Rezension: Dicefolk (PC)

Beschwörerin Alea bricht in Dicefolk auf, um mit der Hilfe von Chimären den bösen Zauberer Salem zu bezwingen.

Dicefolk verzichtet auf eine allzu komplexe Geschichte und verlässt sich stattdessen auf eine kurze Einleitung, die uns einen Grund für das Roguelike-Abenteuer gibt. Der böse Zauberer Salem hat mit den von ihm beschworenen Chimären Unheil über die Welt gebracht. Allerdings können die Menschen des Dicefolk mit Hilfe von Kontrollewürfeln die Chimären ebenfalls befehligen. Die junge Beschwörerin Alea bricht schließlich auf, um den in einem Berg schlummernden Salem zu bezwingen und die Bedrohung des bösen Zauberers endgültig zu beenden. Dafür setzt sie im Kampf gegen feindliche Chimären auf eigene der monsterartigen Wesen.

Rogulike trifft auf Dice-Building

Da es sich bei Dicefolk im Kern um ein Roguelike handelt, überrascht es nicht, dass unser Abenteuer auf mehrere Durchgänge und Versuche ausgelegt ist. Bevor wir loslegen, wählen wir ein magisches Amulett, von denen uns zu Beginn allerdings nur eins zur Verfügung steht. Von dem Amulett hängt ab, welche Chimären wir im Verlauf unseres Durchgangs freischalten können. Insgesamt bietet Dicefolk über hundert der handgezeichneten Monster an. Hier greifen Leap Game Studios und Tiny Ghoul, die für die Entwicklung zuständig waren, auf bekannte Monster-Sammel-Mechaniken, wie sie besonders durch die Pokémon-Reihe bekannt sind, zurück. Verbunden wird das alles zusätzlich mit Deck-Building- beziehungsweise im Fall von Dicefolk eher Würfelbau- oder Dice-Building-Elementen.

Auf einer simplen Karte wählen wir unser nächstes Ziel aus. An dem jeweiligen Symbol erkennen wir, ob sich dahinter ein Kampf, ein Händler, ein Würfelschmied, ein Chimärenschrein oder etwas anderes verbirgt. Je nach Feld haben wir verschiedene Möglichkeiten. Meist treten wir wenig überraschend gegen feindliche Chimären an. Dafür haben wir stets eine dreiköpfige eigene Gruppe. Aktionen führen wir über die in unserem Besitz befindlichen Würfel aus. Zu Beginn tragen wir stets drei davon bei uns, können im Verlauf des Abenteuers aber zusätzliche erhalten. Welche Aktionen wir ausführen können, hängt vom Würfelglück ab. Zu Beginn jeder Runde werden unsere und die gegnerischen Würfel geworfen. Wie viele Würfel unsere Widersacher haben, hängt von ihrer Anzahl ab.

Taktisches Würfeln

Die Besonderheit von Dicefolk ist, dass wir nicht nur unsere eigenen, sondern auch die gegnerischen Aktionen ausführen. So ist eine Runde erst zu Ende, wenn wir alle Würfel der feindlichen Chimären verwendet haben. Unsere eigenen Würfel müssen wir nicht zwingend vollständig einsetzen. Als mögliche Aktionen stehen unter anderem verschiedene Angriffsarten, Verteidigung oder ein Tausch der gerade als Anführer aktiven Chimäre zur Verfügung. Taktisch überlegen wir, wie wir die Würfel beider Seiten am besten einsetzen, um siegreich zu sein und zugleich möglichst wenig Schaden einstecken. Angesichts der Würfelglück-Mechanik kann das manchmal zwar etwas zufällig wirken, dennoch haben wir mit guter Überlegung und strategischem Vorgehen viel Einfluss auf den Ausgang eines Kampfes. Zumal wir auch die verschiedenen Fähigkeiten der Chimären, die unter bestimmten Bedingungen ausgelöst werden, mit einbeziehen können. Zusätzlich dürfen wir bis zu fünf Marken bei uns tragen, die einmalige Effekte wie Heilung, Verteidigung, Buffs, Debuffs und dergleichen gewähren. Ein wirklich interessantes und motivierendes Kampfsystem mit angenehm steigendem Schwierigkeitsgrad.

Abseits der Kämpfe dürfen wir uns an Lagerfeuern ausruhen, bei Händlern Marken und Ausrüstung mit passiven Effekten für unsere Chimären kaufen, Truhen öffnen oder an bestimmten Orten Heilungsbeeren essen. An Chimärenschreinen können wir zufällige neue Chimären beschwören. Die Anzahl der auswählbaren Monster hängt davon ab, wie viele der insgesamt drei Schreine des jeweiligen Levels wir bereits entdeckt haben. Entsprechend will gut überlegt sein, ob wir bereits beim ersten Besuch eines Schreins eine Chimäre mitnehmen oder lieber auf eine größere Auswahl warten. Unabhängig davon, können wir insgesamt nur eine Chimäre aus den Schreinen unserer Gruppe hinzufügen. Dafür müssen wir sie jedoch gegen eine bereits an unserer Seite kämpfende Chimäre ersetzen. Entsprechend müssen wir Unterschiede bei Fähigkeiten, Stärken, Lebenspunkten und anderen Faktoren berücksichtigen. Das bringt eine weitere taktische Note ins Spiel.

Verbesserte Würfel

Ähnliches gilt für den Würfelschmied. Dieser verkauft uns nicht nur Marken, sondern gelegentlich auch weitere Würfel sowie die Veränderung von Würfelseiten. Gerade Letzteres ist überaus wichtig, da wir so ungewollte Aktionen loswerden oder Würfel mit wenigen Variationen weiter ausbauen können. Außerdem fügen wir auf diese Weise neue Aktionen unseren Möglichkeiten hinzu. Zumindest, sofern wir ausreichend Würfel und Geld besitzen. Es ist essenziell Chimären, Würfel, Ausrüstung und Marken abzustimmen und überlegt einzusetzen und auszubauen, um erfolgreich zu sein. Besonders die Kämpfe gegen Elite-Gegner und Bosse sind anspruchsvoll. Scheitern wir, beginnen wir von vorne, schalten aber stets neue Chimären und Amulette frei, sodass wir beim nächsten Durchgang mehr Variationen haben. Dicefolk ist dabei überaus motivierende und entwickelt einen Spielfluss, der selbst nach mehreren Durchgängen nicht so schnell loslässt.

Optisch setzt Dicefolk auf einen handgezeichneten, farbenfrohen Comic-Stil. Besonders die Chimären, die im Mittelpunkt der Kämpfe stehen, sind schön und abwechslungsreich gestaltet. Doch auch die zweckmäßigen Umgebungen sowie die charmante Kartendarstellung der Level wissen zu überzeugen. Ebenfalls gelungen ist die Musikuntermalung, die jedoch etwas zu unspektakulär ausfällt, um lange im Gedächtnis zu bleiben, unterstützt die Stimmung aber immer gut. Technisch zeigt sich Dicefolk von einer einwandfreien Seite. Weder auf dem PC noch am Steam Deck hatten wir irgendwelche Probleme mit Performance oder Bugs. Entsprechend flüssig und fehlerfrei läuft das Roguelike-Dice-Building-Taktik-Spiel.

Fazit

Dicefolk ist für mich eine kleine Überraschung. Aufgrund der charmanten Optik und des interessant wirkenden Gameplays, wollte ich dem Roguelike-Dice-Building-Taktikspiel eine Chance geben und habe mich schließlich in den Chimären-Kämpfen verloren. Stets motiviert mich Dicefolk dazu weiterzuspielen, mich den feindlichen Monstern zu stellen und möglichst weiter zukommen. Scheitere ich doch, starte ich sofort den nächsten Versuch und erziele meist noch größere Erfolge. Mit über hundert Chimären, verschiedenen Start-Amuletten, zahlreichen Ausrüstungsgegenständen und Story-Hintergrund-Dokumenten, kann sich auch der Umfang sehen lassen. Roguelike- und Deck-Building-Fans sollten Dicefolk unbedingt eine Chance geben. Dank der kostenlosen Demo ist das problemlos möglich.

Kurzfazit: Kurzweiliges Roguelike-Dice-Building-Taktikspiel, das eine motivierende Gameplay-Spirale entwickelt und auf kreative Ansätze setzt.

Vielen Dank an Good Shepherd Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dicefolk!