Rezension: Street Fighter 6 (Xbox Series X)

Capcom lädt mit Street Fighter 6 wieder zu Fighting-Game-Duellen in verschiedenen Modi Online und Offline ein.

Street Fighter 5 hatte zur Veröffentlichung vor einigen Jahren verschiedene Probleme. Obwohl Capcom diese mit der Zeit gelöst hat, war die Ausrichtung des Fighting Games eindeutig auf Online-Mehrspieler-Modi ausgelegt. Gerade für Singleplayer-Fans bietet der fünfte Teil der Reihe wenig. Ein Aspekt, den das am 02. Juni erschienene Street Fighter 6 deutlich anders angeht. Allgemein fällt schon nach kurzer Zeit mit dem neuen Ableger auf, dass Capcom nicht nur einen neuen Teil präsentiert, sondern eines der besten Fighting Games der letzten Jahre und eines der besten Street-Fighter-Spiele, die je erschienen sind.

Bekannte, neue Prügeleien

Das grundlegende Gameplay von Street Fighter 6 setzt natürlich auf übliche Genre-Gepflogenheiten. Mit einem Charakter unserer Wahl treten wir gegen andere Akteure des Rosters an und kämpfen in der 2D-Seitenansicht gegeneinander. Dabei bietet uns Street Fighter 6 die Möglichkeit zahlreiche Kombos aneinanderzureihen. Das sogar noch umfangreicher, komplexer und freier als bei den Vorgängern. Dafür sorgt etwa die neue Drive-Anzeige, die zu einem Kernelement des Gameplays wird. Dank der Drive-Funktionen können wir Kombos unterbrechen, direkt neue Kombos folgen lassen oder mächtige Spezialangriffe ausführen. Sogar unsere Konter- und Abwehrmöglichkeiten sind direkt mit der Drive-Anzeige verbunden. Ist diese jedoch leer, verfallen wir in den sogenannten Burnout und sind anfälliger für Treffer sowie im Kampf eingeschränkt. Besonders heikel wird es, wenn wir an den Arena-Rand geschleudert werden, da wir anschließend kurzzeitig benommen und somit Handlungsunfähig sind. Genug Zeit also für unseren Gegner, uns mit gefährlichen Angriffen zu beharken. Oder aber eine gute Gelegenheit für uns, Gegner im Burnout oder in benommenem Zustand selbst mit Kombos einzudecken.

Was kompliziert klingt, ist dank der ausführlichen Tutorials relativ schnell verinnerlicht. Zwar werden Genre-Neulinge trotzdem ein wenig Eingewöhnungszeit brauchen, doch die gewährt uns Street Fighter 6 und wir haben jederzeit die Möglichkeit unterschiedliche Übungsmodi zu nutzen, um uns zu verbessern oder die Charaktere besser kennenzulernen. Zudem bietet Street Fighter 6 drei verschiedene Steuerungsvarianten. Neben einer klassischen Steuerung, bei der wir Spezialangriffe wie gewohnt mittels Tastenkombination eingeben müssen, bieten die Moderne und Dynamische Steuerung ein wesentlich zugänglicheres Gameplay. Hier lösen wir Spezialaktionen per Knopfdruck aus und erhalten auch andere Hilfstellungen. Gerade für Neulinge eine tolle Möglichkeit, sich einzugewöhnen.

Das Roster kann sich mit achtzehn Charakteren durchaus sehen lassen. Neben bekannten Figuren wie Ryu, Guile oder Chun-Li, treten wir auch mit Neulingen wie Marisa, Manon oder JP an. Dabei setzen klassische Kämpfer wie Cammy und Blanka auf gewohnte Angriffe, erhalten aber auch neue Kombos, so dass sie sich bekannt und dennoch neu anfühlen. Auch daran zeigt sich wie großartig das Fighting-Gameplay von Street Fighter 6 ist. Einfach großartig!

Umfangreiche Möglichkeiten

Wenig überraschend bietet Street Fighter 6 klassische Modi wie Arcade oder Versus. In ersterem können wir in fünf oder zwölf Kämpfen sowie mehreren Schwierigkeitsgraden, die Geschichten der achtzehn Charaktere erleben. Versus hingegen bietet uns wie gewohnt Duelle mit Freunden oder gegen KI-Gegner an. Zudem dürfen wir besondere Matches austragen in denen ungewöhnliche Bedinungen herrschen. So kann etwa ein Stier durch die Arena rennen oder wir teilen uns eine Energieleiste, die mit Angriffen zu unseren Gunsten und bei Schaden zu Gunsten unseres Gegners verschoben wird. Eine witzige Möglichkeit, das gewohnte Gameplay aufzulockern. Natürlich dürfen wir in diesem klassischen Bereich, der im Hauptmenü als Fighting Ground bezeichnet wird, auch Online-Duelle angehen.

Diese können wir jedoch auch im Battle Hub starten. Hierbei handelt es sich wie der Titel bereits erahnen lässt um einen großen Hub inklusive Arcade-Automaten in dem wir uns mit unserem selbsterstellten Avatar frei bewegen. Wir können kämpfen, an Events teilnehmen oder mit anderen Spielern interagieren. Eine gelungene Möglichkeit, die Online-Modi noch größer, besser und umfangreicher zu gestalten. Wer Street Fighter 6 im Online-Mehrspieler-Modus spielen will, wird hier viele Stunden verbringen können.

Freies Abenteuer

Für uns aber noch weitaus interessanter ist der World-Tour-Modus. Dabei handelt es sich um die neue, große Kampagne von Street Fighter 6. Bevor wir loslegen, dürfen wir uns in einem Editor einen eigenen Charakter erstellen. Dabei gilt es auch auf körperliche Eigenschaften zu achten, da lange Arme etwa dabei helfen weitere Schläge auszuführen, während größere Körper leichtere Ziele darstellen. Selbst abgedrehte Charaktere ermöglicht uns der Editor, den wir später wieder öffnen können, um unseren Kämpfer zu überarbeiten. Das kostet allerdings die In-Game-Währung Zennys, die wir in der offenen, frei begehbaren Stadt Metro City mit Kämpfen und Nebenjob-Mini-Spielen verdienen. Und ja, richtig gelesen: Bei World Tour sind wir mit unserem selbsterstellten Charakter in einer kleinen offenen Welt unterwegs. Hier erleben wir eine zwar eher simple, aber dennoch ausreichend motivierende Geschichte. Grob betrachtet könnte World Tour mit den Yakuza-Spielen oder Beat’em Ups wie Final Fight verglichen werden. Schließlich prügeln wir uns überall auf der Straße mit Passanten oder Bandenmitgliedern.

Während uns agressive Gegner von selbst angreifen, was wir verhindern sollten, um keinen Nachteil zu haben, können wir Passanten, die Kampfeswillig sind per Knopfdruck herausfordern. Dabei steigen wir im Level auf, dürfen verdiente Fähigkeitspunkte in die Verbesserung unseres Charakters investieren und erlernen von Meistern neue Kampfstile und Angriffe. Bei den Meistern handelt es sich um die im Spiel enthaltenen Street-Fighter-Charaktere. So bringt uns Luke, der eine zentrale Rolle im Spiel einnimmt und erstmals im letzten DLC-Paket von Street Fighter 5 aufgetreten ist, die Grundlagen bei. Später treffen wir auf Chun-Li, Marisa und all die anderen. Dafür reisen wir zum Teil auch an andere Orte als Metro City. Während der gewählte Kampfstil unsere grundlegenden Angriffe und Bewegungen bestimmt und einem Meister entspricht, dürfen wir Spezialattacken und Superangriffe frei festlegen. Dadurch können wir etwa in Lukes Stil kämpfen aber Spezialattacken von Chun-Li und Marisa verwenden. Auf diese Weise erstellen wir unseren eigenen Kampfstil.

Zusätzlich verbessern wir unsere Beziehung zu den Meistern, wodurch wir mehr über sie erfahren, neue Angriffe lernen oder sogar gegen sie antreten dürfen. Außerdem investieren wir verdientes Geld in Kleidung, die Auswirkung auf unsere Charakterwerte haben. So steigern wir etwa mit einer Hose unsere Verteidigung oder erhalten einen passiven Bonus durch das Tragen einer Brille. Dank der recht früh verfügbaren Unterscheidung zwischen Ausstattungseffekt- und Ausstattungslook-Set, können wir trotzdem optisch immer die Kleidung tragen, die uns besser gefällt. Gekauftes Essen ermöglicht uns Heilung in Kämpfen. Oft treten wir auch gegen mehrere Gegner an, erhalten Unterstützung oder dürfen einen unserer Meister an unsere Seite rufen, um kurzzeitig gemeinsam mit diesem zu kämpfen. Damit bietet Street Fighter 6 eine wirklich tolle Erfahrung für all jene, die keine Lust auf Mehrspieler- und Online-Duelle haben.

Stilvolle Präsentation

Optisch setzt Street Fighter 6 auf einen passenden Comic-Anime-Stil, der schon bei den Vorgängern gut funktioniert hat. Zudem wird die Street-Art-Thematik durch das gesamte Spiel gezogen, so dass selbst die Menüs mit entsprechenden Hintergründen versehen sind, was deutlich zur Auflockerung beiträgt. Damit aber nicht genug, ist Street Fighter 6 auf der Xbox Series X technisch wirklich hervorragend umgesetzt und läuft absolut flüssig. Im Testzeitraum hatten wir es weder mit irgendwelchen Rucklern noch mit Bugs oder anderen Problemen zu tun. Untermalt wird das Geschehen von einem passenden Soundtrack und die bekannten Charaktere sind in wichtigen Zwischensequenzen gut vertont. Auch die deutschen Texte sind gelungen.

Fazit

Mit Street Fighter 5 konnte ich gerade aufgrund der starken Online-Komponente nie viel anfangen, weshalb schon die Ankündigung des World-Tour-Modus, meine Neugier geweckt hat. Allerdings war ich unsicher, was mich dabei genau erwartet, weshalb mich die Art und der Umfang des Singleplayer-Modus wirklich überrascht hat. Doch auch der Fighting Ground konnte mich Stunde um Stunde fesseln und ich wurde wieder in meine Jugend mit Street Fighter 2 zurückversetzt. Die neuen Steuerungsvarianten und ausführliche Tutorials erleichtern zudem den Einstieg. Lediglich mit den wirklich gelungenen und umfangreichen Online-Modi kann ich weiterhin wenig anfangen, aber wer sich Online-Duelle liefern möchte, erhält in Street Fighter 6 alle gewünschten Möglichkeiten bei stabilen Verbindungen. Damit ist der sechste Teil von Capcoms Fighting-Game-Reihe nicht nur deutlich besser als der Vorgänger, sondern auch das vielleicht beste Street-Fighter-Spiel, das bisher erschienen ist. Genre- und Reihen-Fans sollten sich die Straßenkämpfe nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Street Fighter 6 bietet großartige Fighting-Game-Unterhaltung mit umfangreichen Einzel- und Mehrspieler-Modi, sinnvollen Neuerungen und spaßigem Gameplay.

Vielen Dank an Capcom für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Street Fighter 6!

Details
Titel: Street Fighter 6
Genre: Fighting Game
Publisher: Capcom
Entwickler: Capcom
Spieler: 1-2, 1-16 (Online)
Syteme: Xbox Series X (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 2. Juni 2023

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