E3 2015: Rückblick auf die Messe
In der vergangenen Woche fand die Electronic Entertainment Expo 2015 in Los Angeles statt. Wie jedes Jahr brachte die weltweit größte Games-Messe zahlreiche Ankündigungen und einige Überraschungen.
Beinah jede Pressekonferenz konnte mit irgendetwas Besonderem auf der E3 2015 aufwarten. Sei es Bethesdas Hang zu viel Gameplay-Material, Microsofts plötzliche Besinnung die Xbox One doch Abwärtskompatibel zu machen oder die großen Überraschungsankündigungen bei Nintendo. Gänzlich enttäuscht hat kaum eines der großen Events. Lediglich die PC Gaming Show hatte keine Highlights zu verzeichnen und verkam zu einer recht langweiligen Talkshow in Überlänge. Aber auch Nintendo schwächelte mit seinem Digital Event.
Die Messe der Überraschungen
Im Vorfeld er E3 dachten viele Fachleute, Mitglieder der Presse oder auch Spieler, dass die Messe in diesem Jahr ziemlich ereignislos, gar langweilig werden könnte. Viele Hersteller zeigten ihre Toptitel bereits im Vorfeld und kündigten wie beispielsweise Bethesda Fallout 4 große Neuheiten an. Doch am Ende stellten sich die Befürchtungen als unbegründet heraus. Auch wenn viele Spiele bereits bekannt waren, gab es noch so einige Neuankündigungen zu sehen. Einige davon sogar überaus überraschend und mehr als nur unerwartet.
Die wohl größten Beispiele lieferte Sony auf der eigenen Pressekonferenz. Nicht nur kündigte Square Enix mit einem Trailer endlich das, von vielen Fans langersehnte Remake des Rollenspiel-Klassikers Final Fantasy 7 an, auch Yu Suzuki hatte eine Überraschung parat. Und zwar die Ankündigung einer Kickstarter-Kampagne zu Shenmue 3. Innerhalb weniger Stunden war das Ziel von zwei Millionen US-Dollar erreicht. Die ganze Ankündigung hat aber aufgrund ihrer Anwesenheit auf der Messe eines Milliardenschweren Unternehmens einen etwas bitteren Beigeschmack, der noch verstärkt wurde, weil Sony mittlerweile offiziell als Publisher des Spiels eingesprungen ist. Dennoch wird weiterhin Geld der Spieler gesammelt.
Microsofts große Überraschung war wohl die Ankündigung der Abwärtskompatibilität für die Xbox One. Ende des Jahres soll es möglich sein Xbox 360-Spiele auf der aktuellen Konsole zu spielen. Dass diese Ankündigung so frenetisch gefeiert wurde, kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Eigentlich sollte dieses Feature als Standard betrachtet werden, dass von Anfang an sowohl bei Xbox One als auch PS4 an Bord hätte sein müssen. Sonys Konsole soll auch weiterhin keine PS3 Spiele abspielen können, womit das japanische Unternehmen Microsoft etwas in die Hände spielt.
Damit war es mit Überraschungen aber noch nicht vorbei, da es ungewöhnlich viele Ankündigungen von Spielen neuer Marken gab. EA präsentierte das 2,5D-Jump & Run Unravel eines kleinen Studios. Ubisoft stellte das Historien-Geschnetzel For Honor vor, in dem Ritter, Wikinger und Samurai gegeneinander kämpfen und Microsoft zeigte einen ersten Rendertrailer zu Recore, dem neuen Spiel von Mega-Man-Erfinder Keiji Inafune. Square Enix hatte mit einem Nachfolger zum wenig erfolgreichen Rollenspiel Nier und Project Setsuna sogar direkt zwei unerwartete Ankündigungen im Gepäck. Bei Ubisofts traditioneller Spieleüberraschung zum Abschluss der Pressekonferenz handelte es sich übrigens nicht um For Honor, sondern um Ghost Recon: Wildlands. Sony hingegen kündigte das neue Spiel der Killzone-Entwickler von Guerrilla Games an. Bei Horizon: Zero Dawn handelt es sich um ein Action-Rollenspiel in einem Post-Apokalyptischen-Prähistorien-Setting.
Die Messe-Enttäuschungen
Leider konnte nicht alles auf der E3 überzeugen. Zwar präsentierten fast alle Hersteller auf ihren Pressekonferenzen interessante Spiele oder überraschten mit komplett neuen Marken, doch auch Mängel schlichen sich ein. So waren die Konferenzen von Electronic Arts und Square Enix weitgehend etwas bieder und langweilig, während Microsoft sich in Sachen Gameplay-Material zurückhielt. Sony hingegen hatte keinen wirklichen Top-Hit für 2015 mehr vorzustellen.
Doch die größten Flops in Sachen Events legten die überaus unspektakuläre und vollkommen überflüssige PC Gaming Show und Nintendo hin. Während das rein auf den PC festgelegte Event von AMD und der US-Zeitschrift PCGamer daran krankte, dass kaum Ankündigungen erfolgten und gerade die großen Hersteller wegblieben, konnte Nintendo nur relativ wenig zeigen. Abgesehen vom Star Fox Zero, das bereits auf der E3 2014 angekündigt wurde, und anderen bekannten Spielen, war nur wenig Neues zu sehen. Viele Nintendo-Fans zeigten sich nach dem Digital Event enttäuscht. Ein Grund dafür ist aber auch Nintendos Ausrichtung. In das Konzept mit den regelmäßigen Nintendo-Direct-Live-Streams, bei denen über das ganze Jahr neue Spiele angekündigt werden, passt ein Großevent wie die E3 eigentlich nicht. Immerhin entschädigten Nintendos Treehouse-Live-Streams über alle drei Messetage mit massenweise Spielszenen zu allen Spielen der Messe für Wii U und 3DS.
Messe-Fazit
Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen war die Electronic Entertainment Expo 2015 eine durchaus gelungene Messe. Gerade Nintendos Treehouse-Live-Streams haben es möglich gemacht, die E3 auch zu Hause zu erleben. Die Live-Streams der Pressekonferenzen trugen natürlich maßgeblich dazu bei. Beinah jede Show konnte zumindest in Teilen überzeugen und hatte eigene Stärken. Von einem Sieger möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen. Viel mehr habe ich es als äußerst positiv empfunden, dass die Hersteller wieder mehr Mut haben, sich an neue Marken zu wagen. Gleichzeitig bekommen viele bekannte Spiele-Reihen vielversprechende Fortsetzungen. Schade nur, dass viele Messe-Hits erst 2016 erscheinen. Doch mit Fallout 4, Star Fox Zero, Halo 5: Guardians, Xenoblade Chronicles X, Rise of the Tomb Raider, Fifa 16 oder Assassin’s Creed: Syndicate bekommen Spieler auch dieses Jahr noch einige hochkarätige Spiele – egal welches System sie bevorzugen. Nur der PC kam leider wieder zu kurz. Hoffentlich fällt die PC Gaming Show im nächsten Jahr besser aus.