Rezension: Rising Lords (PC)
Im Mittelalter-Strategiespiel Rising Lords gilt es, ein Reich zu verwalten und Schlachten mit Brett- und Kartenspiel-Elementen zu schlagen.
Nach fast vier Jahren in der Early-Access-Phase, ist die Vollversion von Rising Lords Mitte Januar erschienen. Das rundenbasierte Strategiespiel des deutschen Studios Argonwood lässt uns ein mittelalterliches Reich verwalten. Dabei setzt Rising Lords auf bekannte Genre-Elemente, ohne große eigene Ideen oder Innovationen zu zeigen. Negativ ist das nicht unbedingt. Wie im Genre üblich bauen wir unsere Städte aus, sammeln Ressourcen, teilen unsere Arbeitskräfte ein, legen Lebensmittelrationen fest und bestimmen die Höhe der Steuern. Beim Aufbau setzt Rising Lords Hexagonal-Felder, bei denen jedes Gebäude einer Stadt ein Feld einnimmt.
Gewohntes Gameplay
Um Ressourcen abzubauen, platzieren wir Bauern, die in unserem Stadtzentrum auftauchen, auf verschiedenen Abbauorten wie Feldern oder Holzfällerlagern. Haben wir die nötigen Materialien können wir unsere Stadt um Gebäude wie Tavernen, Kirchen, Badehaus oder Schmiede erweitern. Jedes hat Einfluss auf unsere Bevölkerung sowie unsere Armeen. Zusätzlich können wir Holzwälle und Steinmauern errichten, um unsere Stadt besser gegen feindliche Angriffe zu schützen. Abseits der zusätzlichen Reichsverwaltung, ist es auch unsere Aufgabe, uns der Diplomatie zu widmen. Das alles mag nicht so komplex sein wie in anderen Genre-Vertretern, ist aber anspruchsvoll genug, um ausreichend zu fordern. Erfahrene Strategiespiel-Fans könnten Rising Lords jedoch als zu leicht empfinden.
Etwas anders sieht das bei den Schlachten aus. Treffen wir auf Feinde, wechselt das Geschehen zu einer ebenfalls aus Hexagonal-Feldern bestehenden Schlachtansicht. Hier bewegen wir unsere zuvor aufgestellten Truppen der beteiligten Armeen Runde für Runde und abwechselnd mit unseren Gegnern. Dabei erinnert Rising Lords vor allem an die Heroes-of-Might-&-Magic-Reihe, bringt aber einen interessanten Kniff in die Kämpfe. So teilen wir jedem unserer Armeen Karten zu. Diese stehen für Spezialfähigkeiten, die wir im Laufe einer Schlacht aktivieren können. So zielen unsere Bogenschützen etwa besser oder verschießen Feuerpfeile, während unsere Ritter im nächsten Kampf einen besseren Schutz haben. Dadurch bringen die Karten eine interessante taktische Möglichkeit in die Schlachten.
Allerdings sind die Karten nicht immer entscheidend für den Sieg. Das liegt daran, dass in Rising Lords die Moral unserer Truppen über allem steht. Sinkt die Stimmung zu weit, haben wir trotz Überlegenheit keine Chance mehr. Entsprechend sollten wir den Schlachtverlauf kontrollieren, Verluste vermeiden und Erfolge erzielen. Etwas bedauerlich ist, dass die Schlachten unter einem zu stark schwankenden Schwierigkeitsgrad leiden. Sind die Gefechte zu Beginn noch vergleichsweise einfach, werden sie plötzlich unsäglich schwer, nur um kurz darauf wieder nachzulassen. Hier stimmt das Balancing spürbar nicht, was massiv dem Spielspaß schaden kann. Dadurch verschenkt Rising Lords vorhandenes Potenzial bei einem der größten Alleinstellungsmerkmale des Strategiespiels.
Großer Umfang, schwache Kampagne
Dafür kann Rising Lords mit einem durchaus ordentlichen Umfang überzeugen. Neben der Kampagne und dem Mehrspieler-Modus dürfen wir uns auch an Szenarien, Herausforderungen und benutzerdefinierten Schlachten versuchen. Entsprechend groß sind die Möglichkeiten. Leider zeigt sich jedoch, dass die Kampagne nicht die höchste Priorität bei der Entwicklung hatte. Die schwache Geschichte lässt Spannung und Abwechslung vermissen und zeigt zudem eine maue Inszenierung. Als wäre das nicht genug, kann die Missionsgestaltung oft nur bedingt überzeugen. Das ist schade, da hier durchaus Potenzial vorhanden ist. Immerhin können die anderen Modi etwas über die schwache Kampagne hinwegtrösten.
Grafisch setzt Rising Lords auf einen recht ungewöhnlichen Stil, der bei den Zeichnungen das mittelalterliche Szenario grundsätzlich gut einfängt. Die Figuren mit recht großen Köpfen sind jedoch Geschmackssache, erinnern aber genauso wie die restliche Gestaltung und historische Strategie-Karten. Immerhin ist die Optik stets stilsicher, unterstreicht die Mittelalter-Stimmung und ist zudem gut umgesetzt. So läuft Rising Lords auf PC und Steam Deck durchgehend flüssig. Bugs sind uns ebenfalls keine aufgefallen. Bei der Steuerung ist die Bedienung mit Maus und Tastatur zwar etwas angenehmer, doch auch die Controller-Einbindung ist gelungen. Untermalt wird das Geschehen von einem zum Setting passenden Soundtrack, der jedoch etwas zu unspektakulär ausfällt. Eine Beschreibung, die insgesamt recht gut zu Rising Lords passt. Schlecht ist das Strategiespiel nicht und wir hatten einige Stunden Spaß mit der Verwaltung unseres Reichs, doch wirklich gepackt hat uns der Mittelalter-Titel nie.
Fazit
Obwohl Rising Lords bereits seit Mai 2020 im Early Access war, habe ich von dem Strategiespiel erst kurz vor der Veröffentlichung der Vollversion etwas mitbekommen. Das grundlegende Gameplay versteht es, mich zu motivieren. Gerne verwalte ich mein Reich, baue meine Städte aus und stelle Armeen auf. Allerdings fällt das alles auf Dauer etwas zu seicht aus, ohne wirklich an Anspruch vermissen zu lassen. Gerade die Schlachten lassen aufgrund des stark und plötzlich schwankenden Schwierigkeitsgrades viel Potenzial liegen. Dabei sind es die Konfrontationen, die mit den Spezialfähigkeit-Karten Rising Lords etwas Eigenständigkeit verleihen. Zusätzlich hat mich die Kampagne leider enttäuscht. Letztlich ist Rising Lords zwar ein gutes, aber etwas zu typisches, innovationsloses und unspektakuläres Strategiespiel, um wirklich hervorzustechen. Das bedeutet aber nicht, dass der Titel von Argonwood schlecht wäre. Genre-Fans können durchaus einen Blick wagen.
Kurzfazit: Weitgehend typisches, rundenbasiertes Strategiespiel, das bekanntes Genre-Gameplay mit interessanten Schlachten verknüpft, aber aufgrund zu vieler Schwächen trotz Potenzial nicht vollends überzeugen kann.
Vielen Dank an Deck13 & Argonwood für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Rising Lords!
Details
Titel: Rising Lords
Genre: Strategie
Publisher: Deck13 Spotlight
Entwickler: Argonwood
Spieler: 1-4
Syteme: PC (getestet), Xbox Series X|S, Xbox One, Nintendo Switch
Altersfreigabe:
Erscheinungsdatum: 18. Januar 2024
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