Rezension: Kandagawa Jet Girls (PS4)

In Kandagawa Jet Girls laden die Senran-Kagura-Entwickler zu Jetski-Rennen mit Oberschülerinnen nach der gleichnamigen Anime-Serie ein.

Von Oktober 2019 bis Januar 2020 lief im japanischen Fernsehen sowie als Simulcast bei Wakanim die Anime-Serie Kandagawa Jet Girls. Das gleichnamige Spiel lässt uns mit den aus der Vorlage bekannten Charakteren selbst auf Jetskis schwingen und spritzige Rennen auf dem Wasser fahren. Dabei bieten die Entwickler neben einem Story-Modus das freie Spielen sowie einen Online-Mehrspieler-Modus an.

Freie Nacherzählung

Der Story-Modus bildet dabei den Kern von Kandagawa Jet Girls. Nach einige Tutorials, die uns die wichtigsten Grundlagen beibringen, beginnen wir mit dem ersten Handlungsbogen. Dieser folgt, genauso wie die Anime-Serie, Rin Namiki und Misa Aoi, ist bei der Umsetzung der Geschichte jedoch sehr frei. Lediglich die Grundzüge der Vorlage bleiben bei der eher simpel gehaltenen und einfach inszenierten Erzählung erhalten. So werden mehr Situationen für Rennen geschaffen und auf Nebenfiguren abseits der Jet Racerinnen komplett verzichtet. Die Geschichte handelt von Rin, die gerade erst nach Tokyo gezogen ist und eine erfolgreiche Jet-Race-Fahrerin werden möchte. Wie es der Zufall so will, ist Misa Aoi, ihre Mitbewohnerin im Wohnheim, eine ehemalige Jet Racerin. Recht schnell raufen sich die beiden zusammen und versuchen den Kandagawa Cup zu gewinnen.

Später schalten wir weitere Handlungsbogen rund um die anderen Jet-Racer-Teams wie Kaguya Shijyuin und Kuromaru Manpuku oder Jennifer Peach und Emily Orange frei. Wirklich anspruchsvoll sind die Rennen des Story-Modus allerdings nicht. Meist sind sie sogar so leicht, dass wir jedes Mal ohne Probleme gewinnen. Schade, da spannende Rennen dem an sich guten Fahrgefühl geholfen hätten. So ist die Kampagne auch aufgrund der lediglich simplen Geschichten nur bedingt interessant. Immerhin verdienen wir mit jedem Rennen etwas In-Game-Währung und können bei Erfüllen von jeweils drei Missionen neue Kleidungsstücke im Shop freischalten. Neben den trotz aller Schwächen charmanten Erzählungen reicht das aus, um zumindest gelegentlich für ein paar Rennen zu motivieren.

Ordentliche Rennen

Der freie Modus lässt uns entweder Rennen fahren oder im Time Attack neue Rekorde aufstellen. Online dürfen wir entweder in Ranglisten oder einzelnen Rennen antreten. Sofern wir Mitspieler finden. Im Testzeitraum hatten wir damit leider unsere Probleme. Da auf einen lokalen Mehrspieler-Modus verzichtet wurde, ist das um so bedauerlicher. Hier verschenkt Kandagawa Jet Girls auch einiges an Potenzial, da die Rennen an sich durchaus Spaß machen und die Möglichkeiten eines unterhaltsamen Fun Racers mit lustigen Mehrspieler-Partien bietet.

Mit dem Team unserer Wahl – oder dem von der Story vorgegebenen – treten wir gegen unsere Kontrahenten an. Jedes Team besteht dabei aus zwei Charakteren, einer Fahrerin und einer Shooterin. Die Aufgabe von letzterer ist es, mit Hilfe von Waffen Gegner und Hindernisse abzuschießen. Dafür stehen neben einer Standardwaffe mit unendlich Munition auch mehrere besondere Waffen zur Verfügung. Ähnlich wie in den Mario-Kart-Spielen sind auf der Strecke Item-Boxen verteilt. Sammeln wir eine ein, erhalten wir eine Spezialwaffe. Diese unterscheiden sich in Reichweite, Munition und Funktion. So können wir beispielsweise mit der Bazooka zwar nur einen Schuss abfeuern, dafür richtet dieser ordentlich Schaden am Schild unserer Kontrahenten an. Das ist wichtig, da bei zerstörtem Schild das Jetski ausgebremst und kurzzeitig die Beschleunigung verlangsamt wird. Damit sind die Waffen eine wichtige Ergänzung, die actionreiche und spaßige Möglichkeiten in das sonst typische, aber gut funktionierende und nach einiger Zeit intuitive Fahrgefühl bringen.

Leider sorgt der zu leichte Schwierigkeitsgrad dafür, dass wir zu selten mit Gegnern in Kontakt kommen, so dass wir die Waffen meist nicht brauchen. Auch das Aufladen unserer Energieleiste am rechten Bildschirmrand benötigen wir kaum. Damit lässt sich neben einem zeitweisen Boost bei voller Ladung auch eine Spezialfähigkeit aktivieren. Diese ist von unserer gerade ausgerüsteten Waffe abhängig und kann uns einen deutlichen Vorteil verschaffen. Dank unterschiedlicher Jetskis und Verbesserungen in Form von Maschinenteilen, ist das Fahrgefühl je nach gewähltem Fahrzeug etwas anders. Das bringt Abwechslung in die Rennen und erfordert Umgewöhnung, die dank des bereits erwähnten guten Fahrgefühls jedoch schnell zu meistern sind.

Arbeit für Boni

Um neue Maschinenteile, Kleidung, Artworks und anderes kaufen zu können, müssen wir uns In-Game-Währung verdienen. Da Rennen nur vergleichsweise wenige Punkte einbringen, sind die vier Minispiele die beste Methode, um die teuren Gegenstände kaufen zu können. Jet Machine Cleaning lässt uns mittels schnellem Drücken von Knöpfen unsere Jetskis reinigen. Bei Mopping rennen wir einen langen Steg entlang und müssen mit einem Wischmop Pfützen aufwischen und Hindernissen ausweichen. Außerdem dürfen wir in Treadmill Run mit schnellem Buttondrücken Herzen einsammeln und so ebenfalls Punkte verdienen. Im vierten Minispiel Aerials fahren wir mit einem Jet-Racer-Team ein kurzes Rennen und müssen nach Absprung von Sprungschanzen möglichst viele Tricks vorführen und gleichzeitig Ringe durchfahren. Angesichts der recht hohen Preise im Shop, arten die Minispiele recht schnell in dröges Grinding aus. Da helfen auch die unterschiedlichen Charaktere und Schwierigkeitsgrade wenig. Immerhin kurzweilig können die Minispiele trotzdem unterhalten.

Grafisch zwar nicht anspruchsvoll, kann Kandagawa Jet Girls trotzdem mit der farbenfrohen Optik, den schicken Charaktermodellen, detailreichen Strecken, gelungenen Wasseranimationen und ordentlichen Animationen überzeugen. Abgesehen von der recht übertriebenen, unrealistischen Brustphysik, die jedoch nur selten wirklich auffällt, verzichtet das Spiel auffallend auf erotische Elemente. Der Kleidungsverlust bei Waffentreffern aus der Anime-Serie fehlt beispielsweise gänzlich. Gerade für ein Spiel der Senran-Kagura-Macher ist das überraschend. Begleitet wird das Geschehen von einem unerwartet guten Soundtrack. Einige Lieder nerven zwar, dafür können andere umso mehr überzeugen. Ebenfalls hören lassen kann sich die japanische Sprachausgabe. Bei den Texten sind Englischkenntnisse notwendig, da auf eine deutsche Übersetzung verzichtet wurde.

Fazit

Kandagawa Jet Girls hat mir durchaus Spaß gemacht. Obwohl die Geschichte eher simpel ist, die Rennen zu leicht und ein lokaler Mehrspieler-Modus fehlt, hat mich das Jetski-Renn-Action-Spiel eine Zeit lang kurzweilig unterhalten. Allzu viel sollte nicht von Kandagawa Jet Girls erwartet werden, dafür fallen die Schwächen zu deutlich auf. Leider verschenken die Entwickler dabei auch einiges an Potenzial. Mehrere Schwierigkeitsgrade, ein lokaler Mehrspieler-Modus und ein Arcade-Modus mit unterschiedlichen Cups abseits der Story hätten dem Spielspaß gut getan. Dadurch hätte Kandagawa Jet Girls sogar das Potenzial ein unterhaltsamer Fun-Racer zu sein. So ist es lediglich ein ordentliches Jetski-Renn-Action-Spiel, das vor allem Fans der Anime-Serie ansprechen könnte. Zu große Erwartungen sollten aber nicht vorhanden sein.

Kurzfazit: Zu simples und leichtes Jetski-Renn-Action-Spiel, das viel Potenzial ungenutzt lässt, aber trotzdem zumindest kurzweiligen Spielspaß ohne großen Anspruch bieten kann.

Vielen Dank an Marvelous Europe Limited für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Kandagawa Jet Girls!

Details
Titel: Kandagawa Jet Girls
Genre: Rennspiel, Action
Publisher: Marvelous Europe Limited
Entwickler: Honey Parade Games
Spieler: 1-4
Syteme: PS4 (getestet), PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 25. August 2020

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