Rezension: The Seven Deadly Sins (VoD)
Netflix hat sich mit The Seven Deadly Sins exklusiv die Rechte an einer Anime-Serie gesichert. Seit November 2015 steht die Umsetzung der gleichnamigen Manga-Reihe allen Abonnenten zur Verfügung.
Vor zehn Jahren wollte die Seven Deadly Sins, eine legendäre Gruppe innerhalb der Heiligen Ritter, das Königshaus stürzen. Seit dem gelten sie als Verräter. Doch nun droht dem Reich eine neue Gefahr. Die heiligen Ritter haben den König gefangen und die Macht übernommen. Deshalb begibt sich die dritte Prinzessin Elizabeth auf die Suche nach den Seven Deadly Sins, denn nur sie sind mächtig genug, um das Königreich zu retten. Schon bald trifft sie auf den unerwartet jungendhaften Anführer der Seven Deadly Sins, Meliodas. Gemeinsam machen sie sich daran seine ehemaligen Kameraden zu finden.
Übermächtige Kämpfer
The Seven Deadly Sins ist im Grunde eine typische Seinen-Action-Serie mit Fantasy-Szenario. Übermächtige Helden mit besonderen magischen Fähigkeiten treffen auf genauso starke Gegner und liefern sich brachiale, unrealistische Kämpfe bei denen nicht nur Bäume oder Gebäude, sondern auch mal ganze Berge in Mitleidenschaft gezogen werden. Damit tritt die Umsetzung der gleichnamigen Manga-Reihe von Nakaba Suzuki in eine Reihe mit Zuschauer-Lieblingen wie Dragon Ball, One Piece oder Naruto.
Die insgesamt 24 Episoden der bisher einzigen vorliegenden Staffel von The Seven Deadly Sins erzählen eine abgeschlossene Geschichte und bauen dabei zugleich Teile der Fantasy-Welt Britannia aus. Der Name dürfte bereits einen Verdacht erregen und es stimmt: Zumindest ein wenig orientiert sich der Schauplatz von The Seven Deadly Sins an Groß-Britannien. Das fällt allerdings nur durch einige wenige Anspielungen wie Edinburgh oder namentlich bekannte Personen wie Merlin, die selbst Teil der Seven Deadly Sins ist, auf.
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei The Seven Deadly Sins um eine recht typische Fantasy-Action-Serie. Deshalb stehen die brachialen Kämpfe im Mittelpunkt des Geschehens. Immer wieder treffen Meliodas, Elizabeth und ihre Kameraden auf die Heiligen Ritter, die das Königreich verteidigen sollen. Bereits früh zeigt sich, dass die eigentlich guten Ritter wesentlich zwielichtiger und hinterlistiger sind, als sie eigentlich sein sollten. Doch das ist angesichts der Geschichte nur logisch. Immerhin bietet die Serie hier im weiteren Verlauf ein paar gute Überraschungen und Wendungen. Aber zurück zur Action. Die Kämpfe sind dank der übermächtigen Kräfte der einzelnen Figuren furios inszeniert und bieten den typischen Einsatz verschiedener Fähigkeiten, deren Namen natürlich immer schön gerufen werden. Genauso erwartet man es von einer Serie dieser Art. Die Inszenierung der Kräfte ist dabei ausgesprochen gut gelungen. Es ist außerdem angenehm, dass fast alle Charaktere von Anfang an bereits stark sind, wodurch auf einen langwierigen Aufbau in dieser Hinsicht verzichtet wird und die Konzentration direkt auf der teilweise ernsten Handlung liegt.
Ernst und spannend
Der Kern der Geschichte dreht sich zu Beginn um die Suche nach den einzelnen Mitgliedern der Seven Deadly Sins. Gemeinsam reisen Elizabeth und Meliodas durch das Reich, um die alte Gruppe wieder zu vereinen. Die Konzentration der Serie liegt allerdings nur auf einigen Mitgliedern des legendären Ordens der Heiligen Ritter. Besonder Meliodas steht als Held der Geschichte im Mittelpunkt, aber auch über einige andere Sins wie Diane oder Ban wird im Laufe der Serie einiges verraten. Allgemein setzt A-1 Pictures häufig Rückblicke ein, um die Vergangenheit der Figuren näher zu beleuchten und Klarheit in das Verhältnis gewisser Personen zueinander zu bringen. Das wird sogar in manch entscheidenden Momenten genutzt, um genauere Einblicke in die bisherigen Hintergründe zu liefern und bereits gesehenen Ereignissen einen neuen Blickwinkel zu geben.
Die dabei erzählte Geschichte ist interessant und spannend genug, um die vollen 24 Episoden hindurch bei Laune zu halten. Gerade die Cliffhanger am Ende mancher Folge verleiten dazu, stets weiter schauen zu wollen und neugierig auf den Verlauf der Ereignisse zu machen. Besonders innerhalb der kleineren Unter-Storylines, die bestimmte Wegpunkte innerhalb der eigentlichen Handlung darstellen, funktioniert dieses Element hervorragend. Dazu tragen auch die weitgehend sympathischen und nur selten nervigen Charaktere bei. Auf Stereotypen und Klischees wurde allerdings nicht verzichtet. So ist der nicht alternde Meliodas ein alter, erfahrener und besonders mächtiger Ritter mit viel Güte, der sich bereitwillig für seine Kameraden aufopfert. Zugleich verbirgt er aber eine dunkle, gefährliche Seite, die besonders in seiner Wut aus ihm hervorbricht. Deshalb wird er auch die Dragon’s Sin, die Sünde des Zorns, genannt. Doch Meliodas ist auch ein kleiner Perversling und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um Elizabeth zu betatschen oder anzügliche Bemerkungen zu machen. Störend oder nervig fällt das allerdings nicht auf, da es nur als humorvolles Element eingesetzt wird und nie die Überhand gewinnt.
Meliodas ist natürlich nur ein Beispiel für die recht große Charakterriege. Alleine auf Seiten der Helden gibt es je nach Zeitpunkt innerhalb der Serie eine größere Gruppe an Figuren, die alle über individuelle Eigenschaften verfügen und bestimmte Rollen einnehmen. So ist die Riesin Diane das Mitglied der Sins, das in den Anführer Meliodas verliebt ist, während ein anderer Sin an ihr interessiert ist. Oder aber Fox’s Sin Ban, Sünde des Geizes und der Gier, der als bester Freund und kameradschaftlicher Rivale von Meliodas fungiert. Inklusive einiger teils heftiger Prügeleien. Doch trotz der vorhandenen Klischees, sind die Charaktere gelungen und weisen genug Eigenständigkeit auf. Im Laufe der Serie möchte man niemanden von ihnen mehr missen. Auch nicht das sprechende Schwein Hawk.
Gelungene Auflockerung
Damit wären wir beim Humor von The Seven Deadly Sins. Immer wieder wird das ernste und actionreiche Geschehen der Serie durch ruhigere oder amüsante Szenen aufgelockert. Sei es durch Hawk, der sich mal wieder selbst als Ritter des Ordens der Müllbeseitigung bezeichnet oder durch Dianes eifersüchtige Reaktion, wenn Meliodas und Elizabeth sich wieder einmal zu nahe kommen. Dadurch entsteht neben der spannenden und ernsten Atmosphäre auch immer wieder eine lockere Stimmung, die für gute Auflockerung sorgt. Trotz allem fühlt es sich nie so an, als sei die Serie gestreckt oder irgendein Ereignis wäre Fehl am Platz. The Seven Deadly Sins ist in dieser Hinsicht angenehme Unterhaltung.
Ebenfalls auffallend ist das Design der Serie. Die Charaktere orientieren sich stark am Manga, der bereits einen gewissen Wiedererkennungswert hatte. Es gibt zwar Gemeinsamkeiten zu anderen Animes und Mangas, dennoch besteht eine gewisse Eigenständigkeit. Die Animationen sind flüssig, was gerade in der gut inszenierten Action zur Geltung kommt. Nicht völlig überzeugen kann die deutsche Synchronisation. Manche wichtige Nebenfigur klingt etwas zu monoton oder bemüht. Dafür leisten die Sprecher der Hauptcharaktere gute Arbeit. Allerdings gibt es auch manche leicht nervige Stimme im Laufe der Serie. Dies gilt zum Teil für das Schwein Hawk, der mit seiner quitschigen Tonlage die gesamte Serie hindurch deutlich auffällt. Trotzdem gewöhnt man sich mit der Zeit daran und möchte nicht auf den sprechenden Müllfresser verzichten.
Fazit
The Seven Deadly Sins ist ganz sicher keine innovative Serie und verfolgt einige klare Genre-Linien. Gerade die Kämpfe mit dem Einsatz von groß inszenierten Fähigkeiten erinnern an einige bekannte Anime-Hits. Dennoch weist die Serie durch die ernste Geschichte und die trotz Klischees gelungenen Charaktere genug Eigenständigkeit auf, um bis zum Schluss zu fesseln. Letztlich handelt es sich eben um seichte Fantasy-Action-Unterhaltung mit gut eingesetztem Humor zur Auflockerung und weitgehend sympathischen Charakteren – sowohl auf Seiten der Seven Deadly Sins als auch der Heiligen Ritter. Anime-Fans, die mit dem Genre etwas anfangen können sollten auf jeden Fall einen Blick wagen. Und durch ein Netflix-Probeabo besteht sogar die Möglichkeit alle Folgen kostenlos zu sehen.
Kurzfazit: Genre-typisches Abenteuer, das dank spannender Geschichte, guter Action, gelungenem Humor-Einsatz und sympathischer Charaktere unterhält.
Details
Titel: The Seven Deadly Sins
Genre: Fantasy, Action, Abenteuer
Regie: Tensai Okamura
Studio: A-1 Pictures
Produktionsjahr: 2014
Laufzeit: ca. 580 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Erscheinungstermin: 01. November 2015
Herstellerseite: The Seven Deadly Sins bei Netflix
Bilder Copyright A-1 Pictures