Rezension: Mario Strikers: Battle League Football (Switch)

Mario und Co stürzen sich in Mario Strikers: Battle League Football nach fünfzehn Jahre wieder in ein actionreiches Fußballspiel.

Schon auf dem GameCube und der Wii haben Nintendo und Next Level Games Mario und seine Freunde und Widersacher in spaßige Action-Fußballspiele geschickt. Mario Smash Football von 2005 und Mario Strikers Charged für Wii waren zu ihrer Zeit erfolgreiche Sportspiele rund um das Nintendo-Maskottchen und erfreuen sich bis heute einer beständigen Fanbasis, die schon lange nach einem dritten Teil verlangt. Fünfzehn Jahre mussten wir warten bis die Mario-Strikers-Reihe zurückkehrt. Leider kann Mario Strikers: Battle League Football auf der Switch die hohen Erwartungen nicht vollends überzeugen. Besonders Solospielern wird wenig geboten.

Spaßige Fußballaction

Das grundsätzliche Gameplay von Mario Strikers: Battle League Football trumpft mit schnellen, effektreichen Fußballspielen auf. Mit einer vierer Feld-Mannschaft die von einem KI-Torwart unterstützt wird, stürzen wir uns in fast komplett regelfreie Duelle mit gegnerischen Teams. Dabei gelten die üblichen Mario-Sportspiel Gepflogenheiten. Entsprechend fliegen Items durch die Gegend, Schüsse werden aufgeladen, Tacklings sind ein gängiges Mittel, elektrisierte Barrikaden am Spielfeldrand verhindern ein Aus und Hyperschüsse sorgen für mächtige Angriffe. Mit normalem Fußball hat Mario Strikers: Battle League Football entsprechend wenig gemeinsam, aber das war auch schon in den Vorgängern so und etwas anderes hätten wir auch nicht gewollt. Schließlich ist es gerade die ungezwungene Fußballaction, die uns so viel Spaß macht. Da können wir das mit etwa einer Stunde viel zu lange Tutorial, das uns sämtliche Feinheiten beibringt, noch hinnehmen.

Besonders, wenn wir mit Freunden und Verwandten spielen, entfaltet Mario Strikers: Battle League Football sämtliche Stärken. Zu acht an einer Konsole oder Online heiß umkämpfte Matches austragen, ist eine helle Freude und zeigt ähnliches Potenzial wie Gefechte in Smash Bros. oder Rennen in Mario Kart. Zumindest solange wir mit unseren Mitspielern kommunizieren können. Ansonsten fühlen sich die Online-Spiele eher wie Auseinandersetzungen gegen stärkere und schlauere KI-Gegner an. Ihr merkt sicher bereits, dass Mario Strikers: Battle League Football das Potenzial zu einem Partyhit hat. Zumindest in der Theorie stimmt das auch – sofern alle Mitspieler die Steuerung verinnerlicht haben. Das lange Tutorial muss aber nicht jeder absolvieren. Solange jeder alle Möglichkeiten erklärt bekommt, kann auch mit unerfahrenen Freunden viel Spaß aufkommen.

Maues Soloangebot

Problematisch wird es jedoch, wenn wir Mario Strikers: Battle League Football alleine spielen wollen. Auf eine Kampagne oder Geschichte in irgendeiner Form wurde komplett verzichtet. Für uns unverständlich, da Spiele wie Mario Tennis Aces bewiesen haben, dass selbst simple Storymodi viel zur Motivation und zum Spielspaß beitragen können. Wirklich bedauerlich, dass hierauf verzichtet wurde, zumal das Tutorial sinnvoll in eine kurzweilige Geschichte hätte einbezogen werden können. Stattdessen dürfen wir uns lediglich zwischen Einzelspiel, Pokalturniere und Strikers-Club entscheiden. Letzteres ist ein reiner Online-Modus in dem wir einen eigenen Club erstellen oder uns einem Club anschließen und mit bis zu neunzehn Mitstreitern versuchen, jede Saison in den Ligatabellen aufzusteigen. Eine durchaus unterhaltsame Angelegenheit, die aber lediglich für Online-affine-Spieler interessant ist.

Beim Einzelspiel handelt es sich wenig überraschend um einfache Fußballspiele. Hier dürfen wir entweder zu acht an einer Konsole, zu zweit lokal mit weiteren Konsolen oder Online antreten. Anders als beim Pokalturnier dürfen wir Einzelspiele in Spieldauer und Schwierigkeitsgrad anpassen und können Items und Hyperschüsse aktivieren oder deaktivieren. Kurzweiliger Spielspaß ist hier garantiert, aber wie bereits erwähnt, wesentlich unterhaltsamer, wenn wir Mitspieler haben. Die Pokalturniere, die wir maximal zu viert bestreiten dürfen, entsprechen am ehesten etwas wie einem Modus mit Ziel. Hier versuchen wir in vier bis fünf Spielen die unterschiedlichen Pokale zu gewinnen. Gegnerische Teams sind dabei entsprechend der Namen gestaltet. So treffen wir beim Turbopokal auf schnelle Kontrahenten, während der Fokus beim Muskelpokal auf Kraft liegt. Das kann durchaus reizvoll sein. Da wir den Schwierigkeitsgrad aber nicht anpassen dürfen, sind wir auf die vorgegebenen Grundlagen angewiesen. Dadurch werden uns vier leichte, ein mittlerer und ein schwerer Pokal geboten. Haben wir die Pokale einmal abgeschlossen, besteht keinerlei Reiz die Turniere erneut anzugehen. Damit verliert Mario Strikers: Battle League Football schon nach kurzer Zeit fast sämtliche Motivation für Solospieler.

Mäßiger Umfang, wenig Anpassung

Damit nicht genug leidet das Action-Fußballspiel nicht nur unter eine geringen Modianzahl, sondern präsentiert sich insgesamt mit wenig Umfang. Gerade einmal zehn Charaktere stehen zur Auswahl. Da jedes Team aus vier Figuren besteht, kommt es nicht selten vor, dass lediglich zwei Akteure nicht mitspielen. Zumindest wenn wir auf doppelte Charaktere verzichten. Große Abwechslung sieht anders aus. Ähnliches gilt für die Stadien von denen lediglich fünf zur Auswahl stehen. Viel zu wenig. Die große Hoffnung, dass die Arenen Einfluss aufs Spiel haben, da immer zwei Hälften zu einer Spielfläche zusammengesteckt werden, wird ebenfalls nicht erfüllt. Lavaschloss, Dschungel oder Geistervilla weisen lediglich optische Unterschiede auf und haben keinerlei spielerische Relevanz. Spätestens hier zeigt sich, wie viel Potenzial einfach ungenutzt bleibt. Es gibt nicht einmal weitere Charaktere oder Stadien zum Freischalten. Von Anfang an steht alles zur Verfügung, was zusätzlich an der Motivation kratzt.

Immerhin dürfen wir mit verdienten Münzen Ausrüstung für die zehn Charaktere kaufen. Mit dieser lassen sich die Attribute von Mario, Bowser, Peach, Toad und den anderen beeinflussen. Rüsten wir Rosalina beispielsweise mit dem Turbohelm auf, erhöht sich ihr Tempo, gleichzeitig sinkt aber ihre Technik. Auf diese Weise können wir die Charaktere individualisieren und an unseren Spielstil anpassen. Ob wir mit den ausgerüsteten spielen wollen, dürfen wir in der Mannschaftsauswahl stets festlegen. Wie reizvoll das Ausnutzen der Möglichkeiten jedoch ist, ist schwer einzuschätzen. Uns haben beispielsweise die Standard-Charaktere komplett ausgereicht, so dass wir schon nach kurzer Zeit kein Interesse mehr für die Ausrüstung aufgebracht haben. Eine sinnvolle Neuerung ist es aber in jedem Fall, auch wenn die Ausrüstungsmenge mit jeweils fünf Teilen für Kopf, Arme, Torso und Beine pro Charakter ebenfalls eher gering ausfällt.

Schön präsentiert

Doch bei allem Ärger über den Umfang, wollen wir nicht vergessen, dass Mario Strikers: Battle League Football trotz einiger Mängel und ungenutztem Potenzial immer noch ein spaßiges Action-Fußballspiel ist. Dazu trägt auch die wunderschöne Optik bei. Der Grafikstil passt zu einem Mario-Sportspiel und kommt auf der Switch perfekt zur Geltung. Besonders die schick gezeichneten Hyperschusssequenzen sind eine Augenweide. Zumal das Geschehen stets flüssig bleibt. Ruckler sind uns höchstens sehr selten in den Zwischensequenzen aufgefallen. Spielbeeinträchtigend waren diese jedoch nie und auch sonst kaum erwähnenswert. Dazu gesellt sich ein treibender und zum Spiel passender Soundtrack und eine ebenso gelungene Soundkulisse. Lediglich ein optionaler Kommentator hätte unter Umständen für noch mehr Fußballstimmung sorgen können. Der Aufwand dürfte hier aber verständlicherweise etwas zu groß gewesen sein.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Nintendo bereits kostenlose Updates für Mario Strikers: Battle League Football bestätigt hat. Es ist also naheliegend, dass wir in Zukunft neue Charaktere, Stadien und vielleicht sogar Modi spendiert bekommen. So schön das ist, zeigt sich daran aber auch, dass Mario Strikers: Battle League wieder ein Nintendo-Spiel ist, das gefühlt unfertig veröffentlicht wurde. Dennoch bleibt festzuhalten, dass wir durchaus Spaß mit dem Action-Fußballspiel hatten – vor allem im Mehrspieler-Modus. Deshalb können Mario-Sportspiel- und Strikers-Fans, die vorwiegend mit Freunden oder Online spielen wollen, ruhig zugreifen. Wer aber hauptsächlich alleine spielt, dürfte schnell die Lust an Mario Strikers: Battle League Football verlieren.

Fazit

Fünfzehn Jahre habe ich auf einen Nachfolger von Mario Strikers Charged gewartet und dann bietet mir Mario Strikers: Battle League Football nur einen durchwachsenen dritten Teil. Sicher, das Action-Fußballspiel ist grundsätzlich spaßig, trumpft mit gelungenem Gameplay auf und kann sich besonders im Mehrspieler-Modus komplett entfalten. Aber fehlende Einzelspieler-Optionen wie eine Kampagne, abwechslungsreichere Pokale oder eine Liga und der überschaubare Umfang, kratzen schnell an meiner Motivation. Dabei will ich Mario Strikers: Battle League Football mögen. Schließlich ist das Spiel an sich nicht schlecht. Um so bedauerlicher ist es aber, dass sich Nintendo und Next Level Games mit ungenutztem Potenzial selbst ein Bein stellen. Wer vorwiegend mit Freunden oder Online spielt, dürfte trotzdem kurzweiligen Spaß haben. Solospieler sollten sich aber gut überlegen, ob das Gebotene ausreicht und vielleicht auf die versprochenen Updates warten.

Kurzfazit: Grundsätzlich spaßiges Action-Fußballspiel das trotz gelungenem Gameplay unter massig ungenutztem Potenzial, viel zu geringem Umfang und kaum Solospieler-Optionen leidet.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Mario Strikers: Battle League Football!

Details
Titel: Mario Strikers: Battle League Football
Genre: Arcade-Sport
Publisher: Nintendo
Entwickler: Next Level Games
Spieler: 1-8
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2022

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