Rezension: Ravenlok (Xbox Series X)

Als prophezeite Auserwählte, soll eine Teenagerin in Ravenlok die böse Königin einer anderen Welt besiegen.

Noch mitten im Umzug in das ländliche Haus, das ihre Familie von ihrer exzentrischen Tante geerbt hat, entdeckt eine Teenagerin, deren Namen wir selbst festlegen dürfen, in der Scheune einen seltsamen Spiegel. Als sie diesen berührt, wird sie in eine andere Welt gezogen. Dort erfährt sie vom weißen Kaninchen Finn, dass sie die Auserwählte Ravenlok sei, die einer Prophezeiung zufolge das Königreich von der bösen Königin rettet. Was bereits in Teilen nach einer von Alice im Wunderland inspirierten Geschichte klingt, zeigt im Verlaufe des etwa fünf bis sechs Stunden langen Abenteuers noch einige Gemeinsamkeiten mehr mit dem Literaturklassiker. Schon in den ersten Minuten begegnen wir etwa jemandem, der eine Teeparty abhalten will oder einer riesigen Katze. Dennoch ist die eher simple und ohne große Wendungen komplett linear erzählte Geschichte von Ravenlok eigenständig, versteht es aber kaum zu überraschen. Dafür motiviert die Handlung ausreichend, um bis zum Ende bei Laune zu halten.

Einfaches Märchenabenteuer

Neben Alice im Wunderland dürfte offensichtlich Nintendos The-Legend-of-Zelda-Reihe eine Inspiration für das kanadische Entwicklungsstudio Cococucumber gewesen sein. Als titelgebende Protagonistin ist es unsere erste Aufgabe, in der fremden Welt ein Schwert und einen Schild zu finden. Sobald wir soweit sind, gilt es erste kleine Quests zu erfüllen, um Zugang zum Pilzwald zu erhalten. Hierbei fällt bereits auf, dass fast alle Quests in Ravenlok auf dem Finden von Gegenständen basieren, die wir anschließend der richtigen Person bringen müssen. Egal ob wir nun einen bestimmten Pilz suchen, Zutaten für einen Zauber oder den Zeiger einer Uhr, erst wenn wir das richtige Objekt haben, können wir an verschiedenen Orten weiterkommen und somit neue Gebiete für uns öffnen. Selbst vermeintliche Nebenquests entpuppen sich oft als erforderliche Aufgaben, da wir durch sie für das Vorankommen in der Geschichte notwendige Gegenstände erhalten.

Die gelegentlichen Rätsel fallen kaum herausfordernd aus, haben es oft nicht einmal verdient, als solche bezeichnet zu werden. Wir betätigen Schalter oder suchen die richtigen Orte auf. Nur sehr selten, müssen wir Hinweise finden, um etwa Knöpfe in der richtigen Reihenfolge zu aktivieren. Dass alles dafür notwendige fast immer im selben Bereich wie das Rätsel selbst zu finden ist, stört nicht, sondern garantiert eher Übersichtlichkeit und kein unnötiges und langwieriges Suchen. Allerdings unterstreicht das zusätzlich den eher gering gehaltenen Schwierigkeitsgrad, der sich auch bei den Kämpfen zeigt.

Simple Hauen und Stechen

Wie erwähnt, müssen wir uns zu Beginn unseres Abenteuers mit Schwert und Schild bewaffnen. Andere Waffen gibt es in Ravenlok nicht. Auch auf Ausrüstungsgegenstände verzichtet das Action-Rollenspiel. Wir lernen lediglich an bestimmten Orten eine von insgesamt vier Fähigkeiten, die wir im Kampf jederzeit über die Schultertasten einsetzen können. Ansonsten setzt Ravenlok auf simple Hack-and-Slay-Kämpfe. Entsprechend schnetzeln wir uns mit dem einzelnen Schlagbutton durch Gegner, weichen hin und wieder aus oder setzen noch seltener unseren Schild ein. Das war es auch schon. Viel mehr bietet das Kampfsystem, abgesehen von der Möglichkeit, Bomben auf unsere Gegner zu werfen, nicht. Immerhin fühlen sich die Kämpfe recht ordentlich an. Daran ändern auch manchmal bei großen Gegnerhorden unvermeidbarer Schaden, den wir einstecken, nichts.

Einer der vielleicht größten Höhepunkte von Ravenlok sind die Bosse. Die Kämpfe gegen die meist riesigen Widersacher sind zwar spielerisch kaum anspruchsvoller als die sonstigen Auseinandersetzungen, erfordern aber immerhin oft individuelle Vorgehensweisen. Selbst wenn wir die Bosse nach kurzer Zeit durchschaut haben und deshalb relativ schnell besiegen, bleibt das Gefühl eines abwechslungsreichen Kampfes erhalten. Dennoch ist Ravenlok insgesamt wirklich leicht und dürfte höchstens eine jüngere Zielgruppe ein wenig fordern können. Doch selbst für diese könnte das insgesamt zwar kurzweilige und mitunter spaßige, aber auch sehr oberflächliche Gameplay zu anspruchslos sein. Das soll nicht heißen, dass Ravenlok ein schlechtes Spiel ist. Aber wirklich viel Tiefe bietet das Action-Rollenspiel auch nicht.

Dafür trumpft Ravenlok mit einer märchenhaften Optik auf. Hier weiß Cococucumber die Möglichkeiten einer anderen Welt gut zu nutzen und setzt auf von Alice im Wunderland inspirierte Umgebungen. Präsentiert werden diese in einem schicken Voxel-Grafikstil, also in dreidimensionalen Pixeln, der besonders bei den Charakteren zur Geltung kommt. Doch gerade weil Ravenlok so schön aussieht, entsteht der Eindruck, dass die optische Seite im Mittelpunkt der Entwicklung stand. So fällt auch der Soundtrack eher schwach aus. Ravenlok kann zwar eine gelungene Märchenstimmung erzeugen, woran sicherlich auch die Musik einen gewissen Anteil hat, wirklich im Gedächtnis bleibt diese aber nicht. Wir könnten im Nachhinein nicht einmal sagen, ob in wirklich jedem Spielabschnitt eine musikalische Untermalung vorhanden war. Hier verschenkt Ravenlok zusätzlich zum zwar kurzweiligen, aber doch sehr einfachen und anspruchslosen Gameplay Potenzial. Angesichts der kurzen Spielzeit und der angenehmen Spielbarkeit, ist Ravenlok letztlich eher ein märchenhaftes Abenteuer für zwischendurch, mehr aber leider auch nicht.

Fazit

Ravenlok sieht schön aus, hat eine märchenhafte Atmosphäre und läuft flüssig. Dafür bietet das Action-Rollenspiel lediglich sehr einfaches Gameplay. Dennoch hatte ich durchaus Spaß mit dem Abenteuer der titelgebenden Heldin. Großartig gefordert wurde ich zwar weder bei den Kämpfen noch den Rätseln und auch die Geschichte ist unspektakulär, doch gerade deshalb ist Ravenlok leichtgängig und kurzweilig. Schnelle, simple Hack-and-Slay-Kämpfe, einfache Rätsel und ein niedriger Schwierigkeitsgrad sorgen dafür, dass ich Ravenlok nach fünf bis sechs Stunden beendet habe. In dieser kurzen Zeit wurde ich aber ausreichend gut unterhalten. Eine Empfehlung für Ravenlok auszusprechen ist trotzdem schwer. Wer ein kurzes Abenteuer für zwischendurch sucht und sich an einer etwas oberflächlichen Spielerfahrung nicht stört, kann Ravenlok ruhig eine Chance geben. Besonders die märchenhafte Stimmung und die schöne Grafik sind es wert. Dank der direkten Veröffentlichung im Game Pass können zumindest Abonnenten von diesem einfach Probe spielen.

Kurzfazit: Simples Action-Rollenspiel, das trotz schöner Optik und märchenhafter Stimmung lediglich anspruchsloses Gameplay und eine oberflächliche Geschichte bietet, aber zumindest kurzweilig unterhalten kann.

Vielen Dank an Cococucumber für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ravenlok!

Details
Titel: Ravenlok
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Cococucumber
Entwickler: Cococucumber
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 04. Mai 2023

© Cococucumber