Rezension: Scars Above (Xbox Series X)

Wissenschaftlerin Dr. Kate Ward muss in Scars Above auf einem fremden, tödlichen Planeten um ihr Überleben kämpfen.

Die alte Frage, ob die Menschheit alleine im Universum ist, wird zu Beginn von Scars Above beantwortet. Ein riesiges Gebilde, das Metaeder genannt wird, taucht in der Umlaufbahn der Erde auf. Das vierköpfige Sentinent Contact Assessment and Response-Team, kurz Scar, soll das Objekt untersuchen und Kontakt herstellen. Allerdings verläuft nicht alles wie erwartet und kurz nach der ersten Reaktion des Metaeder wacht Wissenschaftlerin Dr. Kate Ward, Teil des Scar-Teams, auf einem fremden Planeten auf. Entschlossen setzt sie alles daran, zu überleben, ihre Crew zu finden und die Geheimnisse der gefährlichen Welt, der außerirdischen Erscheinung und des Metaeder zu lösen.

Bedrohliche Science-Fiction

Trotz einer etwas hölzernen Inszenierung und nicht immer perfekten Animationen schafft es der Spieleinstieg, bei dem wir bereits als Kate einige Aufgaben an Bord unseres Raumschiffs erfüllen, ein Gefühl für das Scar-Team zu entwickeln. Wir lernen die Crew kennen, erfahren mehr über ihre Persönlichkeit und erleben schließlich den Moment an dem sich alles ändert und Kate auf einem fremden Planeten aufwacht. Bereits erste Trailer zu Scars Above haben dabei Erinnerungen an Housemarques Returnal geweckt. Allerdings ähnelt das von Mad Head Games entwickelte Third-Person-Shooter-Action-Adventure eher bei Setting, Handlungsaspekten und Atmosphäre an den bock schweren Rogue-like-Titel. Spielerisch stellt sich Scars Above jedoch als weitaus unabhängiger und gnadenvoller heraus. So verzichtet Mad Head Games auf Rogue-like-Elemente und setzt stattdessen auf klassische Third-Person-Shooter-Action, Erkundung, Rätsel und ein paar Souls-like-Anleihen.

Als Kate durchstreifen wir die zusammenhängenden, aber nicht Open-World-artigen Gebiete des Planeten, entdecken Geheimnisse wie versteckte Gegenstände und kämpfen gegen zahlreiche Gegner. Dafür greift Kate auf ein Energiegewehr zurück, das unterschiedliche Elementarmunition nutzt. So können wir Feinde etwa einfrieren oder anzünden. Zugleich kommen die verschiedenen Schussvarianten bei einigen Rätseln zum Einsatz. Mittels Elektorschüssen können wir beispielsweise mechanische Schalter umlegen oder Energiekreisläufe wiederherstellen. Das ist simpel, lockert das Spielgeschehen aber genauso auf wie die restlichen Rätsel, die sich immer wieder gut in den Spielablauf einfügen.

Actionreiche Science-Fiction

Dabei funktionieren die Kämpfe in klassischer Third-Person-Shooter-Manier. Wir sehen Kate aus der Rückenansicht und zielen über ihre Schulter. Ausweichrolle und Rennen runden das Bewegungsreportoire der Wissenschaftlerin ab. Allerdings verbraucht beides Ausdauer, die wir entsprechend stets im Blick haben sollten. Hier zeigen sich die seichten Souls-like-Elemente, die auch bei unserem Ableben zum Tragen kommen. Stirbt Kate, werden wir an der letzten Säule, die wir aktiviert haben, wiederbelebt. Das ist, ähnlich wie die Loops in Returnal, auch in die Geschichte des Spiels eingebunden. Zudem dienen die Säulen als Speicherpunkte an denen wir auch unsere Lebenspunkte, Heilinjektoren und Munition auffüllen können. Allerdings kehren bereits besiegte Gegner nach Aktivieren einer Säule zurück. Geöffnete Portale und Abkürzungen sowie bezwungene Bosse bleiben jedoch unberührt. Auch hier erinnert Scars Above an Souls-like-Spiele.

Zumindest in Teilen gilt das auch für den Schwierigkeitsgrad. Scars Above kann mitunter ziemlich knackig sein. Das trifft besonders auf die Bosskämpfe zu. Kates Tod gehört zum Action-Adventure dazu und nicht selten verlangen neue Gegner das Erlernen ihrer Schwächen und Angriffsmuster. Allerdings ist Scars Above bei weitem nicht so frustrierend wie etwa Returnal oder viele Souls-like-Spiele. Zu verdanken ist das den drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die es uns erlauben, die Herausforderung ein wenig anzupassen. Doch selbst auf der leichtesten Einstellung, kann Scars Above fordernd sein und uns einiges abverlangen. Nicht immer liegt das am Schwierigkeitsgrad selbst. Gerade Bosskämpfe fallen teilweise mit unschönen Designentscheidungen auf. So ist es wenig unterhaltsam, wenn wir einfach nur wegrennen und zwischendurch versuchen zumindest ein paar Treffer zu erzielen. Bestenfalls schießen wir mit dem richtigen Element auf die Schwachpunkte, um besonders viel Schaden zu verursachen, doch angesichts der Bewegungsmuster ist das oft kaum möglich. Ein Bosskampf fällt sogar so nervig aus, dass schon beim kleinsten Fehler und nicht sofort richtig interpretieren, was von uns verlangt wird, der Tod mit nur einem feindlichen Angriff wartet. Das ist alles andere als unterhaltsam, sondern nur noch frustrierend. Haben wir die Taktik jedoch durchschaut, zeigt sich, wie gelungen der Bosskampf eigentlich ist. Umso ärgerlicher wirkt sich jedoch der vorherige Frust aus.

Atmosphärische Science-Fiction

Doch all das ändert nichts daran, dass uns Scars Above durchweg motiviert hat. Lediglich das erste Kapitel hat sich für uns etwas zäh angefühlt. Sobald wir aber etwas mehr von der Geschichte erlebt haben und dank neuer Munitionsarten, im Skilltree erlernbarer Fähigkeiten sowie Geräten wie Schutzschild oder brennbarer Flüssigkeit mehr Möglichkeiten im Kampf hatten, sind wir dem Sog des Action-Adventures verfallen. Obwohl Scars Above sicherlich einige deutliche Macken bei Erzählweise, Handlung und Gameplay aufweist, versteht es das Spiel, diese Schwächen mit tollen Charakteren, interessanten Wendungen und erstklassigem Design wett zu machen. Besonders in der zweiten Hälfte haben uns die Umgebungen des fremden Planeten immer wieder aufs Neue fasziniert. Hier spielt das Team von Mad Head Games mit allerlei bekannten Science-Fiction-Elementen und versteht es, diese gekonnt zu nutzen. Dass dabei Erinnerungen an Mass Effect, Dead Space oder Alien geweckt werden, ist ausschließlich positiv gemeint und ein großes Lob für Scars Above.

Als klassische Double-A-Produktion kann Scars Above technisch und optisch vielleicht nicht mit den großen Titeln mithalten, braucht sich aber auch nicht zu verstecken. Sicher, gerade die Charakteranimationen in Zwischensequenzen könnten besser sein und regelmäßig ruckelt das Action-Adventure zum Beginn von Storyabschnitten, dafür zeigen sich im Spielablauf keinerlei nennenswerte Bildwiederholraten-Einbrüche, Ruckler oder dergleichen. Vielmehr wird flüssiges Action-Gameplay geboten. Die manchmal vielleicht etwas matschigen Texturen und sichtlichen grafischen Macken, gleicht Scars Above mit dem bereits erwähnten tollen Design und einer erstklassigen Atmosphäre auf. Schon nach kurzer Zeit sind uns die optischen Abstriche nicht mehr aufgefallen und wir haben uns, auch dank des stimmungsvollen Soundtracks, in Scars Above verloren. Bei der deutschen Synchronisation zeigen sich zwar auch Macken, insgesamt passt die gelungene Vertonung aber.

Fazit

Scars Above hat mich schon mit dem ersten Trailer angesprochen. Das Science-Fiction-Setting hat damals genauso wie das actionreiche Gameplay mein Interesse geweckt. Allerdings habe ich die Verbindungen zu Returnal im Gegensatz zu einigen anderen nicht gesehen und ich bin froh, dass Scars Above kein Rogue-like-Action-Spiel ist. Stattdessen bietet mir Mad Head Games ein motivierendes, mitunter knackiges Third-Person-Shooter-Action-Adventure, das trotz erkennbarer spielerischer und technischer Macken, fesselt und motiviert. Spätestens nach Abschluss des ersten Kapitels, hat mich Scars Above nicht mehr losgelassen. Ich wollte einfach erfahren, was Kate noch erwartet und welches Geheimnis hinter allem steckt. Dass die Geschichte in Teilen vorhersehbar ist, hat mich angesichts der gelungenen Atmosphäre und des tollen Weltdesigns nicht gestört. Zudem ist das Gameplay wirklich unterhaltsam und sogar nach mehrmaligem Ableben bei einem Bosskampf, war ich motiviert weiterzuspielen. Selbst die teilweise nervigen Abschnitte haben daran wenig geändert. Genre-Fans, die kein Problem mit einem weniger hoch polierten Spiel haben und gerne auch mal kleinere Double-A-Produktionen spielen, sollten Scars Above unbedingt eine Chance geben. Lasst euch dabei nicht vom Souls-like- oder Returnal-Vergleich abschrecken, da Scars Above trotz fordernden Abschnitten dank drei Schwierigkeitsgraden durchaus verzeihlicher ist als die Inspirationsquellen des eigenständigen Science-Fiction-Action-Adventures.

Kurzfazit: Motivierendes Third-Person-Shooter-Action-Adventure, das spielerische und technische Macken mit erstklassiger Atmosphäre, motivierendem Gameplay und spannender Geschichte ausgleicht.

Vielen Dank an Plaion und Prime Matter für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Scars Above!

Details
Titel: Scars Above
Genre: Action-Adventure, Third-Person-Shooter
Publisher: Prime Matter
Entwickler: Mad Head Games
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), Xbox One, PlayStation 5, PlayStation 4, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2023

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