Rezension: Synergia (Switch)

Cybercrime-Polizistin Cila und ihre neue, ungewöhnlich menschlich Androidin geraten in der Cyberpunk-Yuri-Thriller-Visual-Novel in weltverändernde Ereignisse.

Synergia ist in einer düsteren Zukunft angesiedelt. Schauplatz ist eine riesige Metropole in einem Kaiserreich. Die zynische, pessimistische und in sich gekehrte Protagonistin Cila arbeitet als Polizistin für einen Großkonzern und befasst sich als Teil einer Sondereinheit ausschließlich mit Fällen in denen Androiden verwickelt sind. Als eines Tages ihre Androidin und einzige private Gesellschaft Elaine beschädigt wird, erhält Cila von ihrer Freundin Yoko die geheimnisvolle Mara als Ersatz. Obwohl es sich bei Mara um eine Androidin handelt, verhält sie sich ungewöhnlich menschlich. Schon bald entwickeln Cila und Mara eine enge Bindung zueinander. Doch der Konzern Velta Labs wird aufmerksam auf Mara und plötzlich findet sich Cila in Ereignissen wieder, die nicht nur über Krieg und Frieden oder Fortschritt entscheiden, sondern auch über Religion und Gesellschaft sowie ihre ganz eigenen Gefühle.

Verbotene Beziehung

Schon die offizielle Genre-Bezeichnung von Synergia deutet nicht nur das Setting und die Ausrichtung der Geschichte an, sondern gibt auch Hinweise zur Beziehung zwischen Cila und Mara. Entwicklerstudio Radi Art bezeichnet Synergia als Yuri-Thriller-Visual-Novel in einer Cyberpunk-Zukunft. Entsprechend deutlich ist, dass sich Cila und Mara im Laufe der Geschichte näher kommen. Dabei stehen die beiden Hauptfiguren eindeutig im Mittelpunkt der Handlung. Bereits früh wird in einem Gespräch zwischen Cila und ihrem Partner Vega deutlich, dass sie schon als Kind eine Schwäche, sogar romantische Gefühle, für Androiden hatte. Entsprechende Beziehungen sind im Kaiserreich allerdings verboten. Durch solche kleinen Details erhalten Geschichte, Welt und vor allem Cila früh angenehm viel Tiefe. Leider bleibt Synergia an anderer Stelle vage und deutet etwa manches zu Cilas Vergangenheit nur an, obwohl das genauso interessant wäre und viel zu ihrer Charakterisierung hätte beitragen können. Allgemein nutzt die Visual Novel nur jene Details, die direkt wichtig erscheinen. Das mag ausreichend sein, um die spannende Cyberpunk-Thriller-Geschichte zu erzählen, es geht aber auch etwas, des Eingangs geschaffenen Tiefgangs, verloren, so dass Synergia zum einen vielversprechend und umfangreich erzählt wird, zum anderen aber Potenzial liegen lässt.

Wirklich negativ wirkt sich das aber nicht aus. Dafür fesselt die Geschichte zu sehr und die Charaktere sind zu interessant. Selbst manch hastige Storyentwicklung, konstruierte oder gefühlt erzwungene Handlungsabfolgen oder gelegentlich nicht ganz so guten deutschen Texte, schaden der Visual Novel nur bedingt. Cilas und Maras Geschichte ist dafür zu interessant und spannend. Die ungewöhnliche Beziehung der beiden trägt viel dazu bei. Schon nach kurzer Zeit fällt es leicht, Cila mit all ihren Eigenheiten ins Herz zu schließen und auch Mara schafft es sofort, Sympathien zu wecken. Dass manche Nebenfigur etwas schwächer ausfällt, wirkt sich, gerade dank der gelungenen Protagonistinnen sowie einiger weiteren gut geschriebenen Charaktere, kaum aus. Außerdem sorgt die mit politischen, gesellschaftlichen und religiösen Themen angereicherte Geschichte für genug Abwechslung und Spannung, ohne dabei das Cyberpunk-Genre neu zu erfinden. Das will Synergia aber auch nicht, wie an den zahlreichen Zitaten bekannter Persönlichkeiten sowie Werke deutlich wird.

Da die Beziehung von Cila und Mara eine wichtig Rolle spielt, richtet sich Synergia besonders, aber nicht nur, an Yuri- beziehungsweise Girls-Love-Fans. Wirklich anders als andere Cyberpunk-Thriller ist Synergia dadurch aber nicht. Das durch Kickstarter finanzierte Spiel versteht es, die Bindung der beide Protagonistinnen gut umzusetzen und aufzubauen. Erzählt wird Synergia in meist gut geschriebenen, englischen Texten, die von Standbildern unterstützt werden. Dass sich manche Szene dabei wiederholt, stört genauso wenig wie das eher limitierte Gameplay. Abgesehen von gelegentlichen Entscheidungen, die Einfluss auf Geschichte und Ende haben, heißt es ausschließlich lesen. Mehr braucht es aber auch nicht, um die mit einem stimmigen Soundtrack untermalte Yuri-Thriller-Cyberpunk-Geschichte zu erzählen und bis zum Ende zu motivieren.

Fazit

Synergia hat mich besonders aufgrund des ungewöhnlichen Grafikstils angesprochen. Sicher manche Bilder wirken etwas verwaschen und die Farbgebung ist oft von rot und blau bestimmt, aber all das passt meiner Meinung nach zum dystopischen Zukunftsszenario. Die durchaus spannende Geschichte hat mich schnell gefesselt, was besonders Cila und Mara zu verdanken ist. Schon nach kurzer Zeit habe ich die beiden Protagonistinnen ins Herz geschlossen und wollte wissen, was sie noch erleben und wie sie weiter zusammenwachsen. Dass Synergia sich vorwiegend auf bekannten Cyberpunk-Wegen bewegt, hat mich nicht gestört. Schließlich wird eine eigenständige, interessante Geschichte mit zwei sympathischen Protagonistinnen erzählt. Wer Visual Novels mag und sowohl etwas mit Cyberpunk als auch Yuri beziehungsweise Girls Love anfangen kann, sollte Synergia eine Chance geben.

Kurzfazit: Spannend erzählte Cyberpunk-Thriller-Visual-Novel mit Girls-Love-Beziehung, die besonders von den Protagonistinnen getragen wird und mit interessanter Geschichte sowie passend dystopischer Atmosphäre fesselt.

Vielen Dank an Eastasiasoft Limited für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Synergia!

Details
Titel: Synergia
Genre: Visual Novel
Publisher: Eastasiasoft Limited
Entwickler: Radi Art, Top Hat Studios
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 07. Januar 2021