Rezension: Corpse Party (2021) (Switch)

Neun Freunde werden in Corpse Party (2021) in eine verfallene Grundschule, in der Geister und der Tod warten, gezogen.

Corpse Party hat seit der Erstveröffentlichung als Dōjin-Game, das Schöpfer Makoto Kedōin mit dem RPG Maker entwickelt hat, zahlreiche Neuauflagen spendiert bekommen. Diesen schließt sich nun die schlicht Corpse Party (2021) genannte Switch-Version an. Im Vergleich zur Nintendo-3DS-Portierung aus dem Jahr 2016, wurden dem Horror-Adventure optische Verbesserungen, eine Vollvertonung auch in den Bonus-Kapiteln sowie zwei komplett neue Episoden spendiert. Ansonsten bleibt sich Corpse Party treu und erzählt eine düstere, beklemmende und brutale Geschichte in schicker 16-Bit-Grafik.

Grundschule des Grauens

Die Geschichte von Corpse Party (2021) beginnt in der Kisaragi Academy in Klassenraum 2-9. Um ihre Freundin Mayu, die umzieht und die Schule wechselt, zu verabschieden, verbringen Satoshi, Naomi, Yoshiki, Ayumi, Seiko und Sakutaro im Anschluss an das Schulfest noch ein wenig Zeit mit ihr. Gemeinsam erzählen sie Gruselgeschichten, was ihre Lehrerin Yui Shishido ausnutzt, um sie zu erschrecken. Nachdem sich ihnen auch Satoshis Schwester Yuka angeschlossen hat, beschließt die Gruppe auf Ayumis Vorschlag hin, ein Ritual durchzuführen. Dieses soll dafür sorgen, dass sie immer Freunde bleiben. Allerdings kommt es zu einem Erdbeben und der Boden des Klassenraums öffnet sich. Als sie wieder erwachen, findet sich die Gruppe in einer verfallenen Grundschule voller Leichen wieder und müssen sich den Schrecken des grauenhaften Gebäudes mit dunkler Vergangenheit stellen, um zu überleben und einen Weg nach Hause zu finden.

Viel mehr soll nicht über die Geschichte von Corpse Party (2021) verraten werden, da sie eine der größten Stärken des Horror-Adventures ist. Die ausschließlich in zahlreichen englischen Texten und sehr guter japanische Synchronisation wiedergegebene Handlung brilliert mit großartiger Schreibweise, expliziten Beschreibungen, die fehlende Zwischensequenzen mehr als nur ersetzen, sondern manche Situation sogar noch besser umsetzen können, als es einem animierten Video möglich wäre. Zu verdanken ist das der angeregten Fantasie. Aufgrund der 16-Bit-Grafik und Vogelperspektive lässt sich vieles nicht genau darstellen, doch die Texte und kleine optische Effekte machen es leicht, alles zu erfassen und unsere Vorstellung anzuregen. Dadurch ist Corpse Party (2021) weitaus wirkungsvoller, erschreckender und atmosphärischer.

Schauriges Horror-Adventure

Allgemein gelingt es dem Horror-Adventure eine unglaubliche dichte Stimmung zu erzeugen. Die ausgezeichnete Soundkulisse und der hervorragende Soundtrack tragen viel dazu bei. Wenn wir in einem finsteren, verfallenen Gang kratzen, atmen und dergleichen hören, läuft es uns kalt den Rücken herunter und unsere Nackenhaare sträuben sich. Ein erstklassiges Horror-Erlebnis. Doch nicht nur deshalb ist Corpse Party (2021) keine leichte Kost. Im Verlauf der Geschichte hält sich das Adventure nicht mit expliziten, brutalen und blutigen Szenen zurück. Genauso wie die Charaktere in den zahlreichen Dialogen mit Event-Bildern dargestellt werden, werden wir mit allerlei Schaurigem konfrontiert, das zum Teil glücklicherweise nur beschrieben wird. Verstümmlungen, Besessenheit, Suizid und Kannibalismus sind nur einige Themen, denen wir uns im Laufe der Geschichte stellen müssen. Zumindest, wenn unsere Entscheidungen die entsprechenden Szenen auslösen.

Corpse Party (2021) ist zwar durchaus linear, gewährt uns aber einige Freiheiten. Eingeteilt in Kapitel spielen wir unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen der neun Hauptfiguren. Dabei erinnert das Gameplay am ehesten an klassische Point-and-Click-Adventure mit einer Visual-Novel-Erzählweise. Wir durchstreifen die düsteren Gänge der Grundschule, lesen Dokumente, sammeln Gegenstände ein, die wir an anderen Orten verwenden können und lösen, sich teilweise wiederholende Rätsel. Außerdem treffen wir immer wieder Entscheidungen, die direkten Einfluss auf die weitere Handlung nehmen. Wie ein Kapitel endet, hängt davon ab, wie wir vorgegangen sind und auch in welcher Reihenfolge wir die Rätsel gelöst haben. Wichtig dabei ist, dass jedes Kapitel nur ein richtiges Ende hat. Dieser Begriff passt deshalb, weil wir das darauffolgende Kapitel bei einem der alternativen Enden nicht freischalten. Da wir oft nicht wissen, welche Entscheidung nun ein schlechtes Ende ausgelöst hat, kann dieses Konzept zu Trial and Error und Frust führen. Letztlich müssen wir versuchen logisch zu denken und herauszufinden, wie wir unsere Charaktere unbeschadet ans Kapitelende bringen. Die negativen Abschlüsse sind stets brutal, blutig, beklemmend und erschreckend.

Motivierend trotz Frustpotenzial

Scheitern wir in einem Kapitel, werden wir neben dem alternativen Ende, meist mit zusätzlichen Informationen belohnt. So erfahren wir etwa durch abweichende Entscheidungen mehr über die gut geschriebenen, tiefgründigen, wenn auch teils etwas stereotypischen Charaktere, an deren Schicksal wir wirklich interessiert sind. Auch zusätzliche Details zur Geschichte oder den Hintergründen der Grundschule finden wir teilweise nur, wenn wir den Pfad zu einem schlechten Ausgang eines Kapitels beschreiten. Etwas mehr Hinweise, was wir falsch gemacht haben, wären dennoch willkommen, um bei einem weiteren Versuch schneller und leichter zum richtigen Ende zu kommen. Das Spielkonzept erfordert auch häufiges Speichern, da wir nach einem negativen Kapitelabschluss wieder beim letzten Spielstand anfangen und hoffen müssen, dass wir hier noch eine Chance auf das richtige Ende haben.

Nur um es noch einmal zu erwähnen: Obwohl das Kapitel-Enden-Konzept durchaus frustrieren und in Trial and Error ausarten kann, waren wir stets motiviert weiterzuspielen. Zu verdanken ist das neben den Charakteren, an deren Schicksal wir wirklich interessiert waren, der großartig geschriebenen Geschichte. Selbst andere Mängel, wie das manchmal unklare Auslösen von Events und deshalb zeitweise ziellose Absuchen der optisch sehr ähnlichen Gänge und Räume, haben wir Corpse Party (2021) aufgrund der spannenden Handlung gerne verziehen. Das Horror-Adventure versteht es einfach immer zu motivieren und uns dazu zu verleiten, erfahren zu wollen, wie die Geschichte weitergeht. Dank der Bonus-Kapitel und den beiden neuen Episoden, erfahren wir zudem einiges mehr über Hintergründe und Charaktere, so dass wir auch jedes noch so kleine Geheimnis entdecken wollte – dazu zählen natürlich auch die schlechten Enden.

Zum Abschluss sei noch einmal die hervorragende Switch-Portierung erwähnt. Corpse Party (2021) läuft sowohl im Handheld-Modus als auch am Fernseher absolut flüssig, bietet eine schicke 16-Bit-Grafik aus der Vogelperspektive und sorgt mit der erstklassigen japanischen Synchronisation für eine beklemmende Atmosphäre. Diese wird von der stimmungsvollen Soundkulisse und dem grandiosen Soundtrack wunderbar unterstrichen. Damit ist Corpse Party (2021) nicht nur die beste Version des Horror-Adventure-Klassikers, sondern auch weiterhin einer der besten Genre-Vertreter – egal ob auf Switch, PS4, Xbox One oder PC.

Fazit

Corpse Party (2021) ist mein erstes Spiel der Reihe und auch die erste Version des Horror-Adventure-Klassikers, die ich je gespielt habe. Bisher habe ich das Franchise ausschließlich durch die exzellente Manga-Adaption sowie die ordentliche Anime-Umsetzung kennengelernt. Deshalb stand Corpse Party bereits lange auf meiner Wunschliste und meiner größten Hoffnungen für eine Switch-Portierung. Corpse Party (2021) hat mich schnell gepackt und nicht mehr losgelassen. Die beklemmende, düstere und erschreckende Geschichte versteht es zu motivieren und überzeugt mit hervorragend geschriebenen englischen Texten. Dazu gesellen sich die stimmungsvolle Sound- und Musikuntermalung sowie die hervorragende japanische Synchronisation, die gemeinsam viel zur packenden Atmosphäre beitragen. Trotz kleinerer Trial-and-Error-Elemente und potenziell frustriertender Gameplay-Mechaniken, gehört Corpse Party (2021) für mich zu den besten Genre-Vertretern des Jahres. Horror-Adventure-Fans sollten sich die Neuauflage nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Düsteres und beklemmendes Horror-Adventure das mit einer hervorragend geschriebenen Geschichte, tiefgründigen Charakteren und erschreckenden Wendungen fesselt, aber auf einige potenziell frustrierende Gameplay-Mechaniken setzt.

Vielen Dank an Marvelous Europe Limited für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Corpse Party (2021)!

Details
Titel: Corpse Party (2021)
Genre: Horror-Adventure
Publisher: Marvelous Europe Limited
Entwickler: Mages., Team GrisGris
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PS4, Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2021

© Team GrisGris / MAGES. Licensed to and published by XSEED Games / Marvelous Europe Limited.