Rezension: Nioh 2 (PS4)

Nioh 2 schickt uns im Japan der Sengoku-Ära in unglaublich harte Kämpfe gegen Yokai und Banditen.

Wenn nach den besten und beliebtesten Soulslike-Spielen gesucht wird, landet Nioh aus dem Jahr 2017 häufig auf den vorderen Plätzen. Mit dem Nachfolger Nioh 2 setzten die Entwickler von Team Ninja alles daran, den bereits harten Vorgänger noch schwerer zu gestalten. Und das gelingt ihnen. Nioh 2 ist das bisher vielleicht schwierigste Action-Rollenspiel und dürfte für so manchen Frust sorgen, bleibt gleichzeitig aber stets fair.

Düsteres Japan

Wie schon der Vorgänger ist Nioh 2 im feudalen Japan angesiedelt. Genauer in der Sengoku-Ära. Yokai und Krieg haben das Land verwüstet. Es ist unsere Aufgabe die Dämonen aufzuhalten und für ein wenig Frieden zu sorgen. Dabei spielen wir keinen vorgegebenen Charakter, sondern dürfen uns in einem überaus umfangreichen Editor selbst eine Hauptfigur erstellen. Die Möglichkeiten sind dabei schier riesig. Es ist uns überlassen, ob wir eine realistische Kriegerin, einen grimmigen Kämpfer oder ein hageres Wesen mit seltsamem Gesicht entwerfen. Außerdem können wir unsere Entscheidung später im Spiel wieder verwerfen und unser Aussehen erneut anpassen. Das zeigt allerdings auch, dass unser Avatar lediglich als genau solcher fungiert und Identität sowie Persönlichkeit keine tiefere Rolle spielen.

Allgemein sollte von der Geschichte nicht zu viel erwartet werden. Trotz aufwendig inszenierter Zwischensequenzen bietet Nioh 2 kaum mehr als eine oberflächliche Handlung, die als Mittel zum Zweck dient, um uns in den Kampf gegen Banditen, Yokai und mächtige Monster zu schicken. Die Entwickler bedienen sich, für die hervorragend gestalteten Gegner, bei denen besonders die Bosse im Design hervorstechen, großzügig von der japanischen Folklore. Inklusive der düsteren, überaus dichten Atmosphäre sorgt das für ein gelungenes Spielgefühl, das uns schnell in die dunkle Welt von Nioh 2 hineinzieht.

Tiefgründige Kämpfe

Wesentlich tiefgründiger als die Geschichte, ist das Kampfsystem. Neun Waffenarten, Schutzgeister und Yokai-Form bieten zahlreiche Möglichkeiten, unsere Feinde zu bekämpfen. Das ist auch notwendig, da wir gerade für die Bosse die richtige Taktik benötigen. Es fühlt sich unglaublich gut an, die unterschiedlichen Waffen zu schwingen, Gegner anzugreifen, zu parieren, auszuweichen und schließlich einen Erfolg zu erzielen. Dass wir alle uns gegebenen Möglichkeiten einsetzen, ist enorm wichtig, da spätestens ab der zweiten Mission schon die kleines Unachtsamkeit zum Tod führen kann. Entsprechend reihen wir Angriffe mit unseren Waffen aneinander, weichen schnell aus, lassen unseren Schutzgeist attackieren oder setzen eine mittels Seelenkern an unseren spirituellen Verbündeten gebundene Spezialaktion ein. Außerdem können wir kurzzeitig in unsere Yokai-Form wechseln und als gehörntes Wesen mächtig austeilen. Welche Variante unserer dämonischen Seite wir zeigen, hängt von unserem aktuellen Schutzgeist ab. Natürlich sind auch die aus dem Vorgänger bekannten Waffenhaltungen sowie Ninjutus und Onmyo-Magie wieder enthalten.

Die Kämpfe spielen sich fantastisch und es macht einfach Spaß sich immer tiefer in die Möglichkeiten einzuarbeiten. Allerdings ist die Lernkurve von Nioh 2 unglaublich steil. Besonders für die Bosskämpfe müssen wir, wie erwähnt, die richtige Taktik wählen. Das erfordert durchaus auch den Wechsel von Waffen, Ausrüstung und Schutzgeister sowie das Erlernen der Angriffsmuster unseres Widersachers. Wer nun denkt, dass ein, zwei Versuche ausreichen, liegt falsch. Manchmal kann es mehrere Stunden dauern, bis wir endlich die richtigen Mittel gefunden haben und siegreich aus einem hart geführten Kampf hervorgehen. Das kann zugleich wirklich befriedigend, aber auch unglaublich frustrierend sein. Nioh 2 erfordert den Willen, sich mit dem Kampfsystem auseinanderzusetzen, Niederlagen zu akzeptieren, Frust wegzustecken und sich Fortschritte hart zu erarbeiten. Wer dazu nicht bereit ist, dürfte wenig Freude an dem Soulslike-Action-Rollenspiel finden.

Umfangreiche Anpassungen

Ganz alleine lassen euch die Entwickler aber nicht. So können wir wahlweise im Koop mit bis zu zwei Mitspielern antreten oder auf die nicht ganz so hilfreichen Hilfsgeister an blauen Gräbern setzen. Weitaus wichtiger für den Erfolg ist aber die Charakteranpassung. Verdiente Amrita, quasi Erfahrungspunkte, investieren wir an Schreinen in unsere Statuswerte und verbessern so unseren Charaktere sowie unser Level. Zudem stehen Fähigkeitsbäume für jeden Waffentyp, unsere Samuraifähigkeiten, die Yokai-Gestallt sowie Ninjutus und Onmyo-Magie bereit. Die hier erlernten Fähigkeiten, erweitern unsere Möglichkeiten im Kampf. Es ist unabdingbar unseren Charakter zu verbessern, um eine Chance in Nioh 2 zu haben.

Nicht ganz so überzeugend fallen die Missionsumgebungen aus. Zu wenig Abwechslung bezüglich der Lokalitäten sorgt mit der Zeit für ein wenig Ernüchterung. Da kann auch die schicke Gestaltung der Level samt düsterer Atmosphäre nur bedingt helfen. Das heißt allerdings nicht, dass das Leveldesign misslungen ist. Zwar reicht Nioh 2 in dieser Disziplin nicht an Dark Souls heran, dennoch regen zahlreiche Geheimnisse unseren Entdeckerdrang an. Dass Nioh 2 außerdem optisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist, stört angesichts der drei Grafik-Modi durch die ein flüssiges Spielerlebnis mit sechzig Bildern pro Sekunde garantiert wird, kaum. Angesichts des gelungenen Designs von Landschaft und Gegnern und der damit einhergehenden hervorragenden Atmosphäre, verzeihen wir gerne, dass die Optik nicht ganz oben mitspielt. Die musikalische Untermalung ist zudem überaus gelungen und fügt sich sehr gut ins Spielgeschehen ein.

Fazit

Soulslike-Spiele sind eigentlich überhaupt nicht mein Fall. Zu schwer, zu frustrierend. Trotzdem kann ich die Faszination am Genre nachempfinden und bereits das erste Nioh hat, dank des Japan-Settings, mein Interesse geweckt. Nioh 2 wollte ich nach der Beta-Testphase und dem Spaß, den ich bereits mit den Kämpfen hatte, unbedingt eine größere Chance geben als dem Vorgänger. Bereut habe ich das nicht. Die actionreichen Auseinandersetzungen mit Banditen und Yokai fühlen sich fantastisch an und spielen sich großartig. Hier zeigt sich die größte Stärke von Nioh 2. Dass die Geschichte nur oberflächlich ist, gefällt mir zwar nicht so gut, dürfte vielen Genre-Fans angesichts der großen Herausforderung aber nicht stören. Allerdings sollte bedacht sein, dass Nioh 2 überaus hart ist. Wer sich auf das Action-Rollenspiel einlässt, muss bereit sein eine enorm steile Lernkurve und viel Frust hinzunehmen, während Fortschritte langsam erarbeitet werden. Für all jene, die Soulslike-Spiele mögen und nach einer neuen Herausforderung suchen, ist Nioh 2 genau richtig.

Kurzfazit: Nioh 2 ist ein erbarmungsloses Soulslike-Spiel für Genre-Fans, das mit einem großartigen Kampfsystem auftrumpft aber viel Frustresistenz erfordert.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Nioh 2!

Details
Titel: Nioh 2
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Koei Tecmo Games / Team Ninja
Spieler: 1
Syteme: Playstation 4
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 13. März 2020

© Sony Interactive Entertainment / Koei Tecmo / Team Ninja