Rezension: Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 (PS5)

Fünf Stealth-Action-Klassiker bringt Konami in der Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 zurück.

Spätestens seit dem erstmals Ende der 1990er für die erste PlayStation veröffentlichten Metal Gear Solid, gehört die Stealth-Action-Reihe zu den größten Namen des Genres. Metal-Gear-Schöpfer Hideo Kojima gilt auch aufgrund der Beliebtheit von Solid Snakes erster PlayStation-Mission als ein Meister seiner Fachs. Mit der Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 hat Konami die ersten fünf Spiele der Metal-Gear-Reihe als Spielesammlung für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Nintendo Switch und den PC veröffentlicht. Enthalten sind Metal Gear, Metal Gear 2: Solid Snake, Metal Gear Solid, Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty und Metal Gear Solid 3: Snake Eater zum Teil in verschiedenen Versionen und Bonus-Inhalten. Außerdem umfasst die Spielesammlung ein Screenplay Book mit Dialogen und Szenen zu jedem Spiel und das umfangreiche Master Book, das über Hintergründe zur Reihe informiert, Graphic Novels und einen Musikplayer. Was nach viel klingt, ist gerade im Vergleich zur 2013 für PlayStation 3 veröffentlichten Metal Gear Solid: The Legacy Collection jedoch etwas enttäuschend. Diese beinhaltete zusätzlich Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots und Metal Gear Solid: Peace Walker sowie weiteres Bonusmaterial. Der Titel lässt erahnen, dass diese Spiele in einem zweiten Volume des Master Collection erscheinen sollen.

Portiertes Schleichen

Dennoch ist der Umfang mit fünf NES-, MSX-, PlayStation- und PlayStation-2-Klassikern immer noch ordentlich. Allerdings fällt schnell auf, dass es sich bei den enthaltenen Spielen um keine Remaster, sondern Portierungen handelt. Das mag bei den ersten beiden Titeln Metal Gear und Metal Gear 2: Solid Snake aufgrund ihrer 8-Bit-Herkunft weniger stark ins Gewicht fallen, gerade bei Metal Gear Solid wirkt es sich jedoch umso stärker aus. Zwar wurde die Auflösung angepasst, doch auf ein Breitbild verzichtet. Entsprechend müssen wir beim PlayStation-1-Klassiker genauso wie bei den MSX- und NES-Titeln mit Balken links und rechts leben. Zusätzlich wirkt die Grafik reichlich verwaschen, die Optik flackert und die Steuerung ist aus heutiger Sicht anstrengend bis nervig.

Sicher, Metal Gear Solid ist gerade bei der Spionage-Geschichte um Solid Snake noch immer ein Meisterwerk und setzt auch bei einigen Gameplay-Elementen Maßstäbe. Nur wirken diese aus heutiger Sicht nicht mehr so gut. Ohne das Stealth-Action-Spiel im Original gespielt und somit entsprechende Nostalgie zu haben, dürfte es vielen Spielern schwerfallen, zu erkennen, weshalb Metal Gear Solid einen so guten Ruf genießt. Ähnliches trifft auch auf die anderen Spiele der Master Collection Vol. 1 zu. Immerhin sind Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty und Metal Gear Solid 3: Snake Eater in der HD-Version, die Bluepoint Games für die 2011 erschienene Metal Gear Solid: HD Collection umgesetzt hat. Doch auch hier wurden im Vergleich zu dieser keine weiteren Anpassungen vorgenommen. Entsprechend verfügen die beiden PS2-Titel zwar über Breitbild und auch grafisch sind sie deutlich schicker als Metal Gear Solid, doch auch hier fällt das Alter und die geringe Arbeit, die in die Neuveröffentlichung geflossen ist, auf.

Veraltetes Schleichen

Besonders bei der Steuerung hinken alle fünf Spiele massiv. Das ist bei Metal Gear und Metal Gear 2: Solid Snake aufgrund ihres Alters noch verzeihbar, wird bei den drei Metal-Gear-Solid-Spielen aber zur Geduldsprobe. Wie bereits erwähnt, gilt das insbesondere bei Metal Gear Solid, doch auch Teil zwei und drei erfordern einige Eingewöhnungszeit. Hier hätten wir uns abseits von grafischen Aufwertungen auch eine moderne Steuerung und andere Anpassungen gewünscht – eben echte Remaster. Denn so gut die Stealth-Action-Spiele bei ihrer Erstveröffentlichung waren, so behäbig, unhandlich, umständlich oder gar langweilig sind sie heute. Manches Gameplay- oder Steuerungselement nervt eher, als dass es Spielspaß bringt. Lediglich überzeugte Metal-Gear-Fans mit entsprechender Nostalgie, dürften der Master Collection Vol. 1 in spielerischer Hinsicht etwas abgewinnen können. Diese dürften aber von der schwachen Portierung enttäuscht werden.

Erwähnt sein sollte noch, dass die Metal-Gear-Reihe spielerisch Maßstäbe gesetzt hat. Sowohl in den 8-Bit-Titeln als auch später auf der ersten PlayStation und PlayStation 2, überzeugten die Spiele mit für damalige Verhältnisse überragendem, neuartigem Gameplay. Als Snake durch Basen oder Dschungel zu schleichen, Feinde heimlich auszuschalten und uns legendären Feinden stellen, war eine Offenbarung. Leider funktioniert all das heute nicht mehr so gut wie in den 1980er-, 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Dafür verstehen es alle Titel, besonders die drei PlayStation-Teile mit einer spannenden und mitunter wendungsreichen Spionage-Geschichte zu fesseln. Alleine um diese nachzuholen oder erneut zu erleben, wäre eine gute Neuveröffentlichung der Reihe wünschenswert. Die Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 ist davon aber weit entfernt. Bleibt zu hoffen, dass das bereits angekündigte Remake von Metal Gear Solid 3: Snake Eater zeigt, wie gut die klassischen Metal-Gear-Spiele in neuem Gewand funktionieren können.

Fazit

Endlich wieder die Metal-Gear-Reihe auf aktuellen Systemen spielen können. Das war mein erster Gedanke, als die Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 angekündigt wurde. Dass der Umfang mit fünf Spielen hinter der Metal Gear Solid: The Legacy Collection zurücksteht, habe ich im ersten Moment aufgrund der modernen Systeme akzeptiert. Allerdings zeigt die Master Collection Vol. 1, wie wenig Arbeit in die Neuauflage der Stealth-Action-Klassiker geflossen ist. Statt Remaster mit notwendigen grafischen Verbesserungen und angepasster Steuerung, hat Konami lediglich Portierungen zusammengefasst, die Auflösung erhöht und einige Bonus-Inhalte dazu gepackt. Das ist nicht nur zu wenig und enttäuschend, sondern der Metal-Gear-Reihe unwürdig. Besonders Metal Gear Solid hätte eine weitaus größere Frischzellenkur benötigt, um auch heute noch angenehm spielbar zu sein. Ohne Nostalgiefaktor ist der PlayStation-1-Klassiker bestenfalls dröge und behäbige, schlimmstenfalls teilweise nervig und langweilig. Teil zwei und drei schneiden etwas besser ab, hinterlassen aber aufgrund ähnlicher veralteter Mechaniken denselben Eindruck. Lediglich die 8-Bit-Teile sind aufgrund ihres Alters außen vor, da hier kaum mehr zu erwarten und möglich ist. Letztlich ist Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 eine enttäuschende Spielesammlung, die sich höchstens für knallharte Metal-Gear-Fans mit viel Nostalgie lohnt.

Kurzfazit: Schwache Spielesammlung ohne große Verbesserungen, die lediglich mäßige Portierungen großer Klassiker enthält und ohne viel Nostalgie kaum Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1!

Details
Titel: Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1
Genre: Stealth, Action
Publisher: Konami
Entwickler: Konami, Rocket Studio, M2, Bluepoint Games
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X|S, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 24. Oktober 2023