Rezension: Die Sargprinzessin – Band 1 (Manga)
Ein mysteriöses Mädchen mit einem Sarg auf dem Rücken und ein arbeitsloser Kämpfer sind die Protagonisten des Fantasy-Mangas Die Sargprinzessin.
Das Mädchen mit dem Sarg
Toru hat durch den stabilen Frieden auf dem Kontinent seinen Lebensinhalt verloren. Ursprünglich war er Saboteur, doch in Zeiten des Friedens, werden seine Dienste nicht benötigt. Antriebslos verbringt er zum Missfallen seiner Schwester Akari seine Tage mit Faulenzen. Eines Tages zwingt Akari ihn jedoch für sie beide etwas zum Essen zu besorgen. Auf der Suche danach begibt sich Toru in den Wald und trifft auf ein kleines Mädchen, das einen Sarg auf dem Rücken trägt. Noch bevor sie sich einander vorstellen können, werden sie von einem Feila, einem monströsen, wilden Tier angegriffen. Dabei stellte sich Chaika als mächtige Zauberin heraus.
Bereits die ersten Seiten von Die Sargprinzessin zeigen, dass der Manga auf eine Mischung aus Fantasy und Humor setzt. Natürlich bleiben auch die üblichen Kämpfe mit besonders mächtigen Spezialfähigkeiten, deren Namen genannt werden, nicht aus. Doch diese Mischung funktioniert. Trotz seiner klaren Schwächen, ist Toru ein sympathischer Held, was auch daran liegt wie die Interaktion mit seiner Schwester Akari und der Sargträgerin Chaika abläuft. Als Leser merkt man schnell, dass Toru lediglich ein Lebensinhalt fehlt, um sich wieder aufzuraffen. Es dürfte klar sein, dass es Chaika ist, die die Lebensgeister wieder in ihm weckt. Erste Anzeichen davon sind bereits im ersten Kapitel des Mangas zu sehen. Dieses bietet allgemein einen guten Überblick über das, was der Band zu bieten hat. Auch die drei bisher wichtigsten Charaktere werden gut vorgestellt, auch wenn natürlich Toru und Chaika etwas mehr im Mittelpunkt stehen als Akari, deren Persönlichkeit aber genauso wie die der anderen beiden gut zur Geltung kommt.
Es dürfte im Laufe der Reihe noch interessant werden, welche Entwicklungen die Figuren mit machen und wie sie miteinander klar kommen. Gerade bei Chaika und Akari könnten manche Ereignisse für amüsante Szenen sorgen, aber auch Toru dürfte noch so einiges von seiner Schwester einstecken müssen. Etwas befremdlich, aber dennoch unterhaltsam, sind Akaris Anspielungen bezüglich ihrer Beziehung zu ihrem älteren Bruder. So zeigt sie sich sichtlich eifersüchtig gegenüber Chaika oder bringt Kommentare, die nicht so ganz zu einem Geschwisterpaar passen. Vieles davon sind natürlich irgendwie auch Neckereien, ganz sicher ist es allerdings nie, wie das Verhältnis von Akari zu Toru genau ist. Doch das stört nicht, da es immer eher auf humorvolle, teilweise ironische, sarkastische oder sogar zynische Weise dargestellt wird.
Charakterriege
Während Toru der erfahrene, etwas eingerostete, aber auch recht faule Kämpfer ist, nehmen Akari und Chaika gänzlich andere Rollen ein. Die Titel gebende Sargprinzessin wirkt häufig noch recht jung und trotzdem immer wieder reif und erfahren. Besonders ihre Mimik hat – wie auch bei den anderen Charakteren – einen großen Einfluss darauf wie sie wirkt. So werden ihre naiven, chaotischen oder tollpatschigen Auftritte gekonnt unterstrichen. Gleichzeitig sorgen die Gesichtsausdrücke bei Akari häufig dafür, dass ihre Drohungen gegenüber Toru fast schon belanglos daher gesagt wirken. Einfach klasse. Ansonsten ist sie eher draufgängerisch, etwas herrisch und auch brutal. Nicht nur einmal setzt sie ihre Waffe indirekt gegen ihren Bruder ein – und sei es nur um ihn zu wecken. Die besondere Dynamik zwischen den Geschwistern ist ein großer Pluspunkt des Mangas, der hoffen lässt, dass Akari auch in den späteren Bänden eine große Rolle spielt, obwohl es die Geschichte von Toru und Chaika ist.
Neben den drei bisherigen Protagonisten werden auch erste Gegenspieler aufgebaut. Diese wirken jedoch alles andere als finster und bedrohlich. Viel mehr wie eine recht normale, vielleicht etwas mysteriöse Gruppe, die irgendetwas mit Chaika zu tun haben. Gerade Vivi sorgt bereits für einen amüsanten Moment und dürfte durch ihre aufbrausende Art noch für den einen oder anderen Lacher verantwortlich sein. Gerade bei den Dialogen der Gruppe um Monsieur Gillette (ja, er heißt wirklich so) wird vermieden, einen bestimmten Gegenstand beim Namen zu nennen. Das wirkt zwar etwas aufgesetzt, hat aber den Grund, dass nicht sofort klar sein soll, worum es sich handelt. So etwas sind Manga-Leser bereits gewohnt. Genauso, dass oft auf Namen verzichtet wird. Beispielsweise bei ‚der Hauptstadt des Reiches Gazu‘.
Blick in die Vergangenheit
Am Ende des Bandes wird etwas mehr über Chaikas Vergangenheit verraten. Die ursprünglich vorab veröffentlichte Episode 0 ‚Der Anfang vom Ende‘ erzählt die Vorgeschichte von Die Sargprinzessin und gibt bereits Hinweise darauf, was es mit Chaika auf sich hat und wer sie eigentlich ist. Es ist gut, dass dieser Prolog erst am Ende des ersten Bandes zu finden ist, da man Chaika dadurch bereits kennt, bevor mehr über sie verraten wird. Trotzdem sind die wenigen Seiten und Informationen wichtig, deuten sie doch bereits an, in welche Richtung sich Chaikas Mission bewegt.
Abgesehen von der bereits erwähnten Mimik, sind die Zeichnungen gelungen. Zwar entsprechen sie eher dem Standard, Fehler leistet sich Mangaka Shinta Sakayama jedoch nicht. Außerdem weiß das Charakterdesign von Namaniku ATK zu gefallen. Besonders Chaika ist als süßes Mädchen dargestellt, wodurch ihre wahre Macht natürlich noch besser verborgen wird. Das passt gut zu ihrer eher tollpatschigen, naiven und chaotischen Art. Lobenswert ist auch, dass die Designs der Charaktere eine gute Eigenständigkeit aufweisen. So besteht zu keiner Zeit die Gefahr Charakter zu verwechseln. Alle verfügen über besondere Merkmale oder einen hohen Wiedererkennungswert. Ebenfalls zu gefallen weiß das Design des Feila, das Chaika und Toru im Wald angreift. Es wirkt richtig bedrohlich und gefährlich. Die gebotenen Kämpfe sind gut in Szene gesetzt und die schnelle Action kommt gut zur Geltung. Nur manche Zeichnung ist hierbei erst auf den zweiten oder dritten Blick genau zu erkennen.
Fazit
Die Sargprinzessin ist im Kern ein typischer Fantasy-Manga. Sowohl die Geschichte als auch die Charaktere passen sehr gut zum Genre. Mit einer Prise Humor und schnellen Kämpfen wird alles gut aufgelockert und ergibt eine unterhaltsame Mischung. Einen großen Teil zum Lesevergnügen tragen auch die sympathischen Charaktere bei. Egal ob nun Chaika, Toru oder Akari, alle drei Protagonisten können auf ihre eigene Weise überzeugen. Doch auch auf Seiten von Monsieur Gillette gibt es mit Vivi bereits eine Figur, von der ich gerne noch mehr lesen möchte. Dass der Ansatz mit einem Mädchen, das einen Sarg auf dem Rücken trägt, etwas skurril ist, ist natürlich klar. Passt aber bisher gut, da es auch in dieser Welt nicht normal ist. Es macht Chaika nicht nur noch mysteriöser, sondern dient auch für humorvolle Momente. Ich bin schon gespannt wie es in Band 2 weitergeht. Für Fantasy-Fans lohnt sich ein genauerer Blick auf jeden Fall.
Kurzfazit: Unterhaltsamer Fantasy-Manga mit einer Prise Humor, schnellen Kämpfen und sympathischen Charakteren.
Details
Titel: Die Sargprinzessin – Band 1
Genre: Fantasy
Verlag: Egmont Manga
Story: Ichirou Sakaki
Zeichnungen: Shinta Sakayama
Charakterdesign: Namaniku ATK (Nitroplus)
Seiten: 196
Preis: 7,50 €
ISBN: 978-3-7704-8183-5
Verlagsseite: Die Sargprinzessin – Band 1 bei Egmont Manga
Erscheinungsdatum: April 2014
Bilder Copyright Egmont Manga