Rezension: Hi Score Girl – Band 1 (Manga)

Haruo und Akira liefern sich in Hi Score Girl Band 1 einige erbitterte Kämpfe in Arcade- und Videospielen und lernen sich dabei besser kennen.

Haruo ist eine Niete in der Schule und wird von seinen Klassenkameraden als Versager betrachtet. Nur bei Videospielen und in Spielhallen kann der eingebildete, extrovertierte Sechstklässler auftrumpfen. Dort ist er ein Meister. Jedenfalls bis seine beliebte und reiche Klassenkameradin Akira das Feld betritt und ihn bei seinen geliebten Spielen bezwingt. Seine anfängliche Abneigung wandelt sich mit der Zeit in Respekt und die beiden lernen sich besser kennen.

Verbundenheit durch Games

Die bereits als Anime adaptierte zehn Bände umfassende Reihe Hi Score Girl von Mangaka Rensuke Oshikiri entführt in das Jahr 1991, als der Siegeszug von Video- und Arcadespielen an Fahrt gewinnt. Mangaka Rensuke Oshikiri erzählt vor diesem Hintergrund eine anfangs etwas eigentümlich wirkende, aber schnell amüsanter und sympathischer werdende, etwas ungewöhnliche Liebesgeschichte. Besonders die leicht schaurigen, manchmal sogar gruselig anmutenden, skurrilen Zeichnungen, die in einigen Szenen eher an Horror-Manga erinnern, sorgen für einen etwas unsicheren ersten Eindruck. Wer sich aber auf die Romantik-Komödie rund um Videospiele und Arcade-Games einlässt, kann in einen unterhaltsamen und liebenswerten Manga eintauchen.

Im Mittelpunkt stehen die Grundschüler Haruo und Akira, die sich außerhalb der Schule zufällig in einer Arcade-Spielhalle treffen. Ihr erstes Duell in Street Fighter II verläuft gerade für den von seinen Talenten in Sachen Games überzeugten Haruo wenig erfolgreich. Kurzerhand greift er auf bei Spielern taburisierte Tricks zurück und wird von Akira erstmals nicht nur virtuell, sondern auch in der Realität geschlagen. Kopfnüsse und Fäuste gehören fortan zur Kommunikation zwischen den beiden so unterschiedlichen Protagonisten. Akira sagt im gesamten ersten Band kein einziges Wort. Für die Dialoge zwischen den beiden ist Haruo alleine zuständige. Dennoch funktioniert das Knüpfen eines immer engeren Bandes, die Charakterentwicklung und der Figurenaufbau wunderbar. Zu verdanken ist das der hervorragenden Mimik und Gestik, die stets ein Verständnis der Gefühle und Gedanken beider Hauptfiguren garantieren. Zudem haben Haruo und Akira mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Beide nutzen Games, nach denen Haruo laut eigener Aussage süchtig ist, um vor der Realität zu flüchten. Haruo vor seinen schlechten Noten und Akira vor ihrem reichen Elternhaus mit strengen Regeln.

Akira und Haruo sind ein wunderbares Duo, das viel zum Unterhaltungswert von Hi Score Girl Band 1 beiträgt. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass die anfänglich befremdliche Art des Mangas mit der Zeit verloren geht und eine amüsante Geschichte entsteht. Es macht Spaß, Haruo und Akira in ihrem von Games bestimmten Alltag zu begleiten. Egal, ob sie nun Street Fighter II, Final Fight oder diverse andere Spiele in Arcade-Hallen oder an der PC Engine spielen, es kommt stets reichlich Retro-Game-Atmosphäre auf. Damit erhält der Manga einen zusätzlichen Sympathiebonus für Fans alter Spiele. Hi Score Girl Band 1 weckt Lust an mehr Geschichten aus dem Alltag der beiden Protagonisten, wozu auch das unerwartete Ende samt einer Art Cliffhanger beiträgt.

Fazit

Als ich mit Hi Score Girl Band 1 angefangen habe, war ich skeptisch. Der krude Zeichenstil und ein nur bedingt sympathischer Hauptcharakter sowie zahlreiche noch unausstehlichere Nebencharaktere, haben mich etwas abgeschreckt. Doch schnell habe ich ein Verständnis für Haruo und Akira entwickelt, die beiden mit jedem Kapitel, jedem ihrer Erlebnisse mehr ins Herz geschlossen. Das ungleiche Protagonistenduo funktioniert sehr gut und wird von Mangaka Rensuke Oshikiri gekonnt in Szene gesetzt, so dass Mimik und Gestik ausreichen, um beide stets zu verstehen. Besonders bei Akira ist das wichtig, schließlich spricht sie im gesamten Band kein einziges Wort. Unterstützt wird die ungewöhnliche Romantik-Komödien-Geschichte zwischen Haruo und Akira von den stets präsenten Games der 1980er- und 1990er-Jahre. Hi Score Girl Band 1 verströmt eine wunderbare Retro-Game- und Arcadehallen-Atmosphäre, die Liebhaber alter Spiele schnell in ihren Bann ziehen dürfte. Dank des überraschend spannenden Endes, ist mein Interesse an der Fortsetzung noch höher als durch das gelungene Protagonistenduo sowieso schon. Da sehe ich auch gerne über die bis zum Schluss etwas skurrilen Zeichnungen hinweg. Ein wenig eigenen Charme erhält Hi Score Girl Band 1 durch die untypischen Bilder ebenfalls. Genre-Fans, besonders Anhänger von Retro-Games oder Manga-Reihen wie Gamers, sollten sich Hi Score Girl Band 1 näher ansehen.

Kurzfazit: Auf den ersten Blick schaurig-skurril gezeichnete Romantik-Komödie, die aber mit Retro-Game-Atmosphäre, wunderbarem, sympathischem Protagonistenduo und viel Charme unterhält und Lust auf mehr weckt.

Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hi Score Girl – Band 1!

Details
Titel: Hi Score Girl – Band 1
Originaltitel: Hi Score Girl
Genre: Slice of Life, Comedy, Romantik
Verlag: Manga Cult
Mangaka: Rensuke Oshikiri
Seiten: 191
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-964332-54-7
Verlagsseite: Hi Score Girl – Band 1 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 05. März 2020

© Rensuke Oshikiri / Square Enix Co., Ltd. / Manga Cult