Rezension: Splatoon 3 (Switch)

Zum dritten Mal lädt Nintendo in Splatoon 3 für Nintendo Switch zu farbigen Multiplayer-Shooter-Duellen ein.

Seit Nintendo im Mai 2015 Splatoon für die Wii U veröffentlicht hat, haben sich die Inklinge und Oktolinge fest im Portfolio des japanischen Konsolenherstellers etabliert. Nach Splatoon 2, das im Juli 2017 nur wenige Monate nach der Veröffentlichung der Switch erschienen ist, kehren die Farbkleckser-Shooter-Schlachten zurück auf die Hybrid-Konsole. Splatoon 3 ist eine typische Fortsetzung und entwickelt die familienfreundliche und bunte Action-Reihe konsequent weiter. Dank ordentlicher Kampagne und abwechslungsreichen Mehrspieler-Modus, ist Splatoon 3 schon auf den ersten Blick der bisher beste Teil der Reihe. Allerdings zeigen sich auch einige Schwächen, die deutlich an unserer Motivation kratzen.

Actionreiche Farbspielereien

Das Grundprinzip von Splatoon 3 bleibt wenig überraschend identisch zu den Vorgänger. Entsprechend ist das Action-Spiel vor allem auf den Mehrspieler-Modus ausgelegt. Als in einem sehr simplen Editor entworfener Inkling, erreichen wir zu Beginn von Splatoon 3 Splatsville, den neuen Schauplatz des dritten Teils. Hier finden wir neben unterschiedlichen Geschäften die sehr zentral gelegene Lobby. Hier verbinden wir uns mit dem Internet, entscheiden uns für einen von vier Modi und treten schließlich in Online-Mehrspieler-Duellen an. Dabei schließen wir uns mit drei Verbündeten, wahlweise Freunde oder zufällige Spieler, zusammen und treten gegen ein anderes Vierer-Team an.

Neben privaten Kämpfen, bei denen wir Kampfart, Arena und Teams bei Partien mit Freunden selbst festlegen können, steht uns zu Beginn lediglich der Standardkampf zur Verfügung. Hier heißt es, im sogenannten Revierkampf innerhalb der vorgegebenen Zeit möglichst viel Fläche der Arena in unserer Team-Farbe einzufärben. Das ist jedoch gar nicht so einfach wie es klingt, da das gegnerische Team das selbe Ziel hat. Deshalb entbrennen recht schnell hitzige Gefechte um die Vorherrschaft. Zahlreiche Unterschiedliche Waffen mit abweichenden Sekundärfunktionen und Spezialtechniken bringen viel Abwechslung und unterschiedliche Taktiken in die Revierkampf-Partien. Dieser Kernmodus ist wahrscheinlich das bekannteste Grundprinzip der Reihe. Es ist immer wieder spaßig einige schnelle Runden anzutreten und zu versuchen, den Sieg davon zu tragen. Bedauerlich ist nur, dass wir die Arena nicht selbst wählen dürfen. Diese wird zufällig aus einer wechselnden Auswahl von gerade einmal zwei Optionen festgelegt. Außerdem passiert es viel zu leicht, dass wir früh in einer Partie merken, wie schlecht unsere Chancen auf einen Sieg stehen. Haben wir Pech, ist das gegnerische Team einfach zu stark. Hier fällt auf, dass die Zusammensetzung von Partien und Teams zufällig ist.

Zäher Fortschritt

Ebenfalls nervig sind die recht früh langsamen Stufenaufstiege. Für jede Partie erhalten wir Erfahrungspunkte. Dabei bringen uns Siege deutlich schneller Levelaufstiege als Niederlagen. Während uns Katalogstufen neue in den Geschäften kaufbare Gegenstände wie Waffen und Kleidung freischalten, ist es unsere Charakterstufe, die entscheidend ist. Erst wenn wir Level zehn erreichen, dürfen wir die anderen Online-Modi „Anarchie-Kampf (Serie)“ und „Anarchie-Kampf (Offen)“ auswählen. Bis wir soweit sind, kann einige Zeit vergehen und wir haben zeitweise sogar die Lust verloren, noch länger in den immer gleichen Arenen Revierkämpfe auszutragen, nur um endlich die Anarchie-Kämpfe angehen zu können.

Besonders bedauerlich ist das für all jene, die Interesse an Ranglisten haben. Revierkämpfe finden komplett frei davon statt und dienen somit wirklich ausschließlich für den kurzen Zeitvertreib. Wer Ranglisten-Punkte riskieren möchte, muss erst die Anarchie-Kampf-Modi freischalten. Diese unterscheiden zwischen Serie und Offen, was letztlich nur bedeutet, ob wir nacheinander fünf Partien spielen und bei drei Niederlagen ausscheiden oder ob wir einfach nur für eine Runde antreten. Die Regeln der verschiedenen Anarchie-Kampf-Varianten sind hingegen identisch. Bei Herrschaft gilt es, die markierte Splatterzonen einzufärben und zu verteidigen. Turm-Kommando hingegen erfordert die Kontrolle über einen kleinen Turm, der dadurch ins gegnerische Gebiet gebracht werden muss. Das Ziel bei Operation Goldfisch ist es, die Goldfischkanone zum gegnerischen Ziel zu bringen. Muschelchaos hingegen erfordert das Werfen von Muscheln in den gegnerischen Korb. Es fällt sicher auf, dass die Anarchie-Kämpfe deutlich abwechslungsreicher sind als der Revierkampf. Leider dürfen wir uns nicht selbst für eine Variante oder Arena entscheiden. Wie beim Standardkampf-Modus wechseln die Kampfart sowie die zwei möglichen Arenen in Intervallen. Wollen wir also eine bestimmte Variante spielen, müssen wir warten bis diese an der Reihe ist. Ärgerlich und nervig. Am grundsätzlichen Spielspaß ändert das aber glücklicherweise nichts. Etwas anders verhält es sich mit dem weiterhin in eine Mobile-App ausgelagerten Sprachchat, der die Kommunikation des eigenen Teams erleichtern würde. Zwar kommen wir meistens auch so zurecht, als Option wäre es trotzdem sinnvoll.

Missionsbasierte Kampagne & Koop-Aufträge

Abseits des Online-Mehrspieler-Modus dürfen wir uns wie schon im zweiten Teil in eine kurzweilige Story-Kampagne stürzen. Dabei ist der Einzelspieler-Modus von Splatoon 3 eindeutig auch als Tutorial konzipiert. Über eine ausreichend große Hubwelt, in der es auch Geheimnisse zu entdecken gibt, erreichen wir überall verteilte Kessel, die als Zugänge zu den Leveln dienen. Was uns erwartet kann stark abweichen. So gibt es Level in denen wir einfach nur das Ziel eines Parcours erreichen müssen. An anderer Stelle gilt es, mit einem einzelnen Schuss alle Ziele zu zerstören. Oder aber wir sollen ein Objekt komplett einfärben. Stets werden uns zu Levelbeginn eine bis drei Waffen angeboten, die wir für den Durchgang wählen dürfen. Dadurch sind wir gezwungen, die unterschiedlichen Waffen von Splatoon 3 auszuprobieren und zu erlernen. Etwas, das auch für den Online-Modus hilfreich ist.

Allerdings stellt sich schon bald heraus, dass die gesamte Kampagne rein auf diesen unterschiedlich langen Missionen basiert. Zusammenhängende Level gibt es nicht. Zudem schwankt der Schwierigkeitsgrad zwischen den Aufgaben teilweise massiv, was schon im ersten der sechs Sektoren der Oberwelt für Frust sorgen kann. Kurzweilig bleibt die Kampagne trotzdem, was auch der zwar eher simplen und mit schwachem Humor versehenen, aber funktionalen Geschichte zu verdanken ist.

Haben wir keine Lust auf Kampagne oder Teamkämpfe, können wir auch in den Salmon-Run-Koop-Modus stürzen. Hier dürfen wir entweder mit fremden Spielern oder Freunden in Vierer-Teams auf Eierjagd gehen. Dabei kämpfen wir mit einer festgelegten Waffenauswahl in einer Arena gegen Salmoniden, die aus dem Meer kommen. Ziel ist es Bosse zu besiegen und in jeder Welle eine bestimmte Anzahl an goldenen Fischeiern zu bergen. Das bringt gerade anfangs kurzweiligen Spaß. Schon bald zeigen sich aber aufgrund der mangelnden Abwechslung starke Abnutzungserscheinungen. Daran können auch die individuellen Jobstufen-Aufstiege und Belohnungen wenig ändern.

Modische Inklinge

Neben den verschiedenen Waffen, die wir gegen im Online-Modus verdiente Coupons eintauchen können, dürfen wir uns auch Kleidung kaufen. Kopfbedeckungen, Oberteile und Hosen sowie Schuhe stehen dafür zur Auswahl und verleihen unserem Inkling unterschiedliche Boni. Auf diese Weise können wir etwa die Schwimmgeschwindigkeit in eigener Farbe erhöhen oder unsere Sekundärwaffe verbessern. Grundsätzlich ein funktionierendes und gutes System, das jedoch etwas übersichtlicher sein könnte. Zumal uns die Unterschiede oft nur bedingt aufgefallen sind, weshalb wir uns dem Kauf neuer Kleidung nur sehr selten gewidmet haben. Daran ändern auch die mit der Zeit freischaltbaren zusätzlichen Effekte von Kleidungsstücken nichts.

Technisch gesehen kann Splatoon 3 dafür fast komplett überzeugen. Sicher im Vergleich zum Vorgänger hat sich grafisch wenig getan. Das ist aber nicht schlimm, schließlich weiß der niedliche und farbenfrohe Stil zu gefallen. Zudem läuft Splatoon 3 komplett flüssig, was gerade in den Online-Partien wichtig ist. Umso bedauerlicher ist es, dass wir oft mit Verbindungsproblemen zu kämpfen hatten. Regelmäßig wurden gerade erst gestartete Mehrspieler-Kämpfe beendet, weil jemand aus der Partie geflogen ist. Selbst unsere sonst stabile Internetverbindung hatte mehrere Ausfälle zu verzeichnen. Das ist gerade in spannenden Partien ärgerlich. Hier zeigt sich aber ein grundsätzliches Problem der Switch-Online-Struktur. Dafür kann Splatoon 3 beim Sound überzeugen. Besonders die treibende Musikuntermalung während der Kämpfe hat uns gefallen. Amiibo-Anbindung und die regelmäßigen Splatfeste, die das Action-Spiel unter Mottos stellen, runden Splatoon 3 schließlich ab.

Fazit

Bisher bin ich mit der Splatoon-Reihe nur gelegentlich in Kontakt gekommen. Dadurch ist Splatoon 3 der von mir bisher am längsten gespielte Ableger der Reihe – und ich habe wirklich Spaß mit dem Action-Spiel. Die farbenfrohen Mehrspieler-Partien sind unterhaltsam, die Kampagne kurzweilig und der Koop-Modus immerhin ordentlich. Allerdings haben mich zahlreiche kleine und mittlere Macken doch immer wieder ernüchtert. Der langsame Levelaufstieg und die damit gefühlt ewig dauernde Freischaltung der Anarchie-Kampf-Modi, der stark schwankende Schwierigkeitsgrad der Kampagnen-Missionen und die auf Dauer zu abwechslungsarmen Koop-Aufträge kratzen doch merklich am Spielspaß. Vor allem aber haben mich die regelmäßigen Verbindungsprobleme genervt. Viel zu oft sind gerade erst gestartete Partien direkt wieder beendet worden. Aber natürlich hat meist alles so funktioniert wie erwartet. Auffällig und störend waren die Abbrüche trotzdem. Dennoch wird Splatoon 3 alle Fans der Vorgänger und von schnellen Mehrspieler-Partien viel Spielspaß bieten.

Kurzfazit: Trotz technischer Schwächen und kleiner Gameplay-Macken, ist Splatoon 3 ein spaßiges sowie abwechslungs- und umfangreiches Action-Spiel mit Mehrspieler-Fokus.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Splatoon 3!

Details
Titel: Splatoon 3
Genre: Action, Shooter
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Spieler: 1-8
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 09. September 2022