen von sexy Fotos in dieser Episode etwas in den Hintergrund. Dadurch bleibt mehr Zeit für den Aufbau und die Fortführung der Handlung. Dass gänzlich auf die Fotoshootings verzichtet wird, ist allerdings zu bezweifeln, da gerade diese erotische Darstellung der Schülerinnen zum Grundkonzept von Photo Kano gehört.
Da bei Photo Kano Fotografie stark im Mittelpunkt steht, ist es nicht verwunderlich, dass dies auch entsprechend zelebriert wird. Egal ob nun die Foto-Sessions mit den weiblichen Charakteren oder natürliche Motive wie Blumen, Himmel oder Wasser, die Animationen, Farbverwendung und Lichteffekte in solchen Momenten sind wunderschön. Als Stilmittel setzt Madhouse, das Studio hinter der Serie, verstärkt auf die Perspektive durch die Linse, was ganz klar zu Photo Kano passt, aber bereits in den ersten Folgen recht inflationär eingesetzt wird. Störend fällt es allerdings nicht auf.
Wenig auffallend ist die Musikuntermalung, die nur bedingt im Gedächtnis haften bleibt und keine wichtige Rolle spielt. Ähnliches gilt auch für die Soundeffekte, die logischerweise vom Klicken der Kamera dominiert werden. Misslungen sind Musik und Sound aber keinesfalls. Ähnliches gilt auch für die deutsche Synchronisation, die zwar kleinere Schwächen bei der Betonung mancher Dialoge aufweist, aber insgesamt gelungen ist. Da Photo Kano als Mediabook erschienen ist, liefert das enthaltene Booklet Zusatzinformationen zu den Episoden und einigen Charakteren sowie Skizzen.
Fazit
Die Grundprämisse von Photo Kano ist gewiss eher fragwürdig und gerade der Einstieg in die Serie nicht ganz leicht. Zu Beginn können weder Handlung noch Charaktere wirklich fesseln, doch mit der Zeit entwickelt sich ein gewisser Unterhaltungswert. Dieser basiert auf den liebenswerten Protagonistinnen und zumindest in Episode fünf auch auf der erzählten Liebesgeschichte. Hier zeigt Photo Kano, dass die Romantik-Elemente der Serie funktionieren, allerdings steht bereits zu befürchten, dass die 13 Episoden der Serie eher eine gehetzte Erzählweise mit sich bringen. Getrübt wird das Gesamtbild durch die Konzentration auf Fotos der Mädchen in sexy Posen sowie – noch mehr – durch den voyeuristischen Fotografie-Klub, der bisher keine sinnvolle Rolle erfüllt und damit überflüssig ist. Es wäre außerdem schön, wenn Photo Kano ein wenig mehr Humor verwenden würde, um das eigentliche Konzept ein wenig aufzulockern. Dennoch können Genre-Fans durchaus einen Blick wagen. Gerade Episode fünf weckt außerdem Hoffnungen, dass die Qualität der Serie noch steigen könnte. Schlecht ist Photo Kano übrigens nicht, da die Serie trotz klarer Schwächen zu unterhalten weiß.
Kurzfazit: Fragwürdige Grundprämisse mit Fotografie-Thematik und seichter Geschichte, die durch einige liebenswerte Charaktere aufgelockert wird und trotz Schwächen unterhalten kann.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Photo Kano – Vol. 1!
Details
Titel: Photo Kano – Vol. 1
Genre: Romance, Comedy
Regie: Akitoshi Yokoyama
Studio: Madhouse
Produktionsjahr: 2013
Laufzeit: ca. 125 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 27. November 2015
Herstellerseite: Photo Kano – Vol. 1 bei Kazé Anime
Bilder Copyright Madhouse / Kazé Anime
Pingback: Rezension: Photo Kano – Vol. 2 (Blu-ray) » The Lost Dungeon