Rezension: Pikmin 4 (Switch)

Ein Rettungscrew-Neuling muss in Pikmin 4 auf der Suche nach Captain Olimar und gestrandeten Astronauten einen unbekannten Planeten erkunden.

Etwa zehn Jahre mussten Pikmin-Fans nach dem dritten Teil auf eine Fortsetzung der niedlichen Strategie-Adventure-Reihe warten. Seit Ende Juli dürfen wir endlich erneut einen unerforschten Planeten erkunden, mit den pflanzenartigen Pikmin zusammenarbeiten und in der Wildnis gestrandete Mitglieder der Rettungscrew und Zivilisten retten. Die Geschichte von Pikmin 4 fällt relativ simpel aus. Captain Olimar, Protagonist der ersten beiden Teile, ist auf einem unerforschten Planeten abgestürzt. Als die Rettungscrew sein Notsignal auffängt, bricht sie sofort zu seiner Rettung auf, strandet aber selbst auf dem unwirtlichen Planeten. Es ist an uns als Rettungscrew-Neuling ebenfalls zu dem Planeten aufzubrechen, um unsere verstreuten Kollegen und Captain Olimar zu finden. Dafür erstellen wir uns in einem rudimentären Editor mit ausreichend Möglichkeiten einen eigenen, knuffigen Charaktere.

Bekanntes Spielprinzip

Am grundlegenden Gameplay hat Nintendo für Pikmin 4 nichts geändert. Als selbst erstellter Astronaut erkunden wir die in sich geschlossenen Gebiete des Planeten, treffen dabei auf die Pikmin, die uns bei unserer Mission helfen. So sammeln wir einen Trupp Pikmin, dessen maximale Größe mit der Zeit immer mehr steigt, hinter uns und erteilen den niedlichen pflanzenartigen Lebewesen Befehle. Dafür haben wir immer ein kleines Stück vor uns einen Cursor, der als Zielmarkierung dient. An diesen Punkt werfen wir Pikmin auf Knopfdruck, woraufhin sie selbstständig passende Aktionen ausführen. Werfen wir sie auf einen Gegner, greifen sie an. Landen sie hingegen an einem Hindernis, beseitigen sie es, sofern sie dazu in der Lage sind. Auch Objekte können Pikmin auf diese Weise zu unserer kleinen Raumschiff-Kapsel tragen. Das ist wichtig, da es ein essenzieller Bestandteil unserer Mission ist, die überall verteilten Schätze einzusammeln. Dabei handelt es sich beispielsweise um einen Game Boy Advance, Besteck, Spielzeug und dergleichen. Nur eben riesengroß und für unsere Spielfigur und die anderen Astronauten unbekannt. Ein witziges Detail.

Da es nachts überaus gefährlich ist, enden unsere Ausflüge in die verschiedenen Gebiete des Planeten stets, wenn ein Tag zu Ende geht. Entsprechend tickt immer die Uhr, dargestellt durch eine Anzeige oben links. Pikmin, die nicht rechtzeitig im Schutzkreis unseres Landeplatzes sind, verlieren wir, was wir natürlich verhindern wollen. Da wir aber frühzeitig gewarnt werden, wenn sich der Tag dem Ende nähert, ist das normalerweise kein allzu großes Problem. Statt wie in Pikmin 3 die Gebiete für unsere Tagesausflüge über ein Menü auszuwählen, hat Pikmin 4 ein Basislager als Ausgangshub spendiert bekommen. Hier dürfen wir frei von jeglicher Zeitbegrenzung herumlaufen, mit den bereit geretteten Rettungscrew-Mitgliedern und Zivilisten sprechen, Nebenmissionen annehmen, gesammelte Ressourcen in Items und Verbesserungen investieren oder mit als Motivation bezeichneten Fähigkeitspunkten die Fähigkeiten unseres Rettungshund-Begleiters Otschin verbessern.

Tierischer Freund

Richtig gelesen, wir sind nicht alleine unterwegs. Direkt nach unserer Landung auf dem fremden Planeten, schließt sich uns der Rettungshund Otschin an. Diesem dürfen wir verschiedene Befehle geben. So kann Otschin etwa genauso wie die Pikmin, Gegner angreifen, Objekte zu unserer Raumkapsel tragen, Hindernisse beseitigen oder graben. Mit der Zeit ist Otschin auch in der Lage zu schwimmen. Außerdem können wir den putzigen Zweibeiner auch direkt nach Objekten wie Gestrandeten, Schätzen und allerlei anderem suchen lassen. In manchen Rätselabschnitten ist es sogar erforderlich Otschin getrennt von unserem Astronauten zu spielen. Hier unterstützen sich die beiden etwa dadurch, dass sie Schalter betätigen, um den Weg für den jeweils anderen zu öffnen. Nach einigen Missionstagen ist unser tierischer Begleiter ausgewachsen und wir dürfen uns gemeinsam mit den Pikmin auf seinen Rücken schwingen, um auf ihm zu reiten. Praktisch und überaus niedlich.

Über unser Basislager starten wir die Expeditionen in die verschiedenen Gebiete des Planeten. Dort erwarten uns neben Gegnern und Schätzen auch die aus den Vorgängern bekannten Höhlen. Über Klappen im Boden können wir in den Untergrund gelangen und in sich geschlossene kleine Level erkunden. Hier brauchen wir uns um die Zeit keine Sorgen zu machen, da wir komplett unabhängig von der Tagesbegrenzung agieren. Allerdings kann es sein, dass wir uns beim Verlassen einer Höhle plötzlich beeilen müssen, weil sich der Tag dem Ende nähert. Die Höhlen sind angenehm abwechslungsreich, bieten neben Kämpfen auch verschiedene Rätsel und andere Herausforderungen. Außerdem finden wir ausschließlich hier gestrandete Astronauten.

Effiziente Neuerungen

Das ist aber noch nicht alles. Komplett neu sind die sogenannten Dandori-Duelle. Diese sind eng mit der Geschichte von Pikmin 4 verbunden. Hier sollen wir unser Können unter Beweis stellen und in fünf Minuten mehr Schätze sammeln als unser Kontrahent. Eine willkommene Abwechslung, die im späteren Spielverlauf auch etwas herausfordernder wird. Allerdings nervt der Splitscreen während der Dandori-Duelle mit der Zeit. Da wir die Auseinandersetzungen unabhängig von der Kampagne auch im Zwei-Spieler-Modus gegeneinander spielen dürfen, ist zwar verständlich, weshalb es diesen gibt, doch ist eine Teilung des Bildes, wenn wir alleine sind, unnötig. Am Spielspaß ändert das aber glücklicherweise wenig.

Ebenfalls eine willkommene Neuerung, die Abwechslung in den auf Dauer etwas repetitiven Spielablauf bringt, sind die neuen Nachtmissionen. Nach einigen Stunden Spielzeit, schalten wir diese frei und dürfen somit auch nach Sonnenuntergang aufbrechen. Die Nachtmissionen fallen jedoch komplett anders aus als die Tagesausflüge. Statt die Gebiete frei zu erkunden, ist es unsere Aufgabe Leuchtbauten vor heran stürmenden Gegnern zu beschützen. Dafür sammeln wir möglichst schnell Leuchtkugeln ein, um mehr von den gänzlich neuen Leucht-Pikmin, die nur Nachts auftreten, zu erschaffen. Damit sind Nachtmissionen rein auf Verteidigung ausgelegt, was für eine ganz neue Form der Spannung und Herausforderung sorgt.

Wie erwähnt, hält mit den Leucht-Pikmin eine gänzlich neue Art Einzug in Pikmin 4. Das gilt auch für die ebenfalls komplett neuen Eis-Pikmin. Diese können Gegner und Wasser einfrieren. Abseits von ihnen gibt es die aus den Vorgängern bekannten Formen mit ihren Fähigkeiten. Rote Pikmin sind etwa immun gegen Feuer, blaue Pikmin können schwimmen und tauchen und gelbe Pikmin haben eine Resistenz gegen Elektrizität. Insgesamt finden wir in Pikmin 4 neun verschiedene Varianten der pflanzenartigen Lebewesen. Maximal drei verschiedene dürfen wir in unserem Team bei uns haben, weshalb gut überlegt werden sollte, wie wir unseren Pikmin-Trupp zusammenstellen. Auf Knopfdruck können wir uns aber auch eine Zusammensetzung empfehlen lassen.

Technisch stark, schwacher Ko-Op-Modus

Eine allzu große Herausforderung sollte bei Pikmin 4 nicht erwartet werden. Otschin als stetiger Begleiter senkt den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu den Vorgängern sogar noch etwas. Aber das ist keineswegs negativ, da das Strategie-Adventure sowieso auf eine entspannte, spaßige Spielerfahrung ausgelegt ist. Und genau das bietet Pikmin 4. Es ist überaus unterhaltsam die Gebiete des Planeten mit Otschin und den Pikmin zu erkunden, Gegner zu bekämpfen, neue Schätze zu finden und andere Astronauten zu retten. Wer dennoch ein wenig Hilfe benötigt oder das Abenteuer zu zweit erleben möchte, muss leider auf den vollwertigen Ko-Op-Modus des Vorgängers verzichten. Statt die komplette Kampagne zusammen durchspielen zu dürfen, hat Nintendo Pikmin 4 lediglich eine Art Assistenzmodus spendiert. Ein zweiter Spieler darf uns lediglich mittels Steinschleuder unterstützen und so etwa Gegner abschießen. Schade.

Dafür entschädigt der unglaublich niedliche, farbenfrohe Stil von Pikmin 4 ein wenig. Das Strategie-Adventure verströmt die entspannte, fröhliche Atmosphäre aus jeglicher Pore. Zwar ist die Grafik nicht in allen Bereichen zeitgemäß und kleinere, matschige Texturen fallen auf, das schadet dem Gesamtbild aber zu keiner Zeit. Dafür ist die Optik dank des Fokus auf die putzig-angenehme Spielerfahrung einfach zu passend. Selbiges gilt für den stimmungsvollen, wenn auch nicht unbedingt einprägsamen Soundtrack. Technische Probleme bleiben zudem komplett aus. Pikmin 4 läuft flüssig und zeigt abseits der Käfer-Gegner auch keinerlei Bugs oder sonstige Fehler. Abgerundet wird der hervorragende Eindruck von der gelungenen, meist punktgenauen und nur selten nicht perfekt funktionierenden Steuerung. Damit unterstreicht Pikmin 4 nicht nur die gute Spielbarkeit, sondern auch den hohen Spaßfaktor des Strategie-Adventures.

Fazit

Bisher hatte ich kaum Gelegenheit mich mit der Pikmin-Reihe zu befassen. Die ersten drei Teile habe ich kaum gespielt und auch sonst sind die Pikmin für mich vor allem weitere niedliche Nintendo-Charaktere. Pikmin 4 hat mich aber schon nach kurzer Zeit begeistert. Das grundlegende Gameplay-Konzept funktioniert hervorragend und birgt enorm viel Spielspaß. Daran ändert auch der leicht repetitive Spielablauf nichts. Zumal Dandori-Duelle und Nachtmissionen ausreichend Abwechslung bedeuten. Otschin ist ein putziger und hilfreicher Begleiter, der sich wunderbar einfügt und die nicht weniger niedlichen Pikmin sinnvoll unterstützt. Zudem sieht Pikmin 4 wirklich schön aus, verströmt eine entspannt-fröhliche Atmosphäre und lässt sich fast immer tadellose spielen. Eine klare Empfehlung für alle Nintendo-Switch-Besitzer, egal ob mit oder ohne Pikmin-Vorkenntnissen.

Kurzfazit: Niedliches, entspanntes Strategie-Adventure, das viel Spielspaß in fröhlicher Atmosphäre bietet.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Pikmin 4!

Details
Titel: Pikmin 4
Genre: Strategie-Adventure
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Spieler: 1-2
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 21. Juli 2023