Rezension: Labyrinth of Galleria: The Moon Society (Switch)

Als beschworene Seele, suchen wir mit Puppensoldaten in Labyrinth of Galleria: The Moon Society nach Artefakten.

Über zwei Jahre nach der Veröffentlichung in Japan, hat NIS America den Dungeon-Crawler Labyrinth of Galleria: The Moon Society doch noch in Europa und Nordamerika veröffentlicht. Trotz unabhängiger Geschichte, handelt es sich bei dem von Nippon Ichi Software entwickelten Spiel um die Fortsetzung des in Europa 2018 veröffentlichten Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk. Schon in den ersten Minuten, wird das offensichtlich, was vor allem an den Zeichnungen und Charakterdesigns liegt. Doch auch Gameplay und Grafik erinnern stark an Labyrinth of Refrain und bauen auf dessen Grundlagen auf. Wie von Nippon Ichi Software gewohnt, verfügt Labyrinth of Galleria: The Moon Society über zahlreiche Spielmechaniken und etliche Tutorials, die das Potenzial haben erschlagend zu wirken. Hier sei direkt der Tipp gegeben: Nehmt die Gameplay-Elemente hin, nutzt sie nach belieben, seid aber auch bereit sie einfach zu ignorieren.

Artefaktsuche

Die Geschichte von Labyrinth of Galleria: The Moon Society beginnt mit Eureka de Soleil, die auf eine seltsame Stellenanzeige hin zum abgelegenen Galleria Manor gereist ist. Schließlich erfüllt sie die beiden Voraussetzungen. Sie kann gut verlorene Dinge wiederfinden und kennt sich mit Margeriten aus. Dass bei solchen Anforderungen keine normale Arbeit auf das leichtgläubige, quirlige und positive Adelsmädchen wartet, dürfte wenig überraschen. Begrüßt wird Eureka von der Hexe Marta, die im Auftrag des Herren von Galleria Manor im darunter liegenden gefährlichen Labyrinth nach wertvollen Artefakten suchen soll. Problem dabei ist jedoch, dass sich der einzige Zugang zu den weit verzweigten Gängen in einem Kleiderschrank befindet. Während das Betreten des Labyrinths durch diesen kein Problem ist, werden alle lebenden Wesen, die versuchen zurückzukehren zu Hackfleisch zerquetscht. Deshalb benötigt Marta ein Medium und dieses hat sie in Eureka gefunden.

Obwohl wir die in teils langen Visual-Novel-artigen Abschnitten erzählte Geschichte aus der Sicht von Eureka erleben, verkörpern wir eine Seele. Diese wird von Eureka und Marta kurz nach der Ankunft des Mädchens in Galleria Manor beschworen. In der Lanterne de Fantasmagorie platziert, ist es an uns, das Labyrinth zu erkunden, während Eureka dank ihrer Kräfte miterleben kann, was wir sehen. Kurzerhand erhalten wir den Spitznamen Fantie und sollen nun in die Tiefen unter Galleria Manor aufbrechen, um die Artefakte zu finden. Dort warten jedoch nicht nur weitläufige Gänge, verseuchtes Wasser, Fallen und Gräben auf uns, sondern auch Monster. Deshalb benötigen wir natürlich schlagkräftige und kampfbereite Unterstützung.

Selbsterschaffte Puppenarmee

Wie schon in Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk, besteht unsere eigentliche Gruppe für die Dungeonerkundung aus Puppen. Diese können wir in einem sehr umfangreichen Editor selbst erstellen. Neben anfangs sechs Klassen und unterschiedlichem Aussehen, dürfen wir etwa auch Namen oder Vorlieben festlegen. Nippon Ichi Software lässt uns hier viele Freiheit, ermöglicht uns glücklicherweise aber auch, vieles davon dem Zufall zu überlassen. Das ist besonders deshalb begrüßenswert, weil wir später im Spiel eine regelrechte Armee aus Puppen befehligen. Um Teil unserer Gruppe zu sein, muss jede Puppe einem Coven oder Vertrag zugeteilt werden. Diese unterscheiden sich nicht nur in ihrer Ausrichtung wie Kämpfer oder Heiler, was Einfluss auf die Fähigkeiten hat, sondern auch hinsichtlich ihres Umfangs. So können wir beispielsweise einem einzigen Coven drei aktive und drei unterstützende Puppen zuteilen. Bei fünf Coven gehören unserer Gruppe somit dreißig Puppen an. Eine Masse, die wir glücklicherweise nach Coven befehligen und nicht einzeln. Dennoch bekommen wir mit der Zeit wirklich das Gefühl eine riesige Gruppe mit Untergruppen zu befehligen.

Kämpfe finden im Labyrinth of Galleria rundenbasiert statt . Treffen wir auf die als große schwarze Augäpfel sichtbaren Gegner, wechselt das Spielgeschehen in einen Kampfbildschirm. Hier erteilen wir unserer Gruppe Befehle und lassen diese anschließend nacheinander und gegebenenfalls im Wechsel mit den Gegnern Aktionen ausführen. Egal ob normale Angriffe, Donum genannte Zauber oder Fähigkeiten, Spezialangriffe oder andere Aktionen, dank einer guten Übersicht und Planbarkeit, haben wir uns schnell an die Kämpfe gewöhnt. Auch unterstützende Fantabilities, Fähigkeiten von Fantie, die wir gegen Mana bei Marta kaufen dürfen, lassen sich schnell und einfach ausführen. Allerdings benötigen wir dafür Reinforcement-Punkte, die sich erst beim Verlassen des Labyrinths wieder regenerieren. Da einige Fantabilites auch außerhalb von Kämpfen nützlich oder essentiell sind, sollten wir also stets gut überlegen, wann wir Reinforcement-Fähigkeiten nutzen.

Klassischer Dungeon Crawler

Natürlich besteht Labyrinth of Galleria: The Moon Society nicht nur aus Kämpfen und den Visual-Novel-artigen Storyabschnitten. Einen zentralen Teil des Gameplays nehmen die Erkundungen der verschiedenen Ebenen und Bereiche des Labyrinths ein. Wie in klassischen Dungeon Crawlern, bewegen wir uns Schritt für Schritt aus der First-Person-Perspektive durch die Gänge des unterirdischen Gemäuers. Bei jedem Schritt, bewegen sich auch die Gegner. Außerdem dürfen wir uns um neunzig Grad drehen, Schritte zur Seite oder nach hinten machen und natürlich Fantabilities einsetzen. So können wir etwa relativ früh im Spiel fast alle Wände zerstören. Das kostet zwar Reinforcement-Punkte, gewährt uns aber Zugang zu neuen Bereichen oder versteckten Räumen mit Schätzen. Auch andere Bewegungsmöglichkeiten wie Sprünge über Abgründe oder das Betreten von verseuchtem Wasser müssen wir erst freischalten. Das führt dazu, dass wir gerade zu Beginn schon nach kurzer Zeit im Dungeon wieder zurück müssen, eine Storysequenz absolvieren, um die nötigen Fähigkeiten oder Erfordernisse fürs Weiterkommen freizuschalten. Zeitweise kann das etwas anstrengend sein, am grundsätzlichen Spielspaß ändert sich aber wenig.

Dafür bietet Labyrinth of Galleria trotz der anfangs erwähnten zahlreichen komplizierten Spielmechaniken, zu unterhaltsames Dungeon-Crawler-Gameplay. Dabei gelingt es sogar, den sehr guten Vorgänger noch einmal zu übertreffen. Allerdings ist das nicht nur dem gelungenen Gameplay, sondern auch der grandiosen Atmosphäre und der spannenden und überraschend wendungsreichen Geschichte zu verdanken. Einige Entwicklungen sind nicht vorherzusehen und verleihen Labyrinth of Galleria eine unerwartete ernste und düstere Seite. Doch gerade das zeichnet den Dungeon Crawler aus. Hier zeig sich, dass unnötig aufgebauschte und komplizierte Gameplay-Elemente gar nicht notwendig sind, um einen Dungeon Crawler von anderen Genre-Vertretern abzusetzen. Labyrinth of Galleria gelingt das vor allem durch die packende Geschichte und hervorragend geschriebenen Charaktere.

Optisch überzeugt Labyrinth of Galleria mit wunderschönen Zeichnungen. Sowohl Charaktere als auch Hintergründe strotzen vor Details. Da verzeihen wir die manchmal etwas matschigen Texturen und die gerade zu Beginn fehlende Abwechslung in den Labyrinthen gerne. Zumal der Dungeon Crawler mit einem fantastischen Soundtrack, der irgendwo zwischen Grusel-Halloween- und Zirkus-Musik pendelt, die sowieso gelungene Atmosphäre noch zusätzlich verstärkt. Die wirklich sehr gute japanische und englische Sprachausgabe sowie die gekonnt geschriebenen englischen Texte, runden das spaßige Dungeon-Crawler-Erlebnis schön ab.

Fazit

Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk habe ich sehr gerne gespielt. Dass der bereits 2021 in Japan erschienene Nachfolger doch noch in Europa erscheint, habe ich nicht mehr erwartet. Umso überraschter und erfreuter war ich bei der Ankündigung einer Übersetzung von Labyrinth of Galleria: The Moon Society. Beim Gameplay erinnert der Dungeon Crawler stark an den Vorgänger. Sinnvolle Neuerungen sorgen jedoch dafür, dass sich Labyrinth of Galleria von Labyrinth of Refrain ausreichend abgrenzt, um auch abseits der spannenden Geschichte eigenständig zu sein. Dass Nippon Ichi Software das Gameplay unnötig mit zahlreichen komplexen bis komplizierten Systemen mit allerlei eigenen Begriffen aufbauscht, sorgt für eine Einstiegshürde, die nicht notwendig gewesen wäre. Die rein englischen Texte können aufgrund der vielen Tutorials zusätzliche Schwierigkeiten mit sich bringen. Wer sich aber auf Labyrinth of Galleria einlässt und auch mal bereit ist Gameplay-Elemente zu ignorieren, dürfte bei notwendiger Genre-Affinität, auch als Rollenspiel-Fan, Gefallen an dem Dungeon Crawler haben. Die spannende, wendungsreiche Geschichte mit ihren tollen Charakteren, die schönen Zeichnungen und der stimmungsvolle Soundtrack sind in jedem Fall einen Blick wert.

Kurzfazit: Gelungener Dungeon Crawler mit spannender Geschichte, tollen Charakteren und spaßigem Gameplay, das jedoch mit vielen komplexen Mechaniken unnötig kompliziert sein kann.

Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Labyrinth of Galleria: The Moon Society!

Details
Titel: Labyrinth of Galleria: The Moon Society
Genre: Dungeon Crawler, Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Nippon Ichi Software
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 17. Februar 2023