Rezension: Welcome to the NHK – Vol. 2 (Blu-ray)

Tatsuhiros Mutter kündigt in Welcome to the NHK Volume 2 plötzlich einen Besuch an und Tatsuhiro ist auf Misakis Hilfe angewiesen.

Misaki ist weiterhin fest entschlossen Tatsuhiro zu helfen und dafür zu sorgen, dass er sein Hikikomori-Leben hinter sich lässt. Allerdings hat er ganz andere Probleme: seine Mutter will ihn kurzfristig besuchen. Unter keinen Umständen darf sie von seinem zurückgezogenen Leben erfahren. Deshalb tischt er ihr eine handfeste Lüge auf und behauptet, nicht nur bei einem Spieleentwickler zu arbeiten, sondern auch eine Freundin zu haben. Letztere will seine Mutter natürlich kennenlernen. Nur Mit Kaorus und Misakis Hilfe, hat Tatsuhiro Hoffnungen, dass die Fassaden seiner Lügen halten. Aber weshalb ist Misaki überhaupt so hilfsbereit? Und wer ist sie eigentlich? In Tatsuhiro wachsen widersprüchliche Gefühle, das mysteriöse Mädchen betreffend.

Zweifelnde Gefühle

Welcome to the NHK Volume 2 bleibt in den sechs Episoden des zweiten Serienviertels genau die Mischung aus Tragik, Drama und Humor, die bereits den Serienauftakt abwechslungsreich gemacht hat. Allerdings fällt schnell auf, dass der Fokus dabei noch etwas stärker als zuvor auf romantische Gefühle gelegt wird. Besonders Kaoru zeigt, auch aufgrund seiner Jugendfreundin und Kommilitonin Nanako, ein wahres Wechselbad an Emotionen. Flucht er in einem Moment noch über Frauen, zeigt er sich im nächsten Augenblick schon höchst angetan von ihnen und seiner ewigen Liebe. Natürlich muss besonders Tatsuhiro, der mit Kaoru weiterhin an einem eigenen Videospiel arbeitet, unter den Gefühlsschwankungen seines Nachbarn und ehemaligen Mitschülers leiden. Damit nicht genug, steht zu Beginn des zweiten Volumes der Besuch von Tatsuhiros Mutter an. Das führt zu einem engeren Kontakt mit Misaki, die Tatsuhiro weiterhin kaum kennt.

Trotzdem erwachen auch in ihm romantische Gefühle, was zusätzlich unterstreicht, dass Welcome to the NHK Volume 2 gerade in der ersten Hälfte besonders Liebe in den Mittelpunkt stellt. Allerdings auf eine ganz eigene Art und Weise, bei der weder Tatsuhiros Hikkikomori-Leben noch seine psychischen Probleme samt der seiner Verschwörungsängste ausbleiben dürfen. Schließlich könnte es auch gut sein, dass Misaki ihm gar nicht helfen will, sondern in Wahrheit ebenfalls zur NHK gehört. Das unterstreicht wunderbar die ausgezeichnete Mischung aus Drama und Humor, die Hand in Hand gehen und für eine bedrückende und zugleich fröhliche Stimmung sorgen. Tatsächlich wird sogar endlich etwas mehr über Misaki, die trotzdem weiterhin geheimnisvoll bleibt, verraten. Das erhöht den Reiz der Serie und trägt viel zur Charakterdarstellung bei. Die starke Konzentration auf einige wenige, dafür aber ausführlich ausgearbeitete, vielschichtige und tiefgründige Figuren, hilft der Serie enorm und hat einen großen Anteil an der Sympathie, die Tatsuhiro, Misaki und Kaoru bei all ihren Eigenheiten wecken.

Allerdings bleibt Welcome to the NHK Volume 2 nicht zu locker und romantisch. In der zweiten Hälfte des Volumes wandelt sich die Serie spürbar, wird dramatischer und bedrückender. Sind es anfangs vor allem Tatsuhiros Zweifel, bringt Hitomi noch ernstere Themen ins Spiel. So wird ein tieferer Einblick in ihr Leben und ihre stark belastete Psyche gewährt. Umso verständlicher ist, weshalb sie bei ihrem bisher eher kurzen Auftritt so düster gewirkt hat. Hier greift die Serie auch das Thema Selbstmord mit auf, schafft es dabei aber, wie schon das erste Volume, das überaus feinfühlig umzusetzen. Selbst die Tragik-komischen Momente fügen sich gut mit dem eindeutig auf die Stimmung drückenden Thema zusammen, so dass auch hier Drama, ernster Grundton und Humor wunderbar aufeinander abgestimmt sind. Weiterhin gilt dabei jedoch, dass Welcome to the NHK Volume 2 sicherlich nicht für jeden geeignet ist. Gerade die ernsten Themen und die bedrückende Stimmung können im persönlichen Eindruck den Unterhaltungswert der Serie deutlich senken. Zugleich regt die Serie aber mit dem gelungenen Umgang zum Nachdenken ein und beweist, wie gut Tragik, Drama und Humor selbst mit schweren Themen in Einklang zu bringen sind.

Fazit

Welcome to the NHK Volume 2 ist genauso wie der Vorgänger eine teils schwer verdauliche, aber dennoch unterhaltsame Mischung aus Tragik, Drama und Humor. Ernste Themen werden feinfühlig angesprochen, niemals ins Lächerliche gezogen und trotzdem mit einer Note Witz versehen. Zu verdanken ist das oft dem Galgenhumor, der selbst tragische Situationen auf humorvolle Weise erzählt. Zugleich setzen die sechs Episoden auf einen höheren Anteil an Romantik, der sich gut einfügt und als Grundlage für wichtige Charakterentwicklungen dient. Dabei sind es vor allem Tatsuhiro, Misaki, Kaoru und Hitomi, die Welcome to the NHK Volume 2 tragen. Wie schon beim ersten Volume gilt, dass die Serie nicht jedem gefallen wird. Besonders ernste Themen wie Selbstmord sorgen für eine bedrückende Atmosphäre, die auch nach dem offenen Ende bei mir hängen geblieben ist und meine Stimmung spürbar gedrückt hat. Trotzdem bleibt Welcome to the NHK Volume 2 immer auch unterhaltsam – zumindest solange die Bereitschaft vorhanden ist, sich auf die Serie und schwer verdauliche, aber hervorragend geschriebene Geschichte einzulassen.

Kurzfazit: Tragische, dramatische, witzige und bedrückende Fortsetzung der realistischen und schwer verdaulichen Geschichte die von den großartig geschriebenen Charakteren, feinfühlig inszenierten ernsten Themen und dem exzellenten Genre-Mix lebt.

Vielen Dank an AniMoon Publishing für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Welcome to the NHK – Vol. 2!

Details
Titel: Welcome to the NHK – Vol. 2
Originaltitel: NHK ni Yōkoso!
Genre: Drama, Komödie, Slice of Life, Romantik
Regie: Yusuke Yamamoto
Studio: Gonzo K.K.
Produktionsjahr: 2006
Laufzeit: ca. 144 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Extras:  Acrylfigur, Mediabook, Clean Opening, Clean Ending
Erscheinungstermin: 26. November 2021
Herstellerseite: AniMoon Publishing

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