Rezension: Dynasty Warriors 9 Empires (PS5)

Dynasty Warriors 9 Empires verbindet actionreiche Massenschlachten mit strategischen Verwaltungs- und Kommandoaufgaben.

Wie schon bei vorherigen Spielen der Warriors-Reihe, spendieren Koei Tecmo und Omega Force auch dem 2018 veröffentlichten Dynasty Warriors 9 einen Empires-Ableger. Basierend auf dem Ursprungstitel, verbindet Dynasty Warriors 9 Empires die bekannten actionreichen Schlachten mit Strategie-Elementen. Als Offizier oder Offizierin ist es unsere Aufgabe unseren Fürsten zu unterstützen, für gute Finanzen zu sorgen, Vorräte zu organisieren oder neue Verbündete zu rekrutieren. Dabei wählen wir zu Beginn ein Szenario, das auf historischen Ereignissen des alten Chinas basiert, aus und entscheiden uns für einen der zahlreichen Charaktere.

Actionreiche Belagerungen

Im Kern ist Dynasty Warriors 9 Empires noch ein typisches Musō-Spiel. Das bedeutet, wir treten in großen Schlachten an und kämpfen uns durch tausende Gegner, erobern Basen und erfüllen so die Bedingungen für einen Sieg. Allerdings konzentrieren sich die Auseinandersetzungen mit feindlichen Reichen auf Belagerungen. Das bedeutet, entweder wir versuchen eine Festung einzunehmen oder wir müssen diese vor Angreifern beschützen. Beim Gameplay läuft das stets ähnlich ab, nur dass unsere Ziele ein wenig abweichen. Sicher ist aber, dass wir die auf den jeweiligen Karten verteilten Stützpunkte einnehmen und feindliche Offiziere bezwingen müssen. Ersteres dient entweder dazu, unsere eigene Belagerung zu stärken und Katapulte, Ramme oder Belagerungstürme einzusetzen oder als Verteidiger diese aufzuhalten.

Allgemein gilt, dass die Schlachten wie gewohnt spaßig und actionreich ausfallen. Wir reihen normale Angriffe und Spezialaktionen aneinander, schwingen uns auf unser Pferd und erfüllen unsere Aufgaben. Das bringt genau den kurzweiligen Spaß, den wir von der Reihe gewohnt sind. Zudem dürfen wir bereits in der Vorbereitungszeit einen Geheimplan wählen. Dabei handelt es sich um ein besonders Ereignis, dass ausgelöst wird, wenn wir die erforderlichen Ziele innerhalb eines Zeitlimits erreichen. Auf diese Weise können wir etwa Verstärkung in die Schlacht beordern oder einen Feuertiger beschwören. Allerdings versuchen auch unsere Gegner ihre Geheimpläne umzusetzen, was wir natürlich unbedingt verhindern wollen. Jederzeit haben wir die Möglichkeit anderen Offizieren, die im Rang unter uns stehen oder eine enge Beziehung zu uns haben, Befehle zu erteilen. Das bringt auch in die Schlachten selbst etwas Strategie.

Strategische Reichsverwaltung

Bevor es jedoch zu den Schlachten kommt, gilt es, als ein Offizier oder eine Offizierin die im Kriegsrat aufgetragenen Staatsziele zu erfüllen und überlegt mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Wollen wir etwa Landwirtschaft oder Verteidigung ausbauen, bringt uns das zwar Vorteile, kostet aber auch Geld. Dieses wiederum nehmen wir zum Teil pro Runde, die stets einem Monat entspricht, automatisch ein. Zusätzlich dürfen wir aber auch, beispielsweise mittels Handel oder Plünderungen, unsere Schatzkammer auffüllen. Starke Finanzen sind wichtig, um unsere Truppen zu verstärken und Verbündete zu halten. Schließlich möchte jeder unserer Mitstreiter entlohnt werden. Rationen wiederum benötigen wir für Ausbildung oder Verbesserungen. Vor allem aber ist unsere mögliche Kampfstärke in Schlachten davon abhängig, wie viele Rationen wir besitzen. Schließlich müssen unsere Truppen versorgt werden. Sind unsere Ressourcen aufgebraucht, dürfen wir nur wenige Offiziere in eine Schlacht mitnehmen, was uns deutliche Nachteile bringt.

Je weiter wir voranschreiten, desto höher wird auch unser Ansehen. Durch das Erfüllen von Aufträgen, erhalten wir entsprechende Punkte, aber auch Schlachten steigern unseren Ruf. Das und neue Verbündete mit entsprechenden Fähigkeiten, erhöhen unsere Möglichkeiten in der Verwaltung des Reiches, bei menschlichen, diplomatischen oder militärischen Angelegenheiten. Da uns jeden Monat nur eine Aktion zur Verfügung steht und alle sechs Monate ein Kriegsrat mit neuen Zielen einberufen wird, heißt es überlegt vorgehen, um alle Ziele zu erfüllen und zusätzlich noch andere Aufgaben absolvieren zu können.

Ein höheres Ansehen bringt uns Beförderungen, die uns wiederum neue Möglichkeiten bringen. Außerdem verbessern wir durch Gespräche unsere Beziehung mit unseren Verbündeten. Es ist sogar möglich Ehen oder Schwüre einzugehen und uns so noch fester an andere Charaktere zu binden. Hier spielt Dynasty Warriors 9 Empires tatsächlich einige interessante Ansätze aus, diese könnten sich aber mit der Behebung anderer Schwächen und etwas mehr Tiefe noch deutlich mehr entfalten.

Leere Welt, unfertige Elemente

So komplex der strategische Part von Dynasty Warriors 9 Empires klingt, so unfertig wirkt das Spiel an manchen Stellen. Sicher, die Reichsverwaltung an sich funktioniert wirklich gut, doch alles ist etwas oberflächlich und zu oft fühlen wir uns in unseren Möglichkeiten eingeschränkt. Dazu kommen die Spaziergänge, während denen wir mit Verbündeten reden, unsere Beziehungen zu ihnen verbessern oder Kontakt zu unabhängigen Vagabunden suchen und diese rekrutieren können. Angesiedelt sind die Spaziergänge in einer offenen, aber komplett leeren Welt. Es macht überhaupt keinen Sinn diese auch nur kurz zu erkunden, da unsere Verbündeten in den jeweiligen Festungen sowieso an einem Ort sind und sich Vagabunden immer beim Wegweiser aufhalten. Da wir alles auch über Menüs erledigen können, ist die offene Welt komplett überflüssig und wir haben sie auch schnell ignoriert.

Ebenfalls eingeschränkt ist der Charaktereditor. Dieser ermöglicht es uns, einen eigenen Offizier oder eine eigene Offizierin zu erstellen. Eigentlich eine schöne Sache, schließlich können wir so auch als unabhängiger Vagabund starten und erleben die Szenarien aus einem neuen Blickwinkel. Zumindest bis wir uns einem Fürsten anschließen und wieder die üblichen Aufgaben für ein Reich übernehmen. Leider fällt der Editor trotz einiger Einstellungsmöglichkeit recht eingeschränkt aus. Wieso dürfen wir beispielsweise keinen wirklich dicken Charakter entwerfen, obwohl diese im Spiel selbst enthalten sind? Und warum stehen uns nur sehr wenige Kleidungsstücke und Rüstungen für die optische Gestaltung unserer Figur zu Verfügung? Nicht einmal die Ausrüstung der im Spiel enthaltenen Charaktere dürfen wir verwenden. Zwar können wir mittels unterschiedlicher Kombinationen und – eher eingeschränkter – farblicher Anpassungen trotzdem ein paar individuelle Figuren schaffen, doch es wäre so viel mehr drin gewesen.

Technische und optische Schwächen

Natürlich, der Charaktereditor ist eher ein Zusatz, schließlich konzentriert sich Dynasty Warriors 9 Empires eher auf die historischen Figuren und Szenarien. Wenn wir aber schon die Möglichkeit erhalten, wollen wir auch alle Möglichkeiten des Spiels für eine eigene Figur nutzen können. Damit nicht genug, recyclte das Musō-Spiel Zwischensequenzen aus den Vorgängern, um Ereignisse während des Spielgeschehens darzustellen. Dadurch wird deutlich, dass der Action-Strategie-Titel vorwiegend aus Elementen des ursprünglichen Dynasty Warriors 9 zusammengesetzt wurde.

Darauf lassen auch Grafik und Technik schließen, die keineswegs zeitgemäß erscheinen. Das Grundgerüst scheint noch immer aus dem Jahr 2018 zu stammen und selbst auf der PlayStation 5 hatten wir mit technischen Problemen wie zerreißendem Bild zu kämpfen. Optisch zeigt sich Dynasty Warriors 9 Empires zudem von keiner guten Seite. Können die Charaktermodelle noch mit reichlich Details und grundsätzlich gelungenen Animationen überzeugen, präsentieren sich die Open World und die Schlachtfelder als leere und triste Umgebungen mit matschigen Texturen. Immerhin wissen die Effekte unserer Spezialangriffe durchaus zu gefallen und im Getümmel der Schlachten fällt uns die schwache Grafik sowieso kaum auf. Dafür ist die Musik- und Sounduntermalung recht ordentlich, ohne aber wirklich im Gedächtnis zu bleiben.

Fazit

Dynasty Warriors 9 Empires ist kein schlechtes Spiel, leistet sich aber einige deutliche Schwächen. Gerade die Mischung aus actionreichen Schlachten und strategischer Reichsverwaltung ist motivierend und hat mir viel Spaß bereitet. Leider fehlt es einigen der Elemente an Tiefgang, Abläufe wiederholen sich zu schnell und sogar die Schlachten sind etwas repetitiver als ich es von anderen Musō-Spielen gewöhnt bin. Das alles wäre noch in Ordnung, wäre da nicht die komplett nutzlose und leere offene Welt, die ich während Spaziergängen erkunden kann. Das einzig positive daran ist die Möglichkeit, sie einfach zu ignorieren und stattdessen Schnellreise und Menüs zu nutzen. Hier zeigt sich aber, genauso wie beim Editor, dass Dynasty Warriors 9 Empires ein wenig unfertig wirkt, ohne es zu sein. Dazu gesellt sich eine schwache grafische und technische Umsetzung, die recht schnell erkennen lässt, dass das Spiel auf das Grundgerüst des 2018 veröffentlichten Dynasty Warriors 9 setzt. Das ist zwar logisch, aber etwas mehr Überarbeitung, besonders für die PS5-Version, hätte ich mir gewünscht. Aufgrund der Schwächen, fällt es mir schwer, Dynasty Warriors 9 Empires wirklich zu empfehlen. Spaß hatte und habe ich mit dem Musō-Titel und Genre-Fans können ruhig einen Blick wagen, sollten sich aber der Mängel bewusst sein.

Kurzfazit: Musō-Action-Strategie-Mix, der unter unfertig wirkenden Elementen und einer mäßigen technischen und grafischen Umsetzung leidet, aber trotzdem Spielspaß entfalten kann.

Vielen Dank an Koch Media und Koei Tecmo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dynasty Warriors 9 Empires!

Details
Titel: Dynasty Warriors 9 Empires
Genre: Musō/Action, Strategie
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Omega Force
Spieler: 1
Syteme: PS4, PS5 (getestet), Xbox One, Xbox Series X/S, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2022