Rezension: Perfect Blue (Blu-ray)

Mima beendet in Perfect Blue ihre Idol-Karriere, um Schauspielerin zu werden, und erhält kurz darauf Drohungen, während sie beginnt, an der Realität zu zweifeln.

Auf Rat ihres Managers verlässt das junge Idol Mima das Trio CHAM!, um eine Karriere als Schauspielerin anzustreben. Mit einer kleinen Rolle und kaum Text, muss sie am Set ihr Können unter Beweis stellen. Langsam wandelt sich Mimas Image, die für ihre Schauspielkarriere eine heftige Szene drehen soll. Außerdem steht ein Aktshooting bei einem berühmten Fotografen an. Doch nicht alle Fans sind mit Mimas neuer Karriere einverstanden. Im Internet taucht ein vermeintliches Tagebuch, das aus ihrem Alltag berichtet und private Details enthüllt, auf. Außerdem erhält Mima Drohbriefe. Bald fällt es Mima immer schwerer, Realität und Fiktion voneinander zu unterscheiden. Als es zu einem ersten Mord kommt, scheinen sich Wahrheit und Illusion immer stärker miteinander zu vermischen. Und was hat es mit der anderen Mima auf sich, die sie plötzlich sieht?

Verschwommene Realität

Perfect Blue ist das Regie-Debüt von Satoshi Kon. Der 2010 im Alter von sechsundvierzig Jahren verstorbene Regisseur, Mangaka und Drehbuchautor ist auch für Werke wie die Anime Millenium Actress, Tokyo Godfathers, Paranoia Agent und Paprika sowie die Manga Kaikisen: Zurück ins Meer oder Opus bekannt. Crunchyroll hat dem 1998 erstmals in Japan erschienenen Perfect Blue eine Neuauflage als Blu-ray und DVD spendiert. Der Psychothriller-Anime-Film erzählt von dem jungen Idol Mima, das ihre Musikkarriere beendet, um sich der Schauspielerei zu widmen. Allerdings zieht sie damit die Wut einiger Fans auf sich und schon bald stellt sich heraus, dass Mima gestalkt wird. Ein Tagebuch im Internet gibt Details aus ihrem Privatleben preis, sie erhält Drohbriefe und schließlich passieren Morde in ihrem Umfeld. Zusätzlich setzt der auf einem Roman von Yoshikazu Takeuchi basierende Anime-Film auf das Verschwimmen von Realität und Fiktion. Mima beginnt an Wahrheit und Illusion zu zweifeln und versinkt immer tiefer in einer Unsicherheit und einem Wahn, der von ihrem neuen Alltag verstärkt wird.

Schon mit seinem Regie-Debüt hat Satoshi Kon ein Händchen für psychedelische, komplexe und undurchsichtige Geschichten bewiesen. Perfect Blue beginnt zwar recht eindeutig, doch wird zunehmend unklarer und setzt darauf, Mimas Vermischung von Realität und Fiktion auf den Zuschauer zu übertragen. Mit einfachen Mitteln gelingt es dem Film Zweifel an Mimas Verstand und dem gerade Gesehenen zu wecken. Was ist wirklich passiert? Was gehört nur zu der Rolle, die Mima als Schauspielerin spielt? Immer stärker verschwimmen die Grenzen zwischen den verschiedenen Aspekten von Mima und sorgen für eine hochspannende Atmosphäre, die von harten, teils schockierenden und zusetzenden Momenten verstärkt wird. Besonders die entscheidenden Situationen in Mimas Schauspielkarriere inklusive einer heftigen Szene, die sie drehen muss, wecken zusätzliche Zweifel, was Mima wirklich erlebt und was nicht.

Dabei setzt Perfect Blue auf eine intensive Darstellung, die gerade durch die Hauptfigur vermittelt wird. Ihre Zweifel übertragen sich immer stärker auf den Film und unterstreichen die aufkommende Unklarheit, was wirklich passiert und was nicht. Gleichzeitig schafft es Perfect Blue eine vielschichtige, glaubhafte Hauptfigur zu inszenieren. Mima trägt die Psychothriller-Geschichte maßgeblich, entwickelt sich und leidet spürbar. Schon kleine Momente können dafür sorgen, dass sich alles wandelt und der Film von einer ruhigen, erholsamen in eine bedrückende oder gar schockierende Stimmung übergeht. Dazu tragen auch die zwar sichtlich nicht modernen, aber auch heute noch überzeugenden Animationen bei. Sowohl Zeichenstil als auch Inszenierung sind hochwertig und gerade auf Blu-ray erstrahlt Perfect Blue in vollem Glanz. Dazu gesellt sich eine passende, stimmungsvolle Musikuntermalung inklusive einiger Idol-Lieder sowie die sehr gute deutsche Synchronisation. Perfect Blue ist auch sechsundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung noch ein Anime-Meisterwerk, das sich kein Satoshi-Kon-Fan entgehen lassen sollte. Bedacht werden sollte nur, dass der Psychothriller teilweise recht hart und heftig ist.

Fazit

Perfect Blue ist genauso wie die anderen Animes von Satoshi Kon ein Ausnahme-Film. Der Psychothriller schafft es eindrucksvoll, die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen zu lassen und mich als Zuschauer in die Gedankenwelt von Protagonistin Mima zu entführen. Hochspannend erzählt, fesselt die Geschichte von der ersten Minute und lässt bis zum Ende nicht mehr los. Undurchschaubar, schockierend und komplex, präsentiert sich der Film als stimmungsvolles Verwirrspiel, das die Schattenseiten von Idol- und Film-Buisness und die Rolle als Star thematisiert. Gerade aufgrund einiger heftiger Szenen, ist Perfect Blue jedoch nicht für jeden geeignet. Wer sich aber darauf einlässt, erhält einen packenden, hochspannenden und faszinierenden Psychothriller, der auch sechsundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung einzigartig ist.

Kurzfazit: Harter Psychothriller, der eine hochspannende Geschichte mit großartiger Protagonistin erzählt und mit schockierenden Momenten packende und faszinierende Genre-Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an Crunchyroll für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Perfect Blue!

Details
Titel: Perfect Blue
Originaltitel: Perfect Blue
Genre: Psychothriller, Drama
Regie: Satoshi Kon
Studio: Madhouse Inc.
Produktionsjahr: 1998
Laufzeit: ca. 81 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 22. März 2024
Herstellerseite: Perfect Blue bei Crunchyroll