Rezension: Wild Hearts S (Switch 2)

Um das Land Azuma und die Stadt Minato zu schützen, stellt sich ein Jäger in Wild Hearts S den riesigen Kemono entgegen.

Bereits im Februar 2023 erschien Koei Tecmos von Omega Force entwickelter Monster-Hunter-Konkurrent Wild Hearts als EA-Originals-Titel. Über zwei Jahre später hat Koei Tecmo das Action-Rollenspiel mit Monsterjagd-Ausrichtung als Wild Hearts im Juli 2025 für die Nintendo Switch 2 veröffentlicht. Abgesehen von einer Erhöhung des kooperativen Mehrspieler-Modus von drei auf vier Spieler, handelt es sich um eine inhaltlich identische Portierung, die jedoch einige technische Kompromisse im Vergleich zu den Versionen für PlayStation 5, Xbox Series X und PC zeigt.

Fernöstliche Jagd

Wild Hearts S ist eindeutig von Capcoms erfolgreicher Monster-Hunter-Reihe inspiriert. Als in einem sehr umfangreichen Editor selbst erstellter Charakter, ist es eure Aufgabe, die als Kemono bezeichneten riesigen Monster, die das japanisch angelehnte Azuma bedrohen, zu jagen. Im Prolog werden nicht nur die wichtigsten Gameplay-Mechaniken, sondern auch die Ausgangslage der Geschichte inklusive eurer Ankunft in Azuma inszeniert. Anschließend rettet ihr eine Schmiedin, erfüllt erste notwendige Jagdaufträge und erreicht schließlich die einzige Stadt Minato. Diese leidet schon seit geraumer Zeit unter den Kemono, weshalb eure Ankunft gerne gesehen ist. Besonders weil ihr die verloren geglaubten Karakuri einsetzen könnt.

Das Gameplay erinnert im Kern an Monster Hunter. Mit verschiedenen Waffen wie Katana, Hammer oder Großschwert, die sich alle anders spielen, stellt ihr euch während den meist auf sechzig Minuten begrenzten Jagden euren jeweiligen Zielen. Bevor es losgeht, solltet ihr euch gut vorbereiten, denn die Auseinandersetzungen mit den Kemono erfordern Aufmerksamkeit und eine Verinnerlichung der von den Waffen abhängigen Kampftechniken. Außerdem ist es essentiell den Einsatz der Karakuri zu erlernen. Dabei handelt es sich um magie-technologische Gebilde, die ihr erschaffen könnt und die euch im Kampf, bei der Erkundung und in der Welt helfen. So könnt ihr etwas Sprungplattformen erzeugen oder bei Einsatz im richtigen Moment gegnerische Angriffe mit hölzernen Karakuri-Mauern abwehren. Einmal gemeistert, fügen sich die Karakuri fließend in die Kämpfe ein.

Notwendige Verbesserungen

Gerade angesichts des durchaus knackigen Schwierigkeitsgrads, der mit der Zeit immer mehr anzieht, und der mehrstufigen Jagden, ist jede Hilfe im Kampf nützlich. Das gilt auch für euren kleinen kugelförmigen Tsukomo-Begleiter. Findet ihr in den weitläufigen Gebieten weitere Tsukomo könnt ihr mit der Zeit die Unterstützungs-Fähigkeiten eures Gefährten anpassen. Das kann genauso entscheidend sein, wie das Schmieden neuer Waffen und Rüstungen oder deren Verbesserung.

Dafür benötigt ihr neben Ressourcen, die ihr in der Spielwelt finden könnt, die Materialien der gejagten Kemono. Deshalb werdet ihr verschiedene der riesigen Monster mehrmals bekämpfen, bis ihr das von euch gewünschte Rüstungsset habt – und wiederholt das anschließend, um noch bessere Ausrüstung freizuschalten oder eure gewählte Waffe weiter zu verbessern. Der stetige Fortschritt motiviert und sorgt dafür, dass selbst der zehnte Kampf gegen ein Kemono nicht langweilig wird. Zumal ihr Monster, mit denen ihr anfangs Schwierigkeiten hatte, nach einiger Zeit problemlos und deutlich schneller bezwingt. Hier zeigt sich eure wachsende Stärke, was überaus befriedigend ist.

Sinnvolle Erweiterung, kleine Abstriche

Das gilt ebenfalls für die Zusammenarbeit im Mehrspieler-Modus. Jederzeit könnt ihr für einzelne Jagden nach Unterstützung suchen oder euch mit Freunden zu einer Gruppe zusammenschließen. Die Erweiterung von drei auf vier Spielern wirkt sich deutlich aus. Daraus ergeben sich mehr taktische Möglichkeiten, mehr Freiheiten und natürlich mehr Schaden, den ihr austeilt. Wie viel besser der Koop-Modus dank einem Spieler mehr ist, ist im Vorfeld kaum zu erahnen. Da allerdings inhaltliche Neuerungen fehlen, ist es fraglich, ob diese Neuerung ausreicht, um Wild-Hearts-Veteranen wieder zur Kemono-Jagd zu motivieren.

Eingebunden sind die Jagden in eine ordentliche Fantasy-Geschichte, die zwar keine wirklichen erzählerischen Höhepunkte hat, dafür aber mit einer dichten Atmosphäre und sympathischen Charakteren überzeugt. Die Menschen, denen ihr im Laufe von Wild Hearts S begegnet, sind sehr eigenständig, etwas exzentrisch und schon bald ins Herz geschlossen. Zusätzlich profitiert das Action-Rollenspiel vom hervorragend umgesetzten Japan-Setting. Kemono, Waffen, Rüstungen, Gebäude, Charaktere und die Welt strotzen nur so vor Details, die zur Stimmung beitragen und dazu einladen, in Azuma zu versinken. Zwar zeigen sich die grafischen Abstriche im Vergleich zu den größeren Konsolen an matschigen Texturen, schwächeren Lichteffekten oder weniger Vegetation deutlich, allerdings gibt es auf der Switch 2 auch hübschere Spiele. Hier zeigt sich eher die bereits auf den anderen Systemen nicht einwandfreie Optik und Technik. Immerhin läuft Wild Hearts S im Handheld-Modus und am Fernseher weitgehend flüssig, auch wenn die sechzig Bilder pro Sekunde nicht erreicht werden. Auf das Spielgefühl und somit den Spielspaß hat das aber keinen Einfluss, so dass Wild Hearts S eine sehr gute Portierung mit sinnvoll erweiterten Mehrspieler-Modus und mobiler Funktion ist.

Fazit

Wild Hearts habe ich auf der PlayStation 5 nur vergleichsweise kurz gespielt. Da mich nur wenige Monster-Hunter-Teile wirklich gepackt haben, das ist eher den God-Eater-Spielen gelungen, war meine Motivation bisher eher gering, mehr Zeit Koei Tecmos und Omega Forces Action-Rollenspiel zu verbringen. Wild Hearts S hat mein Interesse wieder geweckt und darüber bin ich froh. Schon nach kurzer Zeit ist der Funke dieses Mal übergesprungen und die Jagd auf die Kemono hat mich immer wieder aufs Neue motiviert. Stunden habe ich damit verbracht Materialien für meine Rüstungen zu sammeln oder habe mich der ordentlichen Fantasy-Geschichte gewidmet. Dabei sind die sympathischen Charaktere und das Japan-Setting für mich zwei der großen Stärken von Wild Hearts S. Zwar wurde auf inhaltliche Neuerungen leider verzichtet, die Erweiterung des Koop-Mehrspieler-Modus auf vier Spieler, ist aber nicht nur sinnvoll, sondern großartig und erhöht den Spielspaß spürbar. Daran ändern die technischen und grafischen Kompromisse auf der Switch 2, die zu mehr fähig wäre, wenig. Zumal Wild Hearts S meist flüssig läuft und sich immer gut spielt. Fraglich ist nur, ob in Wild-Hearts-Veteranen genug geboten wird, um nach Azuma zurückzukehren. Monster-Hunter- und Genre-Fans, die Wild Hearts nicht kennen, sollten Wild Hearts S unbedingt eine Chance geben. Hier erhaltet ihr einen der besten Monster-Hunter-Konkurrenten.

Kurzfazit: Motivierendes Monsterjagd-Action-Rollenspiel, das mit eigenen Ideen, actionreichen Kämpfen und dichter Atmosphäre viel Spielspaß bietet und auf der Switch 2 trotz grafischer und technischer Abstriche mit erweitertem Koop-Modus überzeugt.

Vielen Dank an Koei Tecmo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Wild Hearts S!

Details
Titel: Wild Hearts S
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Omega Force
Spieler: 1-4
Syteme (Wild Hearts S): Switch 2 (getestet)
Systeme (Wild Hearts): PlayStation 5, Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum (Wild Hearts S): 25. Juli 2025
Erscheinungsdatum (Wild Hearts): 17. Februar 2023

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