Rezension: The Dragon Dentist (Blu-ray)

Nonoko arbeitet in The Dragon Dentist als Zahnärztin für einen Drachen und trifft auf den jungen Soldaten Bell.

Ein grauenvoller Krieg überzieht Land und See. Statt zu kämpfen oder unter den Kriegswirren zu leiden, hat Nonoko vor wenigen Monaten eine neue Arbeit begonnen: als Zahnärztin für einen Drachen. Schon vor langer Zeit hat ihr Heimatland einen Pakt mit dem Drachen geschlossen. Im Gegenzug für den Schutz der riesigen Kreatur, pflegen einige Ausgewählte dessen Zähne. Schließlich haben diese maßgeblichen Einfluss auf die Kraft und das Leben des Drachen. Eines Morgens entdeckt Nonoko einen jungen Soldaten, der aus den Zähnen des Drachen kommt. Statt auf den Rat ihrer Kollegen zu hören, zieht sie ihn heraus und rettet ihn damit. Allerdings gelten vom Drachen wiedererweckte Tote als böses Omen. Gleichzeitig müssen sie aber fortan als Drachenzahnärzte arbeiten. Es ist an Nonoko den jungen Soldaten, dessen Name Bell ist, zu unterrichten.

Leben als Drachenzahnärzte

The Dragon Dentist basiert auf einem neunminütigen Kurzfilm von Ōtarō Maijō, der auch an der Langfassung seines Werkes als Drehbuchautor beteiligt war. Ursprünglich wurde die etwa neunzig Minuten lange, optisch überzeugende Neufassung von The Dragon Dentist in Japan als zweiteiliges TV-Specials ausgestrahlt, bevor diese in einen Film umgewandelt wurden. Die Geschichte folgt der jungen Drachenzahnärztin Nonoko und dem ebenfalls noch jugendlichen Soldaten Bell, der vom Drachen selbst von den Toten zurückgeholt und somit zum Drachenzahnarzt erkoren wird. Dabei beginnt der Film nicht direkt auf dem Drachen, sondern bietet einen Einblick, in den an Land und zur See herrschenden großen Krieg. Aufgrund der Technologie und Uniformen, lässt sich das Szenario grob in die Mitte des zwangisten Jahrhunderts in einer alternativen Welt einordnen. Allerdings bleibt der Krieg, abgesehen von den anfänglichen Szenen, im Anschluss vorerst nur eine Randnotiz und wird erst in der zweiten Hälfte wieder relevant. Weitaus wichtiger ist das Leben und Arbeiten der Drachenzahnärzte.

Diese pflegen die Zähne der fliegenden Bestie, bekämpfen Schädlinge und entfernen allerlei zwischen den Zähnen abgelagerten Unrat. Bereits hier deutet der Film an, dass der Drache eine direkte Verbindung mit jenen hat, die im Krieg sterben. Wirklich ausgearbeitet wird das aber nicht, was leider auch für viele weitere Details der Geschichte gilt. Sicher, es wird ein relativ guter Eindruck geschaffen, was es bedeutet, ein Drachenzahnarzt zu sein und wie hart die Aufnahmeprüfung dafür ist, dennoch fällt auf, dass Einiges eher kurz gefasst und recht schnell erklärt wird. So wird Bells Ausbildung etwa mit mehreren Standbildern oder teilweise animierten Szenen im Schnelldurchlauf abgehandelt. Das ist zwar in Ordnung und dient auch dazu, dass er ein wenig Erfahrung in seinem neuen Beruf sammeln kann, bevor die große Katastrophe hereinbricht und er Zeuge wird, wie auf dem Drachen mit dem Tod umgegangen wird.

Allgemein fällt auf, dass The Dragon Dentist oft Andeutungen bringt, die jedoch in keinen großen Wendungen oder dergleichen gipfeln. Stattdessen folgt die Geschichte einem oft vorhersehbaren Pfad. Dabei kommt durchaus Spannung auf und gerade das interessante Setting kann kurzweilige Unterhaltung garantieren. Gleichzeitig leidet der Film aber auch unter zu blassen Charakteren, einem kaum ausgearbeiteten Krieg, einem viel zu eindimensionalen Antagonisten und philosophischen Anrissen, die nicht zu Ende gedacht sind. Abgesehen von Nonoko und Bell, die als Protagonisten den Film tragen können und Sympathien wecken, erhält keine Figur wirklich Profil. Wenn doch einmal über jemanden mehr verraten wird, dann meist in einem direkten Gespräch innerhalb weniger Minuten, weil die dort angebrachten Informationen für die nächste Handlungsentwicklung relevant sind. Spätestens dabei fällt auf, dass The Dragon Dentist statt eines neunzig Minuten Films eher eine Serie oder mehrere TV-Specials oder OVAs benötigt hätte, um das komplette vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Das ist, aufgrund der vorhandenen, sehr interessanten, Ansätze bedauerlich. Doch diese sorgen dafür, dass der Film trotz aller Schwächen ausreichend unterhalten kann, um zumindest als kurzweilige Fantasy-Action-Abenteuer-Kost für zwischendurch zu funktionieren. Nur bleibt stets der Eindruck, das mehr möglich gewesen wäre.

Fazit

Da mich ungewöhnliche Fantasy-Geschichten immer ansprechen, war ich neugierig auf The Dragon Dentist. Schon die Grundidee von Drachenzahnärzten fand ich wirklich interessant. Leider kann der Film nicht ganz halten, was ich mir erhofft habe. Dafür ist die Geschichte zu vorhersehbar, leidet unter der eingeschränkten Laufzeit und nutzt das Potenzial nicht voll aus. Besonders aufgrund der Möglichkeiten, ist das wirklich bedauerlich. Gerne hätte ich etwas mehr vom Leben der Drachenzahnärzte gesehen oder genauere Details über den Krieg erfahren. Genauso bleiben mir einige Charaktere schlicht zu blass und eindimensional, so dass ich wenig Interesse an ihnen entwickeln kann. Das gilt auch für den Antagonisten, der keinerlei Abneigung weckt, sondern zeitweise eher ein wenig mit unrealistischen Eigenschaften stört. Aber bitte versteht mich nicht falsch, The Dragon Dentist ist kein schlechter Film. Das Fantasy-Action-Abenteuer kann kurzweilig durchaus unterhalten und überzeugt mit zwei sympathischen Hauptfiguren, die den Film alleine zu tragen wissen. Auch sonst sind einige interessante Ansätze vorhanden. Leider bleibt nicht genug Zeit, um diesen die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Deshalb hätte The Dragon Dentist möglicherweise eine Serie oder eine längere TV-Special oder OVA-Reihe besser getan, als ein neunzig minütiger Film. Doch trotz aller Schwächen, können Genre-Fans, die neugierig auf das Setting sind, ruhig einen Blick wagen. Nur solltet ihr euch bewusst sein, dass The Dragon Dentist nicht komplett zufriedenstellt. Als kurzweilige Fantasy-Kost für zwischendurch eignet sich der Film aber auf jeden Fall.

Kurzfazit: Eigentlich unterhaltsamer Fantasy-Action-Abenteuer-Film der das vorhandene Potenzial nicht nutzt und dadurch zahlreiche Schwächen zeigt, die den guten Eindruck trüben.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Dragon Dentist!

Details
Titel: The Dragon Dentist
Originaltitel: Ryū no Haisha
Genre: Fantasy, Drama, Action
Regie: Kazuya Tsurumaki
Studio: Studio Khara
Produktionsjahr: 2017
Laufzeit: ca. 90 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 03. Dezember 2020
Herstellerseite: The Dragon Dentist bei Kazé Anime

© Otaro Maijo, nihon animator mihonichi, LLP./NHK, NEP, Dwango, khara