Rezension: Beyond Evil – Band 1 (Manga)

Der Handel mit Lebenszeit und der harte Kampf in diesem Geschäft stehen im Mittelpunkt von Beyond Evil. Seit Anfang April veröffentlicht Kazé die vierbändige Horror-Mystery-Reihe.

Das Leben ist kostbar. Wie kostbar, findet der Oberschüler Gota Terajima heraus, nachdem er dem mysteriösen Viktor begegnet ist. Dieser handelt mit der Lebenszeit von Menschen. Wer genug Geld hat, kann seine Zeit auf Erden gegen horrende Preise um ein paar Jahre verlängern. Dem gegenüber stehen die Verzweifelten, die für etwas Geld bereit sind, einen Teil ihrer verbleibenden Lebenszeit zu verkaufen. Schon bald steckt Gota als Viktors Assistent mitten in dem gefährlichen Geschäft. Denn der als Todesengel bekannte neue Chef des Oberschülers, ist nicht der einzige, der mit Lebenszeit handelt und die Konkurrenz geht für den Profit buchstäblich über Leichen. Gota selbst gerät auch in Gefahr, als er sich plötzlich in einem Pokerspiel um die Lebenszeit eines Schulkameraden wiederfindet und auch sein eigenes Leben auf dem Spiel steht.

Lebenshandel

Beyond Evil steigt trotz des etwas anderes suggerierenden Rückentextes zur Story mitten in die Geschichte ein. Statt direkt zu erfahren, wie Gota auf Viktor trifft und weshalb der Oberschüler für den mysteriösen Lebenszeithändler arbeitet, werden erst die Grundlagen für den ersten Auftrag von Gota geschaffen. Nur kurz wird der scheinbar recht starke und in seiner Schule nicht gänzlich unbekannte Gota vorgestellt, bevor er durch seinen Mitschüler Kenji Utsumi in Kontakt mit einem zwielichtigen Kredithai kommt, der als Pfand für das verliehene Geld die Lebenszeit einfordert. Durch diese Vorgehensweise bleibt gerade in den ersten beiden Kapiteln vieles im Dunkeln, bevor die Hintergründe von Gotas Auftreten langsam für Klarheit sorgen. Dadurch kann Beyond Evil direkt mit einer düsteren Atmosphäre und packender Spannung aufwarten, ohne gleichzeitig zu sehr zu verwirren. Auch die Vorstellung des vielleicht im Angesicht der Ereignisse manchmal etwas zu gelassen wirkenden Gota ist dadurch gelungen.

Wenn ihr allerdings einen großen Storyfaden oder gar einen Hauptgegenspieler von Gota und Viktor erwartet, wird Band eins euch enttäuschen. Vorerst liegt die Konzentration von Autor Miura und Zeichner Ogino auf der langsamen Einführung in die Welt der Lebenszeithändler sowie der Vorstellung der beiden Hauptfiguren. Das gelingt insgesamt gut und gerade durch die harten Fakten, wer Lebenszeit kauft und wer sie verkauft, erhält Beyond Evil eine tiefgründigere, sozial- und gesellschaftskritische Seite, die sogar für Zweifel bei Gota genutzt werden. Leider agiert der Oberschüler insgesamt aber zu locker und selbst im Angesicht einer möglichen lebensbedrohlichen Situation nur minimal angespannt. Sicherlich ist, dass durch Viktor, der glücklicherweise nicht nur als ratgebende Eminenz im Hintergrund agiert, zu begründen, bleibt aber trotzdem derzeit noch etwas fragwürdig. Andeutungen bezüglich der Persönlichkeit von Gota und mögliche Handlungsansätze, lassen jedoch darauf hoffen, dass hier noch Erklärungen folgen – und sei es durch die Entwicklung des Oberschülers.

Als Auftaktband der lediglich auf vier Mangas ausgelegten Reihe, funktioniert Beyond Evil Band 1. Die wichtigsten Fakten werden geschaffen und zugleich werden Fragen und Mysterien aufgeworfen, deren Auflösung das Interesse an der Geschichte weckt. Hierzu trägt besonders auch das offene Ende bei, das Andeutungen bezüglich Viktor enthält, die Potenzial für den zweiten Band versprechen. Auch funktioniert trotz der noch leicht episodenhaften Art des Mangas die Erzählstruktur überaus gut. Aufgeworfene Zweifel werden durch spätere Enthüllungen wieder aufgelöst und Gotas Verhalten wirkt in manchen Momenten dadurch nachvollziehbarer. Dass die Konzentration im ersten Band fast ausschließlich auf den beiden Hauptfiguren und zumindest zeitweise wichtigen Nebenfiguren und Komparsen liegt, ist der Geschichte geschuldet. Mögliche weitere Charaktere, die noch eine relevante Rolle einnehmen könnten, wurden jedoch bereits kurz angedeutet. Doch selbst wenn Beyond Evil auch weiterhin nur Gota und Viktor in den Mittelpunkt rückt, könnte die Geschichte genügend Spannung aufbauen, um über alle vier Bände zu unterhalten. Die Fortsetzung muss zeigen, welche Möglichkeiten das Duo hinter der Reihe zu nutzen weiß.

Fazit

Beyond Evil Band 1 fängt spannend an und hat es mit der düsteren Atmosphäre geschafft, mich an den Manga zu fesseln. Maßgeblich dazu beigetragen hat auch der kurzweilige Lesefluss, der sowohl dem angenehmen Schreibstil als auch der zeichnerischen Umsetzung zu verdanken ist. Mit Gota und Viktor verfügt die Reihe zudem über zwei interessante Hauptfiguren mit erkennbarem Potenzial, das hoffentlich in den folgenden drei Bänden genutzt wird. Doch auch so funktioniert die Mischung aus Horror und Mystery und versteht es zu unterhalten. Die sozial- und gesellschaftskritischen Töne, die schon in der grundlegenden Handlung zu erkennen sind, werden zudem gut genutzt und bergen weitere Möglichkeiten, besonders bezüglich Gota. Als Auftaktmanga hat mich Beyond Evil Band 1 überzeugt und mein Interesse an der Fortsetzung geweckt. Hier hängt es stark von der Nutzung des Potenzials ab, ob die Reihe auch im Gesamtbild funktioniert. Genre-Fans sollten einen genaueren Blick riskieren.

Kurzfazit: Spannender und atmosphärischer Auftaktband, der jedoch etwas episodisch wirkt und Fragen zur Geschichte offen lässt, aber Potenzial zeigt.

Vielen Dank an Kazé Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Beyond Evil – Band 1!

Details
Titel: Beyond Evil – Band 1
Genre: Mystery, Horror
Verlag: Kazé Manga
Autor: Miura
Zeichner: Ogino
Seiten: 192
Preis: 6,95 €
ISBN: 978-2-88921-870-7
Verlagsseite: Beyond Evil Band 1 bei Kazé Manga
Erscheinungsdatum: 06. April 2017

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