Rezension: Curse of the Sea Rats (PC)

Vier in Ratten verwandelte Kriminelle versuchen in Curse of the Sea Rats den kleinen Timothy aus den Fängen einer Hexe zu befreien.

Seit einigen Jahren erfreut sich das Metroidvania-Genre, das auf die Klassiker Super Metroid und Castlevania: Symphony of the Night zurückgeht, großer Beliebtheit. Auch Curse of the Sea Rats vom spanischen Indie-Studio Petoons setzt auf das erkundungs- und actionlastige Spielprinzip. Das Studio selbst bezeichnet Curse of the Sea Rats humoristisch als Ratoidvania-Plattform-Abenteuer, was natürlich eine Anspielung auf das Szenario und den Titel ist. Angesiedelt ist Curse of the Rats im Jahr 1777. Ein britisches Gefangenenschiff aus der neuen Welt, kentert aufgrund eines Fluchs der an Bord befindlichen Piraten-Hexe Flora Burn. Sie verwandelt jeden auf dem Schiff in Ratten und entführt Timothy, den kleinen Sohn des Kapitäns. Dieser beauftragt die vier Gefangenen David Douglas, Buffalo Calf, Bussa und Akane Yamakawa mit der Rettung seines Sohnes. Als Belohnung winkt die Freiheit.

Ratten-Kriminelle zur Rettung

Damit ist auch unsere Aufgabe in Curse of the Sea Rats klar: in der Rolle der vier Kriminellen heißt es, Flora Burn und ihre Anhänger zu jagen, aufzuhalten und Timothy zu retten. Dafür schlüpfen wir in die Rolle eines der vier spielbaren Charaktere, erkunden die in 2,5D-Comic-Grafik gehaltene, aus verbundenen Gebieten bestehende Spielwelt und bekämpfen zahlreiche Gegner. Wie in einem Metroidvania üblich, erhalten wir im Laufe des Abenteuers neue Fähigkeiten, die uns den Zugang zu zuvor nicht erreichbaren Orten gewähren. Entsprechend kehren wir regelmäßig in bereits besuchte Gebiete zurück, um dort voranzukommen. Hierbei kann Curse of the Sea Rats die üblichen Genre-Standards erfüllen und dank einiger Nebenquests überzeugen. Lediglich eine fehlende Markierung für abgeschlossene Abschnitte sowie den Aufenthaltsort von Nicht-Spieler-Charakteren kann für Frust und unnötige Sucherei sorgen. Gerade wenn wir für eine Nebenquest einen bestimmten Charakter suchen, kann sich das, sofern wir uns die genaue Position nicht gemerkt haben, spürbar in die Länge ziehen.

Allerdings schafft es Curse of the Sea Rats trotz allem nicht über die grundlegenden Genre-Standards hinaus. Das liegt vor allem an der behäbigen Steuerung. Egal ob wir als David Douglas, Buffalo Calf, Bussa oder Akane Yamakawa, die sich alle mit eigenen Kampfstilen unterschiedlich spielen, unterwegs sind, stets haben wir das Gefühl, dass unsere Aktionen zäh durchgeführt werden. Das erschwert nicht nur den sowieso eher rudimentären Kampf gegen Gegner, sondern sorgt auch bei den regelmäßigen Sprungpassagen aufgrund unnötiger Ungenauigkeit für Frust. Gerade zu Spielbeginn kommen zudem zwar verständliche, aber dennoch nervige Einschränkungen in den Fähigkeiten der Charaktere hinzu. Wir dürfen sie zwar jeweils in eigenen Fähigkeiten Bäumen verbessern, dennoch dauert es etwas, bis wir etwa wirklich gut ausweichen können. Das ist gerade deshalb wichtig, weil Feinde bereits bei Berührung Schaden verursachen und uns zurückwerfen. Nicht selten haben wir, ohne auch nur einen Treffer landen zu können, nur aufgrund von Steuerung und Gameplay-Schwächen das Zeitliche gesegnet. Daran ändert auch der etwas leichtere Schwierigkeitsgrad im Couch-Koop-Modus für bis zu vier Spieler wenig.

Immerhin kann Curse of the Sea Rats mit einer kurzweiligen Geschichte, interessanten Charakteren, die alle eine eigene Hintergrundgeschichte haben, und einer guten Portion Humor unterhalten. Allerdings reichen popkulturelle Anspielungen oder immer wieder eingestreute Zwischensequenzen nicht aus, um den Gameplay-Frust aufzuwiegen. Auch der ordentliche Umfang mit einer Welt aus über hundert Abschnitten sowie einer Spielzeit von etwa zwölf Stunden haben kaum Einfluss auf den zu sehr leidenden Spielspaß. Dafür überzeugt Curse of the Sea Rats mit einer schönen, handgezeichneten Comic-Grafik, die vor Charme und Liebe zum Detail nur so strotzt. Auch der Soundtrack ist überaus stimmig und unterstreicht gemeinsam mit der sehr guten englischen Synchronisation die gelungene Atmosphäre. Umso bedauerlicher ist es, dass Curse of the Sea Rats so sehr unter Gameplay- und Steuerungsproblemen leidet und deshalb nur durchschnittliche Genre-Kost bietet.

Fazit

Auf Curse of the Sea Rats habe ich mich seit den ersten Trailern gefreut. Die schöne Comic-Grafik, das witzige Piraten-Szenario mit Ratten und die Aussicht auf ein weiteres, potentiell spannendes Metroidvania, haben mich positiv gestimmt. Leider kann Curse of the Sea Rats die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Während Grafik, Musik, Sprachausgabe, Geschichte und Charaktere über jeden Zweifel erhaben sind, sind es vor allem Gameplay-Schwächen und Steuerungsprobleme, die für Frust sorgen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn ich wiederholt sterbe, weil mein Charakter nicht richtig oder zu spät reagiert. Dazu gesellten sich zur Veröffentlichung des Spiels technische Macken, die zumindest teilweise durch Updates behoben wurden. Dennoch ist Curse of the Rats leider nicht mehr als ein durchschnittliches Metroidvania, das sich gerade aufgrund der zahlreichen besseren Genre-Vertreter der letzten Jahre nur große Fans des Spielkonzeptes näher anschauen sollten.

Kurzfazit: Durchschnittliches Metroidvania-Action-Adventure, das trotz guter Ansätze zu sehr unter Gameplay- und Steuerungsschwächen leidet.

Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Curse of the Sea Rats!

Details
Titel: Curse of the Sea Rats
Genre: Metroidvania, Action-Adventure
Publisher: PQube
Entwickler: Petoons Studio
Spieler: 1-4
Syteme: PC (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 06. April 2023