Rezension: Lonely Castle in the Mirror

In einem Schloss im Spiegel trifft Schulverweigerin und Mobbingopfer Kokoro in Lonely Castle in the Mirror auf sechs gleichgesinnte Jugendliche.

Mittelschülerin Kokoro traut sich kaum noch aus dem Haus. Seit sie in der Schule ständig gemobbt wird, bleibt sie immer zu Hause. Auch der Besuch in einer speziell auf Schulverweigerer ausgerichteten Schule ist ihr aufgrund von Bauchschmerzen und ihrer psychischen Verfassung nicht möglich. Als eines Tages ihr Spiegel leuchtet, gelangt Kokoro in ein magisches Schloss auf einer einsamen Insel. Dort trifft sie sechs weitere Jugendliche, die ebenfalls mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Von der Herrin des Schlosses, einem geheimnisvollen Mädchen mit Wolfsmaske, erfahren sie, dass einem von ihnen ein Wunsch erfüllt werden kann. Irgendwo im Schloss ist ein geheimes Zimmer, wer den Schlüssel für dieses findet, darf sich alles wünschen. Dafür haben sie allerdings nur ungefähr ein Jahr Zeit. Während ihrer Tage im Schloss lernen sich Kokoro, Aki, Rion, Masamune, Ureshiro, Fuka und Subaru besser kennen und teilen ihre emotionalen Schicksale. Doch wessen Wunsch wird am Ende erfüllt?

Emotionales Abenteuer

Fast anderthalb Jahre nach der japanischen Erstveröffentlichung, bringt KSM Anime die Anime-Adaption von Mizuki Tujimuras Roman Lonely Castle in the Mirror als Kino-Event am 9. Juni 2024 in deutsche Kinos. Unter der Regie von Keiichi Hara (Miss Hokusai, Wonderland) ist der emotionale Fantasy-Drama-Film beim Studio A-1 Pictures entstanden. Die Geschichte folgt der Mittelschülerin Kokoro, die wegen ständigen Mobbings nicht mehr zur Schule gehen kann. Selbst der Besuch einer speziell auf Schulverweigerer und psychisch belasteten Kinder ausgelegten Schule ist ihr zu Beginn des Films nicht möglich. Hier zeigt sich früh, dass ernste Themen wie Mobbing eng mit der Handlung verbunden sind. Gerade zum Ende des etwa zweistündigen Films wird die Atmosphäre immer beklemmender und die fantastische Geschichte wird mit einigen harten Szenen verbunden. Hierbei wird Lonely Castle in the Mirror jedoch nie zu explizit, schafft es aber mit der angemessenen Inszenierung für bedrückende, mitnehmende Momente zu sorgen. Entsprechend emotional und belastend kann das Fantasy-Drama zeitweise sein. Vor allem aber wird ein gefühlvolles Abenteuer über Freundschaft und Schmerz erzählt.

Es dauert nicht lange, bis der Spiegel in Kokoros Zimmer anfängt zu leuchten und die Protagonistin durch das entstandene Portal zum titelgebenden Schloss gelangt. Hier trifft sie mit Aki, Rion, Masamune, Ureshiro, Fuka und Subaru sechs andere Jugendliche, die ungefähr in ihrem Alter sind und die ebenfalls mit Problemen zu kämpfen haben. Der Fokus liegt zwar eindeutig auf Kokoro, dennoch werden die anderen Charaktere ausreichend vorgestellt, so dass ein Gefühl für sie entsteht. So viel Tiefe wie in der Vorlage erreichen sie zwar nicht, das schadet dem Film jedoch nicht. Vielmehr wird die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den sieben Jugendlichen gut und mit einfachen Mitteln inszeniert. So verbringen Aki, Fuka und Kokoro gemeinsam Zeit beim Tee trinken oder die sieben Mittelschüler spielen zusammen ein Brettspiel. Dadurch ist gerade das erste Drittel von Lonely Castle in the Mirror überaus sanft und ruhig. Erst mit der Zeit offenbaren sich die individuellen Probleme der sieben Jugendlichen.

Kleine Schwächen

Allerdings zeigt der Film auch ein paar Schwächen. Notwendige Anpassungen im Vergleich zur Vorlage fügen sich zwar meist gut ein, teilweise wirkt die Handlung aber auch ein wenig zu schnell erzählt. Wirklich negativ wirkt sich das zwar nicht aus, doch gerade Zeitsprünge werden oft nur mit der kurzen Einblendung des Monatsnamens verdeutlicht. Zudem werden abgesehen von Kokoro die persönlichen Probleme zum Großteil erst im letzten Viertel wirklich thematisiert. Das mag den Handlungsablauf durchaus unterstützen, wirkt zum Ende aber zum Teil ein wenig zu nebensächlich thematisiert. Aber nicht falsch verstehen: diese Kritikpunkte sind meckern auf hohem Niveau und schaden dem Film nicht. Lediglich wer die Vorlage oder die darauf basierende Manga-Umsetzung kennt, wird manche Szene vermissen oder die Änderungen in der Handlung erkennen. Unabhängig davon ist Lonely Castle in the Mirror ein bedrückender, gefühlvoller und schöner Fantasy-Drama-Anime-Film über Freundschaft, Schmerz und das gemeinsame Überwinden von Schwierigkeiten. Und somit einer der emotionalsten, besten Anime-Filme des Jahres.

Als zuständiges Studio beweist A-1 Pictures erneut ein Händchen für schöne Bilder und flüssige Animationen. Lonely Castle in the Mirror ist ein audiovisuelles Meisterwerk, das angefangen bei den natürlich wirkenden Charakterdesigns über malerische Panoramen und detailreiche Hintergründe optisch durchweg überzeugt. Zudem sorgen die kräftigen Farben für einen gelungenen Kontrast zu den ernsten, bedrückenden Themen und unterstützen gemeinsam mit den Zeichnungen perfekt die Inszenierung bewegender und emotionaler Szenen. Das gilt auch für die zauberhafte Musikuntermalung, die stets perfekt zum Film passt und viel zur abwechslungsreichen und gefühlvollen Atmosphäre beiträgt. Abgerundet wird Lonely Castle in the Mirror von der hochwertigen deutschen Synchronisation. Jedem Charakter wird glaubhaft Leben eingehaucht und alle Stimmen sind passend gewählt. Das rundet den Fantasy-Drama-Film perfekt ab und garantiert ein unterhaltsames, bewegendes Genre-Erlebnis.

Fazit

Da ich bereits Roman-Vorlage und Manga-Adaption gelesen habe, war ich gespannt auf die Anime-Film-Umsetzung von Lonely Castle in the Mirror. Dank KSM Anime gelangt der Film am 9. Juni in deutsche Kinos und ich durfte mir das Fantasy-Drama vorab ansehen. Trotz verständlicher und notwendiger Abweichungen und Änderungen im Vergleich zur Vorlage, hat mich Lonely Castle in the Mirror begeistert. Dem Film gelingt es die emotionale Geschichte von Kokoro, Aki, Rion, Masamune, Ureshiro, Fuka und Subaru gefühlvoll, bedrückend und ruhig zu erzählen. Dabei mögen nicht alle Charaktere die volle Aufmerksamkeit bekommen und ein wenig an Tiefe vermissen lassen, dem Film schadet das jedoch nicht. Vielmehr fügen sich alle Figuren sehr gut in die Handlung ein und bereichern diese spürbar. Besonders zum Ende zieht Lonely Castle in the Mirror spürbar an und sorgt mit einigen erschreckenden Momenten für zusätzliche Beklemmung. Allgemein versteht es der Film harte Szenen mitnehmend zu inszenieren und gleichzeitig nicht zu weit zu gehen. Ein Umstand, der bereits in der Vorlage vorhanden war und erstklassig adaptiert wurde. Damit ist Lonely Castle in the Mirror ein herausragendes Fantasy-Drama, das unabhängig von der Roman-Vorlage, eine emotionale Geschichte erzählt. Für mich bisher einer der besten Anime-Filme des Jahres!

Kurzfazit: Emotionaler und bewegender Fantasy-Drama-Anime-Film, der ernste Themen anspricht und eine bedrückende Geschichte über Freundschaft und Schmerz mit liebenswerten Hauptfiguren erzählt.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lonely Castle in the Mirror!

Details
Titel: Lonely Castle in the Mirror
Originaltitel: Kagami no Kojō
Genre: Fantasy, Drama
Regie: Keiichi Hara
Studio: A-1 Pictures Inc.
Produktionsjahr: 2022
Laufzeit: ca. 116 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin (Kino): 09. Juni 2024
Offizielle Webseite: Lonely Castle in the Mirror

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