Rezension: The Holy Grail of Eris – Band 1 (Manga)

Die junge, sanftmütige Adelstochter Conny wird in The Holy Grail of Eris Band 1 Ziel einer Intrige und erhält unerwartete Hilfe.

Constance Grail, genannt Conny, ist unscheinbar und schlicht. Die Tochter des auf Rechtschaffenheit wert legenden Burggrafen Parzival-Esell Grail, versucht stets die Werte ihrer Familie zu vertreten. Als ihr Vater auf einen vermeintlich Freund hereinfällt und hohe Schulden anhäuft, kommt die Hilfe eines vertrauten Geschäftsmannes aus dem niederen Adel genau richtig. Im Gegenzug für die Tilgung der Schulden, soll Conny Neil Bronson heiraten. Für beide Familien ein lohnendes Arrangement. Allerdings erlebt Conny eine böse Überraschung, als sie ihren Verlobten auf einer Abendveranstaltung, beim Küssen einer anderen Frau sieht. Connys Welt bricht zusammen, doch noch am selben Abend wird sie das Ziel einer Intrige, deren schrecklicher Höhepunkt sie alles kosten kann. In ihrer Not erhält sie übernatürliche Hilfe, die aber einen hohen Preis kosten könnte.

Adelige Intrigen

The Holy Grail of Eris Band 1 beginnt mit eindrucksvollen Bildern, die früh verdeutlichen, welche Wirkung die Zeichnungen von Mangaka Hinase Momoyama bei der Umsetzung der auf deutsch nicht erschienen Light-Novel-Vorlage von Autorin Kujira Tokiwa haben. Bedrückend setzt die Zeichnerin eine Hinrichtungsszene um, deren Protagonistin Constance Grail im Alter von sechs Jahren unfreiwillig Zeuge wird. Gleichzeitig fangen die Bilder die Unschuld und den Schrecken des kleinen Mädchens ein, das einfach nur mit ihrer Freundin Kate spielen wollte, von ihr getrennt wurde und auf der Suche nach ihr aus nächster Nähe sieht, wie die verhasste Scarlet Castiel enthauptet wird. Sowohl die finsteren, Hass erfüllten Blick der Menschenmasse als auch Scarlets selbstsicher ausgesprochener Fluch, unterstreichen zusätzlich, mit welcher Intensität The Holy Grail of Eris Band 1 bereits auf den ersten Seiten umgesetzt ist. Und auch Umgebungen und Charakterdesigns wissen stets mit zahlreichen Details und hervorragender Inszenierung zu überzeugen.

Das trägt selbstverständlich viel zur spannenden Geschichte des Fantasy-Drama-Mangas bei. Nach der schrecklichen Erfahrung der Hinrichtung, vergehen für Constance, von allen nur Conny genannt, zehn Jahre. Mittlerweile sechzehn, ist sie zu einer unscheinbaren, gewöhnlichen und langweiligen jungen Frau geworden. Zumindest sieht sie sich selbst so und gerade im Vergleich zu den anderen Adeligen in ihren prunkvollen Kleidern, wirkt Conny wirklich schlicht. Begründet wird das in der Einfachheit ihrer Familie, die schon immer übermäßigen Luxus abgelehnt und Reichtümer in ihre Ländereien und deren Bewohner gesteckt haben. Das führt jedoch auch dazu, dass Connys Vater Parzival-Esell Grail, elfter Burggraf der Familie, von einem vermeintlichen Freund hereingelegt wird und Schulden anhäuft. Für die Tilgung dieser wird die Verlobung von Conny mit dem Sohn eines befreundeten Kaufmannes und Baronets beschlossen. Damit beginnt jedoch erst das richtige Drama für die Hauptfigur, die ihren Verlobten bei einer gehobenen Abendgesellschaft in den Gärten des Anwesens beim Küssen einer anderen Frau ertappt.

Ein großer Spoiler ist das nicht, da dieser Umstand nicht nur Handlungsgrundlage ist, sondern auch gezeigt wird, bevor überhaupt in einem Rückblick erklärt wird, wie es zu Connys Verlobung kam. Sobald die Geschichte diesen Punkt nach etwa einem Drittel des Mangas erreicht hat, zieht diese enorm an. Frustriert und verletzt, zweifelt Conny daran, was sie machen soll und wird schließlich Ziel einer Intrige, deren Höhepunkt sich ausgerechnet während der Abendgesellschaft zu entfalten scheint. Aufgrund ihrer gutmütigen und unsicheren Persönlichkeit, weiß sie nicht, wie sie damit umgehen soll. Allzu viel soll hier natürlich nicht verraten werden, auch wenn die übernatürliche Hilfe, die Conny erhält, nicht nur vorhersehbar ist, sondern auch im Rückentext des Mangas verraten wird. Weitaus wichtiger ist aber, dass The Holy Grail of Eris Band 1 in der zweiten Hälfte alle Stärken ausspielt, mit gut geschriebenen Dialogen aufwartet und ein perfides Ränkespiel und Wortgefecht präsentiert. Dabei scheint der Manga jedoch nur an der Oberfläche dessen zu kratzen, was in der Reihe noch zu erwarten ist. Andeutungen darauf zeigen sich zum Ende des Bandes sowie in der zweiseitigen Bonus-Geschichte von Light-Novel-Autorin Kujira Tokiwa. Doch auch so ist bereits sehr gut zu erahnen, dass The Holy Grail of Eris keine historisch angehauchte Fantasy-Romantik-Geschichte erzählt, sondern stattdessen ein intrigenhaftes Adelsdrama in einer fiktiven, an Europa angelehnten Welt. Dank des packenden Endes und besonders des abschließenden Bildes, versteht es The Holy Grail of Eris Band 1, den spannenden Auftakt der Reihe hervorragend abzuschließen und Neugier über die weitere Geschichte sowie Connys Werdegang und den Preis den sie für die Hilfe eines Geistes zahlen muss, zu wecken.

Fazit

The Holy Grail of Eris Band 1 hat mich auf den ersten Seiten gepackt. Die Hinrichtungsszene ist in ihrer Gesamtheit einfach großartig inszeniert und gezeichnet. Egal ob nun die finstere, hasserfüllte Menschenmenge, die selbstsicher Scarlet oder Conny, die ihren Schrecken über das Gesehene lauthals herausschreit. Einfach nur eindrucksvoll. Zwar fällt der restliche Manga nicht direkt so aus, doch das ist auch gar nicht notwendig, um mich bis zum Ende zu fesseln. Schon früh werden Zweifel an Connys Verlobtem gestreut, so dass die zentrale Intrige des ersten Bandes keine große Überraschung darstellt, aber um so Wirklungsvoller inszeniert ist. Dadurch wird mein Interesse an der Reihe geweckt. Alleine schon, weil ich wissen möchte, was Conny mit ihrer geisterhaften Unterstützerin künftig in der finsteren Welt des Adels erwartet. Fans intrigenhafter Adelsdramen sollten einen Blick wagen.

Kurzfazit: Packend inszeniertes Adelsdrama das zum Auftakt mit eindrucksvollen Szenen, vielschichtigen Charakteren und einer bis zum Ende spannenden Geschichte fesselt.

Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Holy Grail of Eris – Band 1!

Details
Titel: The Holy Grail of Eris – Band 1
Originaltitel: Eris no Seihai
Genre: Fantasy, Romantik, Drama
Verlag: Manga Cult
Text: Kujira Tokiwa
Zeichnungen: Hinase Momoyama & Yu-nagi
Seiten: 210
Preis: 7,99 €
ISBN: 978-3-96433-471-8
Verlagsseite: The Holy Grail of Eris – Band 1 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 02. September 2021

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