Rezension: Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book (PS4)

atelier-sophie-the-alchemis-of-the-mysterious-book-coverAtelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book ist der erste Ableger der JRPG-Reihe für Sonys Playstation 4 und startet zudem eine neue Serie innerhalb der Atelier-Spiele.

Nach dem Tot ihrer Großmutter, hat die junge Sophie das Alchemie-Atelier ihrer einzigen Verwandten übernommen. Trotz einiger Missgeschicke, versucht sie immer wieder erfolgreich Rezepte umzusetzen und den Menschen ihrer Heimatstadt Kirchen Bell zu helfen. Als eines Tages Sophies Freundin Monika um die Herstellung von Medizin bittet, findet die angehende Alchemistin unter den Sachen ihrer Großmutter ein mysteriöses Buch. Kurz darauf beginnt dieses plötzlich zu sprechen, zu fliegen und stellt sich selbst als Plachta vor. Den ersten Schrecken überwunden, freundet sich Sophie mit dem lebenden Buch an, muss allerdings feststellen, dass Plachta sämtliche Erinnerungen fehlen. Somit steht für die fröhliche und hilfsbereite Sophie fest: Plachtas Gedächtnis soll wieder hergestellt werden. Dafür gilt es Alchemie-Rezepte zu entdecken und die leeren Seiten des Buches damit zu füllen.

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Verlorene Erinnerungen

Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book ist im Kern ein klassisches Rollenspiel aus Japan. Neben der auffälligen und bunten Anime-Grafik, weist hierauf auch das an viele andere Genrevertreter erinnernde, rundenbasierte Kampfsystem hin. Wie für die Reihe typisch, spielt Alchemie eine wichtige Rolle im Spiel und ist eine der größten Besonderheiten. Als bereits 17. Teil der Reihe begibt sich Entwickler Gust mit dem Abenteuer von Sophie und Plachta erstmals auf die Playstation 4 und hat zudem einige Änderungen vorgenommen. So fällt das Zeitmanagment gänzlich weg. Dennoch spielen die Uhrzeit und Wochentage noch immer eine Rolle. Allerdings nur in soweit, dass manche Ereignisse an die aktuelle Tageszeit oder das Wochenende gebunden sind. Das verleiht Atelier Sophie eine gewisse Glaubwürdigkeit, ohne dass echter Zeitdruck entsteht.

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Die Geschichte von Atelier Sophie kommt eher gemächlich in Fahrt und tröpfelt zeitweise etwas vor sich hin. Es ist zwar immer klar, was als nächstes zu tun ist, doch lange Zeit gilt es eben nur die Bedingungen für eine neue Erinnerung von Plachta zu erfüllen. Je nach Spielweise kann es etwas länger dauern, bis sich dieses Konzept zumindest ein wenig löst und kurzzeitig neue Aufgaben zu erfüllen sind. Die Wiederherstellung von Plachtas Gedächtnis ist jedoch stets der rote Faden, der sich durch alle größeren Ereignisse um Sophie und ihre neue Freundin zieht. Interessant bleibt die Geschichte trotzdem, was zu einem großen Teil den beiden Protagonistinnen zu verdanken ist. Schnell wachsen einem die beiden ans Herz und man möchte einfach dabei helfen Plachtas Erinnerungen wieder herzustellen. Da stören selbst die klischeehaften Eigenschaften mancher Charaktere nicht. Bedauerlich ist allerdings, dass die Geschichte ohne große Wendungen auskommt und in vielen Teilen vorhersehbar ist.

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Magische Herstellung

Wie bei der Atelier-Reihe üblich, ist Alchemie das Herzstück des Spiel. Sie ist nicht nur wichtigstes Spielelement, sondern auch zentrales Bindeglied der Geschichte. Nur dank ihrer Berufung, lernt Sophie Plachta kennen. Fast alle Aufgaben im Spiel sind mit dem Herstellen von Gegenständen verbunden. Sei es das zuvor stattfindende Sammeln von Materialien in Gebieten außerhalb der Stadt, in denen Sophie und ihre Freunde auf Monster treffen, oder das Erfüllen von Anfragen der Bewohner von Kirchen Bell.

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Dabei gestaltet sich das Alchemie-System als angenehm komplex, ohne zu kompliziert zu sein. Entsprechend der entdeckten Rezepte müssen bestimmte Materialien verwendet werden. Sowohl Größe und Farbe als auch die genaue Platzierung im Kessel spielen eine wichtige Rolle. Bei richtiger Anwendung können hohe Boni auf die Effekte des hergestellten Gegenstands verdient werden, wodurch dieser eine höhere Qualität erhält. Bei steigendem Alchemie-Level lassen sich später auch bis zu drei Eigenschaften der Materialien übertragen. Das beinhaltet neben besserer Wirkung beispielsweise auch eine veränderte Größe. Wirkt das Alchemie-System zu Beginn nicht ganz klar, verinnerlicht man nach kurzer Zeit die Möglichkeiten schnell, ohne dass es jemals zu einfach wird die besten Ergebnisse zu erzielen.

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Außerhalb der Stadt

Die Suche nach Materialien findet in Gebieten außerhalb von Kirchen Bell statt und ist ein weiteres zentrales Element von Atelier Sophie, das immer wieder in die Geschichte eingebaut wird. Mit der Zeit schließen sich Sophie neue Kameraden an, die sie aus diversen Gründen bei ihren Reisen begleiten. Das ist auch gut so, da überall Monster auf die junge Alchemistin warten. Doch bevor es zu Kämpfen kommt, gilt es über die Weltkarte einen Zielort auszuwählen und anschließend automatisch dorthin zu reisen. Dabei verstreicht Zeit und die LP der Charaktere sinken. Zu niedrige LP sorgen für sinkende Charakterwerte, können allerdings beispielsweise durch Essen wieder aufgebessert werden. Dadurch ist vorherige Planung der Reise sinnvoll, um nicht unnötig LP oder Lebensmittel zu verschwenden. Die Gebiete fallen allgemein eher klein und überschaubar aus, auch wenn einige über mehrere Abschnitte verfügen.

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Während dem Sammeln von Materialien verstreicht nicht nur Zeit, sondern man trifft in den Gebieten auch auf Monster. Kommt Sophie mit einem solchen in Kontakt, wechselt das Spiel in den Kampfbildschirm. Die Konfrontationen sind dabei klassisch rundenbasiert gestaltet. Eine Leiste am linken Bildschirmrand informiert über die Zugreihenfolge, die durch gewählte Aktionen beeinflusst werden kann. Neben einer offensiven Stellung können die maximal vier Charaktere auch defensiv agieren, um Angriffen von Feinden besser widerstehen zu können. Dafür stehen abseits von einfachen Attacken und dem Einsatz von Items auch das Verteidigen und diverse Spezialaktionen zur Verfügung. Zudem agieren Sophie und ihre Begleiter gemeinsam und führen Kettenangriffe aus, die von der gemeinsamen Stellung abhängig sind. Leider lässt das Kampfsystem wirkliche taktische Tiefe vermissen und ist damit eher simpel gestaltet. Durch die Kämpfe erhalten Sophie und die anderen Erfahrungspunkte und steigen somit im Level auf. Ausrüstung lassen wir bei den entsprechenden Händlern in Kirchen Bell anfertigen oder aufwerten.

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Freundschaft und Hilfsbereit

Durch immer wieder aufkommenden Ereignisse wie neu in die Stadt kommende Händler oder manchmal eher banale Besuche eurer Bekannten und Freunde, entsteht fast nie der Eindruck, es würde nichts passieren. Stattdessen gelingt es den Entwicklern mit dem Kniff der kleinen Ereignisse den Alltag von Sophie lebhaft zu gestalten. Deshalb lohnt es sich auch die eher triste und in manchen Gebieten etwas leer wirkende Stadt immer wieder aufs Neue zu erkunden, da zufällige Ereignisse durch das bloße Besuchen der richtigen Lokalität oder durch Gespräche mit anderen Bewohnern von Kirchen Bell ausgelöst werden können.

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Häufig werden dabei kleine Geschichten erzählt, die sich über einen längeren Zeitraum ziehen und in Aufgaben gipfeln können. Diese verraten meist mehr über Sophies Freunde und Kameraden, erzählen dessen Geschichte weiter und helfen zudem bei der Erhöhung des Freundeslevels, das ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel zur Verfügung steht und auch mit Geschenken verbessert werden kann. Allgemein sind die Charaktergeschichten an den Stand der Freundschaft gebunden, so dass es zumindest bei den Party-Mitgliedern, die euch auch in die Kämpfe begleiten, einsehbar ist, wann zur Erhöhung des Freundeslevels eine Fortführung der Charaktergeschichte notwendig ist.

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Neben den größeren und mit einer Geschichte versehenen Aufgaben, gibt es noch die sogenannten Requests, die bei Meister Horst im Café von Kirchen Bell angenommen werden können. Dabei handelt es sich um einfache Aufgaben, die das Erledigen bestimmter Monster oder das Abliefern gewisser Gegenstände und Materialien erfordern. Abgesehen von Geld lassen sich durch die Requests auch Voucher verdienen. Mit diesen können an den Wochenenden bei Tess im Café besondere und seltene Items gekauft werden.

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Schwächelnd

Wie bereits erwähnt fallen die Umgebungen in Atelier Sophie eher trist und leer aus. Das fällt am meisten in Kirchen Bell auf. Durch einige Passanten soll die Stadt zwar etwas lebendiger wirken, doch das gelingt nur bedingt. Dafür sind die Gebiete meist zu groß und es passiert zu wenig. Außerhalb der Stadt ist das Problem nicht ganz so groß, bleibt aber dennoch erhalten. Immerhin wissen manche Effekte in den Kämpfen zu überzeugen. Doch genauso wie die auch sonst der PS4 nicht würdigen Grafik mit ihren manchmal eher mäßigen Animationen, fällt dieser Aspekt relativ schnell nicht mehr auf, da man sich viel mehr auf das Spiel selbst konzentriert. Den Spielspaß trübt die Grafik jedenfalls kaum. Gelungen hingegen ist der Sound. Sowohl die musikalische Untermalung als auch die Effekte und Sprachausgabe können sich hören lassen und sorgen für eine meist fröhlich-lockere Stimmung, können aber zum passenden Moment auch für ein wenig Beklemmung sorgen.

Fazit

Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book ist wie zu erwarten war ein recht spezielles Spiel. Obwohl die Reihe gerade außerhalb Japans eher ein Nischendasein fristet, erfreut sie sich einer treuen Fangemeinde, die seit längerem eine jährliche Veröffentlichung rechtfertigt. Der erste Ausflug von Entwicklerstudio Gust auf die Playstation 4 wird von einer eher schwachen Technik etwas getrübt, der Spielspaß bleibt jedoch trotzdem erhalten. Bedauerlich ist, dass Atelier Sophie eine eher seichte Geschichte ohne wirkliche Überraschungen erzählt. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen. Dank den handelnden Charakteren – allen voran Sophie und Plachta – stört das allerdings nur bedingt, da man die junge Alchemistin und ihre etwas andere Freundin gerne auf ihrem Weg begleitet und dabei unterstützt die Erinnerungen Plachtas wieder herzustellen. Zudem sorgen immer wieder aufkommende Ereignisse – egal ob der Haupthandlung zugehörig oder nicht – für eine gewisse Lebendigkeit in Sophies Alltag. Für alle Spieler ist Atelier Sophie sicherlich nicht geeignet, aber wer sich an den Schwächen nicht stört und JRPGs mag, sollte einen genaueren Blick wagen. Fans der Reihe dürften trotz einiger Änderungen sowieso zugreifen.

Kurzfazit: Trotz Schwächen bei Technik und Geschichte ist Atelier Sophie ein unterhaltsames Rollenspiel, das mit einer interessanten Alchemie-Mechanik und sympathischen Charakteren unterhält.

Vielen Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book!

Details
Titel: Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book
Genre: Rollenspiel
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Gust
Spieler: 1
Syteme: Playstation 4
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2016

Bilder Copyright Koei Tecmo