Rezension: Mars Red – Band 1 (Manga)

Brutale Morde, vampirische Soldaten und eine junge Reporterin werden in Mars Red Band 1 miteinander verbunden.

Tokyo zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Der große Krieg ist zu Ende und die japanische Gesellschaft blüht unter dem Einfluss des Westens auf. Reporterin Aoi Shirase ist stets der Wahrheit auf der Spur und will nicht akzeptieren, dass ihr Kindheitsfreund Shuutaro Kurusu bei einer Sondermission ums Leben gekommen sein soll. Als Aoi bei der Untersuchung einiger brutaler Morde plötzlich angegriffen wird, erhält sie Hilfe von einigen geheimnisvollen Soldaten. Sie ahnt nicht, dass die Organisation Zero der sechzehnten Garnison der Militärpolizei der kaiserlichen japanischen Armee Vampire jagt. Shuutaro gehört ebenfalls der geheimen Einheit an und ist seit seiner Sondermission in Sibirien selbst ein Vampir.

Militärische Vampire

Basierend auf dem gleichnamigen Rezitationstheaterstück von Autor Bun-o Fujisawa, hat Mangaka KarakaraKemuri die dreiteilige Manga-Reihe Mars Red umgesetzt. Die Mystery-Action-Geschichte erzählt von einer militärischen Spezialeinheit, die sich der Jagd auf und dem Kampf gegen Vampire widmet. Zu ihnen gehören mit Shuutaro Kurusu, Tokuichi Yamagami, Suwa und Takeuchi auch drei Vampire, die unter dem Befehl von Yoshinobu Maeda ihre nächtlichen Missionen ausführen. Bevor sich die Handlung jedoch auf die Spezialeinheit fokussiert, wird ein Blick in die Zukunft gewährt. Reporterin Aoi Shirase versucht während eines schweren Erdbebens in Tokyo einen jungen Mann aus einem Theater zu retten. Diese kurze Einleitung offenbart nicht nur die Vampirthematik, sondern verrät auch bereits, dass Shuutaro nicht tot ist. Ein wichtiger Fakt, da sich das erste Kapitel anschließend fast vollständig auf Aoi konzentriert.

Einige Jahre vor dem Erdbeben im Jahr 1923 arbeitet Aoi als Reporterin und ist trotz des Rufs ihres Arbeitgebers stets an der Wahrheit interessiert. Deshalb kann sie auch den Tod von Shuutaro nicht einfach hinnehmen. Schließlich hat sie nicht mehr als eine Nachricht erhalten. Es existiert keine Leiche und niemand will ihr mehr über die Umstände seines Todes verraten. Auf recht einfache Weise erhält Aoi so ihre wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale als wissbegierige, wahrheitsliebende und nicht aufgebende junge Frau. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass sie nachts einer Blutspur folgt, anstatt die Polizei zu rufen. Auch ihre Reaktion auf die anschließenden Ereignisse funktioniert trotz des eigentlich nachvollziehbaren Schreckens, den sie erleiden musste.

Atmosphärisches Potenzial

Erst mit dem zweiten Kapitel und somit nach etwa einem Drittel von Mars Red Band 1, rücken Shuutaro und seine Kameraden in den Mittelpunkt der Geschichte. Ab hier übernehmen sie sogar die Hauptrolle während Aoi etwas in den Hintergrund rückt, ohne gänzlich zu verschwinden. Das ist auch notwendig, um die Sondereinheit genauer vorzustellen. Dabei greift Mars Red Band 1 zwar auf einige Stereotypen und Klischees zurück, schafft es aber trotzdem, ein Gefühl für die Vampir-Soldaten zu wecken. Interessant dabei ist, dass die Blutsauger in Mars Red klassische Schwächen haben und sogar in der Geschichte als eigentlich recht schwach bezeichnet werden. Schließlich sterben sie im Sonnenlicht oder müssen Blut trinken, um nicht ihrem Durst zu verfallen. Gerade diese Darstellung sorgt aber auch dafür, dass die Vampire in Mars Red auf ihre Weise schaurig und dennoch menschlich wirken können. Besonders Shuutaro versucht an seiner Menschlichkeit festzuhalten, was keineswegs überraschend ist.

Abgesehen vom Ende des ersten Kapitels und einer kurzen weiteren Szene verzichtet Mars Red Band 1 fast völlig auf Action-Szenen. Stattdessen stehen Ermittlung, Settingaufbau und Charaktervorstellung im Mittelpunkt des Auftaktmangas. Das ist keineswegs negativ, da so ein Gefühl für Welt, Figuren und Geschichte entsteht. Zudem werden einige interessante Grundlagen für eine spannende Handlung gelegt. Allgemein versteht es Mars Red Band 1 Neugier zu wecken und trotz der teilweise seichten Erzählweise ausreichend Potenzial zu zeigen, um das Interesse an der Fortsetzung zu erhalten. Teilweise ist das auch den detailreichen Zeichnungen und der angenehm düsteren Atmosphäre zu verdanken.

Fazit

Mars Red Band 1 hat es schon auf den ersten Seiten geschafft, mein Interesse an der Geschichte zu wecken. Vor allem ist das dem Szenario zu verdanken. Das frühe 20. Jahrhundert in Japan beziehungsweise die Taisho-Epoche ist eine interessante Grundlage für eine Vampir-Action-Erzählung mit militärischer Komponente. Der Auftaktmanga hat mich diesbezüglich auch nicht enttäuscht und präsentiert eine atmosphärische Geschichte mit durchaus gelungenen Figuren und gut inszenierter Action. Dabei stehen Kämpfe bisher weit weniger im Mittelpunkt als ich erwartet habe. Stattdessen konzentriert sich Mars Red Band 1 auf die Vorstellung der Charaktere und der Welt, in der die Geschichte angesiedelt ist. Besonders die Parallelgesellschaft der Vampire, eine militärische Sondereinheit und natürlich politische Machenschaften verleihen dem Szenario notwendige Tiefe. Aoi als wahrheitsliebende Reporterin bildet einen gekonnten, wenn auch etwas klischeehaften Kontrast zu den Vampiren. Doch trotz mancher Genre-Standards versteht es Mars Red mit einer klassischen Vampirdarstellung gelungenen Charakteren und einem spannenden Handlungsaufbau ausreichend Grundlagen für die beiden Nachfolger zu legen. Ich bin bereits neugierig wie die Geschichte nach dem offenen Ende weitergeht und ob Mars Red das gezeigte Potential nutzen kann.

Kurzfazit: Atmosphärischer Action-Mystery-Auftaktmanga, der gute Grundlagen für eine spannende Vampirgeschichte legt und mit gelungener Charaktervorstellung überzeugt.

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Mars Red – Band 1!

Details
Titel: Mars Red – Band 1
Originaltitel: Mars Red
Genre: Action, Mystery, Historie
Verlag: Crunchyroll
Text: Bun-O Fujisawa
Zeichnungen: KarakaraKemuri
Seiten: 186
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-2-88951-681-0
Verlagsseite: Mars Red – Band 1 bei Crunchyroll
Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2022

© Bun-O FUJISAWA・SMD / KarakaraKemuri / MAG Garden